Müssen Mediziner immer Stand-By sein?

vom 03.04.2009, 20:27 Uhr

Heute habe ich mich doch sehr über eine Bekannte gewundert. Ihr Mann war mit dem jüngeren Kind beim Arzt, der aber die Krankheit des Kindes noch nicht diagnostizieren konnte. Die Symptome waren wohl noch nicht eindeutig und das Kind sollte am Folgetag noch mal vorgestellt werden. Meine Bekannte arbeitet auch im Gesundheitswesen und erkannte die Krankheit am Abend sofort. Nichts weiter Schlimmes übrigens.

Statt aber am nächsten Tag noch mal zum Arzt zu gehen und dort das Ganze zu besprechen, rief sie den Arzt wohl gegen 21:30 Uhr (!) daheim an, um ihm zu erklären, dass sie wüsste, unter welcher Krankheit das Kind leide. Mehr wollte sie auch nach eigenen Aussagen gar nicht, einfach den Arzt aufklären. Als meine Bekannte mir davon erzählte, war sie immer noch voller Unverständnis darüber, dass der Arzt wegen der späten Störung wegen einer solche Lappalie ziemlich genervt reagierte.

Sie konnte auch nicht verstehen, dass ich Verständnis für den Arzt hatte. Da bei uns der Bereitschaftsdienst für unsere Region geregelt ist, haben die niedergelassenen Ärzte auch einen geregelten Feierabend, der durch einen solch absolut unnötigen Anruf nun mal gestört wird. Ihrer Meinung nach hätte der Arzt froh sein müssen, dass sie ihm erklärt hat, woran ihr Kind nun wirklich leidet so könne er auch lernen. Sie jedenfalls würde im Freundes- und Bekanntenkreis auch rund um die Uhr mit ihrem Fachwissen helfen.

Wie seht Ihr das? Muss ein Arzt wirklich immer in Alarmbereitschaft sein oder steht auch ihm nicht ein Feierabend abseits beruflicher Pflichten zu?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hätte sie den Arzt nicht auch am nächsten Tag in der Praxis anrufen können? Ich finde es ja gut, dass deine Freundin so viel Fachwissen hat, dass sie sofort erkannt hat, was das Kind hat. Muss aber wegen sowas dem Arzt den Feierabend abspenstig machen? Das finde ich furchtbar. Ich weiß wie sauer ich bin, wenn mich ein Kunde Abends um 23 Uhr anruft, um mir zu sagen, dass er heute die Vertragsunterlagen bekommen hat. Genauso wie jeder Fabrikarbeiter, wenn er zu Hause ankommt seinen Feierabend haben will, steht es auch jedem anderen Menschen zu.

Ärzte müssen nicht 24 Stunden am Tag in Bereitschaft sein. Sowas muss echt nicht sein. Ich habe auch 0 Verständnis für Menschen, die der Meinung sind, dass man als Dienstleister am Menschen (wie z.B. Ärzte) immer verfügbar sein muss. Denn genau diese Menschen wären die ersten, die sich aufregen würden, wenn man das mit ihnen so machen würde.

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne diese Vorfälle nur aus der anderen Perspektive, da ich mit einigen Ärzten privat befreundet bin. Eine befreundete Ärztin, die viele sterbenden Krebspatienten behandelt, musste sich eine geheime Telefonnummer zulegen, da ihr Telefon zu jeder Uhrzeit, also auch zum Beispiel um vier Uhr nachts klingelte und irgend ein Patient eine Frage oder Bemerkung loswerden wollte.

Meinem Nachbarn, ein junger Zahnarzt, ist es sogar einmal bei einem Date passiert, dass eine ältere Frau ihm in einem Restaurant ihr Gebiss auf den Tisch geknallt hat und sich beschwert hat, dass es nicht mehr gut sitzt. Allerdings passiert auch Lehrern, Kindergärtnern oder Menschen in sozialen Berufen ähnliches. Die Patienten nehmen nun einmal sich selbst am wichtigsten, grade wenn es eine sehr ernste Erkrankung ist.

