Waldorff und Montessoripädagogik : Unterschiede?

vom 08.05.2009, 21:18 Uhr

Für die Tochter einer Bekannten steht nun bald die Entscheidung an, in welche Schule sie ihr Kind nächstes Jahr schicken soll. Es ist so, dass in ihrer Nähe eine Waldorff-Grundschule, eine Montessori-Grundschule und eine "normale" Grundschule ist. Für die Walldorffschule müsste sie zwar weiter fahren, aber das wäre es ihr wert und die Montessorischule ist in ihrer Nähe.

Nun würde sie aber gerne wissen, wie sich die beiden Schulen in der Pädagogik unterscheiden. Sie hat gehört, dass es in der Montessori Pädagogik keine Schulnoten gibt. Wie kann ein Kind aber dann in der erweiterten Schule klar kommen? Sie weiß auch nicht genau, ob die beiden Schulen nur die Grundschule beinhalten oder auch als weitere Schule weitergeführt werden. Kann man in beiden Schulformen auch das Abitur machen und wie sieht das dann aus?

Meine Bekannte wollte ihrer Tochter auch noch Bücher darüber kaufen, aber sie wollte sich erst mal so erkundigen und hat mich gefragt, ob ich den Unterschied weiß.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie viele Klassenstufen man auf der jeweiligen Schule machen kann, kann man so nicht sagen. Zum einen hängt das natürlich von der Schulleitung ab, wie die Schule konzipiert ist. Zum anderen ist Deutschland ein föderales Land und nicht in jedem Bundesland wird Schule den gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterworfen.

Da hilft es letztlich nur, beim Tag der offenen Tür aufzutauchen und sich selbst ein Bild zu machen. Oder die Schule hat eine Homepage und erklärt da das wichtigste zum Schulkonzept. Wenn dann noch Unklarheiten bestehen, dann kann man auch im Schulsekretariat anrufen und nachfragen. Besonders bei solchen Fragen, was dann nach der Schulzeit beim Schulübertritt auf das Kind zukommt. Denn wie gesagt, pauschal lässt sich da wenig sagen, wenn man nicht weiß, in welchem Bundesland das ist.

Eine normale Schule muss nicht schlecht sein. Es gibt viele tolle Regelschulen mit engagierten Lehrern. Aber eine Schule mit privater Trägerschaft muss auch nicht deshalb nur besser sein, nur weil sie anders ist. Man muss sie sich halt alle ansehen und mit Augenmaß entscheiden, wo man glaubt, dass das Kind sich wohl fühlen wird.

Montessori hat angefangen als Ärztin, nicht als Pädagogin und hat als eine der ersten versucht, eine Art Rehabilitationspädagogik aufzubauen und den Kindern eine Bildung zukommen zu lassen, die damals in Italien wegen einer Behinderung abgeschrieben wurden. Als Ärztin wusste sie halt sehr viel über die Funktion des Körpers und hat so ein Konzept und Lernmaterial entwickelt, das gezielt hilft, Defizite auszugleichen. Dann später hat sie fest gestellt, dass der Zugang nicht nur Kindern mit Behinderung hilft, sondern auch gesunden Kindern. Manche Materialien sind da eben anders und auch manche Methoden, als man das selbst von der eigenen Schulzeit kennt.

Wichtig ist bei Montessori, dass das Kind zur Selbstständigkeit geführt wird. Dafür geht sie oft ungewöhliche Methoden, so sind in gewissem Rahmen zum Beispiel auch Spicker erlaubt. Mittlerweile sind einige ihrer Materialien und Methoden auch in einigen Regelschulen eingesetzt.

Waldorf Pädagogik setzt den Schwerpunkt eher auf das weltanschaulich kreativ künstlerische. Während Montessori eher durch andere Lernmaterialien und Methoden auffällt, fällt Waldorf eher durch eine Lebenshaltung auf. Man muss das mögen. Es geht hier zum Beispiel auch um Ökologie und um einen ganz anderen Ansatz zur Medizin. Waldorfschüler werden zum Beispiel oft nicht geimpft, weil da spezielle Theorien verbreitet sind, die in den Kreisen überdurchschnittlich viele Impfgegner hervor bringen.

Das muss man mögen und es ist nicht jedermanns Kragenweite. Aber man muss auch sagen, dass die Ideologie heute nicht ganz unkritisch beurteilt wird, da der Begründer Steiner durchaus auch rassistische Ansichten propagiert hat. Was aber nicht automatisch heißen muss, dass in der einen Schule das auch Einfluss auf die Kinder nimmt.

Auf jeden Fall sollten die Eltern sich da gut informieren und sich auch anhören, worauf die Schulen Wert legen. Es muss halt zur Familie passen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das Schulkonzept eines Hellsehers, der überall abgeschrieben hat und eine obskure okkulte Mischung von irgendwelchen Theorien als Lehre verkauft, schreckt mich persönlich ab. Dazu solche Dinge, wie die Einordnung der Schüler nach der Temperamentenlehre, oder das Umschulen der Linkshänder geben mir den Rest. Steiner wäre nie meine Wahl.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Steiner und die Waldorfpädagogik wäre auch nie meine Wahl. Das ist vielleicht aus dem Text nicht ganz klar raus gekommen. Aber dennoch gibt es eben Leute, die sich mit seiner Weltanschauung wohl fühlen, und das ist eben ein Stück Meinungsfreiheit. Ich will niemanden vor den Kopf stoßen, der das Konzept mag und seine Kinder da nach langer Suche endlich glücklich untergebracht hat. Aber ich würde jeden absolut raten, sich da vorher gründlich zu informieren, wo man da sein Kind hin schicken würde, damit es hinterher kein böses Erwachen gibt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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