Skandale bei Lidl und kein Ende
Erst im Frühjahr 2008 stand der Discounter Lidl wegen der Bespitzelung seiner Mitarbeiter im Rampenlicht, wenn auch auf eine eher unangenehme Art und Weise.
Nun steht der Discounter erneut in der Kritik, dieses mal hat das Nachrichtenmagazin Spiegel herausgefunden, dass Lidl Formulare verwendet hat, in der die Mitarbeiter den Grund ihrer Erkrankung eintragen sollten. Dass die Diagnose den Chef nichts angeht sollte sich inzwischen herummgesprochen haben. Äußerst pikant dabei, ausgefüllte Formulare wurden zufällig in einer Mülltonne in Bochum gefunden. Und: alle Eintragungen stammten aus der Zeit nach der Entdeckung der Mitarbeiter-Bespitzelung.
Der bisherige Lidl-Deutschland-Chef Frank-Michael Mros hat die Existenz derartiger Formulare zugegeben, aber auch erwähnt, dass die Arbeit mit diesen Formularen Ende 2008 im Zuge der Umsetzung der neuen Datenschutzregelungen eingestellt wurde.
Das Unternehmen hatte die Formulare und damit erfassten Angaben, eigenen Angaben zufolge dazu genutzt, die Mitarbeiter entsprechend ihres Gesundheitszustandes einzusetzen. Das Formular enthält in der Tat eine Spalte, in die Maßnahmen eingetragen wurden, wie nach der Rückkehr des erkrankten Mitarbeiters mit diesem umgegangen werden solle; beispielsweise solle die nächste Krankmeldung nicht nur der Filiale sondern sofort dem zuständigen Bezirksleiter mitgeteilt werden - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Herr Mros wurde übrigens sehr schnell durch Jürgen Kisseberth ersetzt, Lidls Reaktion auf die erneuten Vorwürfe.
Hallo!
Mich wundert das eigentlich nicht mehr. Wer weiß, was da noch alles hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen ist. Da wird sicher irgendwann noch einiges mehr ans Licht kommen.
Eigentlich müssten die Chefs von Lidl mittlerweile wissen, dass irgendwann alles raus kommt und es dann nur den nächsten Skandal gibt. Sicher ist es nicht richtig, dass die Mitarbeiter ihre Krankheiten in ein Formular eintragen sollten. Mich würde mal interessieren, wie viele Mitarbeiter das auch wirklich gemacht habe und was passiert, wenn jemand sich dort nicht eintragen wollte. Wurde dieser dann gekündigt?
Also nach dem ersten Lidlskandal war ich ja bereits sehr geschockt, was die alles unternommen haben um ihre Mitarbeiter und teilweise auch Kunden auszuspionieren. Man erinnere sich nur an die wohl 1 Pfennig großen Kameras über Kassen, wo teilweise zu sehen war, wie Kunden ihre Geheimzahl eintippen.
Lidl hat sich ja öffentlich dafür entschuldigt und beton das so etwas nicht mehr vorkommen würde und versuch das Image zu retten, obwohl es schon sehr angeschlagen war durch den Skandal. Damals habe ich mir gedacht, ok vielleicht tut es denen ja wirklich leid und sie werden aus dem Fehler gelernt haben und mit der Spionage aufhören.
Doch wo ich diese News gelesen habe, habe ich gemerkt das dies wohl ein großer Irrtum war und Lidl nichts, aber auch rein gar nichts gelernt hat. Als Mitarbeiter muss es ja schrecklich sein, dort zu arbeiten, wen man überall beobachtet wird und das teilweise ja sogar im Privatleben. Aber Lidl denkt sich wahrscheinlich auch, es wirkt sich ja kaum aus, wenns ans Tageslicht kommt, also können wir auch weiter machen.
Da frage ich mich echt, wofür gibt es Gesetze, wenn die großen Firmen diese ganz offensichtlich brechen können, ohne dafür angemessen bestraft zu werden?
Klar mag es sein das Lidl jetzt vielleicht eines Tages mal ein paar Bußgelder zahlen muss, aber meist sind die doch so gering, dass es einem Konzern wie Lidl gar nicht auffällt und sie weiter machen können, bis es mal wieder rauskommt. 2 Vorfälle in so kurzer Zeit ist echt schon sehr heftig und spricht nicht gerade für große Vertrauenswürdigkeit seitens Lidls.
Aber Spionage von Mitarbeitern scheint ja der neue TOP Trend zu sein, wenn man sieht wieviele Firmen das offensichtlich praktizieren, wie z. B. die Deutsche Bahn.
