Freistellen lassen oder weiter arbeiten gehen?
Eine Freundin von mir ist schwanger - 18. Schwangerschaftswoche. Sie arbeitet als Kindergärtnerin in einer Kinderkrippe und ist momentan etwas ratlos. Sie weiß einfach nicht, ob sie weiter arbeiten gehen soll oder sich freistellen lassen soll.
Es geht ihr eigentlich ganz gut, sie wird nur morgens von etwas Übelkeit geplagt und hat hin und wieder einen etwas harten Bauch. Die Kolleginnen sind größenteils rücksichtsvoll und versuchen ihr möglichst viel Arbeit, wie beispielsweise das Wickeln von Kindern, abzunehmen. Sie hat mich nun um Rat gefragt und um ehrlich zu sein, würde ich eher zu einer Freistellung tendieren.
Ich selbst war zuletzt auch in einer Kinderkrippe tätig. Als ich dann schwanger geworden bin, ging ich bis etwa zur 20. Schwangerschaftswoche arbeiten. In den letzten zwei oder drei Wochen war mein Bauch aber dann wegen dem Stress in der Arbeit ständig hart und so wurde ich freigstellt. Hinzu kam bei mir auch noch, dass wir zudem Zeitpunkt Feuchtblattern im Kindergarten hatte, die ja sehr gefährlich sein können!
Eine andere Kollegin von mir ist zwar bis zum Schluss arbeiten gegangen, hat aber dann keinen einzigen Handgriff mehr gemacht und war somit mehr eine zusätzliche Belastung als eine Erleichterung. Sie ist nur mehr herum gesessen und hat gegessen. Mit den Kindern hat sie nur mehr wenig gemacht, da ja erstens die Sessel klein sind und sie ja zweitens keine Kinder mehr heben konnte. Ich habe mir damals gedacht, dass es für uns besser gewesen wäre, wenn sie zu Hause geblieben wäre, denn so hätten wir Ersatz für sie bekommen. Wie war es bei euch? Was würdet ihr machen?
Ich denke, dass ich erstmal noch weiter arbeiten gehen würde. Es scheint deiner Freundin so ja gut zu gehen und das Kind ist nicht gefährdet. Daher würde ich wohl an das Geld denken und das man davon schon etwas an Einrichtung etc. für das Kind kaufen könnte. Vielleicht würde sie sich zu Hause auch langweilen.
Daher würde ich erstmal noch arbeiten gehen, bis es eben nicht mehr geht oder falls sie merkt, dass es ihr nicht gut tut und sie mehr Ruhe braucht. Gerade wenn die Kollegen so nett sind und ihr schon viel Arbeit abnehmen.
Ich habe zwar in der Zeit, als ich schwanger war nicht in einem Kindergarten gearbeitet, aber in einer Fabrik und ich war ab der 30. Woche krank geschrieben, weil ich Blutungen bekam und der Arzt es nicht verantworten konnte. Wenn es mir aber gut gegangen wäre, wäre ich auch bis 6 Wochen vor dem errechneten Termin zur Arbeit gegangen. Auch wenn es stressig war, weil ich auch nicht mehr alles machen durfte.
Ich finde es schlimm, wenn jemand, "nur" weil er schwanger ist sich freistellen lässt. Früher sind die Frauen bis zum Termin arbeiten gegangen. Schwangerschaft ist, wenn sie normal verläuft keine Krankheit und man sollte den Körper zwar beobachten, aber nicht jedes Zeichen als was schlimmes ansehen und darauf warten, dass es einem schlecht geht. Dass der Bauch ab und an mal hart wird ist ein einfaches Zeichen dafür, dass der Körper sich umstellt und der Bauch wächst und das Baby Platz braucht und es ist keine Krankheit.
Ich würde weiter arbeiten gehen solange die Schwangerschaft nicht gefährdet ist und es mir soweit gut geht. Es ist doch schon sehr rücksichtsvoll von den Kollegen, dass sie Arbeit abnehmen und nicht mehr alles machen lassen. Aber warum sie nicht mehr die Kinder wickeln sollte ist mir auch ein Rätsel. Was macht sie denn, wenn sie selber noch ein Kind hat, was gewickelt werden muss und schwanger ist?
Die Arbeit im Kindergarten ist meines Erachtens keine schwere Arbeit und da sollte man doch sehen, dass man nicht schon in der 18. Woche schlapp macht, wenn das Kind nicht gefährdet ist. Ich habe selber in Kindergärten gearbeitet und dort waren auch schwangere Erzieherinnen, die immer bis zum Schluss mit gearbeitet haben. Keine davon hat sich freistellen lassen und wenn sie gegen Röteln geimpft wurde und Windpocken schon hatte, dann sollte es auch keine Gefährdung für das Kind sein, wenn solche Krankheiten auftreten.
Man sagt doch immer, das Schwangerschaft keine Krankheit ist. Und solange der Arzt nicht der Meinung ist, das ein Risiko besteht, sollte man sich auch nicht in Watte hüllen. Wenn ihr die körperlich schweren Arbeiten eh schon abgenommen werden, dann sollte sie solange wie möglich arbeiten gehen.
