Trinkgeld darf nicht behalten werden

vom 02.05.2009, 15:46 Uhr

Ich habe ja grad schon einen Thread über meinen Nebenjob, dem Kellnern im Festzeltbetrieb, geschrieben, aber nun gibt es auch eine Sache, die uns alle, die dort arbeiten, ganz schön nervt.

Wir dürfen nämlich unser Trinkgeld nicht einstecken und müssen es in die normale Kasse legen. Das wäre ja nicht mal das schlimmste, aber anstatt das wir da was gemeinsam von unternehmen oder es am Ende des Feste unter uns aufgeteilt wird, behält unser Chef das ein. Ganz für sich alleine. Das da schnell mal hundert Euro pro Wochenende und Kellner zusammen kommen kann, ist es natürlich für uns ein großer Verlust.

Ich dachte immer es ist gesetzlich sogar festgelegt, das man das Trinkgeld selber behalten darf, denn es ist ja eine Belohnung für unseren guten Service oder sehe ich das falsch? Wir dürfen es lediglich dann behalten, wenn die Gäste es uns in die Tasche stecken und wir es sozusagen nicht bemerken.

Was haltet ihr davon und was würdet ihr an unserer Stelle machen? Wenn wir das Geld einstecken, kann es sein, das wir gekündigt werden, falls der Chef das sieht.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also ich finde das vollkommen unmöglich. Wenn ich als Gast Trinkgeld gebe, dann ist das so gemeint, dass das Servicepersonal dieses selbstverständlich für sich behält. Denn ich gebe ja etwas mehr für eine nette zuvorkommende oder einfach nur schnelle und kompetente Bedienung.

Mich würde interessieren, was die anderen Angestellten dazu sagen. Was, wenn ihr Euch alle zusammentut und dem Chef mal die Meinung sagt?

Ich würde das Geld, das eindeutig für mich bestimmt ist, auf jeden Fall einstecken. Wenn es nur ein Aushilfsjob oder ein Saisonjob ist, dann ist das ja sowieso keine Daueranstellung, da wäre es mir dann auch gleichgültig, wenn ich entlassen werde. Ich würde es wohl darauf ankommen lassen.

» drummergirl » Beiträge: 359 » Talkpoints: 29,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge


EmskoppEL, ich werfe mal zwei Fragen in den Raum.

1. Macht euer Chef auch Taschenkontrolle?

Was hält dich denn davon ab den Betrag aus dem Portemonnaie zu nehmen und dir in die Tasche zu stecken? In meiner Jugend habe ich auf Bällen ausgeholfen, dort wurde uns gesagt dass das Geld im Portemonnaie in die Abrechnung geht und wir das Trinkgeld separat zu sammeln haben.

2. Haftet euer Chef auch für Ausfälle?

Wenn einem meiner Bedienungen ein Tisch 'wegläuft' hat diese selbst für den Schaden aufzukommen, anders sieht es aus wenn etwas runterfällt, dass ist Risiko und wird von mir getragen. Gut im Zeltbetrieb kauft ja normalerweise die Bedienung die Getränke und verkauft sie dann weiter, aber wie sieht es denn aus wenn euch ein Verlust entsteht?

Ich würde niemals auf die Idee meinen Angestellten das hart erarbeitete Trinkgeld abzunehmen, ich bestehe nur auf 15% für die Küchencrew :D und da diese gerne mal ein Abendessen aus der Reihe herausgibt - zahlen diese das auch gerne.

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» Julix » Beiträge: 2566 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann nicht verstehen warum Euer Arbeitgeber so gegen euch vorgeht. Schließlich soll das Trinkgeld gerade dafür sein, um Euch zu helfen. Es soll ein Ansporn sein um besser und vor allem effizienter zu arbeiten. Schlussendlich soll es natürlich auch als Dank für die Bedienung und das Essen dienen. Wenn Euer Arbeitgeber das Geld in einen separaten Topf tun würde, dann wäre die Einteilung noch in Ordnung aber so nicht.

Dein Chef kann dich nicht die ganze Zeit beobachten, sodass Du das Geld eigentlich auch einstecken kannst. Denn das Geld ist zum einen für Dich bestimmt und zum anderen kann dein Chef dich nicht sehen. Du solltest natürlich eine direkte Auseinandersetzung mit deinem Arbeitgeber unerlassen, dennoch würde ich ihn fragen, warum er eine solche Regelung einfügt.

