Warum treten immer mehr Leute aus der Kirche aus?

Letzte Woche haben bei uns ein paar Leute mit Schildern und Flyern für die Kirche geworben. Daraufhin habe ich die Diskussion mit einem angefangen. Er meinte, dass Jesus für unsere Sünden etc. gestorben sei und auch, dass Jesus der Sohn Gottes sei. Dass sehe ich anders, weshalb wir zu der Diskussion kamen. Dann habe ich mich im Nachhinein gefragt, warum immer mehr Leute aus der Kirche austreten.

In Deutschland und anderen christlich geprägten Ländern ist es üblich, dass das Kind getauft wird, wenn auch zu Lieben der gewordenen Großeltern. Später wird man kommutiert, wofür man sogar von den Verwandten und der Familie meistens noch Geschenke oder Geld bekommt. Eigentlich müsste das ein Kind/Jugendlichen doch im Glauben bestärken, jedoch treten immer mehr Leute aus der Kirche aus oder praktizieren den Glauben nicht, obwohl sie amtlich gesehen Mitglied in der Kirche sind.

Ich glaube nicht, dass das Austreten etwas mit den geringen Kirchensteuern zu tun hat. Jedoch was dann?

Geringen Kirchensteuern? Heute, wo jeder Haushalt um jede 10 Euro mehr Einkommen kämpft, kann ich dies sehr wohl verstehen. Wozu denn zahlt man diese Steuer? Nur um in eine Kirche gehen zu dürfen, dort für jedes bisschen wieder Geld zu zahlen? Und auch für den Klingelbeutel am Gottesdienstende? Nein, dafür muss ich keine Steuern extra zahlen.

Wenn ich an Gott glauben will, dann kann ich das auch Sonntag morgens von daheim vom Bett aus tun. Gott stört es garantiert nicht. Dem ist egal wo ich grad bin. Und er war es garantiert auch nicht, der befahl, den Gläubigen das Geld aus den Taschen zu ziehen.

Gerade in diesen Zeiten bräuchten die Menschen etwas woran sie sich festhalten könne, was ihnen Kraft gibt, ich persönlich denke aber auch, dass eine Religion und das Zugehörigkeitsgefühl dazu, das nicht geben kann.

Aber ich bin eh gegen so ziemlich alle Religionen die es gibt und ich bin nicht unwissend, ich war als Kind oft mit der Familie in der Kirche, hatte Religionsunterricht und habe tatsächlich auch die Bibel gelesen, aber das ist lange her. Für mich ist es definitiv nichts. Es zieht den Menschen das Geld aus der Tasche und was bekommen sie dafür? Es gibt und gab Kriege deswegen.

Ich muss sagen, wenn der Umgang untereinander offener und toleranter wäre und es nicht aufgrund von Glauben solche Spannungen geben würde, wäre meine Meinung vielleicht eine andere. Mich wundert es jedenfalls nicht, wenn die Menschen aus der Kirche austreten.

Bei mir tragen die "paar Euro" Kirchensteuer doch nen großen Teil dazu bei. Ich sehe auf meiner Gehaltsabrechnung die Kirchensteuer abgezogen und frage mich jedesmal wann ich das letzte Mal in der Kirche war und was die Kirche denn für mich tut, dass es rechtfertigen würde. Die Kirche besteht darauf vom Staat unabhängig zu sein, aber fordert Zwangsabgaben von jedem.

Die Kirche macht sich in der heutigen Zeit nicht wirklich sehr beliebt. Natürlich hat die Kirche einen sehr alten Ursprung, jedoch sollte sie auch etwas mit der Zeit gehen, denn die Leute tun es auch. Im 21. Jahrhundert, in Zeiten von Aids sollte auch eine Kirche verstehen, dass man Kondome nicht verbieten sollte. Das Thema Abtreibungen nun aufzurollen würde wohl jetzt zu weit greifen.

Ich habe schon kurz vor meiner Konfrmation angefangen am Glauben zu zweifeln, wurde jedoch von meinen Eltern gezwungen mich konfirmieren zu lassen. Danach bin ich níe wieder im Religionsunterricht gewesen.

Meine Kinder werde ich mit aus diesem Grund nicht taufen lassen. Mein Mann ist auch nciht getauft, daher hatte ich mit ihm deswegen nie wirklich Probleme, er war da immer meiner Meinung. Ich finde, wenn die Kinder alt genug sind, dürfen sie selber entscheiden, ob sie sich taufen lassen wollen oder nicht. Einen Glauben aufzwingen will ich ihnen nicht, schon gar nicht, da ich ihn ihnen nicht vermitteln kann.

