Demonstrationen in London
In London war ja heute eine große Demonstration im Bankenviertel. Die Leute sind auf die Straße gegangen um gegen die Banker zu demonstrieren, welche ihr Geld aus dem Fenster werfen. Die Demo war auch von Aggression gespickt, welche sich in einer Banker-Puppe mit einem Strick um den Hals und eingeworfenen Fenstern äußerten.
Viele Banker konnten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, da sie Angst vor Übergriffen hatten. Viele mussten verkleidet zur Arbeit kommen, um nicht Opfer der Massen zu werden.
Es steht nicht zur Debatte, dass solche Aggressionen nicht zu tolerieren sind, aber ist diese Wut der Menschen gegen die Banker nun gerechtfertigt oder pauschalisieren sie viel mehr die Fehler der gesamten Branche?
Also ich finde es im Allgemeinen gut, das gegen bestimmte Sachen demonstriert wird. Wenn sich allerdings gewaltbereite Demonstranten darunter mischen, ist es nicht mehr schön. Leider gibt es in Deutschland oft wenig Interesse an Demonstrationen, egal ob viele Menschen der gleichen Meinung sind oder nicht.
Sicherlich ist die Wut gegen die Banken gerechtfertigt, keine Frage, aber oftmals bekommen die Falschen die Wut ab. Kleine Bankkaufleute, die vielleicht nur in der Filiale sitzen etc. können ja im Großen und Ganzen nix dafür, es sind doch nur 10 %, wenn überhaupt, die solche, schwerwiegende Entscheidungen treffen können/dürfen. Und diese 10 % verstecken sich dann halt und schicken ihre Untergebenen dann um die Drecksarbeit machen zu lassen. Von daher richtet sich die Wut dann vielleicht gegen die Falschen, diejenigen die eigentlich nur ausführen, was von weiter Oben bestimmt worden ist.
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Ihr Verhalten in der Vergangenheit hat sicherlich eine Mitschuld an der wirtschaftlichen Mißlage. Aber es gibt auch in anderen Bereichen Manager, die ihre Unternehmen den Ruin gebracht haben. Es wurde auf Teufel komm raus Geld gescheffelt und das auf der Grundlage von unsicheren Geschäften. Diese hatten oft ihren Ursprung in der USA beim Immoblienhandel. Nun wissen wir doch all zu gut, wie es um den bestimmt war. Dann brauch man sich nicht wundern, daß diese Luftblase platzen mußte.
Wenn man sich mal damit beschäftigt, für was so ein Manager alles Boni und Zuschläge erhalten hat, könnte man schon wütend werden.Allerdings war das sein gutes Recht, von dem er nur Gebrauch gemacht hat. Wenn dir jemand legal Geld reicht, nimmst du es doch auch an. Hier an die Moral zu appelieren, so wie es Bundespräsident Horst Köhler in seiner Rede gemacht hat, halte ich für unsinnig. Jahrelang die Augen davor zu verschließen, wenn ein System nicht mehr ordentlich funktioniert. Und dann loszuheulen, wenn das Ding den Bach runter geht, regt mich viel mehr auf.
Nun noch zu den Demonstrationen. Es ist mit Sicherheit nicht falsch auf gewisse Sachen friedlich aufmerksam zu machen. Aber alles im Rahmen. Außerdem sollte der Mensch gründlich darüber nachdenken und sich informieren, wofür oder wo gegen er protestiert. Leider ist es zu oft blinder Aktionismus, der das "grobe" Volk auf die Straßen treibt. Mich erinnert das so ein wenig an die Anfänge der RAF. Was daraus zum Schluß entstanden ist, hat uns auch nicht wirlich weiter gebracht.
Es ist gut nachvollziehbar, wenn Menschen auf der Straße gegen zu hohe Banken- Boni demonstrieren. Ich verstehe die Aggressivität aber nicht. Kein Mensch sollte das Recht auf Zerstörungsfreiheit bekommen. Es sind damals einige Fensterscheiben zu Bruch gegangen und es wurden viele unschuldige Nicht- Banker angegriffen. Ein Teil des U-Bahnnetzes war gesperrt und mein Arbeitsweg verlängerte sich drastisch.
Ein Großteil der verantwortlichen Banker verzog sich schon bei den geringsten Anzeichen auf ihre Landsitze in Greater London. Bedauerlicherweise wurden dadurch viele unschuldige Londoner von den Demonstranten belästigt. In London ist in allen Bürojobs immer Businesskleidung vorgeschrieben. Dadurch ist eine Unterscheidung zum Banker nicht möglich.
London ist der Mittelpunkt der Finanzwelt. Dementsprechend werden dort auch die höchsten Boni bzw. Provisionen ausbezahlt. Der Banker arbeitet dort nicht für sein normales Gehalt. Er ist nur an seinen Zulagen interessiert, welche in Millionenhöhe ausfallen können. Teilweise verdient er seine Abschlüsse in halb alkoholisierten Zustand. Viele Geschäftsabschlüsse wurden beim Lunch abgeschlossen und ich hatte manchmal das Gefühl, dass beide Geschäftsparteien nicht mehr wussten, worüber sie gerade verhandelten. Ich habe auch einige Banker kennen gelernt, welche hoch spekulativ arbeiten. Für sie war es immer eine Art Pokerspiel. Die Change zu gewinnen stand 50 zu 50 oder niedriger, abhängig von der Höhe der Provision. An diesem Punkt hätte die Bankenaufsicht eingreifen müssen. Sie sollten regelmäßig eine Persönlichkeitsanalyse durchführen lassen.
Die Demonstrationen in London haben meiner Meinung nach keinerlei Einfluss gezeigt. Ein Drittel der Jobs sind eng mit der Finanzwelt verwoben. Die Massenentlassungen im Bankenviertel waren gleichzeitig in allen Bereichen zu spüren. Die Preise auf dem Immobilienmarkt sanken und viele hoch angesehene Restaurants und Pubs wurden geschlossen. Die Demonstrationen hatten auch dafür gesorgt, dass sich die Touristen zurückzogen. Die wirklich verantwortlichen Banker hatten für diese Zeit Urlaub bekommen.
Grundsätzlich bin ich für das Recht auf Meinungsfreiheit. Es sollte aber in einer friedlichen Weise geschehen. Es gibt andere Wege seine Meinung zu äußern. Sei es schriftlich an den Oberbürgermeister Boris Johnson oder an die vielen Londoner „Käseblätter“.
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