Ich denke mal, das man heute teilweise zu übertrieben vorsichtig mit einer Schwangeren umgeht. Wie schon gesagt wurde, war das früher wesentlich anders und die Frauen haben ihre Kinder auch bekommen. Teilweise sogar leichter wie heute, wo sich viele Schwangere zu sehr schonen.
Meine Gynäkologin ist sicher eine sehr umsichtige Person und sie hat mir dann 4 Wochen vor dem errechneten Termin sehr dringend nahe gelegt, jetzt endlich in den verdienten Mutterschutz zu gehen. Das habe ich dann auch gemacht: zum Einen hatte ich dann mein Projekt so weit bearbeitet, dass ich es problemlos einem anderen Kollegen übergeben konnte, zum Anderen musste ich wegen der Risikoschwangerschaft (Gestose) teilweise zweimal täglich zum Arzt - bei einer Fahrzeit von einer Stunde (einfache Strecke) zur Arbeitsstelle wäre arbeiten gehen dann auch kaum noch möglich gewesen. Allerdings ist meine Gynäkologin so manches Mal doch sehr rustikal in ihrer Ausdrucksweise - was sitzt das sitzt - und wenn die dann zu einer Freistellung oder ähnlichem rät, dann sollte man das ernsthaft in Erwägung ziehen. Ansonsten ist sie der Meinung, dass Schwangere keine Sonderschonung außer den gesetzlich festgelegten brauchen und besser daran tun, sich nicht zu sehr zu schonen.
Wenn also der Frauenarzt keine größeren Bedenken hat und es bisher auch keine größeren Beschwerden gab, die dagegen sprechen dass Deine Bekannte arbeiten geht, würde ich eine Freistellung auch nicht in Erwägung ziehen. Wie schon erwähnt: eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und wenn die Kollegen so nett sind, Deine Bekannte zu entlasten (beim Wickeln kann man ja auch mal getreten werden), dann würde ich vorerst weiter arbeiten gehen.
Übrigens hätte mich meine Gynäkologin auch schon eher krank geschrieben, wenn ich das gewollt hätte. Ich habe das aber immer abgelehnt, weil ich mir dann daheim wahrscheinlich nur noch den Kopf über die Risiken der Gestose zerbrochen hätte. So war ich gefordert und konnte fast alle Arbeiten erledigen, außer schwere Hardware schleppen - da habe ich sonst freiwillig geholfen. Ohne irgendwelche Beschwerden freigestellt oder krank geschrieben daheim zu sitzen, hätte mir auf Dauer wohl eher schlecht getan.
Solange die Schwangerschaft normal verläuft, keine Risikoschwangerschaft oder sonstige Komplikationen vorliegen, sehe ich kaum einen Grund warum sie denn zu Hause bleiben sollte. Wenn der Arbeitgeber Bescheid weiß, dann wird ja auch in gewisser Weise Rücksicht genommen werden. Einige Tätigkeiten darf sie ja nicht mehr ausführen, darauf sollten auch die Kolleginnen hingewiesen werden.
Unsere Kindergärtnerin war bis kurz vor dem offiziellen Beginn des Mutterschutzes im Kindergarten beschäftigt. Dann brachen die Röteln aus und sie musste von einem Tag auf den anderen zu Hause bleiben. Aber andererseits ist es ja nicht viel anders, wenn man selber schon ältere Geschwisterkinder zu Hause hat. Da kann man sich auch nicht so einfach krank schreiben lassen.
Also wenn sie nicht der Meinung ist, sie muss Sachen tun die sie nicht darf, unverhältnismäßig viele Überstunden machen, schwere Arbeiten verrichten, dann würde ich davon absehen mich freistellen zu lassen. Die Zeit zu Hause zieht sich dann doch schon ziemlich und man bekommt mit der Zeit einen "Koller". Ich musste in meiner zweiten Schwangerschaft die letzten 3 Monate fast ausschließlich liegen. Es war der Horror und sterbenslangweilig und ich wäre froh gewesen wenn ich noch hätte arbeiten gehen können.
Punktedieb hat geschrieben:Man sagt doch immer, das Schwangerschaft keine Krankheit ist. Und solange der Arzt nicht der Meinung ist, das ein Risiko besteht, sollte man sich auch nicht in Watte hüllen. Wenn ihr die körperlich schweren Arbeiten eh schon abgenommen werden, dann sollte sie solange wie möglich arbeiten gehen.
Der Ansicht bin ich auch und ich kann daher die Schwangeren nicht verstehen, die dann sofort in Watte gepackt werden wollen und übertriebene Angst haben, dass ein gekrümmtes Haar direkt Auswirkungen auf das Baby hätte. Das finde ich total übertrieben. Aber man weiß auch nicht, was in diesen Schwangeren vor geht. Ich kenne auch Frauen, die nach einer Fehlgeburt sehr vorsichtig und ängstlich waren und befürchtet haben, dass das Kind durch ein eigenes Fehlverhalten verloren gehen könnte.