Dein Arbeitgeber kann dich meinem Erachten nach nicht kündigen. Denn Du hast nichts Falsches begangen. Dein Chef bekommt genau das Geld, was auch auf der Preisliste steht und alles andere gehört Dir. Denn der Gast gibt Dir bestimmt nicht das Geld, damit dein Chef noch reicher wird.

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» You » Beiträge: 548 » Talkpoints: -0,53 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich arbeite ja auch schon einige Jahre im Gastgewerbe, aber sowas hab ich echt auch noch nie gehört! Ich finde es eine bodenlose Frechheit von deinem Chef , euch das Geld abzunehmen. :twisted:

Selbstverständlich gibt der Gast das Trinkgeld, weil er mit deiner Leistung / deinem Service besonders zufrieden war und nicht dazu, dass du es deinem Arbeitgeber ablieferst! Arbeitest du schon lange dort? Kann es nicht doch sein, dass das Geld in einen gemeinsamen Topf geworfen wird? Hat dein Chef dezidiert gesagt, dass er das Geld behält?

Ich finde das wirklich das Letzte! Gerade beim Kellnerberuf ist es doch so, dass der Grundlohn normalerweise sehr niedrig ist, da man sowieso davon ausgeht, dass ein großer Teil des "Einkommens" vom Trinkgeld her kommt, wenn das dann wegfällt grenzt es schon an Ausbeuterei!

Ich glaube, ich würde mich in so einen Fall auch mit den anderen Angestellten zusammentun und nochmal mit dem Chef sprechen, denn das kann es ja wirklich nicht sein. :twisted:

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» Monni » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,46 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe früher sehr viel gekellnert und habe damals mehrere Kellnerjobs gehabt. In vielen Betrieben wurde es so gehandhabt, dass man das gesamte Trinkgeld in eine Kasse steckt und das dann unter allen Angestellten und Aushilfen geteilt wurde. So hatte keiner einen Vorteil bestimmte Tische zu bedienen. Denn wer den Stammtisch hatte hatte meist mehr Trinkgeld als bei der Laufkundschaft.

In anderen Gastronomiebetrieben wurde es so gehandhabt, dass man alles behalten konnte. Da war man natürlich benachteiligt, wenn man Tische hatte, die nicht so gerne benutzt werden. Sei es, weil es eine dunklere Ecke war oder eben weit ab vom Schuss war. Die, die die Stammtische hatten oder die Tische nahe an der Tanzfläche hatten da ein besseren Erlös am Ende des Abends.

In einem Betrieb wurde es aber auch so gehandhabt, dass alles in ein Schwein kam und wir damit dann alle zusammen etwas unternommen haben. Das war eigentlich ganz ok, aber ich wollte eigentlich privates vom Hob trennen und habe meist nicht alles mit unternommen, weil ich auch zu viele Kellnerjobs hatte.

Dass es so gehandhabt wird, dass alles Trinkgeld der Chef abbekommt habe ich noch nie erlebt und unter diesen Umständen würde ich auf das Trinkgeld verzichten und den Gästen sagen, dass du das Trinkgeld nicht behalten darfst und der Chef das einkassiert. Ich denke mal, dass der Chef sich das dann mehr mals überlegen wird, ob er das weiter so handhabt. Vor allen müssen aber auch alle Kellner da mitziehen und das machen. Ich finde es unmöglich, wenn der Chef das gesamte Trinkgeld einkassiert und da würde ich mich aber Lauthals beschweren.

Anders wäre es eventuell, wenn du überdurchschnittlich gut bezahlt wirst und der Chef das Trinkgeld im Prinzip durch seine gute Bezahlung wieder wett macht. Wenn andre nun 5 Euro bekommen und du 10 Euro oder mehr die Stunde, dann hast du keinen Grund dich zu beschweren. Denn besser ein überdurchschnittlicher Stundenlohn, als ungewisses Trinkgeld, was nicht immer gleich hoch ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das Verhalten des Arbeitgebers ist meiner Meinung nach mehr als unfair seinen Angestellten gegenüber. Wenn man mal in die aktuelle Gewerbeordnung hinein schaut, heißt es dort: "Trinkgeld ist ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt." Mit anderen Worten: Der Gast ist zwar nicht verpflichtet, der Bedienung einen Obolus für die erbrachte Leistung zu zahlen.

