Förderung hochbegabter Kinder
Mich beschäftigt gerade folgende Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, um hochbegabte Kinder zu fördern? Auf dieses Problem kam ich, als ich neulich mit der früheren Auszubildenden meines Vaters chattete. Die hat nämlich einen kleinen Sohn, der jetzt die erste Klasse besucht und einen IQ von 127 hat, also "talentiert" ist(Der Fachmann macht da ja noch Abstufungen, der "NormalIQ" liegt per Definitionem zwischen 85 und 115, darüber gilt man als talentiert, ab 130 als hochbegabt, unter 85 als lernschwach, unter 70 als lernbehindert, usw..). Getestet wurde er, weil in in der Schule auffällig war. Dies äußerte sich dadurch, dass er oft gelangweilt und abgelenkt schien, an sich selbst unglaublich hohe Anforderungen stellte, mit eventuellen Mißerfolgen schlecht zurecht kam und entsprechend aggressiv darauf reagierte.
Nachdem seine Klassenlehrerin wegen seines abweichenden Verhaltens mal pauschal als "schlecht erzogen und wahrscheinlich ein bischen dämlich" abstempelte, ersuchte meine Bekannte ihren Kinderarzt um Rat, der den Intelligenztest vorschlug. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig. Daraufhin wurde wieder das Gespräch mit der Lehrerin gesucht, die erklärte, dass dies aber nicht ihr Problem sei, der Knabe ihren Unterricht störe und die Mutter gefälligst etwas tun solle, denn sie würde das nicht dulden.
Zunächst mal denke ich mir, dass die Dame ohnehin nicht besonders motiviert für ihren Beruf sein kann, denn auch wenn es Nerven kostet: Sechsjährige sind nun mal allgemein kribbelig und zappelig und nicht in der Lage 45 Minuten konzentriert und leise zu arbeiten. Und wenn ich ein Kind mit Schwierigkeiten, welcher Art auch immer, habe, versuche ich doch als Lehrerin es zu unterstützen anstatt es als Problem, das ich tilgen muss, zu betrachten. In Anbetracht dessen wäre ein Schulwechsel vielleicht sowieso angezeigt, ich befürchte aber, dass ein Wechsel auf eine andere, normale Grundschule das Problem nur verlagern, nicht aber lösen würde.
Denn abgesehen von den persönlichen Problemen mit der Hauptlehrkraft verhält es sich ja so, dass der Junge mit seinem IQ deutlich über der Normalbegabung liegt. Folglich wird er sich in einer Lernumgebung, die für Kinder mit dem DurschnittsIQ angelegt ist mehr und mehr unterfordert fühlen und langweilen. Die Förderung schwacher Schüler ist ja in den letzen Jahren stark ausgebaut worden, zumindest bemerke ich eine deutliche Verbesserung gegenüber den Zuständen an denen ich mich aus meiner Zeit erinnere.
Was aber ist mit Kindern, die gerade keine Benachteiligung haben? Im normalen Schulbetrieb bleiben die oft auf der Strecke und ihre Begabungen verkümmern. In Fällen, wie diesem, wo die Kinder nicht nur leicht über dem Durchschnitt liegen, sondern ihren Mitschülern um Längen vorraus sind, würde ich eine spezielle Beschulung auf "Sonderschulen" für Begabte für angeraten halten. Das gilt nicht nur für das intellektuelle Niveau des Unterrichts, sondern auch für bestimmte Probleme, wie hier den übersteigerten Ehrgeiz und die Härte gegen sich selbst, die hochbegabte Kinder oft von Normalbegabten unterscheidet. Nun hat meine Bekannte aber mal versucht sich schlau zu machen und hat bislang nur Schulen aufgetan, die eine ziemlich hohe Summe für den Besuch verlangen(ca. 300€/Monat). Diese kann sie keinesfalls aufbringen, da sie nur Verkäuferin ist und ihr geschiedener Mann arbeitslos ist und daher auch nichts beisteuern kann, mit der Förderung durch die Familienkasse oder das Jugendamt sieht es scheinbar auch mau aus.
