Meine Erfahrungen mit Heilfasten - ein Tagebuchbericht
Da hier und dort und auch da bereits kurz nach Heilfastenerfahrungen gefragt wurde, möchte ich mit diesem Thread die talkteria LeserInnen an meinem Heilfasten teilhaben lassen. Heute, der 30.03.2009 ist mein erster Fastentag.
Fragen sind natürlich jederzeit willkommen. Vorneweg ein paar allgemeine Informationen zum Heilfasten und zu meiner Erfahrung, danach möchte ich gerne täglich euch mitteilen, wie es bei mir ganz konkret abläuft und wie es mir geht.
Was für ein Fasten machst du? Wonach gehst du vor?
Ich faste meistens einmal im Jahr, dieses Jahr ist es das 7. Mal. Ich faste nach der Methode Buchinger, das heisst es werden nach ein oder zwei Entlastungstagen nur Wasser, Tee, Saft- und Gemüsebrühe zu sich genommen. Ergänzend gibt es ein Darmreinigungsprogramm. Die ersten Jahre hielt ich mich überwiegend an das Standardwerk "Wie neugeboren durch Fasten" von Helmut Lützner, inzwischen wandele ich auch leicht nach meinem Bedarf ab. Was jedoch wichtig ist: der konsequente Verzicht auf feste Nahrung, auch kein Kaugummi oder fettarme Süßigkeiten. Selbstverständlich dürfte sein, auch auf Alkohol und Zigaretten zu verzichten.
Einmal habe ich reines Wasserfasten probiert, das musste ich allerdings aufgrund massiver Kreislaufprobleme am dritten Tag abbrechen. Ich habe ausser leichten Hautproblemen und ein paar Allergien keine degenerativen und nennenswerten chronischen Krankheiten - wer insbesondere unter Krankheiten von Niere, Leber oder Herz leidet rate ich ohne ärztliche Begleitung vom Fasten ab. Im Idealfall erst einmal das Buch von Lützner lesen und wenn man dann keine Bedenken hat, lohnt der Mut anzufangen. Sollte es Fragen geben viele Reformhaus-Angestellte kennen sich damit aus.
Wann fastest du? Wann ist Fasten am besten?
Den Zeitpunkt zu wählen ist mir dieses Jahr nicht ganz leicht gefallen, will ich doch auf diese Firmenfeier oder jene Party nicht verzichten und wenn ich beruflich unterwegs bin und mit auswärts essen konfrontiert werde, ist das auch nicht einfach. Darüber hinaus arbeite ich gerne auch während des Fastens, wenn ich die Umstellungstage hinter mich gebracht habe. Den anstrengendsten zweiten oder dritten Fastentag nehme ich dann frei bzw. arbeite zuhause.
Bei meinem ersten Fasten habe ich komplett Urlaub gemacht, das würde ich auch einem Erstfastenden raten. Wichtig ist insgesamt auf seinen Körper zu hören. Denn: es wird sich spürbar etwas verändern in diesen wenigen Tagen!
Wie fühlst du dich in der Fastenzeit?
Bei mir selber beobachte ich bisher immer einen tieferen Schlaf mit intensiven Träumen, weniger Schlafbedürfnis und ich fühle mich leichter und fitter mit seltenen Kreislaufschwächen. Mir fallen bestimmt Erkenntnisse auf mein Leben bezogen leichter - ohne dass ich bewusst meditiere oder Autogenes Training machen würde und ich habe insgesamt mehr Schwung. Zwar friere ich leichter, schwitze mehr und habe mehr als drei Mal am Tag das Bedürfnis meine Zähne zu putzen. Aber insgesamt habe ich danach auf jeden Fall ein Bäumeausreisssen-Gefühl, mein Geruchssinn ist wesentlich besser, meine Nase frei - mein Heuschnupfen hält sich in akzeptablem Rahmen, das ist alles so viel wert, dass ich es nach Möglichkeit einmal im Jahr mache.
Und - ach ja - Hunger? Hunger hat man wirklich keinen, wenn mann es richtig macht. Höchstens Appetit. Und das ist auch ein sehr interessanter Aspekt, dies spürt man ja leider oftmals selten. So wird dieser Unterschied einem sehr bewusst.
Und wie fange ich am besten praktisch an? Wie geht das?
Fasten gliedert sich in die Entlastungstage, das eigentliche Fasten und den Verzicht auf feste Nahrung und die Aufbautage. Da ich mir weder den genauen Anfangszeitpunkt noch das Ende fest vornehme - meistens aber in der Fastenzeit zwischen Karneval und Ostern so wie eben jetzt - oder im Advent - richte ich es so ein, dass ich vorher meine Kühlschrankvorräte aufesse bzw. dann auch am Tag vor dem Entlastungstag verschenke. Wer richtig fastet hat zwar keinen Heisshunger und ich habe auch keine Angst, dann nachts den Kühlschrank zu plündern, aber es wäre schade ums Verderben der Lebensmittel.