Wenn der Gast aber Trinkgeld geben möchte, dann steht dieses der Bedienung zu, zusätzlich zu dem Geld, das der Arbeitgeber ihr eigentlich zahlt. Demnach dürfte es eigentlich nicht zulässig sein, dass der Arbeitgeber das Trinkgeld von seinen Kellnerinnen einfordert, zumindest schließe ich als Laie das aus der Formulierung in der Gewerbe-Ordnung.

Die Frage ist nun, was in den Arbeitsverträgen deiner Kolleginnen und dir festgelegt ist. Gibt es da eine Klausel, die euch zur Abgabe des Trinkgeldes verpflichtet? Wenn dies nicht der Fall ist, solltet ihr vielleicht alle gemeinsam um ein Gespräch mit dem Chef bitten, in dem ihr der momentanen Praxis widersprecht. Tut dies eine einzelne Angestellte, muss sie schnell damit rechnen, eine Kündigung ausgesprochen zu bekommen. Tun sich aber mehrere (im Optimalfall alle) Kolleginnen zusammen, wird sich der Chef schwer tun, ihnen allen gleichzeitig zu kündigen und damit kurzfristig ohne ausreichendes Personal da zu stehen. Sicherhaltshalber solltet ihr aber (vorher) eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen, um auf der sicheren Seite zu sein.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Von sowas hab ich auch noch nie gehört. Aber das mit dem Trinkgeld ist heutzutage vielleicht generell eine schwierige Sache. Habe erst vor ein paar Monaten im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen, dass die Klofrauen in manchen deutschen Einkaufszentren ihr Trinkgeld VOLLSTÄNDIG abgeben müssen, mit Taschenkontrolle & Videoüberwachung, damit die arme Geschäftsleitung des Einkaufszentrums auch keinen einzigen Cent verliert. Das grenzt meiner Meinung nach schon an Betrug, weil wenn man der Klofrau etwas gibt, weil das Klo schön sauber & geputzt ist, dann als Dankeschön für die Klofrau & nicht als Bonus für das EKZ.

Und dann kenn ich noch jemanden, der in einem Hotel arbeitet & dem auf die monatliche Gehaltsabrechnung eine Trinkgeldpauschale von um die 40€ dazugerechnet wird, für die er Steuern, Sozialversicherung oder beides zahlen muss & er bekommt pro Monat wenn es hochkommt 3€ Trinkgeld, weil er als Portier am Abend einfach selten Hotelrechnungen abrechnen muss & weil die Leute heutzutage einfach knausrig geworden sind.

Zimmermädchen bekommen vielleicht mehr Trinkgeld, aber er und seine Kollegen kaum. Und wenn man da jetzt rechnet 40€ mal 12 Monate, für die er umsonst Steuern, Sozialversicherung zahlen muss, das läppert sich auch.
Doch es ist halt meistens so, als Arbeitnehmer bist an der kurzen Leine, wenn du schon einmal nachgefragt hast & dir noch höflich, aber bestimmt "versichert" worden ist, das passt alles. Dann traust dich nicht noch einmal fragen, weil man heutzutage einfach schon über einen sicheren Arbeitsplatz glücklich sein muss.

» elysia » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,04 »


Komme grad vom kellnern und wieder ohne Trinkgeld. Alles in die Kasse für den Chef.

Mein Chef meint, er könne es nicht kontrollieren, ob es Trinkgeld ist oder geklaut und deswegen alles in die Kasse. Ich muss dazu sagen, wir haben pro Theke mehrere runde Behälter für Scheine und mehrere Kästen für Kleingeld. Also keine Kellner Börsen.

Ich mein es gibt leider viele die klauen, aber ich denke, z. B. grad in meinem Fall ist das anders. Meine Chefs kommen aus dem gleichen Dorf, man kennt sich und ich bin nun das 4. Jahr dabei und sage nie nein, wenn sie mich brauchen. Ich arbeite auch immer korrekt und fleißig. Selbst wenn ich mal 10 min. länger da bin ist das für mich oki, das ich die nicht mit notiere, da dieser Job wirklich mein Traumjob ist.

