Wieso mischen Menschen sich gerne ein?
Nun hätten wir ja geklärt, dass dieser "Zwang", andere Menschen andauernd mit seiner eigenen Meinung zu zu schwafeln wohl daher kommt, dass Menschen glauben, jeder müsste ihrer Meinung sein, und daher dürften sie versuchen, jeden, der davon abweicht, "aufzuklären". Nur stellt sich mir dann die Frage, woher bei so vielen Menschen das Unvermögen kommt, sich darüber im Klaren zu sein, dass Menschen nun einmal unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Geschmäcker haben? Für mich ist das ernsthaft das Normalste und Logischste der Welt. Wieso kommen andere Menschen auf diesen Gedanken nicht?
Wenn es um tatsächliche Probleme geht, wie, wenn man mitbekommt, dass jemand seine Kinder vernachlässigt oder sein Tier misshandelt, dann sehe ich es ein, dass man sich einmischen sollte. So lange unter einem falschen Verhalten ein anderes Lebewesen leidet, sollte man natürlich etwas dagegen unternehmen. Auch ein netter Ratschlag, wenn man sieht, jemand kommt mit seinem eigenen Leben nicht klar, ist vielleicht in Ordnung. Nur, wieso diese Einmischerei bei reinen Geschmacksfragen? Und wieso wird so hartnäckig weiter gelabert, wenn man schon deutlich gesagt hat, man möchte keinen Ratschlag?
Das erinnert mich wieder allzu gut an meine Schulzeit. Dass man andauernd an meinem Kleidungsstil zu mäkeln hatte, beziehungsweise man gut gemeinte Tipps gab, wie ich mich gefälligst modisch zu kleiden hätte, habe ich ja schon erwähnt. Das kam andauernd vor, wie man mir auch "moderne" Pop-Musik aus den Charts näher bringen wollte, ohne, dass ich danach verlangt hätte. Ich hörte lieber Metal und Musik aus dem Gothic-Bereich, aber es kamen tatsächlich Mitschüler an, die meinten, so einen Krach könne man doch nicht hören, ich solle doch lieber auf Christina Aguilera oder Britney Spears umsteigen. Wieso man Leuten so etwas nahezu vorschreiben möchte, verstehe ich bis heute noch.
Aber noch einmal zur Kleidung. Da gibt es ein Gespräch, daran erinnere ich mich heute noch sehr deutlich. Ich trug, wie so oft, nur dunkle Kleidung. An dem Tag wohl komplett schwarz bis auf einen silberfarbenen Schal. Da sagte eine Mitschülerin, mit der ich interessanterweise sonst wirklich nie etwas zutun hatte und die von mir und meinem Privatleben rein gar nichts wusste, zu mir, ich solle doch mal bunte Kleidung tragen. Dann würde ich endlich mal Freunde finden und auch einen Freund.
Ich habe da wirklich nur loslachen können, obwohl diese Situation ja eigentlich zum Heulen gewesen wäre, bei so viel geballter Unwissenheit und Oberflächlichkeit! Nicht nur, dass ich durchaus viele Freunde hatte (auch alles solche "Nicht-Bunt-Träger, die gar keine Freunde haben können" ), einen festen Freund hatte ich übrigens auch schon seit zwei Jahren (mittlerweile sind wir über sieben Jahre in einer Partnerschaft).Ich muss nur nicht alles so breit treten, wie die anderen Gleichaltrigen, die bei jeder Drei-Tage-Beziehung schon prahlen mussten, dass sie ja ach wie toll seien, weil sie einen Freund hätten.
Nun, und abgesehen davon konnte ich auf "Freunde" sowieso schon immer gerne verzichten, die mich nur annähmen, wenn oder weil ich bunte Kleidung trage. Ich meine, was ist denn von Leuten zu erwarten, die einen ablehnen würden, wenn man Schwarz trägt, aber sobald man bunte Kleidung trägt, fänden sie einen ganz toll? Darauf kann doch jeder gerne verzichten. Gut, jeder vielleicht nicht, da Geschmäcker verschieden sind, aber ich kann das gerne.
Nur, was bringt es solchen Leuten denn dann, wenn sie einem so "helfen" wollen? Es ist doch offensichtlich, dass bestimmte Lebenskonzepte wohl einfach schlecht miteinander kompatibel sind. Und wieso sind es meistens die Mode-Prinzesschen, die den Grufti- oder Punk-Mädchen "helfen" wollen, sich anders zu kleiden und andere Musik zu hören? Umgekehrt habe ich das noch nicht erlebt, dass eine den Gothic-Stil liebende Person irgendwelchen Weiß oder Rosa-Glitzer tragenden jungen Frauen hätte vorschreiben wollen, nur noch Schwarz zu tragen.
