Meine Erfahrungen mit Heilfasten - ein Tagebuchbericht
Freitag - Der fünfte Fastentag
Ja, jetzt merke ich, dass mein Körper umgestellt hat. Super. Ich wache vor dem Wecker auf, das ist für mich absolut erstaunlich und sonst unmöglich. Ich öffne das Fenster und rekele und strecke mich.
Buchinger empfiehlt in seinem Originalfastenanleitung ja "Luftduschen" - also nackt bei geöffnetem Fenster sich bewegen. Hat was für sich - sofern man keine neugierigen Nachbarn hat.
Der Belag auf der Zunge ist immer noch pelzig und ich muss sofort Zähneputzen. Dann wieder einen Früchte-Waldmeister-Tee, sehr fruchtig und erfrischend und weil es gestern so lecker war, nehme ich mir wieder eine Misosuppe mit zur Arbeit. Ausserdem Fencheltee.
Mir fällt auf, dass mir ständig die Füße einschlafen und dass ich deutlich mehr schwitze als sonst. Ich setze da doch lieber auf ein Deo, auch wenn in den Fastenbüchern davon abgeraten wird. Diese Deokristallsteine wirken bei mir irgendwie nicht und das Zitrus-Deo von Weleda sagt mir auch nicht wirklich zu. Inzwischen wissen zwar fast alle meine Kollegen, dass ich faste, aber sie sollen natürlich nicht darunter leiden. Ansonsten ist mit meinen Körperausscheidungen alles bestens. Sogar das Glas Gemüsesaft wirkt bei mir noch abführend. Und der Urin ist laut Buch ideal, nämlich hellgelb. Es ist auf jeden Fall wichtig, darauf zu achten, denn man kann am Urin erkennen, ob man Krankheiten mit sich herumträgt, insbesondere im Fasten. Fällt einem dabei irgendeine Abweichung auf, am besten zum Arzt.
Hunger habe ich keinen mehr, ich kann heute sogar an der Croissantbäckerei in der U-Bahnpassage vorbeilaufen, mir läuft noch nicht mal das Wasser im Mund zusammen. Sehr gut. Ein paar Stunden später ist das anders: was für einen Appetit ich jetzt hätte - diese Pizza riecht so unglaublich lecker ... Aber wenn ich genau hinhöre - es ist eher Gewohnheit, ich frage nochmal meinen Magen, der ist ruhig. Und was meint mein Geist? Erstaunt muss ich feststellen, dass ich sofort spontan ein Bild von Brokkoli mit gerösteten Pinienkernen im Kopf habe. Oha.
Ich schleppe die falsch gekauften Querträger meines noch zu bauenden Regals wieder zurück zum Baumarkt und das tut gut - ersetzt wieder die Fitnesstunde - und schlapp fühle ich mich auch nicht mehr. Höchstens ein bischen Schwere in den Beinen. Was macht man gegen einschlafende Beine? Noch mehr trinken?
Ich lese beim Einschlafen Koch- und Ernährungsbücher und freue mich schon wieder aufs Essen. Aufs Kochen. Das Einzige, was nachts nervt ist aufzuwachen und auf Toilette zu müssen - mein Körper ist offenbar so viel Flüssigkeit nicht gewohnt. Und was mich inzwischen auch interessieren würde, wie mein Gewicht inzwischen ist. Abgenommen habe ich sicherlich. Und wie ich nach dem Fasten wieder auf so 50-52 kg komme. Bei mir um die Ecke gibt es ein neues Fitnessstudio. Dort muss ich mal nachfragen, ob es Einsteigerangebote gibt.[/b]
Samstag - der sechste Fastentag
Mir gehts super. Ich fühle mich frei, leicht und erholt. Ich habe ich fast dran gewöhnt morgens nichts zu essen, nur einen Tee, damit gewinne ich sogar Zeit. Abends ist das etwas anders, ich würde gerne kochen, das ist so gemütlich und dann essen - oder mit freunden gemeinsam kochen und essen. Oder Schokolade. Ich habe immer noch wahnsinnige Lust nach Schokolade. Ich fürchte ich bin Schokoholikerin. Auf meinem Wohnzimmertisch stehen schon drei weisse Osterschokoladeneier.
Ich laufe wieder zum Baumarkt und schleppe drei schwere Bretter zurück. Genug Sport für heute? Zu gerne würde ich noch Rad fahren, das will aber erst mal geflickt werden. Leider kriege ich das nicht mehr hin, ausserdem muss ich noch was am Computer arbeiten und ein wichtiges Kabel ist defekt. Also nochmal zum Elektromarkt. Gut, dann kaufe ich mir doch eine Digitalwaage mit Körperfettmessung.
Das war eine blöde Idee. Nachdem ich auf der Waage war bin ich sauer. Auf mich. Auf die Waage. Entmutigt über den offenbar viel viel längeren Weg, den ich noch vor mir habe. Ich hatte mich so schön leicht gefühlt! Mit Tees und Gemüsebrühe und Obstsäften - ich habe mir dann auch schon mal ein Netz Orangen gekauft, ein Netz Grapefruits, Kiwis und Trauben - die nächsten Saftrationen sind selbstgepresst, meinen Entsafter besitze ich ja nicht zur Küchenschrankdekoration, jawohl! Aber 57 kg???? Und in der Fettmenge bin ich an der oberen Drittelgrenze innerhalb des nur Normalgewichtes! Ich bin empört! Vermutlich habe ich vorher eher 62 oder 63 kg gewogen, mein absolutes Rekordgewicht. Aber was noch viel schlimmer ist: ich habe es nicht selber gemerkt! Ich habe Lust auf Schokolade und wenn ich jetzt ne Diät machen würde wäre das wohl so ein klassischer Scheissegal, ich esse jetzt gleich Twix hintereinander- Zeitpunkt! Da ich ja faste fällt mir es doch leichter eben GAR nichts zu essen. Weil ich weiss, dass wenn man mal drin ist unkontrolliertes Essen wirklich schädlich ist - für den Magen und den Organisamus. Ok, Marcia, beruhige dich, du brauchst jetzt keinen Schokoriegel, sondern einen Plan. Und die Waage soll dir dabei helfen.
Ausserdem: mir geht es doch gut! Es hindert mich niemand noch ein paar Tage fasten dranzuhängen. Auch wenn ich in der Stadtbibliothek schon einige Kochbücher (natürlich nur die gesunden) mitgenommen habe.
Nach dem Wiegeschock lasse ich mir nochmal ein heisses Bad ein und relaxe, Wie kriegt frau Fettzellen an Hüfte und Po und Oberschenkeln weg??? Mein Bauch ist fast wieder flach, klar, aber ich weiss auch, dass er wieder wenn er gefüllt ist eben nicht mehr so flach sein wird. Später schuae ich zufällig im Fernsehen noch eine Dokumentation über Menschen mit extremer Adipositas und ich versuche herauszufinden weshalb ich schon wieder glaube, dass es scshwierig sein wird für mich mein Idealgewicht wieder zu gewinnen. Weil - wenn ich glaube, dass es schwierig wird, dann wird es das bekanntlicherweise ja auch. Mir wird klar, dass ich von Seiten meines Vaters schon seit Kindheit immer eingetrichtert bekam: "Wenn du mal groß wirst, wirst du sowieso dick. Das sind die Gene." Und ich war nie dick bisher. Ich muss allerdings tatsächlich aufpassen, was ich esse. Und mir einen Weg finden, wie ich es für mich formuliere, dass ich weniger süsses esse zukünftig.
Lust auszugehen habe ich auch heute keine, relaxe und gehe früh ins Bett. Morgen ausschlafen.
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