Klasse in der Schule überspringen

vom 13.04.2009, 12:05 Uhr

Mein Sohn besucht die 2. Klasse an einer kleinen Schule und ich habe den Eindruck dass er sich sehr langweilt. Er konnte schon vor der Schule lesen und schreiben ohne dass wir das forciert haben.

Nun wollte ich den Lehrern vorschlagen dass er eine Klasse überspringt damit er mehr gefordert wird. Das lehnen die aber ab mit der Begründung dass an dieser Schule noch kein Schüler eine Klasse übersprungen hättte. Das Argument ist aber schon sehr dünn, wohin kann ich mich wenden?

» 3K » Beiträge: 11 » Talkpoints: 0,16 »



Das Argument ist wirklich sehr dünn, weil es eigentlich gar kein Argument ist. Was ist das für eine Begründung, dass ihr Sohn keine Klasse überspringen kann, weil an dieser Schule noch niemand eine Klasse übersprungen hat.

Ich würde es aber sowieso erst einmal 1-2 Wochen austesten, ob er mit denen mitkommt usw. Schlag der Schule doch mal vor, ob er nicht eine Woche mal in der 3. Klasse mit Unterricht machen kann und wenn er mit dem Lernstoff klar kommt, werden sich vielleicht auch die Meinungen der Lehrer ändern ihn die Klasse überspringen zu lassen. Wenn er mit dem Stoff nicht klar kommt, ist es wohl sowieso besser ihn erstnochmal in der 2. Klasse zu lassen.

» mile » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das "Argument" der Lehrer, dein Kind könne keine Klasse überspringen, weil das noch nie ein Kind an dieser Schule getan habe, ist nicht nur dünn, sondern völliger Quatsch. Aber dein Kind einfach so eine Klasse überspringen lassen zu wollen, nur weil er den Eindruck macht, sich zu langweilen, ist ebenfalls nicht der richtige Weg. Zunächst einmal gilt es, festzustellen, ob es überhaupt Sinn macht, deinen Sohn eine Klasse nach oben zu stufen.

Wenn dein Sohn sich im Unterricht tatsächlich langweilt, KANN das ein Anzeichen für eine Hochbegabung sein. Bei wirklich hochbegabten Kindern kommen häufig noch weitere Merkmale dazu, wie z.B. ein besserer Sprachstil als der gleichaltriger Kinder, ständiges Fragen stellen (alles wissen wollen) und ein recht geringes Schlafbedürfnis. Weitere Anzeichen kannst du z.B. hier nachlesen.

Stellst du bei deinem Jungen solche Indizien für eine Hochbegabung fest, sollte er erstmal einem Schulpsychologen vorgestellt werden. Dieser führt mit dem Kind einen oder verschiedene Tests (so genannte Intelligenz-Struktur-Tests) durch, um festzustellen, wie hoch der Intelligenzquotient des Kindes ist. (Ab einem IQ von 130 wird von einer Hochbegabung ausgegangen.) Anhand des Testergebnisses bekommst du eine vernünftige Empfehlung für die künftige Grundschul-Laufbahn deines Sohnes, sowie Tipps für eine individuelle Förderung, die den Bedürfnissen deines Sohnes entspricht, auch dann, wenn keine Hochbegabung vorhanden ist.

Steht in der Schule deines Kindes kein Schulpsychologe zur Verfügung, kannst du dich ans zuständige Schulamt wenden, um eine entsprechende Adresse zu bekommen.

Warum ich zum Besuch beim Schulpsychologen rate? Zum einen ist es das übliche Procedere. Zum anderen macht es keinen Sinn, im Alleingang eine Entscheidung zu treffen, die deinen Sohn für den Rest seines Lebens maßgeblich beeinflussen wird. Gerade bei der Überlegung, ob beim Kind eine Hochbegabung vorliegt, überschätzen Eltern ihr Kind sehr oft. Und dein Kind soll ja ein glückliches Kind sein und keins, dass unter dem Ehrgeiz der Eltern im Ernstfall zu leiden hat. Oder?

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Woran merkst du denn, das dein Sohn unterfordert ist? Wenn ihm die Aufgaben in der Schule nicht reichen, kann man ihm auch Zusatzaufgaben stellen. Nur mal so als Anregung.

Ich denke, das sowas nicht nur auf bestreben der Eltern gemacht werden sollte, sondern an professioneller Stelle, ausgetestet werden sollte. Halt unter anderem mit einem Test auf Hochbegabung.

Generell mag es auf den ersten Blick toll aussehen und einfach zu sein, das man einfach eine Klasse überspringt. Aber man sollte auch Bedenken, was das mit sich zieht. Die neuen Klassenkameraden sind älter als dein Sohn und eventuell in der persönlichen Entwicklung schon weiter. Es haben sich eventuell schon feste Gruppen gebildet. Und für die neuen Mitschüler ist es auch nicht unbedingt einfach, einen neuen Schüler aufzunehmen, der in ihre Klasse kommt, weil er zu schlau für die niedrigere Klasse ist.

