Entscheidungen selbst treffen

Ich bin 24 und werde morgen schon 25 . Eigentlich bin ich in einem Alter, wo ich meine Entscheidungen selbst treffen sollte. Aber ich tue mich wirklich sehr schwer damit.

Bei den kleinsten und eigentlich unwichtigsten Entscheidungen, muss ich immer andere um Rat fragen. Ich habe immer Angst, dass ich mal etwas falsch entscheiden könnte. Bei den einfachsten Dingen, frage ich meinen Freund um Rat. Dieser sagt dann manchmal schon gar nichts mehr oder sagt mit Absicht, dass ich das entscheiden soll. Mir fällt das unglaublich schwer.

Ich denke, dass er daran liegt, dass ich früher auch nie, meine Entscheidungen selbst getroffen habe. Das haben meistens meine Eltern für mich gemacht bzw. habe ich meistens oder eigentlich immer, dass getan was sie mir gesagt oder geraten haben. Ich trainiere schon, dass ich meine Entscheidungen selbst treffe. Das man dabei Fehler macht, ist ja ganz klar. Aber trotzdem fällt es mir recht schwer.

Habt ihr ähnliche Schwierigkeiten? Was macht ihr dagegen?

Ja, da weiß ich genau was du meinst und es hat sehr viel mit deiner Erziehung zu tun. Deine Eltern haben dir ein Lebenlang alles abgenommen, dich vor der bösen weiten Welt mit deren vielen Entscheidungen geschützt und jetzt sitzt du da und kennst du nicht mehr aus.


Was du da am besten tun kannst, kann ich dir leider auch nicht sagen. Ich war in einer ähnlichen Situation, zwar wurden für mich keine Entscheidungen getroffen, aber ich hatte immer meinen Vater für Rücksprachen als Ansprechpartner, als dieser dann verstorben ist, fiel das weg und den Abnabelungsprozess konnte ich somit erst gar nicht beenden.


Ich rate dir, hör einfach einmal auf dein Bauchgefühl, ich habe festgestellt, dass ich so oftmals am besten fahre. Gehe Pro & Contra durch und überlege mal, ob die schlimmste Situation denn wirklich so schlimm wäre? Eventuell wäre sie ja ertragbar und du kannst so mal ein Risiko eingehen.


Vielleicht wäre auch eine Gesprächstherapie eine Möglichkeit, aber ich denke, du solltest das zuerst einmal selbst probieren, außerdem kann es ziemlich lange dauern, so einen Termin erst einmal zu bekommen.

Mir ging es damals ähnlich wie dir. Ich konnte und wollte auch nie etwas alleine machen. Mir war es auch immer lieber wenn meine Mama dabei war und ich sie vorher um Rat fragen konnte.

Doch dann bin ich damals mit 19 bei meiner Mutter rausgeflogen und musste mir eine eigene Wohnung suchen. Von da an blieb mir nichts mehr anderes übrig als alleine alle Entscheidungen zu treffen. Dadurch bin ich sehr selbständig geworden.

Mein Freund hat recht lange bei seiner Familie gewohnt und konnte daher auch nichts machen. Er ist älter als ich und trotzdem fällt es ihm schwer Entscheidungen zu treffen oder mal selbst etwas zu machen. Daher muss ich meistens alles für ihn machen oder hinten dran sein das er es macht. Das finde ich eigentlich etwas komisch, da er beruflich in einer leitenden Position ist und da muss er ja auch Entscheidungen treffen. Da kann er es komischerweise auch.

Ich kann dir daher nur raten, dass du selbst immer wieder mal Entscheidungen selbst treffen solltest und nur aus Fehler die man macht kann man auch lernen.

Natürlich ist es manchmal einfacher, andere die relevanten Entscheidungen treffen zu lassen, anstatt sich selbst für den einen oder den anderen Weg zu entscheiden. Aber im Prinzip sind die meisten Menschen, die sich mit diesem Problem quälen, selbstständiger, als sie es selbst für möglich halten. Entscheidungen beginnen schon damit, dass man abends den Wecker stellt, weil man selbst entscheidet, wann man am nächsten Morgen aufstehen will. Wenn man morgens dann vor dem Kleiderschrank steht, entscheidet man, was man an diesem Tag anziehen will. Setzt man sich zu einer bestimmten Uhrzeit in den Bus bzw. das Auto, um einkaufen zu fahren, hat man auch hier schon wieder eine Entscheidung selbst getroffen. So setzt sich das den ganzen Tag über fort. Sicher fallen dir selbst genügend Beispiele ein, wo du für dich selbst entscheidest.

