Gartenzwerge: Kult oder Kitsch?

Als Kind habe ich Gartenzwerge bewundert und fand sie richtig lustig. Viele Gartenliebhaber haben auch heute noch hier und da Gartenzwerge zwischen ihrem Grünzeug oder Blumen. Manchmal passen sie zur Gartengestaltung und sehen kultig aus, wenn es sich nicht um diese neumodernen Zwerge in hässlicher Darstellung handelt, die nur zur Provokation gedacht sind. Gartenbesitzer, die gleichzeitig auch Zwergenliebhaber sind, würden sich niemals einen Gartenzwerg mit erhobenem Stinkefinger in ihren Garten setzen. Das wäre mit ihrer Gartenbesitzer-Ehre nicht zu vereinbaren.

Gartenzwerge sind für mich aber Kitsch. Es gibt sie schon sehr lange, diese kleinen Tonfiguren. Fast möchte ich sie als liebevollen Kitsch bezeichnen. Von ihren Besitzern werden sie gehegt und gepflegt. Und wehe es passiert einer dieser kleinen Figuren mal ein Malheur, das es durch die Unvorsichtigkeit eines Gastes erleidet. Kommt man unterwegs zufällig an einem derart gestalteten Garten vorbei, bleibt man unwillkürlich stehen und schaut sich die Zwerge an. Obwohl ich sie kitschig finde, entlocken sie mir immer ein Lächeln.

Ich finde Gartenzwerge total cool. Es kommt natürlich auch immer auf die gesamte Dekoration des Gartens an. Wenn man nun zig kleine Gartenzwerge überall stehen hat dann kann dies schon mal etwas zu übertrieben sein und dann wird es auch schnell kitschig. Wenn man allerdings nur ein paar wenige aufgestellt hat dann finde ich, dass das wirklich toll aussehen kann. Ich finde es generell schön, wenn man sich ein bisschen um die Dekoration Gedanken gemacht hat und man dies auch sieht. Aber bei Gartenzwergen ist es eigentlich so wie bei allem: Weniger ist mehr. Ein paar Zwerge sind also in meinen Augen total schön. Wird es zu viel, wirkt es schnell kitschig und nicht mehr so toll.

Ich finde Gartenzwerge abscheulich und würde im Zusammenhang mit diesen hässlichen kleinen Wichten auch niemals von Kult sprechen. Ich habe keinen Garten und möchte auch keinen, falls dies anders wäre, würde ich allerdings niemals einen Gartenzwerg aufstellen. Ich muss mich schon fremd schämen, wenn ich in den Gärten von anderen Leuten mal welche entdecke. Ich selbst würde dann nicht auch noch so ein überflüssiges und geschmackloses Männchen aufstellen. Kitschig sind die Dinger sicher irgendwo auch, allerdings gibt es auch kitschige Dinge, die vor lauter Kitsch schon wieder nett oder wenigstens lustig sind - zum Beispiel geschmückte Weihnachtsbäume, die ja an sich auch ziemlich kitschig sind. Gartenzwerge hingegen finde ich einfach primitiv und sind für mich Ausdruck eines fehlenden Geschmacksempfindens.

Mir ist es dabei egal, ob ein Gartenzwerg eine obszöne Pose darstellt oder einfach nur dümmlich grinst. Die Zwerge ohne Messer im Rücken sind ebenso albern wie alle anderen Produkte dieser Art. Solche Zwerge mögen in miefige Kleingartenanlagen und Gärtnervereine passen, da dort ohnehin oft ein eigentümlicher Geschmack vorherrscht. In einen normalen Garten würde ich so etwas nicht stellen - und sicher auch nicht in den Vorgarten.Einen Vorteil haben Gartenzwerge speziell im Vorgarten aber: man kann direkt von weitem erkennen, wo Leute wohnen, die nicht unbedingt ein Gespür für wirklich schöne Dinge haben.

In letzter Zeit habe ich eigentlich gar keine Gartenzwerge mehr gesehen. Ich kenne auch niemanden, der ein solches Männchen besitzt oder je besaß. Vielleicht ist die gröbste Gartenzwerg-Zeit überstanden. Es gibt ja viele schäbige Dekorationsartikel, die immer wieder kommen und gehen - und der Gartenzwerg ist einer davon.