Starke Unterschiede in Kita Betreuung in Deutschland

vom 13.09.2007, 15:12 Uhr

Es ist ja kein Geheimnis – das Angebot von Kindertagesstätten und deren Plätzen ist in Deutschland sehr unterschiedlich, je nachdem wo man lebt. Jetzt wurde diese Tatasche auch durch das Statistische Bundesamt und die Ämter der Länder gefestigt. So gebe es im Westen teilweise so wenige Kita Plätze, dass teilweise nur 1 % der Kinder außer Haus betreut werden, im Durchschnitt 8 % - im Osten sind es oft knapp 50 %, im Durchschnitt 39,7 %, die einen Platz bei einer Kita, Krippe oder Tagesmutter haben. Die für Gesamtdeutschland angestrebte Gesamtquote von 35 % werde im Osten schon lange übertroffen, im Westen besteht erheblicher Nachholbedarf. Der Grund hierfür liegt darin, dass die DDR Frauen sozial wesentlich besser absicherte und so im Osten nach der Wende bereits eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur bestand während dies im Westen eher vernachlässigt wurde.

Am ehesten auf einen Kitaplatz können Eltern im Sachsen-Anhalt hoffen, am wenigsten in Niedersachsen - Kreise Nienburg/Weser und Cloppenburg – sowie in Bayern – Kreise Ostallgäu und Straubing-Bogen. Wer jedoch im Westen Deutschlands doch einen benötigt ist in Heidelberg und Freiburg im Breisgau noch am besten dran – wahrscheinlich wegen der stark ausgebauten Angebote der Universitäten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mhmm, da kann ich nur zustimmen was meine Region betrifft. Meine Schwester hat für ihren Kleinen (Sachsen-Anhalt) gleich einen Kita-Platz bekommen, wobei ich (Niedersachsen) ein dreiviertel Jahr warten mußte. Allerdings gibt es auch Unterschiede zwecks Alter. In dem von meiner schwester werden Kinder ab ca. 6 Monate genommen, bei mir erst mit frühestens 2,5 Jahren, aber auch erst seit diesem Jahr, vorher mußten die Kinder schon 3 Jahre sein und windelfrei.

» Stumpy » Beiträge: 837 » Talkpoints: 6,38 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hier sollte man aber auch nach Krippenbetreuung und Kindergarten-Betreuung unterscheiden. Bei uns in Sachsen-Anhalt ist ein Kindergartenplatz sehr schnell zu bekommen, auf einen Krippenplatz muss man unter Umständen auch länger warten,weshalb den Eltern geraten wird, sich ein halbes Jahr vor dem geplanten Krippenbesuch um einen Platz zu bemühen.

Allerdings war es wohl weniger die soziale Absicherung der DDR-Frauen, die zu einem großen Angebot an Krippen- und Kindergarten-Plätzen in der DDR führte, aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Abgesehen von den Bundesländer-spezifischen Unterschieden, wo die neuen Bundesländer wohl klar im Vorteil sind, ist mir auch aufgefallen, dass es noch eine andere Kluft bei den Krippenplätzen gibt.

Während es in Kleinstädten und Großstädten einige Kindergärten gibt, die in den letzten Jahren zu Krippen ausgebaut wurden und somit zusätzliche Plätze geschaffen wurden, gibt es auf dem Land meist nur einen Kindergarten. Krippenplätze sind auf dem Land sehr rar bzw. in sehr vielen Fällen überhaupt nicht vorhanden.

Während man in Städten nur darauf achten muss, sein Kind frühzeitig anzumelden, im Extremfall noch vor dem Entbindungstermin, ist es auf dem Land so, dass man überhaupt keinen Platz bekommt, weil es keine Krippe weit und breit gibt. Da ich dies für absolut untragbar halte, kann ich nur hoffen, dass sich diesbezüglich etwas tut. Denn wer auf dem Land vor dem 3. Lebensjahr arbeiten möchte und keine Großeltern hat oder keine Tagesmutter, die ja auf dem Land meist auch sehr rar sind, hat ansonsten gar keine Chance!

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ja gerade im Osten ist hier die Struktur sehr gut ausgebaut. Wie Subbotnik schon sagte waren die DDR Frauen sozial besser abgesichert als beispielsweise im Westen. An anderer Aspekt bestand darin, das die DDR Frauen keine sehr große Berufsauswahl hatten im Vergleich zur heutigen Zeit. Wer sehr gute Leistungen in der Schule verzeichnete studierte den Beruf der Kindergartenerzieherin. Dadurch hatten die Kindertagesstätten auch ausreichend Personal damals schon zur Verfügung, um die Kinder auch umfassend zu betreuen.

Und daher wurden auch zahlreiche neue Kindereinrichtungen damals neu gebaut oder bestehende Einrichtungen wurden nach Bedarf vergrößert. In der DDR waren die Frauen alle voll berufstätig und daher musste für jedes Kind damals auch ein Platz in einer Kindereinrichtung vorhanden sein und war es dann auch.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Leider ist es in Nordrhein-Westfalen so gut wie unmöglich einen Krippenplatz zu bekommen. Es gibt mittlerweile Ganztagskindergärten, wo man Kinder ab ca. 2 Jahre schon reinbekommen kann, Aber alles was jünger ist kann keinen Platz bekommen.