Also, von Skandalen ohne Ende kann bei zweien noch nicht die Rede sein, finde ich. Dennoch ist das was dort bei Lidl passiert ist eine grosse Schweinerei und sollte von der Kundschaft entsprechend abgestraft werden. Also einfach nicht mehr beim Lidl einkaufen? Das ist auch wieder ein zweischneidiges Schwert, denn man trifft ja nicht nur den Konzern mit so einem Boykott, sondern auch jeden kleinen Mitarbeiter.
Man könnte natürlich Beschwerdebriefe schreiben und sagen man kaufe nun nicht mehr dort ein oder versuchen einen bundesweiten Tag des Lidl-Boykott zu organisieren. Wo ich hier an dieser Stelle natürlich niemanden anstiften möchte.
Ich finde das auf jedenfall auch nicht gut was Lidl da macht (Spionage etc), aber vielleicht sollte man das mal von Lidls Seite sehen, denn irgendwoher muss dieses Misstrauen ja kommen. Vielleicht hatte man schon schlechte Erfahrungen mit Mitarbeitern, jedoch ist Lidl da klar den falschen Weg gegangen um mit dem Problem fertig zu werden (falls es dieses gibt).
Die Krankheiten sind vielleicht bei Lebensmitteln auch nicht ganz so uninteressant aber der Grund dafür ist nun wirklich nicht relevant. Ich denke das ein Boykott auch keine Lösung wäre, gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise wo Arbeitsplätze sehr wichtig sind.
Shadow-Gamer hat geschrieben:Die Krankheiten sind vielleicht bei Lebensmitteln auch nicht ganz so uninteressant aber der Grund dafür ist nun wirklich nicht relevant.
- Die Krankheiten wurden intern doch nicht zur Krankheitsvorbeugung und Lebensmittelhygiene erfasst. Mal als Tipp: Das hat zwei Gründe:
- Chronisch Kranke aussortieren, da die Ausfallwahrscheinlichkeit sich erhöhen könnte und der Betrieb das tragen muss, denn Krankheit allein ist kein Kündigungsgrund. Da müssen dann halt andere Gründe her .
- Blaumacher rausfiltern, die oft mit "läppischen" Krankheiten zum Arzt gehen und sich krankschreiben lassen.
Was den Wechsel in der Führungsspitze angeht: Na dann lässt man halt einen Kopf rollen und setzt einen neuen an die Spitze. Ich glaube noch nicht, dass das System sich deswegen ändern wird, dazu ist es zu effektiv und bringt dem Unternehmen zuviel Geld, so zynisch wie es klingt.
Ah, Subbotnik meldet sich zu Wort Mich würde mal interessieren (ehrliches Interesse meinerseits und keine Polemik), was man deiner Meinung nach als Unbeteiligter tun kann. Einfach nicht mehr dort einkaufen und damit die "Opfer" mit bestrafen? Sich öffentlich äussern (Leserbriefe schreiben) und seinen Unmut zum Ausdruck bringen? Die Pressestelle anschreiben? Irgendwas ganz anderes, oder vielleicht einfach nichts tun?
Ehrlich gesagt gefällt mir auch keine zufriedenstellende Antwort ein, denn alles ist irgendwie nur halbgar:
Boykott: Der schadet wie gesagt nur eher den Angestellten und Mitarbeitern und nicht dem Unternehmen und siehe Nokia, Tankboykott & Co: Der wird selten von mehr als ein paar wenigen Prozent der Kunden durchgezogen und durchgehalten, so dass er im Grunde in der Masse relativ wirkungslos ist.
Die meisten die bei LIDL einkaufen machen das ja aufgrund der günstigen Preise und nicht weil es da so unglaublich toll ist - die haben hier auch selten eine andere Wahl. Und spätestens wenn es an den eigenen Geldbeutel geht hört die Solidarität bei den meisten schlagartig auf .
Öffentlicher Protest: Hm, schlägt für mich in die gleiche Kerbe, das bringt vielleicht auch was, aber mehr als ein Strohfeuer wird es wohl auch nicht werden. Spätestens bei der nächsten "Top Meldung" à la "Sack Reis in China nach rechts statt links gefallen...", "Noch mehr Abwrackprämie...", "Killerspieler sind alle doof..." interessiert das auch keinen mehr.
Und ich würde mal behaupten, dass das LIDL Image sowieso nicht über das "günstig & billig" Einkaufen Image hinausgeht und dass der Führung auch alles egal wäre, solang das nicht angetastet wird. Denn siehe Boykott: Die meisten kaufen doch nur deswegen dort ein, ich kenne keinen LIDL, nichtmal hier in den USA, der über eine "Restpostenrampen" (viele Waren auf engem Raum in Regalreihen, Deko und Shopping Feeling gefühlt zweitrangig) Atmosphäre hinausgeht und der andere Kunden anlockt.