Also bei mir war es im Konfirmationsalter so, dass die meisten sich nur wegen der Geschenke haben konfirmieren lassen und das auch direkt zugegeben. Dann wurde in der Schule damit geprahlt, wer schon wie oft nicht in der Kirche war für die Konfirmation.

Und manchmal werden Kinder ja auch konfirmiert, wenn sie noch gar nicht alt genug sind, das selbst zu unterscheiden. Ich hatte damals welche in der Klasse, bei denen waren die Konfirmationsgottesdienste in der 3. Schulklasse, da kann doch kein Kind richtig beurteilen, ob es mit der Kirche was zu tun haben will oder nicht. Und wer damit nichts zu tun hat, der kann auch ruhig austreten.

Die Kirchensteuern finde ich auch nicht gerade niedrig. Gerade für Leute mit höherem Einkommen sind die Steuern in Deutschland ja sowieso sehr hoch, wenn man da so einfach auf die Kirchensteuer verzichten kann, kann ich das gut verstehen.

Man kann im Übrigen auch an Gott glauben oder beten, ohne in einer Kirche zu sein. Das sollte man nicht von einer Kirchenmitgliedschaft abhängig machen.

So "gering" sind die Kirchensteuern auch wieder nicht und in Zeiten wo viele Familien jeden Cent zum Leben brauchen könnte dies ein Grund zum Austreten sein.

Ich frage mich sowieso warum man Kirchensteuer zahlen muss? Ist die Kirche nicht reich genug? Und was haben wir davon dass wir diese Steuer zahlen?

Jedoch denke ich dass es noch viele andere Gründe zum Austreten gibt. Meiner Meinung nach tritt die Kirche einfach viel zu altmodisch und konservativ auf. Um nur einige Beispiele zu nennen: Kein Sex vor der Ehe, keine Verhütungsmittel, keine Partnerschaften für Homosexuelle, keine Abtreibungen. Ich denke dass die Kirche in diesen Hinsichten viel zu konservativ ist, da müssen sie sich nicht wundern wenn keine Leute mehr in die Kirche gehen oder austreten. Gerade Jugendliche lassen sich mit diesen Geboten nicht in Kirchen locken.

Ich persönlich empfinde und empfand die Kirche irgendwie immer als strengen Oberlehrer, der nur fordert aber man bekommt nichts dafür. Zum Beispiel sagen sie du sollst dein Kind nicht abtreiben nicht mal wenn es aus einer Vergewaltigung entstanden ist. Aber helfen sie dir dann auch? Nein, sie fordern nur.

Ich muss auch sagen, dass ich es verstehe, dass immer mehr Leute austreten. Man zahlt ja nicht gerade wenig Kirchensteuer und dann wie schon ein paar vor mir erwähnt haben, muss man für alles was man in der Kirche machen will, egal ob Taufe, Hochzeit etc. zahlen. Das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Man bekommt zwar mehrmals Schreiben, in denen steht, was mit der Steuer gemacht wird, aber sehen tut man da gar nichts. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nur nicht ausgetreten bin, weil wir vorhaben zu heiraten und auch ein Kind wollen. Sonst würde ich auch sofort austreten.

[Gio]

In Deutschland und anderen christlich geprägten Ländern ist es üblich, dass das Kind getauft wird, wenn auch zu Lieben der gewordenen Großeltern.

Eben, es ist nur eine reine Gewohnheit, so wie man an Ostern eben auch Eier versteckt, im Herbst Winterreifen kauft oder Sylvester böllern geht - für die meisten in Westdeutschland "gehört das halt dazu" auch wenn man keinen echten aussagekräftigen Grund vorbringen kann außer eben der Traditioen, denn das Glaubensbekenntnis steht schon lange nicht mehr im Vordergrund (die meisten glauben ja selbst nicht mehr die ihre Kinder trotzdem taufen lassen). In Ostdeutschland hat die Kirche ja schon lange nichts mehr zu melden, da gibt`s auch keine Gewohnheit / Tradition und Alternativen zu krichlichen Veranstaltungen.

Gleiches gilt für das Phänomenen: "Ich mach`s nur wegen des Geldes von Oma und Opa...".

Eigentlich müsste das ein Kind/Jugendlichen doch im Glauben bestärken, jedoch treten immer mehr Leute aus der Kirche aus oder praktizieren den Glauben nicht, obwohl sie amtlich gesehen Mitglied in der Kirche sind.

