Vergewaltigung in der Familie

vom 08.05.2009, 09:53 Uhr

Ich will heute mal ein Thema ansprechen, was von vielen Leuten ignoriert oder totgeschwiegen wird. Eine Verwandte von mir ist beim Deutschen Roten Kreuz und macht auch Sexualkundeunterricht in Schulen. Sie bietet dann immer im Anschluss daran eine Beratung für Schüler an, die sich an jemanden wenden wollen oder Probleme haben.

Tatsache ist, sie hat mir erzählt, dass in jeder Klasse, in der sie bis jetzt unterrichtet hatte, mindestens 1-2 Mädchen waren, die bereits mal sexuell misshandelt worden sind. Das fand ich, als ich es hörte, total unglaublich und erschreckend, dass man über die reale Zahl der Betroffenen als normaler Bürger nichts weiß. Ich meine, das einzige, was man mitbekommt, sind ja die Berichte der Medien über vereinzelte Schandtaten in dieser Richtung.

Das hat aber leider auch oftmals den traurigen Hintergrund, dass sexueller Missbrauch sehr oft durch einen Verwandten geschieht. Ich persönlich kenne nun auch 2 weibliche Personen, die selbst schon vergewaltigt worden sind - beide innerhalb der Familie. :shock: Eine davon hat bis heute sehr daran zu knabbern und diese Erfahrung beeinflusst ihr Leben meines Erachtens extrem. Um euch mal ein Beispiel aufzuzeigen, wieso solche Dinge nicht bekannt werden, möchte ich euch von dieser Person A erzählen:

Sie und ihre jüngere Schwester wurden beide von ihrem Großvater mütterlicherseits sexuell misshandelt. Damals glaubten sie als kleine Kinder ja nicht daran, dass ihr eigener Opa ihnen etwas antun würde. Als sie älter wurden, merkten sie natürlich, dass da etwas nicht stimmen kann. Sie schwiegen aber bis dahin, weil es ihnen peinlich war und sie sich schämten. Nur durch diese Erfahrung hat die kleinere Schwester so sehr gelitten, dass sie sich schon mehrfach das Leben nehmen wollte.

Sie war immer das Nesthäkchen, weshalb dadurch noch mehr auf ihre Wünsche etc. geachtet wurde. Sie weiß jedoch nichts davon, dass A ebenfalls misshandelt wurde. A hasst zwar ihren Großvater dafür, was er ihnen angetan hat, weiß aber, dass wenn sie es ihrer Familie oder ihrer Mutter (die selbst zusammenbrechen würde), die kleine Schwester das nicht verkraften würde und von ihrem im Moment stabilen emotionalen Zustand wieder dazu übergehen würde, zu versuchen, sich das Leben zu nehmen. A hat also Angst um ihre Schwester, weshalb sie diese Sache nicht an die Öffentlichkeit bringen will und wird, was aber, zusammen mit ihren anderen, leider auch sehr unglückseligen Problemen, einen enormen emotionalen und vor allem psychischen Druck darstellt, den sie zwar gut nach außen zu verbergen weiß, an dem sie aber meines Erachtens irgendwann zerbrechen wird. :shock:

Eigentlich wollte ich mit dem Thema nur mal auf dieses Problem aufmerksam machen und aufrütteln, aber wenn ihr eventuell auch Menschen kennt, die sowas erlebt haben, erzählt bitte davon.

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» MaisterLammpe » Beiträge: 99 » Talkpoints: 1,08 »



Ich kenne die Problematik auch. Vergewaltigungsopfer, die ja meist' weiblich sind, sprechen in der Regel nie aus, dass etwas vorgefallen ist, obwohl sowas unbedingt psychologisch betreut werden sollte. Ich selbst war mal mit einem Mädchen zusammen, dass mehrfach von einem Unbekannten vergewaltigt wurde, was sie mir aber erst nach über einem Jahr erzählte.

Folge der Vergewaltigungen war, dass sie sich anfing zu "ritzen" was auch auf extreme psychische Belastungen hinweist und für die/den selbst Betroffene/-n eine Art der Problemlösung darstellt, weil der Schmerz sowohl psychisch als auch physisch beim Ritzen den Schmerz der Vergewaltigung übertreffen/überlagern soll, was aber nur zu weiteren Problemen führt. Das waren zumindest meine Beobachtungen aus der Zeit mit ihr.

Die "Lösung" lag im Endeffekt darin, dass ich mich mit ihr und ihren Eltern besprochen habe woraufhin sie eine Psychotherapie begann. Das war vor einem Jahr. Mittlerweile sind wir, aus anderen Gründen nicht mehr zusammen und haben nicht mehr sonderlich viel Kontakt, jedoch scheint es mir, dass sich ihr Zustand deutlich gebessert hat. Das Ritzen ist auch Vergangenheit auch wenn man es ihr anhand der Narben natürlich noch lange lange Zeit ansehen wird.