Ich selbst finde es auch als Zeichen eines guten Hausarztes, der beispielsweise bei Krankheiten, die akut werden können, seine Handynummer weitergibt und bittet anzurufen, damit er gegebenenfalls eine Einweisung ins Krankenhaus begleiten kann. Trotzdem sollte man gegenüber dieser Vertrauensperson, die ein Arzt nun einmal darstellt, Respekt walten lassen und die Bereitschaft nicht missbrauchen. Den Anruf deiner Bekannten zum Beispiel fände ich auch etwas vermessen und nervig, denn immerhin schien es nichts Bedrohliches gewesen zu sein.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ganz ehrlich? Ich wäre ausgeflippt, wenn mich irgendeine hypertrophe Mutter abends nach 21 Uhr angerufen hätte, um mir zu erklären, was ihr Kind hat. Das ist doch eine absolute Frechheit, woher hatte sie denn überhaupt die private Telefonnummer des Arztes? Erstens ist der Arzt ein Mensch wie jeder Andere, der auch ein Privatleben und Feierabend hat und zweitens gibt es für derlei Dinge ja auch geregelte Sprechzeiten, zu denen man sich melden kann. Ich glaube ich hätte die Mutter sofort abgewimmelt, gleich aufgelegt oder der gehörig ein paar Takte erzählt. Noch dazu wenn s gar nichts Schlimmes ist.

Ein Arzt muss auf keinen Fall immer in Rufbereitschaft sein, das kann man ja auch gar nicht, man muss sich ja auch mal erholen können. Und wenn die Mutter da so spät privat anruft, dann ist das eine Ruhestörung. Einen Lehrer ruft man auch nicht privat an weil einem zu Hause ein Rechenfehler an der Tafel nachträglich aufgefallen ist, genauso wie man einen Architekten nichts nachts rausklingelt, weil einem ein Riss in der Mauer und nach eigenem schlauen Überlegen Fehler in der Statik des Hauses aufgefallen sind. Aber gerade Kinderärzte müssen sich leider immer sehr stark mit völlig überkandidelten Eltern herumschlagen, das ist mir schon häufig aufgefallen, deshalb könnte ich auch nicht Pädiatrie machen.

Die Mutter sollte sich einfach mal vorstellen, dass sie selbst wegen so eines unsinnigen überflüssigen Anrufes gestört und auch aufgeschreckt werden würde, dann würde sie sich vielleicht überlegen, sowas nochmal zu machen.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



jasper hat geschrieben:Hätte sie den Arzt nicht auch am nächsten Tag in der Praxis anrufen können?

Das Kind sollte ja ohnehin noch mal vorgestellt werden, da der Arzt am Vormittag keine eindeutige Diagnose stellen konnte. Dass das bis zum Abend anders war und die Symptome eindeutiger waren, habe ich mal als medizinischer Laie vermutet. Das stritt sie aber vehement ab. Mag ja sein, aber ich denke auch, dass sie das am nächsten Tag hätte klären können.

Übrigens habe ich unseren Kinderarzt auch schon mal am Wochenende angerufen, da mein Kind schon in der Woche so erkrankt war, dass eine Einweisung ins Krankenhaus eine mögliche Option war. Der Kinderarzt meinte aber extra, bevor ich ins Krankenhaus aufbrechen wollte, sollte ich noch mal anrufen. Ich war auch sehr dankbar dafür, denn so konnte er mir erklären, dass das was ich als Verschlechterung gedeutet hatte eine Besserung war. Allerdings würde ich so etwas nie missbrauchen, denn ich denke, nur ein Arzt mit ausreichend Ruhepausen ist ein guter Arzt. Und ich trage meinen Teil gern dazu bei.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Grooovegirl hat geschrieben:Ganz ehrlich? Ich wäre ausgeflippt, wenn mich irgendeine hypertrophe Mutter abends nach 21 Uhr angerufen hätte, um mir zu erklären, was ihr Kind hat. Das ist doch eine absolute Frechheit, woher hatte sie denn überhaupt die private Telefonnummer des Arztes?

Die Telefonnummer steht im Telefonbuch und außerdem sind die Familien wohl befreundet. Was ich mich jetzt gerade noch frage, warum hat sie eigentlich erst so spät angerufen und das Kind nicht (wenn es doch so eindeutig war) gleich am Morgen mit der Diagnose zum Arzt geschickt hat. :wink: Werde ich mal bei Gelegenheit erfragen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich würde niemals einen Arzt, wegen einer solchen Kleinigkeit, in seinem Feierabend stören. Er hat doch auch einen anstrengenden und langen Tag hinter sich und will eben auch mal Zeit mit seiner Familie verbringen. Ich kann den Arzt gut verstehen, dass er ein wenig ungehalten reagiert hat.