Pressestelle: Da rechne ich auch nur mit Kenntnisnahme und Standardschreiben als Antwort.
Was getan werden müsste, z. B. ein gründlicher Check des ganzen Ladens um hier mal gründlich alle Sümpfe trockenzulegen wegen Verstöße gegen gesetzliche Auflagen kann nicht ohne Weiteres getan werden, mögliche Strafen werden sich maximal im Bewährungsrahmen bewegen, also nichts mit gründlich auskehren, dazu ist die Unternehmerautonomie zu stark. Gewerkschaften die zubeißen können gibt es bei den Discountern sowieso fast nicht mehr.
Alles was mir irgendwie als Lösung einfallen würde wäre eben polemisch - z. B. wäre eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte und Gewerkschaften (wie auch immer?) vielleicht sinnvoll, aber die sind im Grunde schon stark genug und werden eben durch "Maßnahmen von oben" untergraben. Im Grunde müssten sich die LIDL Mitarbeiter selbst auf breiter Front wehren... - achso, habe ich eigentlich schon die "Maßnahmen von oben" und Gewerkschaften erwähnt ?
Die Katze beißt sich leider in den Schwanz, eine Situation die ehrlich gesagt zum Kotzen ist. Auch bestimmte Aktionen die ich von "Bekannten" kenne, wie etwa das Verteilen von Zetteln mit Schilderungen "bestimmter Vorkommnisse" in den Regalen damit andere sie finden können, hinterlassen irgendwie keine echte Wirkung - außer dass hier vielleicht wieder nur die Mitarbeiter einen Rüffel bekommen.
Die die ohne Gefahr Druck machen könnten machen es nicht da die eigenen Interessen über 3 Ecken mitberührt werden könnten, die die es nur unter Gefahr tun könnten machen es genau deswegen nicht - gerade nicht dann, wenn man nicht an jeder Ecke einen neuen Job bekommt.
Achso, ein bisschen realitätsfremde Polemik zum Schluss, was man tun kann:
- als Mitarbeiter: Beweise sichern , kündigen, an die Öffentlichkeit gehen,
- als Kunde: boykottieren, denn durch das Einkaufen woanders steigen dort die Umsätze und neue Kräfte werden vielleicht gebraucht,
- als Unternehmen: das eigene Geschäftsmodell mal überdenken, ändern, und so teurer werden und die Konkurrenten das gleiche wie gehabt machen lassen, denn die sind oft kaum besser (als Tipp: Google -> Aldi Schlecker Gewerkschaften - achso, das ist übrigens schon 4 Jahre her, Geschichte wiederholt sich eben )
crissi hat geschrieben:Also, von Skandalen ohne Ende kann bei zweien noch nicht die Rede sein, finde ich.
Ohne Ende - davon war ja nie die Rede, sondern davon dass noch kein Ende in Sicht sei.
Subbotnik hat geschrieben:Die meisten die bei LIDL einkaufen machen das ja aufgrund der günstigen Preise und nicht weil es da so unglaublich toll ist - die haben hier auch selten eine andere Wahl.
Eine Wahl hätten die meisten schon: es gibt auch noch andere Discounter, die (zumindest bisher) nicht so negativ aufgefallen sind und auch gleiche Preise bieten. Inwieweit das nützt steht auf einem anderen Blatt, das ist wohl wahr.
Ein großes Problem der Mitarbeiter ist (zumindest in meinen Augen), die Angst vor der Entlassung und der drohenden Arbeitslosigkeit. Damit wird halt ganz bewusst gespielt und deswegen lassen sich viele Mitarbeiter solche Bedingungen gefallen. Und da beißt sich für mich die Katze in den Schwanz. Würden sich mehr Mitarbeiter wehren und würden sich derartige Arbeitgeber in Zukunft sehr viel schwerer tun neue Mitarbeiter zu gewinnen, müsste man auch die Methoden ändern.
JotJot hat geschrieben:Eine Wahl hätten die meisten schon: es gibt auch noch andere Discounter, die (zumindest bisher) nicht so negativ aufgefallen sind und auch gleiche Preise bieten. Inwieweit das nützt steht auf einem anderen Blatt, das ist wohl wahr.
Na wie gesagt, die die mir bekannt sind und auf einem Preisniveau mit LIDL liegen heben sich kaum von LIDL ab (sogar die darüber liegen), nur mit dem Unterschied das noch kein Datenskandal nach außen gedrungen ist - was den Umgang mit Mitarbeitern angeht scheint sich überall das gleiche Niveau etabliert zu haben.
Als Beispiel: vorletzter Absatz über die Bespitzelung von Mitarbeitern.
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