Problem mit dem Arbeitskollegen
Hallo,
ich arbeite seit Montag wieder in meinem alten Kindergarten und habe dort die Krippe übernommen. Ich führe sie mit einem männlichen Kollegen, der dort seit September agiert. Allerdings ist er ein „kleiner“ Problemfall und steht auch kurz vor der Kündigung. Meine Leiterin hat ihn nur deswegen noch nicht gekündigt, weil sie ihm bei mir nun eine allerletzte Chance geben will. Da ich schon Erfahrungen im Leiten einer Gruppe habe und auch weiß, wie sie den Tagesablauf, die Planung, etc. gestaltet haben möchte, darf ich ihn nun einweisen.
Generell übernehme ich diese Arbeit gerne und zeige ihm auch gerne, wie alles laufen soll. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass mein Kollege unpünktlich und unzuverlässig ist. Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass er nicht genau weiß, wie man eine Gruppe leitet und worauf unsere Leiterin wert legt. Immerhin wurde er Anfang September alleine in die Gruppe gestellt und ins kalte Wasser geschmissen.
Die Unpünktlichkeit und auch die Unzuverlässigkeit jedoch sind für mich ein absolutes „No-go“! Er kommt häufig zu spät oder ruft im Falle eines Krankenstandes erst mitten am Tag an- normalerweise sollte dies vor Dienstantritt passieren!
Gleich Montag hatten wir vereinbart, dass er eine neue Kinderliste und einen Aushang für die Wandtafel in der Garderobe schreibt und diese auch am nächsten Tag mitbringt. Dienstag hatte er es natürlich nicht mit, obwohl dies so vereinbart war. Die Arbeit blieb dann an mir hängen, weil wir vor allem das Plakat dringend gebraucht haben.
Ich stehe nun immer zwischen den Fronten. Meine Leiterin hat mich darum gebeten, dass ich bei Problemen gemeinsam mit ihm zu ihr komme und ihr davon berichte. Einerseits möchte ich nun nicht der „Buhmann“ sein und dann unter Umständen sogar für seine Kündigung verantwortlich sein, aber andererseits will ich auch nicht die komplette Arbeit übernehmen.
Wie denkt ihr darüber? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Hallo,
hm das ist ja schon eine verzwickte Lage in der du da steckst, denn einerseits möchtest du keine Petze sein, aber andererseits soll die Arbeit ja auch gerecht aufgeteilt werden und was nützt dir da ein Arbeitskollege, auf den du dich überhaupt nicht verlassen kannst?
Ich würde zuerst das Gespräch mit deinem Arbeitskollegen suchen und ihm direkt sagen, was dich stört und das du, falls es sich nicht ändert, mit ihm zu eurem Vorgesetzten gehen wirst. Wenn er sich dann nicht ändert, würde ich wirklich zur Leiterin gehen und es dort besprechen, denn es kann ja nicht sein, das du für zwei arbeitest. Seinen Lohn gibt er dir garantiert nicht für die Arbeit die du von ihm machst.
Aber ich würde mir keine Sorgen machen, das er evtl. wegen deiner Ansprache gekündigt werden könnte, denn zu einer Kündigung gehört etwas mehr als nur eine Beschwerde und wie du schon schreibst, ist es seine letzte Chance. Es liegt somit an ihm und nicht an dir, ob er diese nun nutzt oder lieber arbeitslos sein möchte.
Ich denke auch, dass du ihn vielleicht noch einmal ansprechen solltest. Mach ihm klar, dass du nicht bereit bist sein Verhalten zu akzeptieren und, dass du beim nächsten Vorfall die Leiterin kontaktierst. Damit gibst du ihm zwar noch eine Chance sein Verhalten zu ändern, signalisierst ihm aber gleichzeitig, dass du dich nicht ausnutzen lässt und seine Ausfälle nicht tolerieren wirst.
Es wird sich bei deinem Kollegen ja wenn auch um einen jungen, doch um einen erwachsenen Mann halten, der sich und sein Benehmen reflektieren und die Konsequenzen abwägen kann. Also kann er sich selbst überlegen wo seine Prioritäten liegen - beim Job oder beim Schludern. Und du trägst keine Verantwortung dafür, dass er sein Leben auf die Reihe bekommt, sondern dafür, dass es in der Gruppe läuft und wenn das mit ihm nicht möglich ist, muss er eben mit den Folgen leben.
Wenn man das mal von der anderen Seite sieht: deine Chefin hat dir die Anweisung gegeben, Unregelmäßigkeiten zu melden. Meiner Meinung nach ist es nur fair ihr gegenüber, auch diese weiterzumelden. Wenn du das nicht tust, bist du ja eigentlich ihr nicht wirklich fair gegenüber.