Wie lange soll man fasten und wie lange fastest du denn?
Beim ersten Mal empfehle ich es wie Lützner: 5 Tage richtiges Fasten, davor ein oder zwei Entlastungstage, danach zwei Aufbautage, also ein Zeitraum von 9 Tagen.
Ich selber habe mit zwischen 5 und 14 Tagen fasten - mit entsprechender Erhöhung der Aufbautage im Anschluss - Erfahrung gesammelt. Ich nehme mir diesmal 7 Tage vor, wenn es mir gut geht, dann auch 10, dann ist Ostern und da ich dann auch gerne was Essen möchte, werden es dieses Mal keine 14 Tage. Es gibt Menschen, die fasten die komplette Fastenzeit - mit 42 Tagen, aber da es mir weder um extremes Übergewicht geht und ich bei 1,60 m und 59 kg (geschätzt aufgrund des letzten Wiegens an Weihnachten) lediglich ein bischen Reserven habe noch um Rekordversuche mit Gewalt an meinem eigenen Körper höre ich lieber auf eben den. Abnehmen möchte ich auch, das ist aber erfahrungsgemäss ein Fall für nach dem Fasten. Fasten leitet bei mir nur wieder ein Umdenken ein.
Wieviel nimmt man denn ab beim Fasten?
Das ist eine oft gestellte Frage. "Das kommt darauf an." sage ich dann immer lächelnd. Denn: Heilfasten ist nicht per se dazu da, um Kilos zu verlieren. Allerdings ist es für mich und viele andere eine Methode danach die Ernährung wieder in gesünderem Rahmen zu gestalten als vorher. Mir persönlich ist dabei eine deutliche Umstellung lieber als Diäten. Mir fällt es leichter durch einen deutlichen Schnitt meine Ernährung umzustellen. Ich habe bisher umso mehr abgenommen, je mehr ich vor dem Fasten auf der Waage hatte und natürlich je länger es ging. Bei 5 Fastentagen und nach den Entlastungstagen waren es zwischen 2 und 4 Kilo, bei 12-14 Tagen 6-7 Kilo. Wenn man sich danach aber wieder normal ernährt nimmt man auf jeden Fall wieder 2-4 Kilo zu. Ernährt man sich "wie vorher" mit süßer und fettreicher Kost, braucht man sich über Jojo-Effekt, sprich mehr Kilos als man vorher drauf hatte, auch nicht zu wundern. Insgesamt kann man sagen, dass wenn man ein bischen darauf achtet, 2-3 Kilo auch nach dem Fasten längerfristig verlieren kann.
Was muss man denn vorher einkaufen?
Im Haus haben sollte man eine Wärmflasche, einen Irrigator - das ist ein Einlaufgerät, ich empfehle auch basisches Badesalz,die Lieblingsteesorten (keine Instanttees, die bestehen nur aus Zucker), Gemüsebrühe in Ökoqualität oder noch besser: Gemüse zum Selbermachen der Gemüsebrühen - Gewürze dafür (ohne Zusatzstoffe) und ein bischen Honig für "Notfälle". Leibwickel bzw. Wollwindeln sind auch was Feines für Leberwickel, müssen aber nicht sein.
Ich kaufe mir dann immer gerne besondere Pflegemittel - ob ein Peeling oder eine Maske oder wirklich tolle Badezusätze, es soll einem ja gutgehen dabei.
Und dann, dann kanns losgehen!
Die Entlastungstag(e)
Laut Lützner kann der Entlastungstag oder zwei aus einfachen Mahlzeiten bestehen - Reis und etwas Gemüse. Eine Gemüsesuppe. Oder Hirsebrei. Oder ein wenig Kartoffeln plus Gemüse. Oder Salat.
Vorgestern, am Samstag habe ich noch zuviele Reste, so dass ich spontan beschliesse einen Tag später anzufangen und noch die restliche Spaghetti Bolognese aufzuwärmen statt wegzuwerfen. Zwei Scheiben Brot wären auch zu schade um wegzuwerfen. Dann gibt es also am Samstag nur wenig zu essen. Habe auch noch Obst vorrätig und Magerjogurth, das Sonntags-Frühstück und Abendessen wird also ein Obstsalat. Ein bischen Rote Grütze esse ich noch dazu. Mittags gibt es eine große Schüssel grünen Salat mit Tomaten, Paprika, Möhren und Stangensellerie sowie einem halben Mozarella-Rest. Damit gähnt mich dann mein Kühlschrank auch schon an.