Dann sind die neuen Mitschüler mit dem Lernstoff schon ein ganzes Jahr vorraus. Das muss dein Sohn alles alleine nachholen. Das solltest du auch Bedenken.

Ich bin damals als sogenanntes Kann- Kind eingeschult worden. Ich war fast immer die Jüngste in der Klasse. In der Grundschule fiel das auch kaum auf. Aber als ich in der 10. Klasse war, war ich 15 Jahre alt und ein Teil meiner Klassenkameraden schon 18 Jahre alt. Meine Klassenkameraden durften alle länger weg als ich. Das fiel mir schon schwer.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich sollte damals die vierte Klasse überspringen. Als Kind hatte ich mich darauf schon sehr gefreut, denn ich kam mit dem ganzen Lernstoff sehr gut zurecht und hatte in jedem Fach, außer beim Sport, eine Eins. Meine Eltern waren auch stolz auf mich. Gedrängt oder gezwungen hatte mich keiner und ich hatte auch viel Freizeit. Den Stoff eines Jahres nachzuholen, hätte mir nichts ausgemacht, wenn ich auch damals als Kind schon Bedenken hatte, wie das wohl wäre, wäre ich später immer ein Jahr jünger als die anderen Kinder der Klasse. Allerdings habe ich später festgestellt, dass es eigentlich immer und überall mal Altersunterschiede von zwei bis drei Jahren binnen einer Klasse gibt. So schlimm ist das nun wirklich nicht.

Nun habe ich die Klasse aber leider nicht überspringen können, da die Lehrerin, die sich für mich einsetzen sollte, meine Klassenlehrerin, kurz vorher unerwartet an einer schweren Krankheit verstorben war. Die Schulleitung meinte, dass die guten Zensuren allein nicht genügend wären, um das Überspringen einer Klasse zu erlauben. Da bräuchte man schon mindestens die persönliche Empfehlung der Klassenlehrerin und eines Fachlehrers. Die Klassenlehrerin war nun ja nicht mehr verfügbar. Meine Eltern haben daraufhin versucht, das irgendwie anders zu lösen, aber es funktionierte nicht. So musste ich dann auch die vierte Klasse regulär besuchen.

Ich finde, wenn ein Kind wirklich unterfordert vom Lernstoff ist, weil es schon vorraus ist, spricht nichts gegen das Überspringen einer Klasse. Heute wird das ja auch noch von Psychologen und mittels Intelligenztests entschieden, da ist es eigentlich noch sicherer, dass ein Kind damit nicht überfordert wird. Wenn das Kind es also auch möchte, sollte man meiner Meinung nach diese Möglichkeit nutzen. Die Behauptung der Schule, dass man das nicht tun könne, da es noch keiner getan hätte, ist wirklich kein Argument. Da sollte man dann auch als Eltern gegen angehen.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Man sollte bei der ganzen "Hochbegabung" nicht vergessen, dass das Kind aus seinem sozialen Umfeld gerissen wird. Er/Sie wird immer die Kleine in der neuen Klasse sein und schlecht Freunde in der Klasse finden.

Mein Sohn hat im Rahmen eines Schulprojektes in einem Klassenverbannt eine Klasse übersprungen, das heißt, alle Schüler an seinem Gymnasium, die die damalige 5. Klasse besuchten wurden ausgesiebt und die Hochbegabten und die Lernwilligen (sonst hätten sie die Klasse nicht finanzieren können) kamen in eine neue 6. Klasse zusammen. Da haben sie dann die 6. und 7. gemeinsam gemacht, den Stoff der 8. eingearbeitet und sind geschlossen in die 9. Klasse gegangen. Es war eine harte Zeit für meinen Sohn, er gehörte zu den lernwilligen Schülern.

Heute, kurz vor Abschluss der Schule sage ich, dass es gut für ihn war, was das Lernen betraf, aber was die Freunde und die sozialen Kontakte betraf, war es nicht gut. Er war schon zur Einschulung sehr jung und wird jetzt 18 und hat Mitschüler, die 22 Jahre alt sind und mit ihm zusammen das Abi machen. Er selber möchte jetzt ein Jahr Auszeit nehmen, um ersteinmal "Erwachsen" zu werden, ehe er mit dem Studium anfängt. Er wird seinen Zivi machen und sich selber finden, denn da hat er während der ganzen Lernerei keine Zeit zu gehabt.

