Betreuung: Zu intensiver Kontakt mit Kindern verboten?

vom 08.04.2009, 17:53 Uhr

Also ich durfte jetzt 12 Monate lang einen 1,50 EUR Job an einer Grundschule machen. Für mich war Menschlichkeit immer sehr wichtig und diese habe ich auch versucht auf die Kinder zu übertragen. Also spielte ich auch mit denen in der großen Pause, Fangen, durch die Gegend tragen, halt was Kindern so Spaß macht. Meinen Pflichten als zusätzliche Aufsicht kam ich trotzdem gewissenhaft nach.

Meine Beliebtheit bei den Kindern nahm stetig zu und viele Kinder freuten sich wenn ich in die Schule kam. Manche wollten sogar freiwillig länger bleiben, weil sie wussten das ist jemand der sich mit ihnen befasst. Leider haben viele Kinder an der Schule keine liebevollen Eltern, die sich um sie kümmern. Die ersten Monate ging das ganze auch gut und die Arbeit machte einfach nur Spaß. Auch viele Eltern und Familienhelfer fanden diese Art des Umgangs mit den Kindern sehr positiv. Doch dann eröffnete ein neuer Hort in der Nähe unserer Schule und diesem wurde auch die Zuständigkeit für die Betreuung nach der Schule gegeben.

Der Hort der das vorher machte, wurde geschlossen, in dem es sehr familiär zuging. Seid dem kamen auch regelmäßig Horterzieher mit in den Unterricht, um die Lehrer zu unterstützen. Doch leider kamen mit diesem Hort auch neue Regeln. So wurde das intensive spielen mit den Kindern verboten. Die menschliche Fürsorge, die ich zeigte wurde unterbunden. Viele Kinder fanden das traurig und auch mir machte die Arbeit dadurch weniger Spaß.

Auf einmal musste man einfach nur Distanz halten, alles was den Arbeitsplatz einst so besonders machte verflog. So trug ich die Kinder auch öfters mal von A nach B, dieses wurde untersagt mit der Begründung, dass dies nicht versichert sei, wenn etwas passiert. Auch auf den Schoß nehmen, wurde verboten, dies sei zu enger Kontakt. Selbst regelmäßiges spielen in Kindergruppen wurde untersagt, ja ich durfte nicht mal mehr allein mit den Kindern auf den Hof gehen spielen.

Begründungen waren unter anderem immer wieder:
- Das ist nicht Ihre Aufgabe, sondern Aufgabe der Eltern
- Das ist nicht versichert, wenn was passiert.
- Eltern könnten das nicht gut finden. (hatte nur positive Feedbacks)

Mir fiel es sehr schwer, so distanziert zu den kleinen zu sein, den sie brauchen ja Aufmerksamkeit. Ich war auch nie allein mit den Kindern, so dass immer alles beaufsichtigt war.

Jetzt interessiert mich, was ihr davon haltet? Findet ihr auch wie ich, dass es traurig ist das die Menschlichkeit so beschnitten wird? Sehe ich da vielleicht etwas falsch? Würde ihr es gut finden, wenn ihr Kinder habt, dass sich jemand intensiv um diese kümmert, während diese in der Schule sind? Sind diese Regeln zu streng eurer Meinung nach oder völlig korrekt?

» thefuture2 » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,16 »



Ich finde diese Regeln völlig korrekt, denn wie schon bemerkt beispielsweise der Versicherungsschutz. Wenn etwas passiert wer kommt dann für den Schaden auf? Ein Lehrer nimmt seine Schüler auch nicht auf dem Schoß, jedenfalls habe ich davon noch nie gehört. Du hast durch die Aufnahme der Tätigkeit auch einen Vertrag erhalten und dem durch deine Unterschrift zugestimmt.

Dort steht bestimmt nicht drin dass du die Kinder von A nach B tragen sollst oder sie auf den Schoß nehmen musst. Kinder brauchen einfach ein gewisses Maß an Distanz. Du sollst nicht der Kumpel sein, sondern eine Person darstellen vor der die Kinder eine gewisse Achtung und vor allem Respekt haben.