Ich selbst würde so lange arbeiten gehen wie möglich und solange der Arzt sein OK gibt und ich mich soweit fit und belastbar fühle sehe ich auch keinen Grund, nicht weiter zu arbeiten. Zu Hause zu sitzen und vielleicht sogar Bettruhe zu haben ohne dass es medizinisch notwendig ist wäre mir persönlich zu langweilig.
Täubchen hat geschrieben:Ich selbst würde so lange arbeiten gehen wie möglich und solange der Arzt sein OK gibt und ich mich soweit fit und belastbar fühle sehe ich auch keinen Grund, nicht weiter zu arbeiten. Zu Hause zu sitzen und vielleicht sogar Bettruhe zu haben ohne dass es medizinisch notwendig ist wäre mir persönlich zu langweilig.
Du vergisst leider das Mutterschutzgesetz. Da bestimmt weder der Arzt noch man selbst, ob man arbeiten darf oder nicht. Ein Erzieherin muss mindestens vom Zeitpunkt der Mitteilung über die Schwangerschaft bis zum serologischen Ergebnis mit einem generellen Beschäftigungsverbot belegt werden. Ist der Immunschutz nicht ausreichend, bleibt das Verbot bestehen.
Wäre ich in meinem alten Job schwanger geworden, hätte ich meinen Arbeitgeber unverzüglich informieren müssen. Während Arbeitnehmerinnen sonst nichts sagen müssen, wäre ich verpflichtet gewesen, es sofort zu sagen. Und dann hätte ich direkt Zuhause bleiben müssen, weil fast alle Tätigkeiten gesetzlich verboten sind. Und das ganze hätte nicht mit dem gesetzlichen Mutterschutz geendet, sondern die gesamte Stillzeit Bestand gehabt. Nicht jeder hat die Wahl.
Im Kindergarten darf man heutzutage nicht mehr arbeiten, sobald man weiß, dass man schwanger ist. Zumindest ist es hier in Nordrhein Westfalen so. Ich kenne drei Erzieherinnen, die schwanger wurden und alle drei wurden vom Arbeitgeber frei gestellt, weil die Infektionsgefahr im Kindergarten zu groß ist und die Erzieherinnen nicht mehr mit Kindern arbeiten durften.
Auch beim Zahnarzt darf eine schwangere nicht mehr arbeiten oder bei einem Arzt, wo Patienten hinkommen, die Infekte haben könnten. So hat eine Bekannte bei einem Orthopäden weiter arbeiten dürfen und eine auch beim Augenarzt, aber beim Kinderarzt und beim Hautarzt mussten die schwangeren daheim bleiben und bekamen ein Arbeitsverbot in der Praxis bei vollem Lohn bis zum Mutterschutz.
Diamante hat geschrieben:Auch beim Zahnarzt darf eine schwangere nicht mehr arbeiten oder bei einem Arzt, wo Patienten hinkommen, die Infekte haben könnten. So hat eine Bekannte bei einem Orthopäden weiter arbeiten dürfen und eine auch beim Augenarzt, aber beim Kinderarzt und beim Hautarzt mussten die schwangeren daheim bleiben und bekamen ein Arbeitsverbot in der Praxis bei vollem Lohn bis zum Mutterschutz.
Ich bin mir da nicht sicher, ob das so wirklich stimmt. Mit dem Kindergarten gebe ich dir uneingeschränkt recht. In unserer Kita wurde schwangere Erzieherinnen immer umgehend freigestellt, auf Grund des Infektionsrisikos bei den ganzen Kindern die da rumrennen. Ob das aber bei Angestellten in Arztpraxen ebenso ist, würde ich mal mit einem ganz großen Fragezeichen versehen.
Bei mir wurden nun schon mehrere ärztliche Kolleginnen schwanger und die durften alle noch recht lange weiter arbeiten. Ich kenne auch eine, die hat bis zum Mutterschutz gearbeitet. Da wurde dann nur das Aufgabenspektrum eingeschränkt. Sicherheitshalber wurden sie nicht mehr in die Operationssäle gelassen, wobei das grundsätzlich erlaubt gewesen wäre und auch alle Tätigkeiten die mit Blutentnahmen zu tun hatten, wurden ihnen untersagt. Nichts desto trotz hatten sie alle auch immer wieder Kontakt mit kranken Menschen und da waren jetzt nicht nur welche mit einem gebrochenen Arm dabei. In der Regel haben sie dann Ambulanzsprechstunden gemacht, wo Hinz und Kunz hingehen konnten und vorher keiner wusste, ob da nicht gerade auch mal ein Grippekranker durch die Tür kommt.
Auch der Augenarzt wäre da ja Blödsinn. Was macht man denn da wenn einer mit einer bakteriellen Konjunktivitis kommt, die hoch ansteckend ist? Und wer sagt denn, dass die Patienten beim Augenarzt wirklich gerade nur ein Augenproblem haben?
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