"Boris Godunow", vertonte russische Geschichte
Hallo,
Modest Mussorgski war einer der Erben Michail Glinkas , des Begründers der russischen Nationalmusik. Zusammen mit Balakirew, Borodin, Rimski-Korsakow und Kjui bildeten sie das „Mächtige Häuflein“. Sie wollten die russische Musik weiterentwickeln und so ein Gegengewicht zu den vorherrschenden italienischen und deutschen Werken schaffen.
Mussorgski wurde 1839 in der Nähe der russischen Stadt Pskow geboren. Wie fast alle Mitglieder der Gruppe fand er erst spät den Weg in die Musik. Erst durch die Anleitung von Balakirew, dem Oberhaupt der Gruppe fing er an sich mit Komposition und Musiktheorie zu beschäftigen. Schon bald ließen seine ersten Kompositionen die Musikwelt aufhorchen.. Seine Opern waren echte russische Volksdramen, die einen tiefen Einblick in das Leben, die Sitten und Gebräuche des russischen Volkes vermittelten. Seine Opern „Boris Godunow“ und „Chowanstschina“ sind Meilensteine der Opernliteratur. Auch die sinfonische Dichtung „Die Nacht auf dem Kahlen Berge“ und „Bilder einer Ausstellung“ sind Meisterwerke Mussorgskis. Er starb leider ziemlich verarmt 1881.
Wie schon bei einigen anderen russischen Opern stammt die literarische Grundlage von „Boris Godunow“ wieder von den genialen Alexander Puschkin. Mussorgski ging es in seiner Oper nicht nur um den Charakter und die inneren Kämpfe seiner Hauptfigur sondern vor allem um die Leiden und Hoffnungen des russischen Volkes. Dieses stellt er in ausdrucksstarken und monumentalen Massenszenen dar. Die Uraufführung war 1874 war teilweise erfolgreich, während sich die Presse ziemlich ablehnend verhielt, war das junge Publikum begeistert. Trotzdem wurde es nach nur zwanzig Vorstellungen abgesetzt. Jetzt Jahre später gelang es dem weltberühmten russischen Bassisten Fjodor Schaljapin dem Werk zu der Resonanz zu verhelfen die es verdiente..
Die Handlung spielt in Russland und Polen zwischen 1598-1605. Als Zar Iwan der Vierte starb hinterlässt er den kränklichen Fjodor und den noch sehr jungen Dimitri. Fjodor wird zum neuen Zaren gewählt, er überlässt aber bald die Staatsgeschäfte seinem Schwager Boris. Kurz darauf stirb Fjodor kinderlos und Boris wird zum neuen Zaren gekrönt. Aus Angst um den Thron lässt Boris den jungen Dimitri ermorden.
Hier beginnt die Handlung, Boris Godunow ist nach dem Tode Fjodors zum neuen Zaren gewählt wurden. Vor der Krönungskathedrale betet das Volk das Boris Godunow endlich die russische Krone annehmen und dem Land so wieder Ruhe und Wohlstand bringen soll. Godunow hat inzwischen zugestimmt russischer Zar zu werden und begibt sich mit den Bojaren zur Krönung in die Kathedrale.
Einige Jahre später, im Tschudow- Kloster schreibt der greise Mönch Pimen an einer neuen russischen Chronik. Gerade hat er das Kapitel abgeschlossen welches die Ermordung des Zarewitsch Dimitri durch Boris Godunow behandelt. Jetzt soll der junge Mönch Grigori seine Arbeit weiterführen. Der hat aber keine Lust auf ein Leben im Kloster. Er will in die Welt und große Taten zu vollbringen und später vielleicht sogar selber einmal Zar werden. Grigori ist deshalb aus dem Kloster geflohen und sucht in einem Gasthaus an der russisch-litauischen Grenze Zuflucht. Er wird auf Grund seiner aufrührerischen Reden auch von den Soldaten des Zaren gesucht. Im Gefolge von Bettelmönchen versucht er die Grenze zu passieren, da betreten Wachen die Kneipe . Geschickt lenkt er den Verdacht auf einen der Bettelmönche und macht sich aus dem Staub.
In ihrem Gemach im Kreml trauert Xenia , die Tochter Godunows um ihren toten Bräutigam den Zarewitsch. Ihre Amme versucht sie aufzuheitern. Da er erscheint auch Godunow, auch er leidet an tiefen Depressionen. Die Ermordung des Zarewitsch liegt wie Blei auf seinem Gewissen. Da erscheint der intrigante Fürst Schuiski, er meldet das angeblich ein falscher Zarewitsch, der sich als der ermordete Dimitri ausgebe, es ist Grigori, von Polen aus gegen Russland ziehe um sich seinen Thron wieder zu holen. Godunow beschleichen Zweifel ob bei der Tat vielleicht etwas schief gegangen ist. Als Schuiski ihm den Hergang nochmal schildert treiben ihn seine Worten in eine tiefe emotionale Krise.
Grigori ist inzwischen in Polen und will dort mit Hilfe des polnischen Adels ein Heer aufstellen um damit nach Russland zu ziehen und selber Zar zu werden. Marina die Tochter des Woiwoden , das sind hohe polnische Adlige, umgarnt ihn hofft sie doch später vielleicht einmal Zarin werden zu können, was ihrem Streben nach Macht und Reichtum sehr entgegen kommen würde. Von allen Männern bewundert verlässt Marina stolz das Schloss. Grigori gefällt ihr Benehmen überhaupt nicht. Sie wirft sich ihm aber sogleich heuchlerisch in die Arme und beteuert nur ihn alleine zu lieben.
Im Kreml sitzen die Bojaren zusammen und beraten was zu tun sei. Sie schwören Grigori, dem falschen Dimitri, der mit einem Heer in Richtung Moskau zieht den Tod. Von seinen Gewissensbissen zerfressen erscheint Boris. Er lauscht den Erzählungen des Mönch Pimen. Als der erzählt ein blinder Hirte sei am Grab des Zarewitsch wieder sehend geworden gibt ihm das den Rest. Verzweifelt bricht er zusammen. Mit letzter Kraft befiehlt er seinen Sohn Fjodor zum nächsten Zaren zu wählen. Er selbst will sein Leben im Kloster beenden. Während die Glocken zum Kirchgang rufen sinkt er jedoch tot zu Boden.
Das letzte Bild ist eine eigene Kreation von Mussorgski. und ist unter dem Namen „Revolutionsbild“ bekannt. Grigori ist mit seinen Heer in Russland eingefallen und mit Hilfe der polnischen Adligen und der Jesuiten hat er das Volk gegen die Bojaren aufgehetzt. Vom Volk als Thronerbe begrüßt erscheint nun Grigori mit seinem Gefolge. Bereitwillig folgen sie ihm im Glauben das nun alles besser werde. Nur ein Schwachsinnger bleibt zurück, er sieht in seinem Wahn die Zukunft Russlands und diese sieht nicht besser aus als die Gegenwart.
Diese Werk gehört zu den Höhepunkten der russischen und auch internationalen Opernliteratur. Besonders durch seine Chorszenen und großen Szenen des Boris gibt es einen tiefen Einblick in die Nöte der Bevölkerung und in die tiefe Zerrissenheit der Titelfigur.
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