Ist das tatsächlich so, dass in Deutschland nur benachteiligte Schüler unterstützt werden und die Förderung von begabten Schülern quasi das Privatvergnügen von deren Eltern ist? Oder ist meine Bekannte da einfach nur schlecht beraten worden und es gibt Gelder, die ihrem Sohn eine an seine Bedürnisse angepasste Ausbildung ermöglichen?
Ich habe selber mal versucht ein wenig zu recherchieren, weil es nicht in meinen Kopf will, dass der Knirps versauern soll, nur weil er keine wohlhabenden Eltern hat, bin aber leider nicht wirklich fündig geworden. Daher wollte ich hier mal um Hilfe bitten: Hat vielleicht jemand hier Erfahrung mit einer solchen Situation und kann uns raten? Oder habt ihr vielleicht Anlaufstellen, die Infomaterialien zu diesem Thema haben oder gar konkrete Hilfestellung für Betroffene bieten?
Es wäre wirklich prima, wenn jemand da ein paar Adressen wüsste, denn die beiden tun mir einfach sehr, sehr leid. Die Schule ist mittlerweile mehr oder weniger Spießrutenlauf für den Kleinen, der der unglücklich mit der Situation ist und seine Mama ist natürlich auch unzufrieden und gefrustet, weil sie ihrem Sohn nicht die Ausbildung bieten kann, die er bräuchte.
Spontan ist mir eingefallen, das ich zu dem Thema schon gelesen habe, das hochbegabte Kindern in der Schule, neben dem normalen Unterrichtsmaterial, halt zusätzliche Aufgaben bekommen haben. Während die Klasse noch am ersten Unterrichtsblatt gearbeitet hat, wurden dem Schüler dann zusätzliche Aufgabenblätter gegeben, wenn er mit dem Ersten früher fertig war. Dazu Bedarf es aber halt auch Lehrern, die das mitmachen.
Es gibt auch die Möglichkeit, einzelne Klasse zu überspringen. Das geht nicht bei jedem Schuljahr, aber man könnte sich da sicherlich mal kundig machen. Das heisst dann aber auch, das man halt ausserschulisch auch noch mal an den Lernstoff ran muss.
Zu dem Thema hatte ich in einem etwas anderem Zusammenhang auch mal vor längerem gegoogelt. Ich meine da auch was gelesen zu haben, das es Einrichtungen gibt, bei denen man sich nur quasi Themenbezogen "einschreiben" kann. Oftmals zeigen hochbegabte Kinder ja auch starkes Interesse an einzelnen Themen. Das wäre vielleicht etwas, was sich deine Bekannte finanziell leisten kann.
Ich habe vor wenigen Jahren einen ADS Test bei mir machen lassen. Da war ich aber auch schon weit über 30 Jahre alt. Im Rahmen dieses Testes wurde auch ein IQ- Test gemacht. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich den Test nicht gemacht. Das Ergebnis des ADS- Tests hielt und halte ich für recht wiedersprüchlich. Der war negativ, aber mit einer ziemlich dürftigen und halt wiedersprüchlichen Erklärung. Allerdings wurde auch festgestellt, das mein IQ zu hoch ist. Das ich nicht ganz doof bin, wusste ich vorher schon.
Ich fragte mich dann halt, warum das nie gefördert worden ist und warum das auch nie jemand aufgefallen ist. Wobei meine Leistungen in der Schule auch aprupt einen Satz nach unten machte, wenn man sich meine Schulzeugnisse ansieht. Ich gehe davon aus, das ich einfach unterfordert war, dann ausgestiegen bin thematisch und nachher den Einstieg nicht mehr fand. Deshalb halte ich es für wichtig, das solche "Begabungen" halt gefördert werden sollten.
