Brieffreundschaften mit Insassen eines Todestraktes
Als ich gerade dieses Thema hier entdeckt habe wurde ich sehr interessiert. Es hört sich spannend an.
Jedoch bin ich überrascht, dass die meisten hier sagen eine solche Brieffreundschaft komme für sie nicht in Frage. Ich stehe der Sache anders gegenüber. Mich würde es interessieren mit einem der Häftliche Briefe zu schreiben. Die einzige Schwierigkeit sehe ich in der Frage, was ich mit der Personen schreiben soll, wie hier auch schon erwähnt wurde.
Aber die Häftlinge, die sich eine solche Brieffreundschaft wünschen, hätten sich dafür nicht gemeldet, wenn sie nicht interessiert darin wären und wenn beide Seiten Lust an den Briefen haben wird sich sicherlich ein recht interessantes Gespräch entwickeln. Zudem kommt aber noch, dass ich sehr jung bin. Die meisten, die in solch einer Zelle sitzen werden viele viele Jahre älter sein als ich und ob sie dann trotzdem mit einem so kleinen Mädchen eine Brieffreundschaft eingehen möchten, bezweifle ich.
Ich denke hier prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander, die in der Tat nicht unterschiedlicher sein können. Die Häftlinge sitzen meist schon mehrere Jahre in solch einen Todestrakt und warten auf die Vollstreckung. Natürlich hat sich dadurch auch ihre Sichtweise zu ihrer Tat geändert. Und der inhaftierte Mensch hat sich mit Sicherheit auch in seiner eigenen Persönlichkeit gewandelt.
Bei einer solchen Brieffreundschaft kann es zu interessanten Erkenntnissen und Denkansätzen kommen, die man dann zukünftig vielleicht in der Strafzuteilung verwerten kann. Auch im Bereich der Psychologie können neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden die dann der gesamten Bevölkerung zu Gute kommen. Man gelangt hierbei an Material geistiger Natur, welches sonst schwer zugänglich ist. Ich denke nur für reine private Kontakte ist eine solche Form nicht geeignet.
Also ich gehöre zu denjenigen die Brieffreundschaften zu Häftlingen im Todestrakt pflegen. Ich bin jetzt 26 und schreibe seit 8 Jahren mit mittlerweile nur noch 2 Insassen (waren einmal 4).
Eingangs will ich anmerken, dass ihr das Thema von einer komplett falschen Seite seht. Hier geht es nicht um die Tat, die er schildern könnte, oder das wunderbare Leben, dass ich hier habe und er nicht! Hier geht es um Unterstützung, Freundschaft und ein offenes Ohr für die Dinge die mich bzw. ihn beschäftigen. Ich helfe ihm durch eine schwere Zeit und er hilft mir weil er zuhört wenn mich etwas beschäftigt. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
Wenn ich nichts von seiner Tat wissen will wird er mir auch nichts davon erzählen. Das sind doch Menschen. Wieso glaubt ihr denn der sollte eines Tages einfach so sein komplettes Verbrechen beschreiben? Was für ein Irrglaube! Zu der Frage was für ein Mensch man sein muss um diesen Menschen zu schreiben. Ein relativ offener, sorgloser, stabiler Mensch würde ich sagen.
Ich bin 26 Jahre alt, hatte die letzten 26 Jahre ein großartiges Leben, habe studiert und habe einen guten Job. Ich habe auch keinerlei Probleme mit Männern falls das vielleicht auch noch aufkommen sollte. Ich möchte nur gerne die Welt mit allen Facetten und Möglichkeiten kennenlernen. Mit meinen Burschen habe ich die Möglichkeit Ansichten und Denkweisen zu teilen, mit denen ich in meinem "normalen" Leben nie konfrontiert werden würde.
Ich weiß nicht ob ihr das versteht. Aber ich kann nur sagen, dass es mein Bewusstsein sehr erweitert hat. Ich habe auch gelernt mit dem Tod umzugehen! Natürlich weiß ich, dass es eines Tages soweit ist. Aber das weiß man ja. Es ist also keine Überraschung. Traurig ja, aber keine Überraschung und man lernt damit umzugehen.
Ich hatte mal einen Kontakt zu einem amerikanischen Insassen, allerdings sass dieser nicht im Todestrakt noch wusste ich, was er angestellt hatte. Es ist auch nie dazu gekommen, dass ich ihn danach gefragt habe, weil ich nicht mit der Tür ins Haus fallen würde oder so. Neugierig war ich ja schon gewesen und wenn er mich gefragt hätte, ob ich wissen möchte, weshalb er einsässe, so hätte ich es nicht verneint. Nun weiss ich aber nicht mehr, warum der Kontakt nicht mehr existiert, ob ich aufgehört habe zu schreiben oder ob er es war. Das war nun vor einigen Jahren.