Außerdem ist das wohl das Schlechteste für die Kids. Wenn es mal ganz blöd läuft (du bist krank und dein Kollege auch aber er meldet sich nicht ab), dann stehen sie möglicherweise ohne Betreuer da. Die Vorbildfunktion wurde ja schon erwähnt. Das ist in den Job ja wohl ganz wichtig.
Der Mann ist einfach dann für den Job nicht geeignet, also sollte ihm zumindest klargemacht werden, dass es so nicht geht. Eine Kündigung ist meiner Meinung nach unvermeidbar. Mir ist eigentlich sogar schleierhaft, wieso er nicht in der Probezeit gefeuert wurde.
Ich kann dich gut verstehen, dass dich die Situation sehr belastet. Ich bin auch ein Mensch, der anderen nichts böses will und würde mich hier auch sehr schwer tun.
Ist deinem Kollegen wirklich bewußt, wie kritisch seine Situation ist? Möglicherweise hat er sich bisher zu wenig Gedanken gemacht und nimmt einfach alles auf die leichte Schulter - ohne eine böse Absicht zu haben.
Ich an deiner Stelle würde ein persönliches und offenes Gespräch führen. Dabei würde ich auf eine freundliche Atmosphäre achten. Wenn man gleich mit Vorwürfen kommt, verschließen sich die meisten Menschen. Und das würde verhindern, dass du deinen neuen Kollegen näher kennen lernen kannst. Erkläre ihm sachlich und in klaren Worten, welche Verantwortung er hat und welche Folgen es haben kann, wenn er sich nicht ändert. Erkläre ihm, wie wichtig dir die Arbeit ihm Kindergarten ist. Er soll sich bewusst werden, dass er ein Vorbild für die Kinder sein soll und wie gefährlich es für die Kinder sein kann, wenn er sich verantwortungslos verhält. Er soll sich auch bewußt werden, wie schwer für dich die Situation ist. Mache ihm klar, in welche Schwierigkeiten du kommst, wenn er sich weiter so verhält. Wenn ihm wirklich etwas an seiner Arbeit (und an dir) liegt, dann sollte er nach einem so offenen Gespräch Betroffenheit zeigen.
Ich hoffe sehr, dass ihm die Augen aufgehen werden und dass er seine Chance nutzen wird. Ich freue mich immer sehr, wenn ein Mensch seine Fehler einsieht und sich ändert.
Wenn du so vorgehst, kann dir dein Kollege wirklich dankbar sein. Wenn du dich darum bemühst, dass sich dein Kollege ändert, brauchst du kein schlechtes Gewissen haben, denn dann hast du dein möglichstes getan, um eine Kündigung zu verhindern. Und falls es zur einer Kündigung kommt, ist diese fair, weil du mit ihm ausführlich geredet hast.
Hallo!
Sicher, steckst du in einer Zwickmühle. Aber dennoch solltest du sehen, was für den Kindergarten und vor allem die Kinder am besten ist. An deiner Stelle würde ich einfach mal mit dem Kollegen reden und ihm ganz klar sagen, dass er sich anstrengen muss und dies seine letzte Chance ist, den Job zu behalten. Dann kann er ja selbst entscheiden, ob er an sich arbeiten wird oder eben riskiert, dass er gekündigt wird.
Du bist dann ja nicht gleich, zu der Leitung gegangen und hast dort gepetzt. Du hast deinem Kollegen ja klar gesagt, wie es aussieht und das du nicht zufrieden bist, wie er arbeitet. Er muss dann selbst sehen, dass er es hin bekommt und wenn nicht, dann wendest du dich eben an die Leitung.
Du hast nicht nur ein Problem, sondern ein unangenehmes noch dazu. Dieser junge Mann wurde deiner Obhut übergeben in der Hoffnung, dass er sich ändert und in Zukunft zuverlässiger ist. Da das nun nicht der Fall ist und er dich hängen lässt, würde ich ihn ansprechen und ihm genau sagen, dass du nicht gewillt bist, diese Mätzchen mitzumachen. Ich würde ihn nach dem Grund seiner Verspätung fragen und warum die Kinderliste nicht wie besprochen fertig war. Dann bekäme er von mir zu hören, dass ich in Zukunft mit ihm zur Vorgesetzten muss und das gemeinsam besprochen wird, und er dann damit rechnen könne, dass er sich um eine andere Stelle bemühen könne. Ich würde ihm gleichzeitig auch mitteilen, dass du nicht mehr bereit bist, für ihn mitzuarbeiten.