Ich gönne mir einen Großeinkauf im DM-Markt - je einen 500 ml Tetrapack Tomaten, Möhren- und Gemüsesaft, einen Multivitaminsaft und einen Smoothie, veschiedene Sorten Tee (Früchte mit Waldmeister, Kräuter, Mate - aber keinen "Fastentee", da ich plane homöopathische Mittel zur Begleitung einzunehmen und dort dem entgegenwirkenden Pfefferminze drin ist), Badezusatz, Basenpulver, ein paar für mich wichtige Vitamine, ein Eisenpräparat und Gemüsebrühwürfel und ergänze durch echtes Gemüse im Biosupermarkt für die Brühe, Misosuppe und ein Stückchen Ingwer.
In der Apotheke kaufe ich FX-Passage-Salz zum Abführen und das Schüssler Salz Nr. 11 (Silicea). Vitaminpräparate und Misosuppe sind meine persönliche Ergänzung der Kur, nicht von Lützner noch im Originalfastenplan von Buchinger.
Damit dürfte auch gesagt sein, dass Fasten nicht wirklich eine Methode ist, um eine schwache Haushaltskasse aufzubessern, denn wesentlich weniger gebe ich in ein oder zwei Fastenwochen auch nicht aus. Ausser natürlich für ausserhalb Essen bzw. Kantine. Dafür gönne ich mir dann allerdings auch mal Schwimmbad oder Saunalandschaft.
Erster Fastentag - Montag
Kann ausschlafen, wache um 09:30 Uhr langsam auf, döse noch eine halbe Stunde und die brauche ich auch um aus einem sehr sehr tiefen Schlaf wieder in der Welt anzukommen. Stehe auf, mache mir einen Kräutertee und nehme ein schönes Rotweinglas um das FX-Passagesalz anzumischen. 2 Messlöffel auf 0.25l lauwarmes Wasser - ich nehme nur gefiltertes Wasser, weil es hier so hart ist.
Das Gebräu trinke ich nach Vorschrift schluckweise bis auf den letzten Schluck, es schmeckt nicht wirklich lecker, aber es ist aushaltbar. Vor Jahren hatten diese Abführsalze keine Geschmacksstoffe, inzwischen sehr wohl - angeblich Orange, aber wirklich aromatisch schmecken kann ich nichts - es ist jedenfalls angenehmer als vor Jahren. Und angenehmer als einen die Fastenliteratur so erzählen will, also keine Angst davor.
Meine Verdauung hatte mir nie Probleme gemacht, so dass mein Magen auch recht einfach auf diese Salzdusche reagiert und sich entleert. Jedoch nie so intensiv wie in den Büchern geschildert. ("Bleiben Sie unbedingt in der Nähe einer Toilette!") Ich komm jedenfalls immer noch rechtzeitig auf Toilette. Es fühlt sich gut an, wenn der Magen leer wird. Ich weiss auch, dass das eben genau nötig ist, damit ich spätestens ab dem dritten Tag keinen Hunger mehr habe. Dennoch: diese ersten Stunden während eines arbeitsintensiven Tages zu machen, würde ich abraten, ein Chef würde vermutlich schon merkwürdig schauen, wenn man alle 15 min auf Toilette rennt. Nach zwei Stunden ist der Darm vermutlich von den gestrigen und vorgestrigen Inhalten geleert, ich fühle mich schon ein bischen leichter. Leichtes Kopfweh habe ich allerdings.
Was tun bei Kopfschmerzen?
Wasser trinken! Und Tee. Kräutertee ist am besten. Oder einen Einlauf machen. Dazu habe ich allerdings keine Zeit mehr, ich muss von 14-20 Uhr zum Job. Dort bin ich gut abgelenkt und denke gar nicht an Essen, trinke viel Wasser und freue mich in der Pause auf das Himbeer-Banane Smoothie.
Und wie ist der erste Fastentag zu Ende gegangen?
Zurück vom Job freue ich mich zuerst aufs Zähneputzen, denn meine Zunge und die Zähne sind spürbar belegt. Und gleich freue ich mich auf eine warme Brühe. Spontan werde ich mir einen Rote-Beete Saft warm machen und dazu ein paar Gemüsebrüheflöcklichen zum Würzen hineinstreuen.
Weil ich immer noch leichte Kopfschmerzen habe, werde ich nun noch einen Einlauf machen, dann baden und ins Bett gehen.
Ich fühle mich schon etwas leichter, bin allerdings doch recht müde. Morgen habe ich wenig zu tun und übermorgen frei; erfahrungsgemäss sind der zweite und der dritte Fastentag die anstrengendsten. Dann schaltet der Körper um und will meistens seine Ruhe oder man hat mit Kreislaufproblemen zu kämpfen.
