Österreich: Schülerstreik gegen geplante Bildungsreform

vom 22.04.2009, 17:20 Uhr

Viele von euch werden vermutlich die Diskussion über das Schulsystem in Österreich mitbekommen haben. Es geht dabei um Budgetfragen, wobei am Anfang darum ging, die Lehrer ohne Lohnerhöhung 2 Stunden mehr arbeiten zu lassen. Diese Forderung wurde zum Glück nach ewigen Diskussionen abgewendet. Allerdings sollen nun die autonomen freien Tage, von denen jede Schule insgesamt fünf Stück auf das Jahr verteilen kann, gestrichen werden und auch 2 regionale freie Tage wegfallen. Außerdem sollen die Lehrer mehr unbezahlte Überstunden leisten.

Uns als Schüler betrifft nun die Streichung der freien Tage. Zusätzlich wünschen wir uns eine Verbesserung des gesamten Schulsystems, was durch Budgetkürzungen nicht zu erreichen ist. Es ist einiges zu tun, doch die Politiker wollen alles nur noch schlimmer machen, wie es scheint. Deshalb haben die österreichischen Jugendliches beschlossen, kommenden Freitag, also am 24.04.2009, die Schulen leer bleiben zu lassen und gegen die geplanten Entwicklungen zu demonstrieren. Die meisten Lehrer sind interessanterweise gegen diesen Streik und versuchen, uns davon abzuhalten, indem sie zum Beispiel Tests und Schularbeiten auf diesen Tag legen.

Wie steht ihr zu dem Vohaben der Politik in diesem Fall? Dürfen Schüler deshalb auf die Straße gehen, oder sollte es eher Konsequenzen für streikende Schüler geben?

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» regen.tropfen » Beiträge: 65 » Talkpoints: 0,24 »



Ich bin auch aus Österreich, zum Glück nicht mehr Schülerin :wink: , aber ich denke, dass dieser Streik nicht nötig ist. Ich finde auch den Streik der Lehrer total überflüssig. Ich bin dafür, dass die Lehrer mehr arbeiten sollten, da wir alle genug leisten müssen und das zu anderen Bedingungen, wie z.B. weniger Urlaub etc. Den Lehrern in Österreich geht es wirklich gut, habe auch welche in meiner Familie und ich denke, dass 2 Stunden Mehrarbeit keinen Schaden würden.

Ich denke nicht, dass jetzt auch noch die Schüler streiken sollten. Natürlich ist der Beschluss jetzt auf die Schulautonomen Tage zu verzichten nicht gerade erfreulich für die Schüler und auch nicht für den Tourismus, der auch schon große Verluste erwartet, wenn Schüler nicht mehr frei haben. Schüler können sich jetzt bei den Lehrern bedanken, dass sie so eine Lösung angenommen haben, aber wie gesagt, ich denke nicht, dass der Streik etwas bringen wird.

Bzgl. dem Bildungsbudget. Ich denke, dass das Schulsystem in Österreich vollkommen in Ordnung ist. Ich habe eine gute Bidlung genossen und ich denke, dass es auch vielen anderen Österreichern so ergeht.

regen.tropfen - Ich würde gerne wissen was du dir von einem größerem Budget erwartest!?!
Und warum sagst du, dass die Forderungen von 2 Stunden mehr zum Glück abgewendet wurden? Ich denke nicht, dass du jetzt über diese Lösung glücklich bist, da wären doch die 2 Stunden Mehrarbeit besser, oder?

» sweetysarah » Beiträge: 469 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich komme ja aus einer Lehrerfamilie und habe deshalb auch einen guten Einblick in den Lehrberuf.

Leider denken immer noch viele Leute, dass Lehrer nur die 20 Stunden arbeiten, die sie in der Schule verbringen. Das stimmt aber so leider nicht. Dazu kommt noch eine Menge Arbeit, die Zuhause oder auch in der Schule im Lehrerzimmer erledigt werden muss. Dazu gehören Stundenvorbereitungen, Test- und Schularbeitskorrekturen, Erledigen von administrativen Aufgaben und noch viel mehr. Außerdem müssen sie sich oft noch um einzelne Schüler kümmern, die Schwierigkeiten machen. Dazu kommen noch Sprechstunden und eine gewisse Anzahl an Stunden, die für Vertretungen vorgesehen sind. Alles in allem kommt man so locker über die sonst üblichen 40 Stunden. Ich sehe Tag für Tag, dass meine Mutter bis spät in die Nacht arbeitet und wenig Freizeit hat.

