Glücklich mit der Berufswahl?
Mich würde einmal interessieren, wer mit seiner Berufswahl glücklich ist bzw. warum ihr unglücklich damit seit. Ich bin gelernte Industriekauffrau / Fremdsprachenkorrespondentin und bin zwar mit meiner Berufswahl im Großen und Ganzen zufrieden, dennoch aber nicht unbedingt glücklich damit, was daran liegt, dass der Markt überfüllt ist und schon fast jeder zweite einen Büroberuf ausübt, von daher kann sich eine mögliche Arbeitssuche als sehr anstrengend gestalten.
Des Weiteren stören mich mittlerweile auch die Arbeitszeiten und ich wäre lieber im Schichtbetrieb tätig, z. B. in einem Krankenhaus. Dann wiederum stört es mich enorm, dass ich meine gelernte Tätigkeit nicht auch privat nutzen kann, d. h. mit nebenbei mal etwas verdienen ist nichts drin. Wie sieht es bei euch aus? Was habt ihr gelernt? Seit ihr glücklich? Was würdet ihr jetzt lernen, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?
Ich bin im Moment dabei eine Ausbildung zur Erzieherin zu machen und habe diverse Praktika in verschiedenen Einrichtungen hinter mir. Hinzu kommt, dass ich regelmäßige Ausarbeitungen anfertigen muss und Lehrerbesuche bekommen. Somit ist meine Ausbildung mit sehr viel Stress verbunden. Auch wenn es sehr hart und stressig ist, bin ich damit mehr als zufrieden und auch glücklich. Ich habe zwar im Moment kaum Zeit für andere Tätigkeiten, da ich für die Schule, also den theoretischen Teil, lernen muss und auch für den praktischen Teil im Kindergarten lernen muss. Aber auch das geht vorbei.
Ich bin so glücklich, weil es mir große Freude bereitet, Kindern etwas beizubringen und sie wachsen zu sehen. Außerdem machen sie mich einfach glücklich. Natürlich gibt es auch schwierige Tage und Situationen aber gerade die machend den Beruf so interessant und spannend. Es ist für mich eine gelungene Abwechslung zum Alltag. Da ich selber noch keine Kinder habe. Es ist schön, von den Kindern gezeigt zu bekommen, dass sie einen respektieren und mögen. Ihre gemalten Bilder zu interpretieren kann auch sehr lustig werden. Die Arbeitszeiten sind auch in Ordnung. Meistens bin ich gegen 17.00 Uhr zu Hause und kann mich dann auf die faule Haut legen, wenn es die Schule erlaubt.
Im Kindergarten habe ich sehr viel Bewegung und komme regelmäßig an die frische Luft, also was will man mehr? Des Weiteren kann ich mit meinen Erfahrungen Freunden und Familien mit Kindern, besonders mit kleinen Kindern, helfen und ihnen meinen Rat geben. Nach meiner Ausbildung kann ich dann studieren gehen und zum Beispiel beim Jugendamt arbeiten um, "schwächere" oder "ärmere" Kinder zu fördern.
Zu 100 Prozent zufrieden bin ich mit meiner Berufswahl leider nicht. Denn der Beruf den ich heute ausübe ist leider nicht der, denn ich gerne erlernen wollte. Ich habe eigentlich eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen, aber nach kurzer Zeit stellte ich eine allergische Reaktion auf die Desinfektionsmittel fest. So musste ich diese Ausbildung leider wieder abbrechen.
Dann habe ich stattdessen Versicherungskauffrau gelernt, heute arbeite ich als Angestellte im öffentlichen Dienst. Meine Arbeit gefällt mir zwar ganz gut, ich bin an und für sich zufrieden. Aber mein Traumberuf war ein anderer.
Zur Zeit bin ich hauptberuflich nur eine sog. Managerin im Familienbetrieb Also ein 24 Stunden Job. Aber natürlich habe ich auch eine abgeschlossene Berufsausbildung hinter mich gebracht und zwar die der Arzthelferin. Mit der Berufsauswahl bin ich auch sehr zufrieden und wenn ich die Wahl hätte, würde ich heute wieder so einen Job wählen oder den der Rettungsassistenten. Bei uns liegt das mit dem Berufen im Gesundheitswesen wohl in der Familie, denn mein Opa war schon beim DRK, mein Onkel ist Sanitäter und irgendwie zog sich das durch die Familie hin durch.
Da ich aber nun zwei kleine Kinder habe, bin ich zuhause als Managerin tätig und jobbe nebenher als Kellnerin im Festzeltbetrieb. Obwohl man diesen Job in keinsterweise mit einem Kellnerjob in der Kneipe oder Disco vergleichen kann, da ich im Festzeltbetrieb von Freitags - Montags kellnere und es meistens auch auf 60 Stunden bringe. Also so viele Stunden hat so ein manch Vollzeitbeschäftigter nicht. Aber auch diesen Job würde ich für nichts in der Welt missen wollen, denn es macht mir riesig viel Spaß, auch wenn es richtig harte Arbeit ist.