Muss um vietel nach neun aus dem haus, der Wecker holt mich aus einem intensiven Traum. Hey, Mr. Traumvorführer, nur noch diese eine Szene bitte! Keine Gnade, das zweite dringlichere Piepen kann ich nicht überhören. genauso wenig wie meine volle Blase, meinen knurrenden Magen und die Kopfschmerzen.
Wäre ich doch gestern bloss nicht zu müde gewesen für den Einlauf! Also schnell einen Tee - diesmal einen Früchtetee mit Waldmeister - sehr erfrischend - zum Frühstück, nochmal FX-Passagesalz brauche ich nicht, mein Magen ist leer. Was hat er denn dann noch bloss so zu blubbern und zu zwicken? Es ist reine Luft - die mich aber auch aufbläht, ich sehe aus wie ein bischen schwanger., die Hose kneift immer noch. Was erwarte ich eigentlich am 2. Fastentag?
Mein Kopf darf heute leider noch keinen Urlaub machen, die Zugfahrt hin zum Kunden bin ich gut abgelenkt, während der Besprechungen und, Proben und Fotosessions bin ich gut abgelenkt, das ist während des fastens immer sehr viel wert. Es dauert länger als geplant und das Team macht Pause.
"Wollen Sie was vom Chinesen mitbestellen?" "Nein, danke, ich faste."
"'nen Kaffee?" "Haben Sie Tee?" "Oh - haben wir nicht - sorry."
"Wie - Sie fasten?" und ich erkläre kurz. Mach ich eigentlich nicht so gern, ich mag niemanden überzeugen. Von "Das ist nix für mich" über "Ist das denn wirklich gut?" bis hin zu "Oh, das ist toll, das habe ich früher auch mal gemacht!" reichen die Reaktionen. Ich habe keinen Hunger als ich die Kollegen essen sehe, aber Appetit. Und das hauptsächlich wegen des Geruchs. Jasminreis und Thaicurry - aber ich weiss, dass ich das bewusst tue und wenn ich wirklich auf meinen Magen höre? Er grummelt zwar, aber es ist definitiv kein Hunger.
"Wirklich leer wird ein Magen so gut wie nie" sagte mir mal ein Arzt. In Einzelfällen kann das eine sogenannte Colon-Hydro-Therapie schaffen, danach müsse aber sorgfältig darauf geachtet werden, dass die gesunde Darmflora durch externe Zgabe von Darmbakterien wieder aufgebaut wird. Und das nicht durch Actimel oder sonstige überteuerte Zuckerjogurths, sondern durch Symbioflor - Arzneimittel, die leider schmecken wie schon mal verdaut. Bei diesem Fasten verzichte auf diese begleitende Behandlung.
Nach dem Termin bin ich todmüde, verlaufe mich in der chaotischen Großbaustelle des mies beschilderten Essener Bahnhofs und meine Beine fühlen sich schwer an. Mein Zug ist weg, ich habe das Gefühl, dass ich auch heute langsamer denke. Aber insgesamt tut das gut. In einem Café geniesse ich einen Kräuter-Honig Tee. Ein bischen Abwechslung zum mitgenommenen Fenchel-Apfelsaft aus der Babyabteilung und der Miniflasche Rotbäckchen. Im Café fällt mir schon etwas nervös auf, dass ich jetzt gerne ein Muffin oder eines der leckeren Kuchen essen wollen würde. Und es normalerweise auch täte. Als Belohnung für die getane Arbeit. Aber halt - Essen als Belohnung oder damit die Hände was zu tun haben? Gefährlich. Zum Glück war ich nie Raucherin, womöglich wäre das jetzt auch so eine Situation. Ich belohne mich statt dessen mit einer neuen Auflaufform und einer Zeitschrift und dann fahre ich endlich nach Hause. Ich freue mich aufs Zähneputzen.
Ich bin müde. Bisher hatte ich das nicht in dem Maße beim Fasten. Ich mache mir einen Möhrensaft heiss und löffele ihn wie eine Suppe. Nach eineinhalb Tellern - zwei wären okay gewesen - bin ich satt. Wirklich satt.
Noch einen Tee und eine Bürstenmassage, dann creme ich meine rauhen Beine und Hände mit Solecreme ein und gehe sehr früh schlafen. Obwohl es frühlingshaft warm ist, brauche ich eine Wärmflasche. Ich drehe die Heizung auf. Mitten in der Nacht halte ich es nicht mehr aus, reisse das Fenster auf, packe eine zweite Decke drüber, gehe nochmal auf Toilette und freue mich aufs Ausschlafen.