Aber es scheint immer Menschen zu geben, die meinen, dass man wegen einer Lappalie rund um die Uhr für sie da sein muss. Deine Freundin hätte dem Arzt auch am nächsten Tag sagen können, dass sie weiß, was das Kind hat. Es ging dem Kind ja schließlich nicht plötzlich schlecht oder es war tot krank. Selbst da wäre ich wohl eher ins Krankenhaus gefahren, als den Arzt nach seiner Sprechstunde noch zu stören.

Wir wohnen direkt neben einem Arzt, der allerdings mittlerweile in Rente ist. Mir ging es auch schon ein paar mal richtig schlecht, aber ich wäre da nie auf die Idee gekommen, bei unserem Arzt neben an, an zu rufen. Ich denke, dass es dafür den Notdienst gibt und eben den Bereitschaftsdienst. Auch ein Arzt hat mal irgendwann Feierabend und sollte diesen auch wohlverdient genießen können.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Im Notfall finde ich es schon wichtig, wenn man auch den Arzt seines Vertrauens immer erreichen kann und weiß, wo man ihn erreichen kann. Aber wirklich nur im Notfall und wenn kein anderer Arzt zu erreichen ist. Allerdings sehe ich es nicht so, dass ein Arzt immer "Gewehr bei Fuß" stehen muss, wegen jeder Lappalie. Da sollte man dem Arzt auch seinen verdienten Feierabend gönnen.

Ein Arzt sollte allerdings niemals sagen, dass er Feierabend hat, wenn er dringend benötigt wird. Wenn er zum Beispiel gerufen wird, weil ein Nachbar gesundheitliche Probleme hat. Da sollte er auch bei Feierabend helfen und rüber gehen. Auch wenn er keinen Notdienst oder Bereitschaftsdienst hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Im Notfall finde ich es schon wichtig, wenn man auch den Arzt seines Vertrauens immer erreichen kann und weiß, woman ihn erreichen kann.

Na dafür gibt es doch aber geregelte Bereitschaftsdienste. Und gerade vor dem Hintergrund, dass die gute Frau meint, die Symptome waren den ganzen Tag schon so eindeutig finde ich es einfach nur unverschämt spät abends noch beim Arzt anzurufen und sich darüber aufzuregen, dass er etwas genervt reagiert.

Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, da hat unser Hausarzt direkt nebenan gewohnt. Da bin ich auch mal am Wochenende rüber gegangen, weil ich total schlapp war und recht hohes Fieber hatte. Das habe ich aber auch nur gemacht, weil es mir wirklich dreckig ging. Aber wenn ich etwas habe, was harmlos ist, dann würde ich den Leuten nicht ihren Feierabend streitig machen wollen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Im Notfall finde ich es schon wichtig, wenn man auch den Arzt seines Vertrauens immer erreichen kann und weiß, woman ihn erreichen kann. Aber wirklich nur im Notfall und wenn kein anderer Arzt zu erreichen ist.

OMG! Wenn wirklich Notfall (!) vorliegt, dann ruft man mit Sicherheit nicht den Hausarzt an! So blöd kann man doch gar nicht sein (ja ich weiß, solche Leute gibt es immer wieder). Für Notfälle ist bekanntlich der Rettungsdienst (!) da, inkl. Notarzt! Und irgendein Arzt ist immer zu erreichen, zur Not im Krankenhaus nachfragen...

@Topic: Also ich finde, dass diese "Mutter" da doch einen an der Klatsche hat. Wenn sie Ärztin wäre, was sie hoffentlich nicht ist, und ein Patient sie um 21:30 anrufen würde, dann würde ich schon fast wetten, dass diese dann genau so reagieren würde. Ärzte haben einen sehr anstrengenden Beruf und man muss diesen Leuten auch mal eine Pause in Form von Feierabend können!

Sie sind zwar sog. "Halbgötter in Weiß", aber dennoch eine Pause muss einfach mal sein. Also ich kann den Arzt voll und ganz verstehen, wenn er sich darüber aufgeregt hat, dass die Mutter so spät angerufen hat, mir würde es nicht anders gehen, wenn ich mit solchen Leuten zu tun hätte.

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» Julian » Beiträge: 3431 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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