Gerade bei der Kleiderwahl glaube ich, dass da auch viel Einbildung mitspielt. Die Leute, die einem ständig Tipps geben wollen wie man vielleicht besser aussehen würde oder die einfach ungefragt mal einwerfen 'Du solltest mehr gelb tragen; steht dir gut!' glauben vermutlich selbst von sich, sie seien die modischen Überflieger. Ich kenne echt viele solcher Exemplare die wirklich rumlaufen wie aus dem Esprit-Onlineshop und dann aber meinen, das sei einfach so die Norm und so habe man als Frau einfach auszusehen. Und wenn das rote Schildchen unten an der Kleidung nicht dran hängt - Oh, was ist DA denn los?! Und dann bekommt man schonmal zu hören, ob man sich da schonmal umgeschaut hätte und ob da nicht was dabei wäre und man selbst weiß einfach, dass man für sowas gar nicht der Typ ist und so auch gar nicht aussehen möchte.
Also sag' ich das auch. Das habe ich mir so angewöhnt und es führt dazu, dass ich meine Ruhe habe. Wer meint, mein Aussehen beurteilen zu müssen, der bekommt auch was zurück. Zu mir sagen manchmal Leute auch 'Oh, isst du überhaupt was? Du bist viel zu dünn!' - Also antworte ich 'Du bist ganz schön fett!', weil ich einfach nicht einsehe, dass ich ihnen nicht auch das zurückgebe. Sie mischen sich in mein Leben und mein Aussehen an ohne dass ich sie darum bitte, also gibt's was zurück. Oft kapieren sie es dann aber. Manchmal gucken sie total erschrocken, aber ich glaube, sie kapieren es trotzdem früher oder später. Ganz besonders beim Aussehen und bei Kommentaren zum Aussehen bin ich extrem empfindlich, weil in der Hinsicht einfach klar sein sollte, dass das alles eine Frage des Geschmacks ist und vielen Leuten muss man das einfach mal direkt klar machen.
Wawa666 hat geschrieben:Nun hätten wir ja geklärt, dass dieser "Zwang", andere Menschen andauernd mit seiner eigenen Meinung zu zu schwafeln wohl daher kommt, dass Menschen glauben, jeder müsste ihrer Meinung sein, und daher dürften sie versuchen, jeden, der davon abweicht, "aufzuklären".
Das glaube ich gar nicht mal. Ich glaube vielmehr, dass diejenigen, die sich überall und ständig einmischen müssen, der Meinung sind, es tatsächlich besser zu wissen, jemandem also einen guten Rat zu geben, zu dem sie in der Lage sind, weil sie die Sache objektiv sehen. Oder die Figur des anderen. Oder was auch immer, wozu sie einen Rat geben wollen.
Es ist ja auch tatsächlich etwas dran, dass man mit einer gewissen Objektivität, zu der der Betroffene oft selbst nicht oder nicht sofort in der Lage ist, einen klareren Blick hat und auch schneller auf eine Lösung für dieses tatsächliche oder vermeintliche Problem kommt.
Dennoch muss nicht unbedingt ein Problem sein, was für andere nach einem Problem riecht. Und ab diesem Punkt wird ein Einmischen anderer für mich einfach nur anstrengend, denn wenn ich kein Problem habe und jemand eines bei oder an mir sieht, dann redet er mir auch schnell ein Problem ein. Und je nachdem, wie meine seelische Verfassung aussieht, lasse ich mir dieses Problem mehr oder weniger auch einreden, jedenfalls gehen solcherlei Aussagen an mir nicht einfach spurlos vorüber oder prallen gar an mir ab.
Dieser "Einmischdrang" ist meiner Meinung nach allerdings in den wenigsten Fällen wirklich böse gemeint, wenngleich er auch manchmal wirklich total fehlplatziert sein möge. Vielleicht genügt es, den Einmischenden kurz und knapp darauf hinzuweisen, dass das Problem, das er sieht, nur in seinen Augen existiert?
Vielleicht spielt bei so manchem auch eine Rolle, dass er sich selbst nicht so problembehaftet sieht und fühlt, wenn er sich in anderer Menschen Angelegenheiten einmischt und so seine eigene (problembehaftete?) Welt mal für einen Augenblick aus den Augen verliert.
Ich für mich schaue immer das ich mich nirgends großartig einmischen tu. Das selber erwarte ich auch von meinem Umfeld.
Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden. Zum Beispiel: Meine Freundin war dabei sich ein richtig teueres Objektiv kaufen zu wollen. Ich hab ihr gesagt sie soll erstmal lernen richtig mit der Kamera umzugehen. Für die Zwecke reicht auch ihr Standartobjektiv. Sie hat gesagt sie überlegt es sich. Bis jetzt das sie sich das Objektiv auch noch nicht gekauft
Ich wollte meiner Freundin nichts böses. Ich wollte sie nur vor einem Fehler bewahren und das ist der kleine aber feine Unterschied.
Manche mischen sich ein, weil sie nichts besseres zu tun haben und einem schaden wollen und andere meinen es nur gut. Wer was wie meint entscheidet aber jeder für sich selber.
Ich versuche alles positiv zu sehen, aber ich weiss auch das nicht jeder mir nur Gutes will
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