Warum sollte es jemandem im Glauben bestärken wenn er nur aus dem Grund "So halt!" getauft wurde und nur deswegen Firmung / Konfirmation mitmacht weil er dafür Geld bekommt? Das sind im Grunde sogar eher zwei sehr gute Gründe, den eigenen Glauben sehr kritisch zu sehen, da einem hier ja exemplarisch vorgeführt wird dass es gar nicht um das Bekenntnis an sich geht.

Und dazu kommt natürlich noch die Kirchensteuer, die meisten meiner Freunde (aus dem Westen) die getauft, usw. waren traten spätestens dann aus, als der erste Steuerbescheid kam. Eben weil wenig Laune vorhanden ist hier drei- bis vierstellige Verträge zahlen zu müssen für irgendwas wo man halt Mitglied ist, aber es einem im Grunde nicht interessiert. Eben wie ein Abo für etwas was man nicht mag und was man dann kündigt, sobald es Geld kostet.

Dazu kommen natürlich noch die innerkirchlichen Sinnfragen wie eben:
- Man kann auch an Gott glauben ohne in der Kirche zu sein!
- Ob Jesus sich das so gewünscht und vorgestellt hat? Vor allem wenn man diverse Passagen in der Bibel liest die von ihm stammen sollen (weiß man ja nicht, ist ja kein objektives Dokument) wo er genau das Gegenteil von seinern Jüngern verlangte was heute praktiziert wird. Gerade das treibt viele Strenggläubige dann eher in Freikirchen und andere Abspaltungen (die übrigens keine Steuer "verlangen", da sie auch nichts abbekommen).

Man bekommt zwar mehrmals Schreiben, in denen steht, was mit der Steuer gemacht wird, aber sehen tut man da gar nichts.

Ich habe noch kein solches Schreiben (mangels Mitgliedschaft) bekommen, aber da steht bestimmt nicht drin: "94 % ihrer Kirchensteuer gehen für Verwaltung, Personal und Erhalt der Kirchen drauf, lediglich 4 - 6 % davon verwenden wir für soziale und caritative Arbeit...".

Heiraten und Kinder bekommen kann man übrigens auch ohne Mitgliedschaft in einer Kirche.

Ich bin wegen der Kirchensteuer aus der Kirche ausgetreten. Es sieht zwar monatlich relativ wenig aus wenn man auf seine Lohnabrechnung schaut, aber man sollte diese Summe mal auf ein Jahr hochrechnen. Ich sehe es nicht ein für etwas zu zahlen was ich gar nicht nutze, denn in die Kirche gehe ich sowieso nicht.

Eigentlich ist es eine absolute Dreistigkeit Kirchensteuer vom Lohn abzuziehen. Denn warum soll man für seinen Glauben bezahlen?

Ich wurde von meinen Eltern zwar sehr christlich erzogen, aber irgendwann habe ich angefangen die Dinge die man mir so erzählt hat zu hinterfragen und bin für mich selbst zu dem Schluss gekommen, dass ich die Geschichten der Bibel eher für ein Märchen halte als für einen Tatsachenbericht.

Das ist ne ganz schön interessante Frage. Ich persönlich finde, dass es daran liegt, dass zum Einen die Erziehung nicht mehr so religiös erfolgt, wie es vielleicht noch vor ein paar Jahren war. Nur um ein Beispiel zu geben. Mein Vater sieht es als absolute Pflicht an, in der Kirche zu sein und dementsprechen auch die Kirchensteuer (die ja wirklich nicht hoch ist) zu bezahlen. Er würde sich irgendwie als Außenseiter fühlen, da es doch recht komisch ist (zumindest bei uns in ländlicheren Kreisen), wenn dann plötzlich einer nicht mehr in der Kirche ist.

Zudem müsst ihr sehen, dass es viele nicht einsehen oder auch nicht einsehen können, dass sie von ihrem ohnehin geringen Lohn oder sogar Hartz 4 auch noch was für die Kirche zahlen soll. Das ist aber wenn man genau überlegt eigentlich gar nicht so. Die Kirchensteuer richtet sich ja nach dem Einkommen und auch der Größe der Familie. Das werden bestimmt einige nicht wissen.

Außerdem gibt es immer mehr Atheisten, oder Christen, die zu anderen Religionen konvertieren oder eben Religionlos werden. Ich persönlich finde es aber dennoch sehr sozial, wenn man zum Beispiel die Kirchensteuer bezahlt. Die Kirche macht ja auch recht viel, siehe Kindergärten und Diakonie.

Ich persönlich, als mehr oder weniger gläubiger Christ, werde für immer in der Kirche bleiben. Meiner Meinung nach gibt man für andere Sachen (Zigaretten ...), die total unnütz und sinnlos sind sehr viel aus, da kann man auch mit ein paar Euros pro Monat die Kirche unterstützen.