Auf dieser Grundlage kannst du aufbauen. Mach dir klar, dass du eine eigenständige Person bist, die jeden Tag aufs Neue ihren Alltag meistert, indem sie aufsteht, sich anzieht und Pläne für den Tag macht. Alle diese Entscheidungen triffst du (wenn auch manchmal unbewusst), weil du denkst, dass sie für dich richtig sind.

Das kannst du Stück für Stück auf alle anderen (wichtigeren) Entscheidungen ebenfalls anwenden. Was brauchst und willst du? Was macht dich glücklich und zufrieden? Wenn du dir diese Fragen stellst, wirst du merken, dass dir selbst eine Alternative besser gefällt als alle anderen, weil du weißt, dass es dir persönlich damit gut geht. Que_Linda hat es in ihrem Beitrag als "Hören auf das Bauchgefühl" bezeichnet.

Versuche also erst einmal, so zu handeln, dass es zu deinem persönlichen Vorteil ist, ohne dass du auf zig Menschen in deiner Umgebung Rücksicht nimmst, weil sie an deiner Entscheidung etwas zu kritisieren haben könnten. Zeige einfach eine Portion gesunden Egoismus und handle deinen Wünschen entsprechend.

Ich habe von dem was du hier schreibst den Eindruck gewonnen, dass du ein ziemlich pessimistischer Mensch bist. Du siehst zuerst mal das negative und die möglichen Probleme und was alles schief gehen könnte und natürlich verhindert so eine negative Grundeinstellung auch die Entscheidungsfindung.

Wenn ich mir überlege was ich in meinem Leben für Entscheidungen getroffen habe und was dabei alles hätte schief gehen können und teilweise auch schief gegangen ist - ich hätte wahrscheinlich manche Entscheidung nicht getroffen, wenn ich mir vorher in tagelanger Grübelei erst mal alle erdenklichen negativen Konsequenzen vor Augen geführt hätte.

Ich habe dir das schon an anderer Stelle mal gesagt - versuche es ab und zu mal mit einer positiven Einstellung und positiven Gedanken. Nicht jede Entscheidung hat negative Konsequenzen, es gibt auch positive Konsequenzen mit denen man überhaupt nicht gerechnet hätte. Wer nichts riskiert kann auch nichts gewinnen.

Als Kind war es schlimm, eigene Entscheidungen zu treffen oder eine eigene Meinung zu haben. Meine Mutter hat es immer gut verstanden einem die Meinung aufzudrängen und die Entscheidung abzunehmen. Das tat sie aber nicht um zu helfen, sondern um im Mittelpunkt zu stehen. So denke ich heute darüber. Und ich habe mir geschworen, dass ich das ablegen werde, sobald ich ausgezogen bin.

Ich war , bevor ich mit einem Mann zusammengezogen bin dann eine ganze zeit lang alleine und ich war gezwungen meine eigenen Entscheidungen zu treffen und meine eigene Meinung zu haben. Denn ohne eigene Entscheidung kommt man im Leben nicht weit, wenn man keinen an der Seite hat, der ständig Entscheidungen abnimmt.

Die Zeit alleine hat dem unheimlich gut getan. Da ich einfach auf mich alleine gestellt war, konnte mir weder einer eine Meinung aufdrängen, noch konnte man mir Entscheidungen abnehmen. Bei schweren Entscheidungen habe ich einfach Freunde gefragt, die sich aber auch meist rausgehalten haben und nur mit mir diskutiert haben und die Entscheidung letztendlich habe ich selber getroffen.

Ich würde mich an deiner Stelle einfach zwingen keine Entscheidungshilfe zu fordern, sondern einfach selber entscheiden. Denn auch durch falsche Entscheidungen, die man getroffen hat kann man nur lernen und dann beim nächsten mal alles eben besser machen. Wenn es dir sehr schwer fällt, dann mache dir zu jedem Entscheidungspunkt eine Pro und Contra Liste und dann wäre ab, welche Entscheidung du triffst oder nicht.

