Leben mit dem Gesicht einer Toten

Oh mein Gott, was ist das nur für ein Kerl. Ich frage mich immer wieder was für gestörte Seelen da draußen herumlaufen. Das war vielleicht etwas zu übertrieben aber dieser Mann war doch nicht ganz dicht.

Ich bin aber froh zu sehen das diese Frau wieder ein neues Leben anfangen kann. Ich glaube sie ist eher froh darüber das sie wieder leben kann als sich darüber Gedanken zu machen das es nicht gelungen ist oder das sie es sich anders vorgestellt hat

Wenn man sich die Fotos von vor der Operation ansieht und wie die Frau vor der Transplantation ausgesehen hat stellt sich meiner Meinung nach die Frage gar nicht, ob man so einen Eingriff überhaupt wagen sollte weil er so gefährlich ist. Wie sollte man denn noch ein vernünftiges Leben führen können mit einem derartig entstellten Gesicht und ganz ohne Nase? Ich würde mich wahrscheinlich nur noch mitten in der Nacht aus dem Haus wagen, man hat ja noch nicht einmal die Möglichkeit so etwas zu verstecken um nicht angestarrt zu werden.

Sicherlich ist es erstmal ein komischer Gedanke, mit dem Gesicht eines Toten aufzuwachen und damit zu leben, aber wie vorher wird man sowieso nie wieder aussehen können. Da entscheide ich mich doch lieber für ein richtiges Gesicht, auch wenn es vielleicht ursprünglich das eines Anderen gewesen ist. Ich denke schon dass man dann trotzdem zumindest ein bisschen anders aussehen wird als der Spender, und man bekommt ja auch einiges an Lebensqualität zurück, auch wenn man wahrscheinlich nie wirklich gut aussehen wird damit.

Also die Frau sah ja echt übel aus und nach der OP hatte sie wenigstens wieder ein einigermaßen normales Gesicht und somit auch sicher wieder ein leichteres Leben vor sich.

Das es ein Gesicht eines Toten ist, das steht ja nirgendswo geschrieben und auch wenn es für sie sicherlich ein komisches Gefühl anfangs sein wird, denke ich, das es besser ist, als mit dem unoperierten Gesicht durchs Leben zu gehen.

Ich weiß nicht, warum eine Gesichtstransplantation anders sein soll als eine Herztransplantation. Wenn man ein Herz eines anderen Menschen erhält, dann fragt man sich doch auch nicht, wie man sich nun mit einem fremden Herzen fühlt. Ich denke, es macht keinen Unterschied, was transplantiert wird. Wenn man diesen Schritt geht, dann ist klar, dass man einen Teil einer toten Person bekommt. Aber letztlich ist es ja kein totes Organ, sondern es ist ja noch lebensfähig, wenn der Rest des Körpers funktionieren würde.

Natürlich sieht das neue Gesicht erst einmal anders aus. Aber so ist es nun mal nach Gesichtsoperationen. Wenn man sich die Nase verändern lässt oder die Lippen oder was auch immer, sieht man danach doch auch anders aus. Zwar hat man keinen Teil eines anderen Körpers bekommen, aber man hat nicht mehr sein vorhergehendes Gesicht.

Ich bin mir sicher, dass jemand, der diesen Weg geht, das neue Gesicht nicht als das Gesicht des Toten ansieht, sondern als sein neues Gesicht. Schließlich kann es eh nicht hundertprozentig identisch aussehen, denn der Knochenbau ist anders. Wenn die Wangenknochen stärker ausgeprägt sind, dann erscheint das Gesicht schon ganz anders.

Also die Operation ist wirklich gelungen! Die Frau hat sich ja bewusst dafür entschieden, die OP über sich ergehen zu lassen und ihr war sicherlich auch bewusst, dass es eine riesen Veränderung sowohl optisch als auch seelisch für Sie wird.

Das Gesicht einer Toten zu tragen, mag vielleicht eine makabere Vorstellung zu sein, aber derjenige, der sich dafür zur Verfügung stellt, meinte es zu Lebzeiten nur gut und würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn diese Hilfe nicht angenommen werden würde. Die Frau mit dem "neuen" Gesicht sieht wieder fast normal aus und ist sicherlich sehr dankbar. Ob Sie nun sich selbst oder die andere Frau sieht, das kann nur Sie selbst beantworten.