Eigennamen übersetzen?
Hallo zusammen!
Ich habe gerade mal wieder ein Buch gelesen, das im Original in englischer Spache verfasst worden ist. Es handelte sich hierbei um einen Science Fiction Roman, in dem die Namen der Raumschiffe teilweise ins Deutsche übersetzt worden waren, zum Teil aber auch nicht. So traf man dort neben der "Eisenfaust" und der "Jades Feuer" auf die "Errant Venture" und die "Wild Karrde". Abgesehen von dieser Diskontinuität, die mich hier besonders genervt hat(denn wenn dann bitte einheitlich!), fiel mir mal wieder auf, dass ich kein großer Fan davon bin, Eigennamen aus der Originalsprache zu übersetzen.
Eines der wohl bekanntesten Beispiele hierfür ist Harry Potter. Diese Romane sind im Orginal auch englisch, wurden aber in alle möglichen Sprachen übersetzt. Da wird dann "Krätze" aus "Scabbers", "Wurmschwanz" aus "Wormtail" oder "Krummbein" aus "Crookshanks". Das sind natürlich alles die korrtekten Übersetzungen, aber für mich, die ich die Bücher im englischen Original gelesen habe, ist es doch sehr nervig, wenn ich dann, z.B. in den deutschen Verfilmungen, auch auf die deutschen Namen treffe. Denn für mich ist Peter Pettigrew einfach "Wormtail" und nicht "Wurmschwanz", auch wenn es im Grunde das gleiche bedeutet.
Natürlich machen solche Übersetzungen Sinn, denn nicht jeder spricht die Fremdsprache in der ein Buch vielleicht im Original verfasst worden ist fließend. Und manchmal kann man gewisse Witze vielleicht nicht so gut nachvollziehen kann, wenn man den Namen nicht versteht. Trotzdem stören mich solche Übersetzungen von Namen irgendwie, weil ein Name eben ein Name ist, und gerade, wenn mir der ursprüngliche Name bekannt ist verliert die Figur damit ein Stückchen ihrer Identität.
Wie steht ihr dazu? Stört es euch auch, wenn Namen übersetzt werden oder findet ihr das gut und hilfreich? Oder ist es euch vielleicht einfach egal, bzw. ihr habt noch nie darüber nachgedacht? Eure Meinungen dazu würden mich mal interessieren, weil mich das eben gerade mal wieder beschäftigt.
Gruß
Sorcya
Hi,
das Übersetzen von Eigennamen empfinde ich als eher schwieriges Thema. Es ist nämlich ein eher zweischneidiges Schwert. Denn einerseits können Übersetzungen Helfen das ganze eher verständlich zu machen, aber andererseits können schlechte oder inkonsequente Übersetzungen leider auch viel kaputt machen.
Andererseits können auch interessante (manchmal leider auch amüsante) Dinge dabei entstehen, wenn die Übersetzer ein wenig Freiraum haben. Als Beispiel nehme ich mal Tolkiens "Herr der Ringe". Hätte die Übersetzerin damals weniger Freiraum gehabt, würden wir womöglich von Elfen sprechen, statt von Elben. Und bei "Elfe" denkt man hier eher an kleine niedliche Wesen mit Flügeln, statt an ein großgewachsenes, edles und altes Volk. Hier finde ich die Übersetzung sehr gelungen.
Weniger Gelungen finde ich den Begriff "Billwiss", hier konnte ich mir, trotz der guten Beschreibung, nie vorstellen, was das nun genau sein soll. Erst als ich erfuhr, dass Tolkien diese ursprünglich "Goblin" nannte, wurde mir einiges klarer. Als Rollenspieler und Freund von Fantasy-Literatur kennt man Goblins natürlich eher als Bilwisse. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Eigename so verblieben wäre.
Letzlich würde ich das aber vom Gesamtkontext und von der Zielgruppe abhängig machen. Bei einem Buch, dass sich wie Harry Potter an eher jüngere richtet, finde ich eine Übersetzung der Eigennamen garnicht mal verkehrt, da sie, sofern es vernünftig gemacht wird, zur Stimmung und zum Verständnis beitragen.
Bei einem SciFi-Roman, der meistens sowieso viel mit englischen pseudotechnischen Fachbegriffen um sich wirft, fände ich eine Übersetznung der Raumschiffnamen widerum völlig lächerlich.