Die Plätze ab 2 Jahre bis 3 Jahre sind so rar gesät, dass man auch da kaum einen Platz bekommen kann. Ab 3 Jahre ist es dann wieder einfacher. Zumindest von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr. Selbst die Übermittagbetreuung von Kindern ab 3 Jahren ist hier nur sehr selten und die wenigsten Kinder bekommen da einen Platz.

Ich finde, dass Krippenplätze viel wichtiger sind als Kindergeldzuschläge. Die Kindergeldzuschläge wären nicht nötig, wenn die Mütter arbeiten gehen könnten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


karlchen66 hat geschrieben: An anderer Aspekt bestand darin, das die DDR Frauen keine sehr große Berufsauswahl hatten im Vergleich zur heutigen Zeit. Wer sehr gute Leistungen in der Schule verzeichnete studierte den Beruf der Kindergartenerzieherin. Dadurch hatten die Kindertagesstätten auch ausreichend Personal damals schon zur Verfügung, um die Kinder auch umfassend zu betreuen.

Jetzt mal ehrlich, wo haste denn den Unfug her? Für Frauen gab es auch eine recht grosse Berufsauswahl. Allein schon deswegen weil es zu DDR-Zeiten weniger Probleme bereitete von A nach B zu kommen ohne eigenes Fahrzeug zu besitzen.

Und die Frauen, welche studierten waren bestimmt auch nicht alle Kindergartenerzieherin am Ende ihrer Studienzeit. Denn sonst hätten wir kaum auch Ärztinnen, Lehrerinnen und sogar Ingeneurinnen gehabt.

Aber JotJot hatte schon geschrieben, das es weitaus andere Gründe hatte, warum man bestrebt war in der DDR jedem Kind einen Platz in der Krippe und Kita zur Verfügung zu stellen. Das sich dies heute noch bemerkbar macht ist doch gut. Vorallem für die Kinder, die so unter Gleichaltrigen aufwachsen können und nicht nur von Erwachsenen in ihrer Entwicklung beeinflusst werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Punktedieb
Beispielsweise war das heutige Mecklenburg Vorpommern damals ein Agrarland, d.h. es gab hier nur am meisten Berufe in der Landwirtschaft. Und sehr wenige wollten in der Landwirtschaft arbeiten. Es gab hier nur wenige Großbetriebe wie beispielsweise das KKW oder auch Nachrichtenelektronik.

Viele wollten auch einfach nicht in einen anderen Ort gehen oder nur außerhalb arbeiten. Beispielsweise haben aus meiner damaligen Schulklasse 5 Frauen diesen Beruf studiert, um im Ort eine Arbeit zu finden. Klar, das Problem von A nach B zu kommen war nicht das Problem, aber viele Orte hatten einfach nicht genug Betriebe. So hatte man auch nicht eine große Berufsauswahl, nur einmal Greifswald als ein Beispiel gesehen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was du beschreibst ist dann das, was auch heute noch bei der Jugend beklagt wird. Nämlich mangelnde Flexibilität. Was aber nichts damit zu tun hat, das man als Frau angeblich nur Kindergartenerzieherin studieren konnte. Sorry, aber diese Aussage ist einfach nur Schwachsinn.

Und das die Kinderbetreuung in Ostteil von Deutschland auf besseren Beinen steht liegt schlicht und ergreifend daran, weil man eben zur Wende dort auch entsprechend mehr Personal hatte.

Das man im westlichen Teil da nicht so schnell nachzieht, wie die Nachfrage steigt liegt einerseits an den Kosten, welche neue Einrichtungen erstmal bringen würden. Zum anderen auch die Folgekosten. Denn Kindereinrichtungen müssen immer von der Gemeinde bzw. der Stadt und dem Land finanziell gestützt werden. Selbst wenn der Träger ein ganz anderer ist.

Ausserdem war es eben in der Alt-BRD so, das die meisten Frauen doch so lange zu Hause waren bis das Kind in die Schule kam. Der Bedarf war dadurch über Jahrzehnte gar nicht vorhanden. Das sich das Familienbild im Lauf der Jahre verändert hat, wurde dann auch zu spät erkannt und damit hinkt man eben in Sachen Kinderbetreuung in den Altbundesländern hinterher.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@Karlchen: Ich sehe es ähnlich wie Punktedieb, gerade in der DDR haben etliche Frauen auch etwas studiert, was heute wieder als Männerdomäne gilt. Da waren teilweise mehr Frauen als Männer in den Fachrichtungen Informatik und Mathematik immatrikuliert und haben das auch durchgezogen. Daher war die Gleichberechtigung auch in Sachen Ausbildung schon eine ganz andere.

Allerdings musste man dann durchaus auch sehr flexibel sein. Denn wer studieren durfte, der wurde dann auch gern fernab der Heimat eingesetzt. Wer das nicht wollte, der war aber nicht nur früher eingeschränkt, das ist ja heute wirklich nicht anders.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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