Zwei Stunden mehr auf dem Papier würden insgesamt 3-4 Stunden ergeben, wenn man den Arbeitsaufwand mit einberechnet. Und ich glaube kaum, dass irgendeine Berufsgruppe das so über sich ergehen lassen würde, wenn sie 4 Stunden in der Woche mehr arbeiten müssten und gleich viel oder sogar noch weniger Geld als vorher dafür bekommen würden. Zudem wirken sich 2 Stunden Mehrarbeit auch auf die Schüler aus.

Ein Lehrer muss so oft eine zusätzliche Klasse betreuen und kann schwerer auf die einzelnen Klassen oder überhaupt Schüler eingehen. Ein weiteres Problem stellt sich bei den Junglehrern. Wenn alle Lehrer 2 Stunden mehr arbeiten, müssen diese Stunden auch irgendwo herkommen. Gespart wird dann bei den jungen Lehrern, die gerade angefangen haben und dann plötzlich ohne Job dastehen. Vor kurzem wurde noch über Lehrermangel diskutiert, jetzt plant man Stellen wegzukürzen. Wo ist da die Logik dahinter?

Ich würde mir von einer Budgeterhöhung einiges erwarten. Klar haben wir nicht gerade eine schlechte Ausbildung, aber in manchen Dingen kann man sicherlich einiges verbessern. Ich werde mal ein paar Punkte aufzählen. Was ich Tag für Tag bemerken muss, ist der teilweise richtig miese Zustand und die Ausstattung der Schulgebäude. Es kann doch nicht sein, dass wir in Klassenzimmern sitzen müssen, in denen kaputte Kästen, abgebrochene Netzwerkleisten und ähnliches Alltag sind.

Das ist jetzt nur ein Beispiel aus unserer Schule, in anderen Schulen geht es teilweise noch viel ärger zu. Wir haben kaum ein Equipment in den naturwissenschaftlichen Säälen, sodass keine Versuche durchgeführt werden können und nur trockener Stoff durchgenommen wird. Zum Lernen gehört auch der Bezug zur Praxis, sonst kann ich es sehr gut verstehen, wenn man nichts versteht und keine Lust mehr hat.

Als musische Schule stehen uns auch kaum ordentliche Instrumente zur Verfügung, es ist normal, dass man auf einer Gitarre spielt, die ein riesiges Loch im Holz hat. Fast alles, was wir in unserem Schul-Tonstudio, welches wir für unseren Zweig benötigen, stehen haben, ist selber finanziert. Sei es durch Spenden oder durch die Klassenkassa. Von Seiten der Schule und des Stadtschulrates können wir uns hier keine Unterstützung erwarten. Das ist jetzt nur ein Beispiel aus unserer Schule, in anderen Schulen geht es teilweise noch viel ärger zu.

Das ist nur ein kleiner Einblick in das, was in unserem Schulsystem schiefläuft. Wenn gewünscht ist, kann ich noch weiter ausholen, aber ich will hier niemanden langweilen, in dem ich nur über schlechte Seiten herziehe.

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» regen.tropfen » Beiträge: 65 » Talkpoints: 0,24 »



Hallo!

Ich bin auch aus Österreich und habe die Debatte über Mehrstunden, Streik und so weiter natürlich auch mitverfolgt. Vor allem, da es mich bzw. meine Kinder persönlich betrifft.

Was die Lehrer angeht, möchte ich folgendes sagen. Ich finde es nicht richtig, wie der ganze Streit ausgefochten wurde. Die Lehrer an unserer Schule haben teilweise die Kinder in den Streit mit der Unterrichtsministerin mit hineingezogen. Da wurde Panik verbreitet, dass der beliebte Lehrer gekündigt würde, wenn die Lehrerschaft 2 Stunden mehr arbeiten müßte, keine Schulprojekte (wie zum Beispiel die Schiwoche) mehr gemacht würden,.....