Der dritte Fastentag - Mittwoch
Auch wenn ich weiss, dass der dritte meistens der Unangenehmste ist, trifft mich mein Entschluss zu fasten wieder hart. 10 Tage will ich das durchhalten? So ein Quatsch. Ich will was essen, was kauen, ich will was Süßes!
Aber halt: ich mache das freiwillig. Ich werde abnehmen. Ich werde danach wieder gesund essen.
Ich wache früher als üblich von alleine auf, habe vom Essen geträumt, habe einen fauligen Geschmack im Mund und zuviel Wasser in der Blase.
Aufstehen, Zähne putzen und einen Minzetee mit einem halben Löffel Honig. Bin ich Zuckersüchtig? Ich fürchte ja. Meine Stimmung ist trotz wunderbaren Wetters im Keller.
Es geht um Loslassen. Ich habe schon ziemlich viel loslassen müssen und doch viele Knoten und Blockaden. Dass die alleine durchs Fasten sich nicht lösen, ist mir klar. Selten aber spüre ich so klar, dass ich doch Ausdauer habe. Oder habe ich sie gerade nicht, wenn ich doch mit dieser Hauruckmethode meine Ernährung umstelle? Egal, es hilft mir jedenfalls.
Derlei krause Gedanken irren in meinem Kopf, später überfällt mich die Einsamkeit, ich kriege nichts auf die Reihe am Computer, sollen meine Kunden warten. Eine Runde weinen. Dann spazierengehen, raus! Jetzt bin ich dran! Körperlich fühle ich mich jedenfalls leicht. Fencheltee und die Blähungen sind weg. Nachmittags bin ich froh, dass ein Freund zu Besuch kommt und ich mich zu Fuß zum Baumarkt bewege, um Regalbretter zu kaufen. Die traurige Stimmung ist weg. Beim Schleppen der Bretter in den 4. Stock spüre ich allerdings sehr deutlich, dass mein Kreislauf nicht mitspielen will. Alles geht langsamer. Ich mache einen Weg und mein Freund drei. Ich beschliesse doch nicht zum Sport zu gehen wie geplant. Ich habe noch keinen Sport gemacht wie ich es mir vorgenommen habe! Am Samstag oder Sonntag - Schwimmen und dann Sauna, oh ja!
Wie gut, Freunde zu haben. Bei Wasser und Tee eine schöne Unterhaltung, dann mein Abendessen: Tomatensaft mit dem Rest des Möhrensaftes. Wie genial derartige einfache Gerichte sind!
Mein Gehirn arbeitet offenbar auch langsam. Ich habe das falsche Regalzubehör gekauft entdecke ich danach! Umtauschen muss ich das. Demnächst. Und ich wollte mir endlich mal eine Waage kaufen. Oder sollte ich lieber doch nicht? Ich bin jetzt all die Jahre ohne ausgekommen. Ist das Disziplin oder unnötige Geldausgabe? Ich verlasse den Laden anstatt mit einer neuen schicken Waage, die gibt es da nämlich doch nicht, mit einer verbilligten Schokobrownie-Backmischung! Die riecht verboten lecker! Später. Aber der Geruch überzeugt mich, dass ich ja einen Chai-Tee zubereiten kann. Mit Kakaoschalenaroma. Wenigstens ein bischen Schokolade.
Mir fällt beim Schlafengehen und erlösenden Zähneputzen ein, dass ich mir in den letzten Jahren immer etwas vorgenommen habe, was ich noch nie in meinem Leben getan habe zu tun während oder kurz nach dem Fasten. Es darf halt nicht besonders teuer sein, im Idealfall nichts kosten. Und natürlich nichts mit Essen zu tun haben. So habe ich zb mal eine Vogelspinne in der Hand gehalten, bin in einem Seilgarten über eine Hängebrücke gehangelt und vom 5 m Turm gesprungen und - nein, das ist mein persönliches Geheimnis. Aber dieses Mal fällt mir nichts ein.
Mit dem Gedanken, dass ich genau das die Talkterianer mal fragen könnte geh ich zu Bett.
Fällt euch was ein?
Auch wenn du das jetzt vielleicht so nicht hören magst, aber was du da berichtest kann in meinen Augen gar nicht gesund sein. Das mag als psychologischer Trick gut funktionieren (sprich sich selbst veralbern) damit man danach mit gefühlt "weniger" zufrieden ist, wobei eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht weniger ist als eine ungesunde oder ungezügelte Ernährung, aber dass das ganze Thema gesund und gut für den Körper ist, bei den Problemen welche du hier schilderst, kann mir keiner weis machen.
