Das Ende des Grafikwahns in Sicht? - Ein Gedankenspiel

vom 28.03.2009, 15:07 Uhr

Ich habe mich schon mehrfach gefragt, umso mehr seit Perlen wie Crysis scheinbar langsam zur Norm zu werden scheinen, was wohl passieren wird, wenn man eines Tages bei Videospielen einen für den Ottonormalpc machbaren Fotorealismus erreichen wird.

Eines der Szenarien, das ich in Folge meiner Überlegungen entworfen habe ist folgendes, was ich euch nun vorstellen möchte.

Die Grafikentwicklung wird eines Tages stark zurückgehend. Natürlich wird man weiterhin neue Modelle auf den Markt bringen, die leistungsstärker, leiser oder effizienter sind, aber insgesamt wird der Rückgang zu sehen sein. Wenn man von der Grafik her an die Realität herankommt, was will man noch verbessern ? Möglicherweise Special Effects in Spielen, aber selbst das wohl nur noch in vermindertem Maße. Alles in allem hat man also den Zenit in Sachen grafischer Leistung erreicht.

Was ich nun erwarte, ist eine viel stärkere Konzentration auf Prozessoren, da man jetzt versuchen wird, eine realitätsnahe Physik in die Spiele einzubauen. Woran ich speziell denke ist eine wirklich komplett und realistisch zerstörbare Umwelt. Anstatt, wie das noch in vielen Spielen der Fall ist, lediglich Schadenstexturen (also einen anderen "Skin") auf das "Model" aufzutragen, nehmen wir eine Wand als Beispiel, wird dann das Model selbst verändert. So könnte man praktisch eine Wand Stück für Stück mit einem Messer oder ähnlichem zerstören. Zwar langsam, aber immerhin möglich. Der Standard ist ja noch einfach nur einen Kratzer bei Berührung erscheinen zu lassen, der meistens dann sogar noch nach einer Zeit verschwindet.

Zudem wird in dem Zusammenhang dann auch der Gewaltgrad realistischer. Zwar gibt es momentan ja eine Art Gegentrend, aber die Tendenz zeigt doch, dass Gewalt in Videospiel immer mehr an die Wirklichkeit herankommt. Wunden und Verletzungen sind dann in jener fernen Zukunft möglicherweise nicht weit von den Echten entfernt, was aber nicht weiter kritisiert werden wird, da es einfach Gang und Gebe geworden ist.

Des Weiteren vermute ich, dass im Zuge dieser Prozessoroptimierung die KI von Computergegnern weiter verfeinert werden wird. Eventuell wird man sich eines Tages also gar lernende Feinde gegenüber sehen, die nicht bloß nach bestimmten, vorgegebenen Handlungsroutinen agieren. Diese mag dann vielleicht in der Lage sein, das Verhalten des Gegners zu analysieren und alle möglichen Faktoren mit einzubeziehen und eine Strategie zu entwickeln um so eine richtige Herausforderung darzustellen.

Was meint ihr zu meinen Überlegungen ? Welche sind haltbar, welche sind es nicht ? Habt ihr sonstige Anmerkungen oder Ergänzungen ? Ich freue mich über jede durchdachte Antwort :)

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» Demut » Beiträge: 376 » Talkpoints: 19,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Natürlich kann es nichts grafisch anspruchvolleres als Fotorealismus geben, allerdings wird die Leistung der Grafikkarten sich noch seeeehr lange weiterentwickeln, wenn nicht um mehr Realismus zu schaffen dann um mehr Frames zu erreichen.

Allerdings hast du auf jeden Fall Recht was die Verlangsamung der Entwicklung angeht wenn wir nahe an die Perfektion herankommen. So wird das Ende des mooreschen Gesetzes das eine Verdopplung der Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten alle zwei Jahre vorhersagt zwischen dem Jahr 2019 und 2029 seine Gültigkeit verlieren da die Entwicklung dann langsamer voranschreiten wird.

Ich denke auch das die Physikdarstellung perfektioniert werden wird, allerdings unabhänigig von der Grafikkartenentwicklung, da verschiedene Firmen sich um Prozessoren und Grafikkarten kümmern.

Von der Entwicklung einer künstlichen Intelligenz sind wir allerdings noch weit entfernt wenn ich auch lernfähige Computergegner für die Zukunft nicht ausschließe.

Und immer daran denken, je näher wir an die Entwicklung einer perfekten Simulation herankommen umso wahrscheinlicher ist es, dass wir selbst nur eine Simulation sind ;)

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Deine Überlegung hatte ich schon vor guten Zehn Jahren, als Half Life 1 damals auf dem Markt kam, zusammen mit dem Shooter SiN und dem damaligen Trefferzonenmodell. Sicherlich, irgendwann wird mal eine Grafik erreichen, die fotorealistisch dargestellt werden kann und man keinerlei Unterschiede zwischen einer Spielwelt und der realen Umgebung mehr machen kann.

Allerdings wird dieser Punkt noch sehr fern sein, mindestens 15 Jahre, wenn nicht sogar noch deutlich länger (damals hatte ich schon gesagt (und mich geirrt), das wir um 2010 eine sehr realitische Spieleumgebung sehen werden, wenn die Grafikkarten dementsprechend in der Lage wären, gewisse Szenarien eindrucksvoll und vor allem Lebensecht darzustellen).

Das problem ist nur, was sich mittlerweile rausstellt, das die Darstellung von einfachem Wasser die Grafikkarten (selbst mehrere in einem Verbundsystem) über die Maßen heraus belastet, so das kein Fotorealisimus erreicht werden kann, weder jetzt noch in den nächsten Jahren (das liegt zum einen an der Hardware, zum anderen aber auch an der Beschränkung der verwendeten Engine).

Sicher, die Crytech Engine bringt immer neue realistische Szenarien auf den Markt, die aktuelle Hardware wirklich ausreizt, aber wirkliche realität sieht noch anders aus (und das wird auch noch lange so bleiben). Um das ganze kurz klarzustellen, wir reden hier nur von In-Game Grafiken, keinesfalls von gerenderten Szenen, denn diese können schon heute mit einem dementsprechenden Aufwand fotoralistische Aufnahmen und Szenarien darstellen.

Neben der Schwierigkeit, das Wasser, seine Lichtspiegelungen und die Wellenbewegung naturgetreu zu imitieren, sind auch noch die Schatten- und Lichtberechnungen zu erwähnen (gerade die Echtzeitschattenberechnung steht immer noch am Anfang, wird aber immer besser, verbraucht aber noch sehr viel Leistung), genau wie die wichtige Kantenbrechung (Antialiasing), welche immer noch sehr große Leistungreserven in den dementsprechenden Auflösungen fordert, abhänig natürlich von dem eingesetzten Szenario und der verwendeten Engine.

Irgendwann wird der Punkt kommen, wo es dann soweit sein könnte, dann aber wird auch zeitgleich die KI Berechnung weiter fortgeschritten sein (Pessimisten sagen Hallo zu Skynet ;) ), dann wird man über andere Themen diskutieren, vielleicht werden so dann schon Kriege entschieden, weil man das ganze nur noch Virtuell macht über Drohnen, vielleicht spielt man dann auch nicht mehr am Computer, sondern geht über Interfaces (welche im Körper implantiert sind) direkt in eine Virtuelle Realität (ähnlich Second Life, nur deutlich realistischer und vermutlich deutlich brutaler).

Wer weiß das schon, vor allem auch, ob wir das so miterleben werden. Ich stehe dem ganzen eher skeptisch entgegen, vor allem was die Entwicklung immer realitischerer Ego-Shooter betrifft (aber das ist ein anderes Thema).

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