Kaufkriterien beim Motorradhelm
Hallo
der Motorradhelm ist wohl, neben einer guten Schutzkleidung, das wichtigste Produkt zur Motorradausrüstung und hier sollte man beim Kauf dann doch einige wichtige Dinge beachten.
Erstens sollte man überlegen, welche Art von Helm man haben möchte, denn da gibt es auch noch einige Unterschiede. Für Brillenträger sind die Klapphelme ja sehr gut geeignet, da man das vordere Stück des Helmes umklappen kann und die Halbschalen Helme sind wohl eher eine Modeerneuerung aus den 60iger Jahren, denn einen richtigen Schutz können sie wohl nicht gewährleisten. Für alle anderen würde ich dann auch eher den normalen und weitverbreiteten Integralhelme empfehlen .
Man sollte allerdings nie einen Helm einfach auf gut Glück irgendwo bestellen, denn Helme fallen alle unterschiedlich aus und eine gute Passform ist das wichtigste bei einem Helm. Ich habe meine Helme bislang auch immer im Geschäft meines Vertrauens anprobiert und bin damit sogar eine Zeit probe mit gefahren, denn bei höherer Geschwindigkeit ist der Helm ja auch anders im Tragekomfort, als wenn ich nur damit spazieren gehen würde. Je nach Motorrad ist der Windkanal ja auch anders gegeben und da sollte man schon sorgfältig testen und auch gleich auf die Geräuscheentwicklung beim Fahren achten. Jeder gute Händler wird euch gerne einen Helm für eine Probefahrt mitgeben, denn schließlich sind die ja auch nicht ganz billig und daran verdient er ja auch schließlich.
Was habt ihr für Helme und welche sind die absoluten Top Nieten für euch?
Darüber wollte ich schon lange Zeit mal ein ausführliches Thema schreiben, aber da bist du mir wohl zuvor gekommen mit der Idee. Davon lass ich mich jetzt aber mal nicht stören
Prinzipiell kann man Helme in zwei Kategorien einteilen. Zum einen gibt es die Polycarbonat-Helme und zum anderen die Fiberglas-Helme, welche sich in Stabilität und Haltbarkeit deutlich unterscheiden. Zum besseren Verständnis zuerst eine kleine Materialkunde:
Polycarbonat:
Polycarbonat ist eine Kunststoffsorte der synthetischen Polymere. Diese haben die Eigenschaft eine Bruchdehnung von bis zu 60% zu haben, was sie für Schutzhelme besonders auszeichnet. Der Nachteil dieser Polymerklasse ist die begrenzte Haltbarkeit, in der Regel gilt ein Motorradhelm aus diesem Material nach 3-5 Jahren (je nach genau verwendetem Polymer) als nicht mehr sicher und sollte ausgetauscht werden. Dies ist durch die Weichmacher begründet, welchen den Kunststoff flexibel halten sollen, jedoch im Laufe der Zeit aus dem Kunststoff ausdampfen. UV-Einstrahlung beschleunigt diesen Prozess erheblich welcher die Helme jedoch unvermeidlich ausgesetzt sind während der Fahrt. Polycarbonat kann die bei einem Unfall entstehende Stossenergie auf ca. 8-12% der gesamten Helmfläche verteilen.
Fiberglas:
Fiberglas oder auch GFK genannt ist ein Mix aus Glasfasern und Epoxidharz. Die einzelnen Fasermatten werden schichtweise mit dem Harz übereinander laminiert. Der Vorteil dieser Konstruktion ist die bedeutend höhere Energieverteilung der Helmschale welche bei hochpreisigen Helmen mittlerweile eine Fläche von nahezu 25% erreichen kann. Durch Verstärkungen mit Kevlar und Carbon lassen sich diese Werte noch weiter steigern auf bis zu 35% (im High End Bereich ab etwa 400,-€). Ein weiterer Vorteil des Fiberglases ist die höhere Lebensdauer. In der Regel leistet ein Fiberglas Helm über 8-12 Jahre gute Dienste ohne nennenswerte Sicherheitseinbußen.
Somit steht also fest, das Fiberglas, trotz des höheren Preises eigentlich immer das Material der Wahl sein sollte beim Helmkauf. Sicher sind Kunststoffhelme bereits ab 70,-€ zu bekommen, genausoviel taugen sie aber auch. Ab etwa dem doppelten Preis (um die 150,-€) gibt es bereits die ersten Fiberglas Modelle, was man als ambitionierter Biker auch mindestens in seinen Kopfschutz investieren sollte.
Die verschiedenen Helmtypen
Als nächstes stellt sich dann die Frage welcher Helmtyp es sein soll. Hier hat man die Wahl ziwschen Headcaps (vergleichbar mit einem Fahrradhelm), Jethelme (wie man sie aus den 50ern und 60ern kennt), Integralhelme, Motocrosshelme und Klapphelme.