Dann ist da der Smoothie und die Gemüsesäfte, na gut, keine feste Nahrung, aber ich kann mir doch dann auch ein Salamibrot pürieren mit etwas Tee und das dann per Strohhalm trinken (ein Smoothie ist doch auch nix anderes als gemixtes Obst)?
Ich möchte hier keineswegs deine Aktion kritisieren, dir das ausreden oder es schlecht machen, nur meine Bedenken muss ich da doch deutlich äussern. Weiterhin möchte auch deiner Empfehlung widersprechen, das ganze möglicherweise ohne vorheriger Absprache mit dem Arzt zu machen, oder sich dort gross von Verkäufern im Reformhaus beraten zu lassen, denn Verkäufer kann fast jeder werden, das qualifiziert nicht zu gesundheitlicher Beratung.
Bevor da jemand mit los legt, ist meine Empfehlung, sich erstens zu informieren und das zwar ausgiebig, nicht mal eine Stunde googlen und in drei Foren lesen, sondern wirklich Literatur dazu zu lesen, sich mit verschiedenen Methoden oder Vorgehensweisen vertraut zu machen und dann zweitens in jedem Falle zum Arzt gehen und sich dort qualifiziert beraten zu lassen, natürlich ist auch nicht jeder Arzt dazu in der Lage, der Arzt oder die Ärztin jedoch eher, als ein Verkäufer.
Ich glaube gerne, dass so einige Fastentage helfen, sich wieder bewusster zu ernähren und dass die vermeintliche "körperliche Reinigung" auch Psychologisch positive Effekte hat, aber dass dies für jeden empfehlenswert ist, möchte ich doch in frage stellen.
Jedenfalls wünsche ich dir noch viel Erfolg und werde deinen Bericht mit Interesse weiter verfolgen und mich auch gegebenenfalls wieder kritisch zu Wort melden. Auch wenn du schon einige Erfahrung mit dem Heilfasten hast, so wäre es mir beim Lesen des Tagebuches doch wohler, wenn du dich hierbei ärztlich begleiten lassen würdest, denn zweifelsohne ist diese Aktion eine Belastung für den Organismus, mit welcher man nicht leichtfertig umgehen sollte.
@crissi: danke für dein kritisches Feedback. Der Bericht über den 4. Tag folgt später.
Ich nehme es zunächst auch als Feedback in der Richtung, dass ich mich gestern für dich, chrissi, zu negativ geäussert habe. Dennoch: es gibt diese kreislaufinstabilen Phasen und psychischen Durchhänger im Fasten - womöglich wie bei jedem längerfristigen Vorhaben, welches mit Disziplin verbunden ist und das sollte man nicht verschweigen. Wen die abschrecken - und generell - da stimme ich dir zu - wer nach ausführlicher Lektüre zweifelt es alleine durchführen zu können, der sollte tatsächlich nicht fasten.
Sollte es wirklich so rübergekommen, sein, dass ich sage, dass ich jeden auffordere generell das ohne Arzt zu tun, dann möchte ich das an dieser Stelle nochmal korrigieren: ich habe mir beim ersten Mal auch das ok geholt von meinem Arzt und beim zweiten Mal hatte ich - im Rahmen einer gesamten Quecksilberausleitung - eine begleitenden Colon-Hydro-Therapie.
Ich selber würde auch nichts tun, was nicht insgesamt für mich zu einem positiven Ergebnis führt. Und dazu gehört sicherlich kein püriertes Salamibrot mit Strohhalm während des Fastens, da musste ich doch schmunzeln.
Und wer noch mehr lesen möchte zum Thema fasten - vielleicht später zu diesen und noch anderen Büchern noch mehr - seien die beiden Bücher von Rüdiger Dahlke: Wege der Reinigung und Das große Buch vom Fasten ans Herz und auf den Nachttisch gelegt.
Also es klang nicht nach einer Aufforderung, das es jeder ohne Arzt machen sollte, aber dass man es ruhig könnte, wenn man sich vorher nur informiert. Ich denke, wenn man das zum ersten mal macht, sollte man sich auf jeden Fall von einem Arzt begleiten lassen, so hast du es ja auch damals gemacht und es klang halt bei dir so, als könne die Lektüre eines Buches genug vermitteln, um auch beim ersten Mal auf einen Arzt zu verzichten, das sollte man aber eben keinesfalls machen, da jeder anders ist und kein noch so gutes Buch beim ersten Mal den Experten ersetzen kann.
Die ein oder andere Frage habe ich dann aber doch noch, zuerst noch einmal zu dem Smoothie, das habe ich wohl beim ersten mal doof formuliert, ein Smoothie ist doch nichts anderes, als püriertes Obst, vielleicht noch mit etwas Wasser versetzt, warum "darf" man das so einfach nehmen, wenn man normales Obst nicht nehmen darf? Ich setzte "darf" in Gänsefüsschen, weil das ja sicher nicht verboten ist, aber eben ungültig oder wie man das dann ausdrücken will.