Mein Problem wäre, wenn ich nun mit jemanden aus dem Todestrakt schreiben würde, definitiv die Angst vor dem, was passiert, wenn das Todesurteil wirklich vollstreckt wird. Nicht immer ist davon auszugehen, dass die Todesstrafe in eine sehr lange Haftstrafe umgewandelt wird. Ich glaube nicht wirklich, dass man sich nach einer recht intensiven Zeit des Kontakts, der sich mal entwickelt - mal nicht, ich das einfach so hinnehmen könnte und damit gut umgehen könnte. Verlustangst würde ich es nun nicht nennen, aber es ist abzusehen, dass der Briefkontakt eben verstirbt und ein vielleicht liebgewonnener Mensch ist dann nicht mehr da. Mir würde da schon etwas fehlen.
Ein anderer Aspekt, dass ein zur Todesstrafe verurteilter Häftling auch nur ein Mensch ist, ist richtig. Nun weiss man aber nicht, wie es zu der Todesstrafe gekommen ist, aber es wird ja nun zumindest in den Staaten nicht einfach so zu solch einem Urteil kommen. Ich wüsste es nun aber nicht mit mir selbst zu vereinbaren, ob ich solch einen Kontakt zulassen kann oder es auch nur möchte. Aber allgemein betrachtet fände ich die Vorstellung nicht sonderlich toll. Spannend ja, aber dann frage ich mich, ob ich die Person nicht einfach nur ausnutze, um zu sehen, wie es sich anfühlt, mit einem Todeskandidaten in Kontakt zu sein.
Für mich käme so eine Brieffreundschaft wohl auch nicht in Frage, einerseits, weil ich genau die Fragen, die Du gestellt hast, nicht beantworten kann, denn ich könnte auch nicht damit umgehen, wenn sich ein Vertrauensverhältnis zu einem Todeszelleninsassen entwickeln würde, das dann welche Konsequenzen auch immer hätte, definitiv aber irgendwann das Ende dieses Vertrauensverhältnisses, weil einer von beiden nicht mehr am Leben sein wird.
Zum anderen möchte ich wohl auch gar kein Vertrauensverhältnis, weil mir das einfach zu viel des Guten wäre. Ich bin gegen die Todesstrafe und denke, dass sie nicht sein muss, das ist das Eine. Aber ich möchte auch kein Vertrauensverhältnis zu einem Strafgefangenen in Deutschland aufbauen, egal, ob durch Briefe oder Besuche – oder beides. Mir ginge das einfach zu weit und zu nah, ich würde schwer damit umgehen können, vielleicht genau zu wissen, was jemand getan hat und ihm mit meinen Briefen vielleicht etwas Gutes zu tun, das er in meinen Augen, je nach Vergehen, möglicherweise nicht unbedingt verdient hat. Schon deshalb wäre es falsch von mir, mich auf so etwas einzulassen.
Das ist echt sehr schwer zu begründen oder zu erklären, ich müsste vermutlich sehr weit ausholen und würde dann Gefahr laufen, mich hier in Offtopic-Schilderungen zu verstricken. In Frage kommt so eine Brieffreundschaft für mich jedenfalls nicht. Ich würde nicht die Konsequenzen einer solchen Beziehung, wie sie daraus entsteht, dass ich mich mit jemandem austausche, tragen wollen, egal, in welche Richtungen sie gehen.
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich persönlich habe auch schon mal darüber nachgedacht, eine Brieffreundschaft mit einem Gefangenen zu beginnen. Bei Todeskandidaten, Kinderschändern usw. hätte ich aber auch meine Probleme. Sicherlich ist es die einzige Abwechslung, die sie überhaupt noch in ihrem tristen Alltag haben. Auf der anderen Seite sind sie selbst für ihre Taten verantwortlich und wurden dafür verurteilt. Wie einige schon vorher geschrieben haben, hätte ich auch Angst, dass man eine persönliche Beziehung aufbaut und wenn derjenige dann hingerichtet wurde, stelle ich mir das trotz allem belastend vor. Die Praxis in einigen Staaten der USA ist natürlich eine andere Frage...
Für mich käme so etwas auf gar keinen Fall in Frage. Ich möchte mit Verbrechern nichts zu tun haben und jemand, der die Todesstrafe bekommen hat, der muss ja schon ziemlich schlimme Taten begangen haben. Mit einem Menschen mit einem solch schrecklichen Charakter möchte ich auf keinen Fall zu tun haben. Auch die Tatsache, das dann ein höchstgradig Krimineller meine Adresse hätte, würde ich nicht tolerieren. Etwas anderes wäre es eventuell mit einem Postfach, wo derjenige nicht unbedingt meine Adresse hat. Aber eine Freude möchte ich einem Verbrecher ehrlich gesagt auch nicht machen, dann würde ich mir eher einen normalen Brieffreund suchen.
Ich wüsste auch nicht, was ich schreiben würde, wenn das für mich in Frage käme. Ich würde sicherlich wissen wollen, was derjenige getan hat, obwohl man genau das diejenigen ja in den Briefen nicht fragen soll. Andererseits möchte ich es aber auch gar nicht wissen, was genau vorgefallen ist, weil es ja schon eine ziemlich schlimme Sache gewesen sein muss. Mich würde hauptsächlich interessieren, ob derjenige die Tat bereut und warum er nicht vorher daran gedacht hat, dass er jetzt zum Tode verurteilt wurde und ob er die Strafe für sich selber gerecht findet.
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