Was die Berufswahl angeht, hätte ich es nicht besser treffen können. Ich bin sehr zufrieden mit dem Weg, den ich eingeschlagen habe und habe wirklich viele Jahre daraufhin gearbeitet und es mir sehr gewünscht. Was im Moment nicht so positiv ist, ist die Chefin und das damit verbundene Betriebsklima. Aber das kann überall schlecht oder auch gut sein und ist nicht vom erlernten Beruf oder der Branche abhängig.
Warum muss dein Nebenjob unbedingt etwas mit deinem erlernten Beruf zu tun haben? Ich fotografiere zum Beispiel seit ich als Kind die alte Kamera von meinem Vater bekommen habe leidenschaftlich gerne und inzwischen werde ich von Leuten bezahlt, die Bilder auf einer Veranstaltung oder von sich selber haben wollen.
Ich habe mir zwar mal überlegt eine Ausbildung als Fotografin zu machen oder irgendwas in Richtung Fotodesign oder Dokumentarphotographie zu studieren, aber letztendlich habe ich mich für einen anderen Studiengang entschieden und einfach als Hobby weiter fotografiert. Für den Nebenjob reicht es trotzdem. Wenn man sich einmal einen Namen gemacht hat wird man ja weiter empfohlen.
Mit meiner Studienwahl bin ich total zufrieden, obwohl das gar nicht unbedingt mein Traumberuf war. Ich wusste eigentlich nur, dass ich irgendwas im künstlerischen Bereich studieren möchte, keine Lust auf eine Lehrtätigkeit habe und auch nicht umsonst studiert haben möchte weil ich am Ende keinen Job finde, in dem ich mein Wissen anwenden kann.
Die Studienwahl war also eher eine Art Ausschlussverfahren, aber in meinem Bereich muss man nicht nur eine Mappe einreichen sondern hat auch ein Bewerbungsverfahren, da hätte ich dann relativ schnell gemerkt, wenn ich mich für das falsche Fach entschieden hätte.
Und was den Arbeitsalltag betrifft - da weiß ich inzwischen was mir Spaß macht und was nicht. Ich hatte mal einen sehr begehrten Job in einem großen Konzern und habe gemerkt, dass die ganzen Strukturen eher hinderlich als hilfreich sein. In kleineren Unternehmen hat man viel mehr kreative Freiheit.
Meine Berufswahl war damals nicht nach Kriterien der persönlichen Talente oder Neigungen erfolgt, sondern meiner Familie ging es damals darum, einen Beruf mit Stabilität und ausreichendem Einkommen zu haben. Diese beiden Kriterien haben sich bisher soweit erfüllt. Vom Thema und von den Tätigkeiten her ist es sicher nicht mein Traumberuf, weil ich eigentlich ganz anders gestrickt bin. Aber ich habe nie den Absprung geschafft. Stattdessen versuche ich jetzt eben, meine Freizeit so erfüllend und abwechslungsreich zu gestalten, dass ich damit den eintönigen Berufsalltag kompensieren kann.
In dem Beruf, den ich eigentlich lernen wollte, habe ich keine Ausbildungsstelle bekommen und musste so Kompromisse eingehen. Eigentlich war ich auch damit zufrieden, aber leider bin ich in einem schlechten Arbeitsklima gelandet. Ich denke, dass ich heute doch etwas anderes lernen würde, wenn sich die Zeit zurückdrehen ließe. Allerdings hat es sicherlich auch seine Vorteile, dass alles so gelaufen ist und dadurch auch Erfahrungen machen konnte.
Nelchen hat geschrieben:Ich denke, dass ich heute doch etwas anderes lernen würde, wenn sich die Zeit zurückdrehen ließe.
Trotz meiner derzeitigen beruflich stabilen Situation würde ich heute sicher etwas anderes lernen, wenn ich mit meinem heutigen Erfahrungswissen die Zeit zurückdrehen könnte. Das Problem ist halt häufig, dass man als junger Mensch keine wirkliche Ahnung hat, was es konkret bedeutet, einen bestimmten Beruf anzustreben und später auszuüben - ich jedenfalls wusste damals nicht so genau, wie sich mein Beruf später im Alltag "anfühlen" würde. Das lag auch daran, dass zu meinen Studienzeiten überhaupt nicht absehbar war, wie sich mein Beruf in den späteren Jahren und Jahrzehnten weiterentwickeln würde.
Ich habe ursprünglich Lehramt studiert, durfte aber mit meiner Erkrankung nicht in dem Beruf arbeiten. Heute arbeite ich als Klassenassistentin, Zeitungszustellerin und Autorin. Damit bin ich im Großen und Ganzen sehr glücklich.
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