Wenn ein Kind in der Grundschule schon unterfordert ist, dann gibt es mit Sicherheit Möglichkeiten es außerhalb des Unterrichts zu fordern und sei es mit Sprachkursen, die man belegt. Da gibt es auch schon Angebote für Grundschüler, wenn man es wirklich will. Klar hat man es in einer Großstadt einfacher Angebote zu finden, aber auch auf dem platten Land gibt es mittlerweile Angebote.

Benutzeravatar

» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass das Kind dann nicht unbedingt Probleme damit haben muss, wenn es die alte Klasse verlässt. Man kann die alten Mitschüler doch auch in den großen Pausen besuchen gehen. Und die Schüler, mit denen man richtig gut befreundet ist, wird man nachmittags wohl sowieso privat treffen. Abgesehen davon gibt es zum Teil auch in der Grundschule schon Kurse, bei denen die Klasse aufgeteilt wird, beispielsweise den Religionsunterricht. Den besuchen auch nicht alle Kinder gemeinsam, sondern nur Teile. Abgesehen davon ziehen viele Eltern mit ihren Kindern um, wo die Kinder dann gar keinen regelmäßigen Kontakt zu den Mitschülern mehr haben. Das kann auch verkraftet werden.

Außerdem wird man in einer neuen Klasse nicht unbedingt als Neuankömmling diskriminiert. Ich weiß, dass das immer wieder erzählt wird, aber es muss nicht zwangsläufig passieren. Ich bin bei einigen Klassenfahrten nicht mitgefahren, und musste dann für die Zeit in einer Ersatzklasse deren Unterricht mitmachen. Ich habe mich binnen eines Tages dort super eingegliedert, obwohl ich eigentlich kein unproblematischer Mensch bin. Die Leute kamen freundlich und interessiert auf mich zu und auch, als ich die Klasse nach der Klassenfahrt wieder verlassen musste, war ich noch mit einigen Kindern aus dieser Ersatzklasse befreundet.

Abgesehen davon wissen wir hier ja gar nicht, wie eng die Bindung des Kindes, um das es hier geht, zu seinen Mitschülern ist. Ich persönlich hatte schon einmal absolut gar kein Glück und hätte aus dieser Klasse keinen einzigen Schüler vermisst, wenn ich sie losgeworden wäre. Es ist also nicht zwangsläufig so, dass ein Kind darunter leiden müsste, wenn es in eine neue Klasse kommt.

Am Sinnvollsten wird es aber wohl sein, einfach mit dem Jungen selbst darüber zu reden. Die Mutter sollte mit ihm darüber reden, ob er das möchte, und ihm auch die Vor- und Nachteile kindgerecht mitteilen. Man sollte dabei weder unnötig Angst machen, noch sollte man mögliche Schwierigkeiten verschweigen. Aber wenn man so mit dem Kind redet, wird man ja schon eine Tendenz feststellen können, was es selbst über die gesamte Angelegenheit denkt. Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt bei der endgültigen Entscheidung.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Leidet Ihr Sohn in der Schule? Weint er, wenn er zur Schule gehen muss? Äußert er resigniert Dinge wie: Schule ist, wenn man vom Lernen abgehalten wird? Hat sich das Funkeln in seinen Augen verloren, wenn er von den Sachen erzählt, die er in der Schule gelernt hat? Lernt er außerhalb der Schule mit großem Eifer Sachverhalte, die in der Schule noch lange nicht drankommen werden? Zieht er häufig verblüffende Schlüsse und verknüpft Informationen aus den verschiedensten Quellen eigenständig zu sinnvollen Einsichten? Hält er die anderen Kinder für irgendwie böswillig, weil sie den Fortgang des Unterrichts blockieren?

Ein hochbegabtes Kind MUSS nicht zwangsläufig glücklicher werden, wenn es eine Klasse überspringt, und eine Klasse zu überspringen ist nicht das Allheilmittel für hochbegabte Kinder, die nicht zu den Anforderungen ihrer Klassenstufe passen. Aber es kann eine Notlösung sein, wenn das Kind in der Schule sehr unglücklich ist. Ist es das nicht, hilft eine außerschulische Förderung und Forderung.

Achten Sie vor allem auf das Leuchten in den Augen Ihres Kindes. Lassen Sie es nicht erlöschen!

Ich habe bei meiner Tochter während ihrer schulischen Laufbahn mehrfach beobachten müssen, wie dieses kindlich-wissbegierige Strahlen sich verdunkelt hat, als hätte man einer Blume die Wassergüsse vorenthalten. Bei ihr hat das Überspringen von Klassen (zuzüglich der verschiedensten Zusatzangebote) letztlich geholfen, aber lieber wäre ihr und uns eine (zumindest damals nicht mögliche) integrative Förderung in ihrer alten Klasse gewesen.

Einen allgemeingültigen Tipp abgeben kann man also leider in Ihrem Fall nicht.

» altemutter » Beiträge: 9 » Talkpoints: 0,00 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^