Wenn wir wenigstens pauschal alle was bekommen, wäre es ja auch oki, aber wir sehen unser Trinkgeld nie wieder. Ich sag daher schon meist zu den Kunden, das sie das eh dem Chef schenken würden, da ich nicht einsehen, das er sich die Taschen vollpackt.

Wir müssen jedes Jahr einen Zettel dafür unterschreiben, das wir damit einverstanden sind und das auch stichprobenartige Taschenkontrollen durchgeführt werden dürfen bei uns. Wer nicht unterschreibt, darf gar nicht erst anfangen zu arbeiten dort.

Ich selber habe ansonsten da echt Narrenfreiheit, weil meine Chefs mich in jeden Bereich einsetzen können und sie wissen dieses auch zu schätzen, aber dann sollen sie mir auch mein Trinkgeld lassen. Ich teile es auch gern mit Kollegen. Alles in einen Topf und am Ende mit allen teilen, das wäre fair aber bei uns unmöglich. Wenn man sie drauf anspricht, heißt es gibt es nicht. Ende.

Ich liebe diesen Job wirklich und ich bin sogar schon mal kurz nach einer OP am Hals wieder hinter der Theke gestanden mit einem riesen Pflaster auf dem Hals oder jetzt arbeite ich genauso hart wie vorher, obwohl ich im November eine Notoperation an der Bandscheibe hatte. Aus Liebe zu diesem Job, aber als Dank was bekommt man? NIX, na toll.

So einstecken geht leider auch nur, wenn man alleine in der Sekt- oder Cocktailbar ist, denn es gibt genügend Petzen bei uns und das sind grad die, die sich am meisten einstecken abends.

Es wäre ja auch noch oki, wenn wir von dem ganzen Trinkgeld, was wir ja nicht bekommen, wenigstens einmal im Jahr eine Party gestellt bekommen würden aber nix ist.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


elysia hat geschrieben:Und dann kenn ich noch jemanden, der in einem Hotel arbeitet & dem auf die monatliche Gehaltsabrechnung eine Trinkgeldpauschale von um die 40€ dazugerechnet wird, für die er Steuern, Sozialversicherung oder beides zahlen muss & er bekommt pro Monat wenn es hochkommt 3€ Trinkgeld, weil er als Portier am Abend einfach selten Hotelrechnungen abrechnen muss & weil die Leute heutzutage einfach knausrig geworden sind. Zimmermädchen bekommen vielleicht mehr Trinkgeld, aber er und seine Kollegen kaum.

Ja, das kenne ich auch! Ich arbeite ja als Springerin in einem Hotel - sprich, ich werde da eingesetzt, wo ich gerade gebraucht werden bzw. jemand frei hat. Angemeldet bin ich als Zimmermädchen und ich habe diese Trinkgeldpauschale auch auf meinem Lohnzettel entdeckt!

Das finde ich ehrlich gesagt eine Frechheit. Kein Mensch kann sagen, ob und wenn, wieviel Trinkgeld ich bekomme und in meinem Fall ist es leider sehr wenig bis gar keins, weil ich ja nicht ständig die selben Zimmer reinige und bei einer "größeren" Abreise die zuständigen Zimmermädchen selber wieder da sind.

Leider gibt es auch nur sehr wenige, die mir dann wenigstens einen kleinen Teil des Geldes abgeben - die meisten stecken es auch lieber in die eigene Tasche. Das hat mich auch schon sehr oft geärgert, aber es ist so, wie elysia geschrieben hat - ich bin wahnsinnig froh, dass ich diesen Job habe und bevor ich mit jedem "zerstritten" bin, verkneif ich mir einen Komentar dazu.

Nun noch eine Frage zu EmskoppEL. Wird bei euch in den Festzelten nicht boniert, weil du geschrieben hast, dass der Chef argumentiert hat, dass er nicht kontrollieren könne, ob es Trinkgeld oder andere Einnahmen seien? Denn wenn doch lässt sich doch auch feststellen, was Einnahmen und was Trinkgeld ist - auch wenn alles statt in eine Kellnerbörse in einen anderen Behälter kommt.

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» Monni » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,46 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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