Dann frage ich mich, warum ein Einlauf gegen Kopfschmerzen hilft, ich habe ja auch schon einmal Kopfschmerzen, aber ich kam bisher nicht auf die Idee, dass mir dann ein Einlauf helfen könnte.
Oh und das du dich "zu negativ" geäussert hast, solltest du nicht zum Anlass nehmen, weitere Beiträge auf zu hübschen, das ist ja ein Diskussionsforum, damit man drüber reden kann. Da sind Missverständnisse der Diskussion nur förderlich
Der vierte Fastentag - Donnerstag
Dieser Tag ging so schnell an mir vorbei, weil ich sehr viel zu arbeiten hatte. Ich war gut abgelenkt, genoss zum Mittag eine Misosuppe - "Was ist das?" fragte mein Chef und ich sagte "Fermentierte Algen" und amüsierte mich über seine Mimik, die sehr deutlich machte, dass er ganz bestimmt nicht probieren wollte. Misosuppe gab es im Reformhaus abgepackt in Portionsbeutel, braucht man nur noch mit heißem Wasser aufgiessen. Schmeckt sehr würzig und sehr grün.
Vorher Tee und immer wieder Wasser, Wasser, Wasser. Ich fühle mich insgesamt nun sehr fitter als gestern. Keine Schönfärberei - mir geht's gut. Die Sonne scheint, ich bedauere bloß keine Zeit zu haben, mein Fahrrad reparieren zu lassen. Statt dessen gehe ich die halbe Strecke von der Arbeit zu Fuß nach Hause, ein etwa 40 minütiger Fußmarsch. Die Menschen schauen freundlich, es ist Frühling! Ich fühle mich zunehmend leichter, die Blähungen sind weg - Fencheltee! - und schon heute morgen habe ich gemerkt, wie meine Lieblingshose endlich wieder normals bis schon ein bischen locker sitzt!
Beim späteren Massageprogramm muss ich aber doch bemerken, dass mein Po und mein Bauch definitiv Gymnastik vertragen können. Das war da schon mal straffer! Leider fällt meine Sportstunde heute aus und da ich ja schon einen langen Spaziergang gemacht habe, nehm ich das jetzt mal als Sport für heute. Mhm. So ganz zufrieden stellt mich das noch nicht. Aber ich nehme mir fest vor nach dem Fasten wieder zur BOP-Gymnastik zu gehen, wenn der neue Kurs beginnt.
Ich vermisse auch immer noch Essen an sich. Wieviel Zeit man damit am Tag verbringt! Ich mag auch das Ritual des Zubereitens und abends nach einem sehr wohltuenden Salzbad in heissem Wasser wie ich es liebe - lese ich in einem Ernährungsbuch und blättere ich Kochzeitschriften. Ich freue mich schon darauf, neue Rezepte auszuprobieren!
Bisher hatte ich mir noch keine große Zeit genommen, um mental auch wirklich im Fasten anzukommen. Es läuft eher nebenbei. Das möchte ich in den nächsten Tagen ändern. Wenn bloss nicht so viel zu tun wäre! Dabei ist mein Kopf heute sehr klar, ich habe das Gefühl, ich denke wieder genau so fix wie vorher und mein Kopf ist frei.
Auch sehr gut: meine Nasenschleimhäute sind ideal - sonst sind sie entweder zu trocken oder die Nase läuft - insbesondere zu Frühlingsbeginn, ich bin eigentlich allergisch gegen die meisten Pollen. Obwohl es ja gerade mit dem Pollenflug losgeht merke ich nichts - gar nichts! Daran freue ich mich immer noch - auch wenn die deutliche Besserung der allergischen Symptome schon Jahre zurückliegt - ich glaube kaum, dass es Zufall war, dass sie nach dem Entgiftungsjahr, der Akupunkturbehandlung und der Colon-Hydro-Therapie zurückgingen. Es wurde von Jahr zu Jahr besser, inzwischen habe ich an den allergischen Tagen höchstens zwei Nieser pro Stunde.
Ausserdem: Meine Haut ist auch gerade dabei sich dem Fasten anzupassen: will heissen, dass leichte schuppige Stellen sich deutlich verringerten und ich auch morgens nicht mehr mit diesen gräßlichen Augenringen wach werde. Sie wird weich und zart. Die Kopfhaut, leider sonst ziemlich empfindlich, schuppig und alles zusammen auch wesentlich entspannter. Ich trage jeden Abend die Sole-Tinktur von Aldi auf. Eben genau das sind auch Gründe für diese Kur.