LG
Dass die Namen überhaupt übersetzt sind merkt man ja eigentlich nur, wenn man übersetzte Bücher mit dem Original vergleicht oder sich mit jemandem, der das Buch in einer anderen Sprache gelesen hat darüber unterhält. Oder eben wenn man Harry Potter auf Englisch ließt, sich den Film aber in der Synchronisation anschaut. Aber ich glaube das betrifft gar nicht so viele Leute in Deutschland. Die meisten werden doch konsequent bei einer Sprache bleiben.
Ich schaue zwar keine synchronisierten Filme an aber mein Bücherregal ist auch eine ziemlich wilde Mischung aus deutschen und englischen Titel. Ich spreche beide Sprachen fließend, von daher ist es mir eigentlich egal in welcher Sprache ich ein Buch lesen. Wenn ich Bücher neu kaufe dann schaue ich natürlich schon, dass ich Bücher die in Englisch geschrieben worden sind auch in Englisch kaufe. Aber da ich auch oft Bücher gebraucht kaufe kommt es eben öfters vor, dass ich von einem Autor oder sogar von einer Serie Bücher in verschiedenen Sprachen habe. Ja und dann ist das mit den Übersetzungen natürlich schon extrem verwirrend.
Die "Inkonsequenten Übersetzungen", die mein Vorredner schon angesprochen hat sind aber ein noch viel größeres Problem. Was zum Beispiel passieren kann, wenn mehrere Übersetzer sich an einer Serie versuchen und der eine Namen anders übersetzt als der andere oder der eine alles übersetzt und der andere gar nichts. Sowas ist mir gerade bei Science Fiction schon öfters mal passiert.
Meistens werden ja Eigennamen ohne Bedeutung so stehen gelassen und solche mit Bedeutung werden übersetzt. Ich habe Harry Potter weder gelesen noch gesehen, aber ich nehme an dass ein Name wie "Wurmschwanz" schon eine gewisse Bedeutung für den Text hat. Da finde ich eine Übersetzung gut, weil so auch Leser, die (noch) nicht gut Englisch können, den Witz verstehen.
Unnötig sind Übersetzungen, wenn die Namen nur schmückendes Beiwerk sind und keine Bedeutung für die Geschichte haben. Bei beiden Möglichkeiten sollte man sich aber bei einem bleiben. Ich habe mal einen aus dem Spanischen übersetzten Roman gelesen. Alle Personen hatten spanische Namen, nur einer hieß "Herr Schlechtwetter". Der Name hatte Bedeutung, da der Mann immer schlecht gelaunt war, aber es ist schon mehr als befremdlich, wenn in einem Dorf in Spanien plötzlich ein deutscher Name auftaucht. Da hätte der Übersetzer sich entweder dafür entscheiden müssen, alle Namen zu verdeutschen, oder eben den Schlechtwetter-Witz sausen zu lassen.
Mich nervt es tierisch, wenn Eigennamen übersetzt werden und damit an Bedeutung verlieren oder die Übersetzung einfach lächerlich oder sogar falsch klingt. In der Fantasy und SF gibt es nicht so selten Shapeshifter, also Wesen, die ihre Gestalt verändern können. Die werden dann munter mit Wandler (was ich noch korrekt finde), Gestaltwandler (was auch noch okay ist) oder auch mal mit Wechselbalg übersetzt. Ein Wechselbalg ist aber mitnichten das gleiche, was der Shapeshifter ist.
Bei Harry Potter fand ich die Übersetzungen im Großen und Ganzen sinnvoll. Weniger sinnvoll finde ich allerdings die Veränderung der Schreibweise der Namen. So wurde im Deutschen aus Hermione dann Hermine (was recht altmodisch klingt) und Narcissa Malfoy verpasste man ein Z anstelle des C in ihrem Vornamen. Das warum hat sich mir da nicht erschlossen, zumal es doch da auch noch diese Szene gibt, wo Hermine Victor (der war es doch, oder?) erklärt, wie sich ihr Name richtig ausspricht.
Es stört mich schon, wenn Eigennamen mehr oder weniger sinnentstellend aus dem Englischen übersetzt werden. Andererseits, man mag es kaum glauben, gibt es ja auch Geschichten, die weder auf Englisch noch auf Deutsch verfasst werden.
Namen, oft auch "Fachbegriffe" (in SciFI und Fantasyromanen ja nicht unüblich) in mir völlig unverständlichen Sprachen zu erhalten, erschweren das Verständnis dann doch. Daher bin ich da ganz froh über die Übersetzung.
Wen das stört, der kann ja das Original lesen.
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