Es ist immer schwierig, eine Position zu bekleiden, in der man sich hin und wieder als Denunziant fühlt, nämlich dann, wenn man sich wegen eines Fehlverhaltens einer Person an eine höher gestellte Person wenden soll. Dass Du den Eindruck hast, in solchen Fällen der Buhmann zu sein und gleichzeitig mit dem Verhalten Deines Kollegen, das ja nicht nur falsch, sondern vor allem unkollegial ist, nicht klarkommst, kann ich absolut nachvollziehen. Ich denke, dass ich daher auch direkt auf ihn zugehen würde, nämlich beim nächsten Fall, in dem er sich so verhält, dass sein Verhalten eine konkrete schädigende Auswirkung auf die anderen Mitarbeiter hat.
Genau das würde ich ihm dann auch so sagen, eben, dass er damit allen anderen schadet. Sollte er nicht verstehen, inwiefern sein Verhalten schädigend ist, kannst Du es ihm ja in kurzen Worten erklären und ihm dann deutlich sagen, dass Du verpflichtet bist, das Deiner Vorgesetzten zu melden. Ich finde nämlich, dass Du in der Tat verpflichtet dazu bist, immerhin handelt es sich bei ihrer Aufforderung um eine Arbeitsanweisung. Wenn es mit zu Deinen Aufgaben gehört, neue Kollegen einzuweisen, so gehört es auch dazu, eine gewisse Form von Führung zu übernehmen, also auch zu melden, wenn sich jemand Deinen Anweisungen widersetzt.
Daher würde ich versuchen, die nächstes Anweisung ihm gegenüber auch deutlich als Anweisung zu formulieren, damit sie unmissverständlich auch als solche verstanden wird. Wenn er erneut so handelt, wie Du es hier beschreibst, würde ich ihm die Konsequenzen vor Augen halten. Und ich denke nicht, dass ihm nicht bereits klar ist, dass sein Arbeitsplatz auf dem Spiel steht, denn das müsste ihm eigentlich längst, wenn er so sehr auf der Kippe steht und es sich hier um eine letzte Chance handelt, gesagt worden sein. Davon gehe ich jedenfalls mal stark aus und insofern denke ich, dass es hier auch nicht um einen Verrat geht, den Du ausführen sollst, sondern um klare Ansagen und Aufforderungen unter Androhung von Konsequenzen, die er bei entsprechender Missachtung selbst zu tragen hat.
Er weiß also, womit er es zu tun hat und missachtet weiterhin. Du als diejenige, die ihn einweisen und führen soll, hast die direkte Kontrolle über ihn und somit auch eine entsprechende Funktion, von der er sicherlich weiß, auch, wenn ihm nicht gesagt wurde, dass Du jetzt der Anstandswauwau bist, der ihn überwacht und kontrolliert und jeden seiner Fehltritte nach oben meldet. Er muss das wissen. Und insofern hat er es auch selbst in der Hand, Chancen genug dürfte er wohl bekommen haben.
Allein das es hier um recht kleine Kinder geht, wo man zuverlässige Betreuer benötigt, würde ich da keine Rücksicht nehmen. Auf die Erzieher muss man sich zu 100% verlassen können und das ist bei deinem Kollegen nun mal nicht gegeben. Das Beispiel, das die Kinder ohne Betreuer dastehen, wenn ihr beide gleichzeitig krank werdet, wurde ja schon genannt.
Und daher solltest du dieses Verhalten nicht decken. Eine letztmalige klare Ansage würde von mir da noch kommen, gleich mit dem Hinweis, das es an die Leiterin gemeldet wird, sobald es Unregelmäßigkeiten gibt. Damit gibst du ihm die Chance noch die Kurve zu kriegen, aber gleichzeitig handelst du nach der Anweisung deiner Vorgesetzten.
Ich denke eher, Du könntest mit Deinem Kollegen noch einmal ein Gespräch führen. Ich gehe davon aus, dass Ihr auch so etwas wie eine gemeinsame Vorbereitungszeit habt und dies würde ich eben als Anlass nehmen, um mit ihm über die Situation zu sprechen. Dass es ihm klar sein müsste, dass Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gerade im Umgang mit Kindern ist und dass man sich auf ihn verlässt. Würde es dann noch einmal zu einer Situation kommen, in der Du auf Dich allein gestellt bist, obwohl es seine Sache war, so würde ich dann das Gespräch mit der Leiterin der Einrichtung suchen.
Manchmal reicht schon eine Veränderung aus, dass ein Kollege oder eine Kollegin sich am Riemen reißen. Und da Du ja nun neu diese Gruppe bekommen hast beziehungsweise vermutlich nach der Geburt Deines Kindes wieder in die Einrichtung zurückgekehrt bist, ist es vielleicht besser, erst einmal ein eigenes Bild zu gewinnen, aber wie gesagt nur einmal.
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