» I 'n' Eicher » Beiträge: 10 » Talkpoints: 4,29 »


Ich denke das Hauptproblem ist der pyschische Druck der auf die Opfer ausgeübt wird. Nicht selten kommen dann Drohungen, das sie ins Heim müssen, wenn sie jemanden was erzählen. Und dann wägt eben auch ein Kind ab, ob es lieber dieses Matyrrium mitmacht, aber dafür bei Mama und Papa bleiben kann oder ob es was sagt und damit die Familie zerstört und am Ende allein irgendwo bei Fremden untergebracht wird.

Dazu wird auch oftmals den Opfer eingeredet, das sie schlecht sind und selber schuld an dem was vorgefallen ist. Und damit hüllen diese sich eben in Schweigen und lassen das weiterhin über sich ergehen.

Vorbeugen kann man da sicherlich nur, indem man seinen eigenen Kindern von je her zeigt, das sie alles erzählen dürfen. Das sie auch erzählen, wenn ihnen jemand was böses tut. Und wenn es nur in Kita oder Schule passiert, das sie von anderen körperliche oder seelische Gewalt erfahren. Ich sage meinen Kindern immer, das ich ihnen nur helfen kann, wenn sie mir auch berichten, was gewesen ist. Und ich bestärke sie darin, das sie das Recht haben sich zu wehren.

Und wenn etwas auffällig ist, dann sollte man als Mutter eben nicht die Augen verschliessen und so tun, als sei alles bestens. Nachfragen, wenn sich das Kind verändert, kann solche Dinge frühzeitig beenden. Und dann eben auch den Mut haben, die Sache anzuzeigen. Denn nur so kann man gegen die Täter vorgehen. Aber leider ist eben vielen die offensichtlich heile Familie wichtiger wie die Gerechtigkeit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke, dass wir in unserer Gesellschaft ein grundliegendes Problem haben. Wir warnen unsere Kinder immer vor dem bösen fremden Mann, dabei passieren die meisten Sachen eigentlich in der eigenen Familie. Ich finde, dass man auch innerhalb der Familie seinem Kind erklären muss, dass es so etwas ansprechen kann. Der Druck durch den Täter ist auf das Opfer immer sehr groß, weswegen sich Kinder nicht trauen das zu sagen, aber ich denke, dass man seinem Kind sagen muss, dass es das sagen soll und das nichts passieren wird, wenn es das tut. Wir warnen Kinder vor so vielen Sachen, warum nicht vor solchen? Weil wir es nicht wahrhaben wollen, aber es ist eine Tatsache.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kenne ein junges Mädchen, das von ihrem Stiefvater mehrfach vergwaltigt wurde. SIe hat zwar immer behauptet, sie hätte da freiwillig mitgemacht, was ich allerdings bezweifle. Ich war glücklicherweise noch nie in so einer Situation und habe so etwas auch dementsprechend nie erleben müssen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das wirklich freiwillig über sich hat ergehen lassen. Ich denke, dass der Täter auf sie in irgendeiner Weise Druck ausgeübt hat oder sie derart manipuliert hat, dass sie wirklich denkt, dass es freiwillig war.

Ich bezweifle allerdings ob man mit 13 oder 14 wirklich Interesse daran hat, mit einem Typen zu schlafen, der schon 40 ist und obendrein mit der eigenen Mutter verheiratet, Der Stiefvater von diesem Mädchen soll sogar irgendwelche Nachbarskinder angefasst haben. Er kam vor Gericht und sitzt aktuell seit über 3 Jahren im Gwfängnis, zu Recht wie ich finde. Aber ich finde, dass die Strafe noch zu milde ist. Meiner Meinung nach sind solche Menschen eine Gefahr für die Allgemeinheit und man sollte sie entweder lebenslang wegsperren oder ihnen ihre Männlichkeit nehmen, damit sie nie wieder jemandem etwas antun können (besonders Kindern). Ich bezweifle, ob eine chemische Kastration in dem Sinne hilft. Da müssten die Täter ja einsehen, dass ihr Vergehen falsch war und dementsprechend freiwillig regelmäßig ihre Tabletten nehmen. Ich denke aber, dass das die wenigsten tun werden. Die meisten sind sicherlich der Ansicht, dass das Opfer eine Vergewaltigung "provoziert" hat.

Ich kapiere nur nicht, wie die Mutter des Mädchens jahrelang nichts bemerkt haben will. Die muss doch irgendwas gemerkt haben, das ist doch quasi unter ihrem Dach passiert.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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