Es geht bei einer solchen Arbeit darum, den Kinder Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für ihr späteres Leben brauchen. Eine zu lockere Art ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Du kannst nicht die Aufgaben der Eltern übernehmen. Die Schule und der Hort haben ihre Aufgaben und die Eltern haben ihre Aufgaben. Ein ganz anderer Aspekt ist wenn durch diese lockere Art die schulischen Leistungen der Schüler sich verschlechtern. Damit ist dann keinem geholfen und die Leidtragenden sind die Kinder.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke das hat etwas mit den vermehrt auftretenden Fällen von Kindesmißbrauch zu tun. (Was nicht heißt, dass ich dir sowas unterstelle) Die Eltern haben durch die "Sensibilisierung" durch die Medien vielmehr Angst um ihre Kinder als früher. Darauf reagieren natürlich auch die zuständigen Betreungsinstitutionen für die Kinder.

Wenn du mit diesen Regeln nicht einverstanden bist, würde ich dir raten, das Gespräch mit den Eltern bei einem Elternabend zu suchen und sie zu bitten Druck auf die Hortleitung auszuüben. Du sagtest ja du hättest von den Eltern durchweg positive Rückmedlungen bekommen.

Das mit der Versicherung kann ich mir nicht vorstellen, da die Kinder in der Regel für alle Aktivitäten innerhalb der Betreungstätte versichert sind.

» vivakoepi » Beiträge: 109 » Talkpoints: 2,96 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja das ist durchaus möglich das es mit den leider vermehrten Fällen von Kindesmissbrauchsfällen zu tun hat. Schon schlimm das es sowas immer öfters gibt.

Ich bin seid 01.04.2009 nicht mehr an der Schule, weswegen sich das Thema an sich erledigt hat, mich hat halt dennoch interessiert wie das so gesehen wird von außenstehenden. Die Schule hätte den Vertrag gerne verlängert, aber dies war aufgrund der finanziellen Lage nicht möglich. Viele Lehrer waren sehr zufrieden mit meiner Arbeit und auch Eltern sowie Kinder.

Das mit den schlechteren Leistungen in der Schule durch diese offene nette Art habe ich nicht feststellen können. Eher das Gegenteil war der Fall. Die Kinder waren ruhiger und prügelten sich weniger auf dem Hof. Den es gab auch ne klare Regel von mir, dass wer sich schlägt, nicht dran kommt.

Sogar einige Lehrer fanden das gut, aber halt nicht alle. Die Sozialpädagogin der Schule fand es unmöglich das den Kindern alles verboten wird, was ihnen Spaß und Freude macht.

Auf jeden Fall vielen Dank für das Feedback und natürlich ist auch weiteres Feedback willkommen. Und nein, ich hatte keine pädophilen Absichten oder so, ich bin halt von Natur auf ein sehr Gefühlsreicher Mensch.

» thefuture2 » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,16 »



Hallo!

Ich habe eine Ausbildung zur Kinderpflegerin gemacht. Während meiner Praktikas habe ich auch sehr viele unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Als ich mein Vorpraktikum machte waren alle sehr zufrieden mit mir. Ich gehörte zum Team und war denen auch sehr wichtig. Ich durfte morgens als gerade durch Krankheit Personalmangel war mit den Kindern schon alleine in ihre Gruppe. Die Leiterin schaute dann ab und an mal vorbei und meinte wenn etwas wäre könnte ich Bescheid geben. Es klappte aber alles bestens.

Während meiner Ausbildung war ich dann in weiteren Kindergärten. In einem durfte ich die Kinder nach dem Mittagessen auch alleine betreuen bis die Erzieher die Küche aufgeräumt hatten und noch wichtiges besprochen hatten bis ein Teil der Erzieher nach Hause ging.

In einem anderen Kindergarten durfte ich aber überhaupt nicht mit den Kindern alleine bleiben. Sie trauten mir das überhaupt nicht zu und meinten das könnten sie nicht machen aus auch Gründen der Versicherung.

Zwischenzeitlich war ich auch mal in einem Kindergarten mit Kinderkrippe da waren offene Gruppen und die Kinder durften auch mal alleine in einem Raum sein. Da durfte ich auch schon nach einem Tag auf die Kinder alleine aufpassen.

Meine Tochter ist nun auch in einem Kindergarten mit offenen Gruppen. Die Kinder dürfen da auch alleine in Räume und sogar in kleinen Gruppen in den Garten oder in die Turnhalle.