Denn es ist mehr als nur Nahrungsverzicht, ich intensiviere auch mein Pflegeprogramm und stelle dabei auch sehr deutlich fest, was ich vertrage oder nicht. In diesem gereinigten Zustand gibt es wenig Fremdeinflüsse. So steht ja auch ein Fasten am Anfang einer Rotationsdiät wenn man zum Beispiel vermutet, an Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu leiden. Dies aber auch eher Fälle für eine ärztliche Begleitung, ich habe nur darüber gelesen, deshalb lasse ich das hier aussen vor.
@crissi: nun, ich würde es nicht unbedingt "vom Arzt begleiten" nennen - ich fragte ihn halt nach einer normalen Untersuchung (wegen Allergien) ob das Sinn macht und er meinte, wenn ich mich damit beschäftigt hätte und es wollte, spräche körperlich nichts dagegen. Und wenn was sei, könne ich mich ja an ihn wenden. Das war das erste Jahr, das Jahr darauf habe ich es ja kurz nach einer Amalgam-Ausleitung gemacht, da hatte ich mehr Betreuung - erst eben Ersetzen der Amalgamfüllungen in den Zähnen durch Kunststoffe, dann Ausleitung mit verschiedenen homöopathischen Mitteln auf mich abgestimmt und wochenlanger Einnahme von Chlorella-Algen und Leber- und Nierenunterstützung durch Tropfeneinnahme, während des Fastens die Colon-Hydrotherapie und danach eben der Aufbau mit Symbioflor (Darmbakterien) - das war dann schon eine größere Sache.
Thema "Smoothie" - ich hatte mich bewusst im dm Markt für eines entschieden was überwiegend aus Säften besteht - nur etwa 30% aus Himbeer- und ich glaube 5%Acerolafruchtpüree. Da mag man geteilter Meinung drüber sein, mir tut es jedoch gut. Ich habe auch das Gefühl, dass ich an manchen Tagen einfach eine kleine Basis an Kalorien bzw. Fruchtzucker brauche. Bei Lützner steht zb auch, dass ein halber Teelöffel Honig in den Tee genommen werden kann, darauf greife ich selten zurück - und was er auch schreibt ist, dass man einen Becher Buttermilch zu sich nehmen könne. Das hatte ich während eines fastens auch mal gemacht, aber ich muss sagen, dass ich das - obwohl ich sonst gerne Buttermilch mag - sehr widerlich fand. Das fand ich allerdings ziemlich interessant und ich fragte mich im Anschluss und nach der Lektüre eines Buches über Nahrungsmittelunverträglichkeiten ob ich möglicherweise laktoseintolerant bin oder eine versteckte laktoseüberempfindlichkeit habe. Lies mich dann später testen, war aber nicht der Fall.
In dem sehr lesenwerten Forum Fasten für alle wird zb auch diskutiert, ob man während des Fastens Sojamilch trinken könne. Oder Sojamilch mit Karokaffee (Zichorie und Malz - sind Getreide Gemüse?) Da ja Sojabohne=Gemüse. Ich selber hatte nie das Bedürfnis nach Sojamilch oder Karokaffe im Fasten. Obwohl ich letzteren durchaus gerne trinke. Meine Erfahrung ist da auch, dass jeglicher warm-süssliche Geschmack, der entfernt an Schokolade erinnert, mir das Weiterfasten unnötig schwer macht. Deshalb werde ich auch keinen weiteren Vanille-Kakaoschalen-Gewürztee mehr trinken.
Zu der Bemerkung, dass das dann "alles für die Katz" sei, das ist auch eine interessante Lernerfahrung, die ich im fasten auch schon früher gemacht habe - und wodurch ja auch viele Diäter scheitern. Kippt man immer, wenn man von irgendeiner "Regel" ein bischen abweicht gleich das Kind mit dem Bade aus? Ich finde - nein. "Zählt" meine ganze Bemühung nicht, wenn ich einen Smoothie zu mir nehme, damit ich durchhalte? Wie gesagt, ich rede hier nicht von täglich dreien oder Flüssigpizza. Natürlich will ich mir auch nix "schön" reden, ich bin oft sehr perfektionistisch, aber ich habe gelernt auch von meinen Eltern, es ist besser etwas anzufangen und es zu tun so gut wie man es eben kann (und vielleicht noch einen Tick besser, wenn man sich anstrengt) - aber es muss nicht perfekt sein. Und es ist allemale besser irgendeine Sache überhaupt erst anzufangen, als sie aus Angst es nicht perfekt durchzuziehen erst gar nicht zu probieren.
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