Mal abgesehen von bestimmten Anwendungsbereichen empfieht sich für den regulären Straßenverkehr ungeachtet der Maschine die man fährt immer der Integralhelm oder der Klapphelm. Diese beiden Helmtypen gelten derzeit als am sichersten und haben auch eine vernünftige Aerodynamik, alles was von dieser Form abweicht ist in der Regel eine aerodynamische Verschlechterung (insbesondere bei den Motocrosshelmen).
Der Vorteil beim Integralhelm ist vor allem das Gewicht gegenüber seiner klappbaren Kollegen, auch die Geräuschkulisse ist wesentlich angenehmer. Dagegen bietet der Klapphelm für Brillenträger den Vorzug, dass man die Brille nicht abnehmen muss, wenn man den Helm auf und abzieht. Hier muss man wohl selbt entscheiden, wo man seine Prioritäten setzen möchte.
Nun aber zum Wichtigsten überhaupt beim Helmkauf:
Die Passform
Dass ein Helm richtig sitzt ist das A&O. Ein Helm der zu eng oder zu locker sitzt stellt verschiedene Sicherheitsrisiken dar. Hierbei spricht man von aktiven und passiven Sicherheitsrisiken. Ein aktives Sicherheitsrisiko besteht, wenn der Helm zu weit ist. Hier kann der Kopf im Helm umhergeschleudert werden und es kann zu zusätzlichen Verletzungen kommen genau wie das Risiko des Verlustes des Helmes beim Sturz.
Von einem passiven Sicherheitsrisiko spricht man, wenn ein Helm zu eng sitzt. Die Sicherheit ist zwar gewährleistet beim Sturz an sich, jedoch erhöht sich die Unfallwarscheinlichkeit durch den unagenehmen Druck den der Helm auf den Kopf des Fahrers ausübt und ihn somit in seiner Konzentration auf den Straßenverkehr beeinträchtigt.
So, wie muss ein Helm denn nun sitzen?
Beim Kauf ist darauf zu achten, dass der Helm eng genug sitzt, dass er auf dem Kopf nicht hin und her rutschen kann. Es darf sich nur die Kopfhaut bewegen, wenn man den Helm auf dem Kopf versucht zu drehen. Desweiteren sollte man mit seinem kleinen Zeigefinger, bei gleichzeitigem Druck von Hinten nicht weiter als als anderthalb bis zwei Zentimeter zwischen Futter und Stirn schieben können, Wenn gar zwei Finger reinpassen ist der Helm definitiv eine Nummer zu groß und es sollte eine Nummer kleiner probiert werden.
Wenn diese dann drückt, hat der Helm für diese Kopfform einfach den falschen Schnitt und man sollte sich ein anderes Modell aussuchen. Dabei kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt.
NIE einen Helm rein nach dem Aussehen kaufen
Ein Helm ist und bleibt Schutzausrüstung, das sollte einem beim Helmkauf immer bewusst sein. Es gibt heutzutage unglaublich schicke Dekore, die leider immer mehr vom Wesentlichen ablenken, wofür der Helm eigentlich da ist. Ein Helm ist kein Modeartikel, sondern (und das nie vergessen) eine sehr hochwertige Schutzkleidung, die obendrein auch noch die Wichtigste der gesamten Ausrüstung ist (der Rest wächst schon irgendwie wieder nach, solange noch der Deckel aufm Topf ist).
Eine gute Methode um sich nicht beeinflussen zu lassen ist von jedem Helm die schwarze Ausführung anzuprobieren (somit kann einem nicht die schöne Farbe ablenken). Wenn man sich dann auf ein Modell festgelegt hat welches einem von der Passform und Größe zusagt kann man dann schauen, in welchen Dekoren es diesen Helmtyp gibt. Meist ist die Auswahl sehr reichhaltig und es kommt nicht selten vor, dass es ein und den selben Helm in weit über 10 verschiedenen Dekorvarianten gibt (Shoei fertigt seinen XR-1000 beispielsweise in 34 versch. Dekorvarianten + 7 Unifarben um mal ein Extrembeispiel zu nennen)
Schlusswort:
Ein Helm zu kaufen ist immer eine sehr persönliche Sachen. Lasst euch dabei nicht von anderen beeinflussen dass ihr unbedingt diesen oder jenen Helm kaufen sollt weil "die Katze vom Nachbarn sein Hund..." ja so gute Erfahrungen damit gemacht hat - alles Quatsch. Der Helm muss euch persönlich gut passen und ihr müsst euch darin wohl fühlen, dann habt ihr das Maximum für eure Sicherheit getan. Und letztendlich muss euch auch nur das interessieren...
@ PitDesign
ich wusste, das du eine Antwort darauf schreibst und ehrlich gesagt hatte ich darauf gewartet, damit man so mal von einer Fachperson eine Erklärung allgemein dazu bekommt.
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