Ich denke also das es immer auf die Einstellung des Personals ankommt. Die einen sehen das lockerer als die anderen. Vor kurzem waren wir mit den Kindergartenkinder spazieren. Ich habe mich bereit erklärt als Mutter auch mit zu gehen. Die Kinder liefen sehr oft wild durcheinander und auch weit weg. Aus meinen Praktikas kannte ich das anders. Da wäre es undenkbar gewesen so weg zu gehen. Da mussten die Kinder immer zu weit gehen und hintereinander. Ging ein Kind nicht ordentlich oder war kein Partner da so kam es an die Hand eines Erziehers.

Es ist nun mal eben immer ein Risiko der Erzieher oder der Kindergartenleitung wie etwas gemacht wird und wie locker sie es nehmen. Ich kann es grundsätzlich auch von beiden Seiten her verstehen. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Daher auch bei dir die verschiedenen Gründe die sie dir genannt haben.

» lassie222 » Beiträge: 219 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich verstehe den Punkt mit dem Versicherungsschutz nicht. Die Kinder sind krankenversichert und was soll den sonst noch versichert werden im Falle des Unfalls?

Schmerzensgeld usw. dürfte doch nur bei Verletzung der Aufsichtspflicht eine Rolle spielen und das dürfte dann eigentlich nur bei Fahrlässigkeit der Fall sein.

Ich meine ich bin kein Rechtsexperte, aber von Versicherungsschutz in diesem Zusammenhang habe ich noch nie etwas gehört. Und ich habe auch schon Kinder betreut. Dort war das Wichtigste eben die Aufsichtspflicht, die nicht verletzt werden darf.

Also ich vermute auch, dass das nur ein vorgeschobener Grund ist. Vielleicht hängt das wirklich damit zusammen, dass die Leute Angst vor Missbrauchsfällen haben. Vielleicht haben die anderen Betreuer aber nur Angst davor, dass jemand anders beliebter ist wie sie selbst. Wobei das dann ja schon fast Mobbing wäre. Das ist alles schwer zu sagen, man kann in die Leute nicht reinschauen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Hallo Weasel

Das hat damit zu tun, dass die Kinder über den Kindergarten, die Schule und so weiter versichert sind. Passiert ihnen nun etwas in dieser Zeit dort, so haftet der Träger und nicht die Krankenkasse. Unsere Tochter war vor kurzem Zuhause auf die Nase gefallen. Sie musste untersucht werden und sie mussten sie röntgen. Da wurde auch gefragt ob es im Kindergarten passiert wäre, dann wäre es nämlich über den Kindergarten abgerechnet worden.

Bei öffentlichen Einrichtungen ist das so, wenn du allerdings als Privatperson aufpasst nicht. Und da haben die Erzieher auch bestimmte Dinge zu beachten, da es sonst heißen könnte die Versicherung bezahlt nicht.

» lassie222 » Beiträge: 219 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich hatte auch oft das Gefühl das es ein vorgeschobener Grund war, den Unfälle können den Kindern ja immer passieren. Dafür sind es Kinder und es handelt sich ja im Fall der Fälle nicht um grobe Fahrlässigkeit oder so, so dass die Versicherung sagen könnte, dass bezahlen wir nicht.

Gut aber auf der anderen Seite, kann die Versicherung dann auch sagen, dass sie nicht zahlt, weil das nicht normaler Schulalltag war bzw. eben nicht zu diesem dazu gehört. Den Versicherungen suchen ja in der Regel immer einen Grund, um nicht zahlen zu müssen. Dennoch wäre das kein so großes Problem gewesen, weil wenn die Schulversicherung nicht zahlt, hätte doch eigentlich meine Haftpflichtversicherung zahlen müssen?

Und sind wir mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass etwas schlimmes passiert? Das kommt ja nun in den aller seltensten Fällen vor, klar kann es vorkommen, aber das ist doch wirklich sehr unwahrscheinlich. Gut ok, Vorsicht, is besser als Nachsicht, aber wie gesagt bin gut Haftpflicht versichert.

Was ich aber auch nicht verstehe dabei ist, wenn das so ist wie sie sagen, warum durfte der Sohn des Erziehers der dort ein Praktikum gemacht hat, dass alles machen?

Er hatte teilweise 3 Kinder gleichzeitig auf dem Arm und nahm sogar eine 12 Jährige auf den Arm, die das nicht wollte! Die hat überall im Hort erzählt, wie sehr sie sich geekelt hat. Dort wurde aber nichts gesagt anscheinend, den als ich mit dem Vater sprach, also dem Erzieher, dann meinte er zu mir: Das kann man nicht vergleichen, wenn mein Sohn das macht ist das etwas ganz anderes. Er hat ja pädagogische Hintergründe und da darf er das natürlich machen. Er findet es nur nicht so gut, wenn sein Sohn es macht, weil dieser mit dem Rücken zu tun hat. Aber ansonsten ist das bei ihm völlig in Ordnung. Er ist ja auch der Sohn des Erziehers!