Das ist meiner Meinung nach der falsche Weg! Am Schlimmsten fand ich die Berichte im Fernsehen, wo man zeigte, wie solidarisch die Schüler den Lehrern gegenüber wären, da sie auch für die Lehrer gestreickt haben. Wenn ich da an meine Schulzeit zurückdenke, ich glaube ich hätte auch für alles mögliche gestreikt, wenn dafür ein schulfreier Tag herausgeschaut hätte. Und dass sich dort viele Jugendliche mit Alkohol in der Sonne gebräunt haben, wirft auch nicht wirklich ein gutes Licht auf das Ganze.

Das Ergebnis, das zwischen Lehrergewerkschaft und Unterrichtsministerin herausgekommen ist, ist meines Erachtens, ein Witz. Die meisten schulautonomen Tage werden gestrichen. Bei zwei Tagen müssen zwar die Lehrer an der Schule anwesend sein - für die Kinder ist es aber freiwillig. Was soll das für einen Sinn haben? Entweder werden die Lehrer an diesen Tagen alleine in der Schule sitzen (denn wer von den Kindern verzichtet schon freiwillig auf einen freien Tag) oder es wird darauf hinauslaufen, dass man die Kinder fast zur Schule schicken muß, da ihnen sonst eventuell Nachteile drohen könnten.

Alles in Allem muß ich sagen, dass dieser "Kompromiss" der größte Blödsinn ist, den ich je gehört habe und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich dadurch am Schulsystem irgendetwas ändert!

lg
Monni

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» Monni » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,46 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Als 1. muss ich sagen ich bin Schüler in Wien, und war auch beim Streik dabei, aber nicht weil ich diese paar Tage haben will, sondern rein aus Prinzip.

Was sich das blöde Ministerium alles erlaubt. Unsere Schule hatte immer ein bestimmtes Kontingent an Geld, was vom Ministerium zur Verfügung stand. Das wusste unser Direktor auch Anfang dieses Schuljahres. Dann kam unser Klassenvorstand zum Direktor, und hat gefragt, ob er eh den Flug für unsere Sprachreise gezahlt bekommt, und der Direktor hat natürlich bejaht, weil Geld übrig war.

Dann 4 Monate später (1 Monat vor der besagten Sprachreise) klopfte das Ministerium beim Direktor an, und hat einfach so gesagt, dass ab jetzt das Kontingent gekürzt ist, und das unsere Schule bereits über der neuen Summe ist.

Also musste der Direktor, da das liebe Geld fehlte einige Einsparungsmasnahmen machen, und darunter war auch die Streichung des Geldes für den Flug unseres Klassenvorstands. Und da kann ich unseren Klassenvorstand verstehen, dass er den Flug nicht aus eigener Tasche zahlen will, warum auch. Soo viel Spaß hat man dort auch nicht, wenn man auf 23 Schüler aufpassen muss.

Und dann wäre da noch das Problem mit dem Schulbuchgeld. Jedes Jahr kommen mehr Bücher dazu, aber das staatliche Schulgeld wird nicht mehr. Also mussten wir auch da einsparen. Wir haben jetzt in 3 Fächer keine Bücher. Eines davon ist Biologie, wo man ja eigentlich gerne nachschlägt, falls man im Unterricht nicht mitgekommen ist.

Und ich kann die Lehrer ganz gut verstehen, dass sie nicht unbezahlt zwei Stunden mehr arbeiten wollen. Eigentlich sind es ja mehr als 2 Stunden, weil man ja dafür auch zu Hause noch weiter arbeiten muss.

Ich persönlich finde ja, dass man Ärtzen und Lehrern nie genug Geld geben kann, da sie unsere Gegenwart beziehungsweise Zukunft sichern, aber da soll jeder seine eigene Meinung haben.

Und die Kürzung der schulautonomen Tage bringt finde ich auch wenig bis nichts. Geld kann man dadurch keines sparen, und wenn man mehr Unterricht haben will, dann sollte man eher auf die Qualität achten, als auf die Quantität. Wenn man all die unnützen Supplierungen streichen würde, und stattdessen qualitativen Unterricht abliefern würde, dann hätte man diese 5 Tage (oder 3) schon längst wieder drinnen.

Abschließend möchte ich nur sagen: "Möge die große Schulreform kommen". Nur dann käme vielleicht die Gesamtschule, wo ich auch einiges zu schreiben hätte.

» Abol65 » Beiträge: 44 » Talkpoints: 17,38 »


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