Die testende Institution liess mich mit dem Ergebnis ziemlich alleine da stehen. Weil ich ja kein ADS habe. Allerdings macht diese Institution recht viel mit Kindern. Ich denke, das die da anders vorgehen, wenn halt kein ADS gestestet wird. Vielleicht kann da der Kinderarzt weiterhelfen. Die testende Stelle war eine psychiatrische Institutsambulanz, die halt auch auf Kinder- und Jugendpsychiatrie spezialisiert ist. Klar klingt Psychiatrie erstmal negativ. Aber man kann es auch so sehen, das Kind ist "auffällig", allerdings im positiven Sinne und dem Kind kann bestimmt geholfen werden.
LittleSister hat geschrieben:Es gibt auch die Möglichkeit, einzelne Klasse zu überspringen. Das geht nicht bei jedem Schuljahr, aber man könnte sich da sicherlich mal kundig machen. Das heisst dann aber auch, das man halt ausserschulisch auch noch mal an den Lernstoff ran muss.
Davon halte ich persönlich relativ wenig. Denn nur weil ein Kind seinen Altersgenossen intellektuell überlegen ist, heißt das nicht, dass es auch die nötige emotionale Reife mitbringt. Oft tritt sowas sogar gepaart auf, weil eine schnellere Entwicklung im einem Bereich eine langsamere Entwicklung in einem anderen zu bedingen scheint. Ein Jahr Altersunterschied hört sich wenig an und in der Grundschule hält sich das in Grenzen, aber später macht sich der unterschiedliche Entwicklungsstand immer deutlicher bemerkbar.
Ich selbst bin ein "Kann-Kind", das bedeutet, dass ich obwohl mein Geburtstag hinter dem Stichtag liegt, ich bereits eingeschult worden bin. Streng genommen hätte ich ein Jahr warten müssen, weil ich bei der Einschulung noch nicht sechs war, aber in bestimmten Fällen werden da Ausnahmen gemacht. Und obwohl es kein ganzes Jahr fehlte, waren die meisten in meiner Klasse in vielen Dingen, wie etwa Jungs, sehr viel weiter als ich, und haben mich das deutlich spüren lassen. Ich kam lange nicht gut mit meinem Mitschülern klar und hatte nur außerhalb der Schule Freundinnen. Mit 16 oder 17 hatte sich das dann wieder angeglichen aber gerade die Pubertätsjahre waren für mich sehr schwierig.
Später haben wir dann einen Überspringer in die Klasse bekommen und für den war der Schulalltag ein einziger Terror, weil er immer noch Klassenbester war, aber sehr unreif und eingebildet. Er hat seine Überlegenheit ununterbrochen zur Schau gestelt und damit angegeben. Folglich konnte ihn niemand leiden und keiner wollte etwas mit ihm zu tun haben. Inzwischen denke ich, dass er vermutlich nur Unsicherheit überspielen wollte oder eben nicht begriffen hatte, dass Sozialverhalten ebenso wichtig ist, wie Verstand. In vielen anderen Dingen, die für uns schon ganz normal waren, war er übrigens total verklemmt. Im Kopf war er uns um Längen vorraus, in diesem Punkt aber zurück. Dieser Knabe war ein Schuljahr höher immer noch unterfordert, ein Umgang mit Mitschülern auf seinem intellektuellen Niveau wäre ihm sicher besser bekommen. Unter Gleichgestellten hätte sich seine maßlose Arroganz vermutlich auch nicht so stark ausgeprägt, weil er dort ja keinen Grund gehabt dafür gehabt hätte.
Das sind zwei ganz konkrete Erfahrungen aus meinem eigenen Leben, aber als Lehramtsanwärterin höre ich noch andere, ähnliche Berichte von Lehrern und Mitstudenten über Überspringer und keiner von denen war besonders glücklich und in die Klassengemeinschaft integriert. Daher meine Skepsis
LittleSister hat geschrieben:Ich habe vor wenigen Jahren einen ADS Test bei mir machen lassen.