Finde da sieht man eigentlich sehr deutlich, dass mit 2erlei Maß gemessen wurde, den sonst müssten die gleichen Regeln ja für alle gelten. Und der Sohn hat auch keine pädagogische Ausbildung oder dergleichen vorher gemacht, hatte also genauso soviel Ahnung wie ich. Bis auf das er halt ein wenig von seinem Vater kennen wird. Aber ich war ja auch schon rund 9 Monate dort, als der Sohn dort anfing.

Jetzt kann mir das ganze ja egal sein, bin ja nicht mehr dort. Finde es aber trotzdem traurig, dass es so wahr. Vor allem hatten die Kinder ja auch viel Spaß dabei gehabt und dann wurde das untersagt. Aber in dem Hort finde ich einige Dinge komisch, z. B. das nur Kinder Essen bekommen, deren Eltern auch zahlen. Die Kinder die Hunger haben und auch dort sind, deren Eltern aber nicht zahlen, dürfen hungern!

Das finde ich unmöglich, weil so Kinder schon lernen das es einen 2 Klassengesellschaft gibt. Einmal die, die kein Geld haben und die, die mehr Geld haben. Selbst als ich einer Schülerin anbot ihr meinen persönlichen Essensanteil zu geben, weil sie sehr hungrig war und ja auch gesehen hat, dass andere Kinder essen dürfen, wurde diese untersagt. Ich darf keinem Kind, dessen Eltern nicht zahlen, etwas zu Essen abgeben, auch nicht wenn ich dafür auf meinen Teil am Essen verzichte und diesen auf das Kind übertragen möchte. :twisted:

» thefuture2 » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,16 »


So hart es auch klingt: Einem Kind, dessen Eltern den Beitrag für die Verköstigung nicht leisten, beim "Zugucken zuzusehen", ist nicht einfach. Jedoch kann man den Trend beobachten, dass immer mehr Eltern sich auf das Mitleid der Umwelt verlassen und die eigenen Initiative und Verantwortung aus Faulheit und Gleichgültigkeit ihrem Nachwuchs gegenüber diese Schiene fahren.

Der Beitrag für das Mittagessen in den öffentlichen Einrichtungen wird nahezu immer bezuschusst, so dass der Eigenanteil auch in Zeiten von Hartz IV zu tragen ist.
In diesen Fällen bleibt es den Verantwortlichen überlassen, mit den Eltern zu sprechen oder notfalls andere Maßnahmen zu ergreifen.

Eltern, die aufgrund ihrer eigenen, nicht wahrgenommenen Verantwortung mit der Gewissheit leben können, dass ihre Kinder beim Essen in der Schule etc. lediglich die Zuschauerrolle einnehmen, sollten meines Erachtens durchaus genauer unter die Lupe genommen werden.

» -Carmen- » Beiträge: 7 » Talkpoints: 2,76 »


Das mit dem Versicherungsschutz ist nicht zu unterschätzen. Denn wenn ein Kind hinfällt und sich verletzt ist das was anderes, als wenn jemand das Kind getragen und dabei gestürzt ist. Gerade in der Schule sind die Kinder doch lange aus dem Alter raus, das sie getragen werden müssen. Und da sollte man gerade als befristet eingestellte Betreuung keine Dinge anfangen, welche die Kollegen auch nicht machen. Das gibt am Ende nur mehr Probleme, als das ganze für die Kinder im postivien Sinne bringt.

Auch das auf den Schoß nehmen ist unüblich. Bei uns haben die Kinder mit Lehrern und auch Horterziehern sehr innige Verhältnisse. Aber trotzdem wird da kein Kind auf den Schoß genommen. Ein gewisser körperlicher Abstand gehört einfach zur persönlichen Intimsphäre und das müssen Kinder eben auch lernen und beachten. Dies hat nichts mit einer strengeren oder unmenschlichen Erziehungsmethode zu tun, sondern sind einfach Dinge, welche den Kindern auf dem Weg zum Erwachsenwerden beigebracht werden müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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