Ich denke auch, das da wohl ein kleiner Fehler in der Erziehung gemacht wurde und dir alles fein abgenommen wurde an Entscheidungen. Wie sollst du nun auch wissen, was gut oder nicht so gut für dich ist? Da ist es doch verständlich, das du andere um Rat bittest, da du es ja nicht anders gelernt hast.

Aber auf Dauer fährst du da nicht so sonderlich gut mit und ich würde versuchen, es dir selber beizubringen. Du kannst anfangs ja immer pro und contra abwägen und danach entscheiden was das richtige ist. Auf Dauer wirst du sowieso nicht drum herum kommen, die eine oder andere Entscheidung allein zu treffen. Aber auch wenn du mal die falsche Entscheidung triffst, denk dran, aus Fehlern lernt man auch.

Auch bei mir ist es so das ich in Entscheidungen sehr unselbstständig bin. Ich habe immer angst etwas falsch zu machen und deswegen frage ich lieber gleich meine Mutter. Ich muss zugeben das sie auch ziemlich oft recht hat in den Dingen was sie sagt.

Andererseit fühle ich mich auch traurig das ich nichts wirklich alleine kann und somit auch kein gutes Vorbild für meine Kinder bin.

Erst mal alles Gute zum 25. Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass Du für Dich allein entscheidest. Hier mal ein paar Gedanken von mir: In Entscheiden steckt das Wort Scheiden. Na und irgendwie ist es wirklich so, je nach Anzahl der Alternativen muss man sich für eine entscheiden von den anderen sozusagen scheiden. Da ist es doch eigentlich schön, wenn Du Dich entscheiden kannst. Das solltest Du auch unbedingt nutzen! Denn so kannst Du zu Deinem eigenen besten entscheiden, sonst tun es andere. Klar wenn es schiefgeht, dann kann man über jemanden schimpfen, aber wäre es nicht besser für sich selbst und möglichst richtig zu entscheiden? Du selbst kennst Dich schließlich am besten, oder.

Klar ist es nicht immer so, dass man richtig entscheidet. Aber wenn man bei kleineren Dingen beginnt, lernt man auch recht schnell, dass das gar nicht so schlimm ist, weil die wenigsten Entscheidungen für das ganze restliche Leben getroffen werden. Zwing Dich doch demnächst einfach mal beim Essen kaufen oder bestellen dazu, Dich innerhalb von 30 Sekunden zu entscheiden. Klar kann man dabei auch etwas erwischen, was einem nicht schmeckt (wenn man etwas Risikobereit) ist. Aber Du wirst merken, dass solche Fehlentscheidungen gar nicht weiter schlimm sind, da sie ja nicht für ewig gelten.

Auch ich würde Dir unbedingt raten, dass Du das positive an der Möglichkeit selbst zu entscheiden siehst und so immer öfter für Dich selbst entscheidest. Bei größeren Entscheidungen ist es aber trotzdem sicherlich in Ordnung, die Für und Wider mit einem Vertrauten zu besprechen. Dennoch solltest Du auch in diesem Falle die Entscheidung allein treffen (lernen).

Ich habe eine solche Schwierigkeit nicht. Aber ich glaube, dass genau dieses Problem eine Freundin von mir zukünftig furchtbar stark haben wird. Ich mag sie ja, aber ganz ehrlich: Ich glaube, dass sie sich morgens noch nicht einmal selber anzieht ohne vorher ihre Mutter um Rat zu fragen und sie ist nun kein Kleinkind mehr. Ich hoffe es eigentlich nicht für sie, aber sie wird später wahrscheinlich die Unselbstständigkeit in Person sein. Es ist wirklich sehr übertrieben, was sie da teilweise veranstaltet.

Aber gut, die Frage war ja auch, wie man dagegen vorgehen kann: Ich glaube, der einfachste Weg ist es, einfach mal damit anzufangen, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich denke, dass es dir mit jeder Entscheidung einfacher fallen wird.

Natürlich kann man nie hundertprozentig sicher sein, dass das, wofür man sich entscheidet, auch das beste für einen ist, und bei gewissen Entscheidungen kann es auch gar nicht schaden, eine zweite Meinung einzuholen, aber kleine Entscheidungen sollte man wirklich selbst treffen können.

Sollte das bei dir absolut nicht funktionieren, kann ich dir nur empfehlen, wirklich professionelle Hilfe einzuholen. Den das scheint wirklich ein Problem für dich zu sein.