Das ist jetzt wieder so ein Sonderthema, zu dem man eigentlich einen Einzelthread eröffnen müsste. Es gibt durchaus Kinder, die an dieser Erkrankung leiden, allerdings ist das momentan einfach eine Modekrankheit und jeder Knirps, der nach Auffassung der Eltern oder Lehrer nicht artig genug ist, hat gleich AD(H)S. Vielfach liegen die Gründe für Verhaltensauffälligkeiten aber ganz woanders: Einige Kinder sind schlichtweg nicht oder nur unzureichend erzogen worden, andere nicht ausgelastet, weil die desinterssierten Eltern ihren Nachwuchs hauptsächlich vorm Fernseher oder diversen Spielekonsolen parken anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Manchmal spielen mehrere Gründe zusammen.
Und manchmal sind Kinder auch einfach nur unterfordert und gelangweilt, wie es wohl auch bei dir der Fall gewesen sein wird. Und das dann einfach damit abzutun, dass das Kind hyperaktiv sei (und womöglich Ritalin zu verabreichen), hilft nicht, denn da wird an der falschen Stelle angesetzt. Gerade deswegen bin ich ja auf der Suche nach Mitteln und Wegen dem kleinen Mann zu helfen, denn er hat Potenzial, das gefördert werden sollte, anstatt es zu betäuben und verkümmern zu lassen.
Sorry, das habe ich wohl falsch rübergebracht. Ich wollte das Kind auf keinen Fall in die ADS Schublade stecken. Ich bin eher davon ausgegangen, wenn so ein Verdacht bestehen würde, wäre das dem Kinderarzt eh aufgefallen. Da du dazu aber nichts geschrieben hattest, ging ich davon aus, das ADS gar nicht zur Debatte steht. Ich wollte nur beschreiben, wie ich halt zu einem IQ- Test kam und wie schwierig ich es als Erwachsene empfand und empfunden habe, damit umzugehen.
Zu dem Punkt mit den Klassen überspringen. Ich habe da ähnliche Erfahrungen wie du gemacht. Ich bin auch als Kann- Kind eingeschult worden. Allerdings war ich schon 6 Jahre alt, als die Schule begann. Ich hatte da vorallem später mit zu kämpfen, wenn die Klassenkameraden halt länger wegdurften. Bei uns waren die Ältesten schon 18 Jahre alt, als ich noch 15 Jahre alt war. Im emotionalen Bereich bin ich eh immer hinter her gewesen und bin wahrscheinlich heute noch nicht auf dem Stand meiner Altersgruppe.
Ich kannte mal jemand im Chat der ein paar Klassen übersprungen hat. An sich kam der weitgehend normal rüber, obwohl wir an sich alle viel älter waren. Der hatte aber im Chat auch eher Umgang mit wesentlich älteren Chattern. Vielleicht weil wir eher auf seinem Wissensstand waren?
Wie gesagt, meine Worte waren nur so meine Gedanken. Ich wollte das Kind auf keinen Fall in irgendeine Schublade pressen.
Ein IQ von 127 liegt (knapp) UNTERHALB der willkürlich gezogenen Grenze zur Hochbegabung.
Eigentlich müsste das Kind in einer durchschnittlich zusammengesetzten Grundschulklasse gut mitkommen; es kann aber sein, dass die MitschülerInnen insgesamt per Zufall unterhalb der üblichen Intelligenzwerte liegen. In diesem Fall wäre es tatsächlich denkbar, dass die Passung fehlt zwischen der relativ hohen Intelligenz des einen Kindes und den schulischen Anforderungen, die sich an der (leicht unterdurchschnittlichen) Intelligenz der übrigen Kinder orientiert (und orientieren muss).
Sprich: Die Lehrkraft lehrt nicht das, was das Kind seinem Entwicklungsstand entsprechend lernen müsste und wollte, sondern etwas, was das Kind schon lange kann oder viel schneller lernen könnte - was aber die anderen Kinder eben noch nicht können und langsamer begreifen. Dafür kann niemand etwas, nicht die Lehrkraft, nicht die anderen Kinder und nicht das überdurchschnittlich intelligente Kind.
Ein Tipp: Vielleicht hilft ihm eine Versetzung in die Parallelklasse, wenn die leistungsstärker ist - dann müsste das Kind nicht springen, und alles bliebe kostenlos!
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