Organspende gegen Bezahlung

vom 26.03.2009, 10:51 Uhr

Ich schlage heute morgen die Tageszeitung auf und muss darin lesen, dass in Singapur künftig Organspenden, für die man sich bezahlen lässt, legal sein werden! Ich kann das immer noch nicht glauben und dachte schon an eine Zeitungsente. Aber durch Googeln habe ich erfahren, dass die Meldung wohl wirklich stimmt.

Lebendspender können laut der Entscheidung des Parlaments von diesem Dienstag an also finanziell entschädigt werden. Es wird also dubiosen Machenschaften rund um den Organhandel Tür und Tor geöffnet, worunter vor allem arme Einwanderer zu leiden haben werden.

Außerdem muss ich an den Film "Fleisch" denken, den ja sicher auch viele von Euch kennen werden.

Was haltet ihr davon? Eure Meinung interessiert mich sehr!

» nedra » Beiträge: 159 » Talkpoints: -0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zum Glück ist es in Deutschland nur für nahe Angehörige erlaubt eine Lebendspende zu machen. Aber in vielen Ländern ist es so, dass man eine seiner Niere oder ein Stück seiner Leber verkaufen kann. Und man bekommt nicht mal wenig Geld dafür. ich kenne einige Leute, die damals , als es in Holland so gewesen ist, dass man für Organe Geld gab, auch als Deutscher daran gedacht hat eine Niere zu verkaufen, weil man finanziell in Not war. Damals war es in Holland so, dass man je nach Beschaffenheit und Blutgruppe auch zwischen 15 Tausend und 30 Tausend DM bekommen konnte. Das hat viele Sozialschwache diese Gedanken aufkommen lassen, eine Niere zu verkaufen.

Das kann Vor und Nachteile haben. Vielen Leuten kann dadurch geholfen werden und Organe werden gegeben (gespendet kann man ja nicht sagen), die ansonsten nicht gegeben wurden und dadurch können vielen Leuten das Leben wiederum gerettet werden. Auch die sozialschwache Schicht kann dadurch ein wenig aus der finanziellen Misere kommen. Aber ich finde es schon gut, dass man in Deutschland seine Organe lebend nur an Angehörige spenden darf.

Aber wenn man total gegen das bezahlen von Organen ist, dann sollte man auch dagegen sein, wenn man nur mit Entgelt sein Blut oder Blutplasma spendet. Das ist in meinen Augen dann auch wiederum keine Spende, sondern ein Verkauf und moralisch gesehen auch zweifelhaft.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde, dass eine Organspende selbstverständlich sein sollte, wenn man sich denn dazu entschließt. Leben retten sollte doch nicht bezahlt werden. Ich bin sehr froh, dass es das in Deutschland noch nicht gibt und hoffe, dass es sich auch in anderen Ländern nicht weiter durchsetzten kann.

Ich denke auch, dass gerade dadurch nun die Schwarzmärkte zunehmen werden und sicher einige Kriminelle dadurch ihre Chance wittern. Man hat ja schon oft in Krimis gesehen, dass irgendwelche Obdachlosen im Nichts aufwachten und eine Niere weniger hatten. Es werden sicher wieder Menschen darunter leiden. Ich kann nicht verstehen, was sich die Menschen dort, dabei gedacht haben. Es bringt doch sicher mehr Ärger als Nutzen.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also ich finde das ganz ganz schlimm. Die Entscheidung ein Organspender zu sein (ich habe einen solchen Ausweis) sollte vollkommen unabhängig von einem finanziellen Beweggrund sein. Es ist doch viel mehr eine Einstellungssache ob man seine Organe spenden will oder nicht. NIEMALS sollte ein finanzieller Aspekt auch nur zum Teil ausschlaggebend für eine solche Entscheidung sein.

Sicherlich gibt es gerade in diesem Land auch sehr arme Menschen die sich jetzt ganz bestimmt überlegen ob sie sich nicht den ein oder anderen Taler mit einem ihrer Nieren oder sonstigen verdienen können. Schön wenn sie dann einen Monat ihre Familie gut versorgen können davon, aber das darf nicht sein. Für mich ist das ethisch nicht zu vertreten.

» Jokopi » Beiträge: 144 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Warum soll das denn nicht erlaubt sein? Es gibt genügend Menschen, die, weil sie Angst haben, ihre Organe nicht spenden und so vielleicht Menschen hätten retten können. Vielleicht werden ja solche Menschen durch das Geld dazu gebracht die Niere doch zu spenden.

Auf der anderen Seite gibt es doch auch den Schwarzmarkt, auf dem mit Organen gehandelt wird. Vielleicht wird durch die legale Bezahlung dieser Markt ein wenig zurück gedrängt? Wäre das jetzt so schlimm für euch?

Warum sollen denn sozial schwache Menschen nicht durch das Spenden einer Niere ihre Finanzen etwas aufbessern? Was ist denn so schlimm daran, wenn sie das machen? Stimmt, es ist moralisch nicht ok, wenn man seine Organe verkauft. Ganz ehrlich: wen interessiert denn bitte heute noch die Moral? Wenn man so in die Welt schaut, dann ist doch die Moral ein lästiges Anhängesel, was nicht mehr viel Bedeutung hat. Warum soll sie dann gerade hier ausgepackt werden?

Benutzeravatar

» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das einfach nur schrecklich. Wenn ich daran denke wie ein Mensch aus der Not heraus seine Niere oder irgendein anderes Organ verkauft, wird mir schlecht. Ich kann verstehen das es in Ländern wie Singapur, Menschen gibt die sich mit Organhandel das Leben ungemein erleichtern können, weil sie mit Sicherheit eine Summe bekommen die man in solchen Ländern nicht durch harte Arbeit verdienen kann.

Dennoch müssen wir als Menschen irgendwo einen Schlussstrich ziehen. Da gehen Dinge wir Organhandel, Kinderprostitution, Menschenhandel und der dergleichen einfach zu weit. Und ich stelle diese Ding ganz bewusst auf eine Schiene. Wenn heute schon der Organhandel staatlich legalisiert wird dann ist es morgen der legale Menschenhandel. Nein das geht einfach nicht.

Die Legalisierung macht es doch für kriminelle Banden umso attraktiver die ohnehin schon materiell arme Bevölkerung um ihre Gesundheit zu berauben. Sie werden sich die Organe illegal besorgen und legal weiterkaufen. Sie werden Menschen erpressen oder ihre "Sklaven" dazu zwingen ihre Organe abzudrücken. Soweit darf es einfach nicht kommen.

Ich erwarte ganz klare Signale von der UNO, in Form von Sanktionen. Wenn die Weltgemeinschaft nicht mit Protesten darauf reagiert dann weiss ich auch nicht mehr.

» Govinda » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,07 »


In Singapur ist das Gesetz wie vorgesehen verabschiedet worden. Die Spender dürfen allerdings nur die vollen Auslagen, die sie hatten, in Rechnung stellen, das heißt offiziell. Wie es nun wirklich dort weiter gegangen ist, konnte ich nicht erfahren. Den von dir erwähnten Film kenne ich leider nicht.

Aber ich habe gerade auf Arte einen Film über Organhandel in Indien gesehen. Offiziell ist der Handel mit Organen in Indien verboten. Aber trotzdem werden jährlich etwa 3.000 Nieren transplantiert. Jenseits der Legalität verkaufen arme Menschen in Indien an zahlungskräftige Patienten ihre Organe. Der Name „Kidney Village“ bezeichnet einen südindischen Slum, in dem viele Bewohner eine ihrer Nieren verkauft haben, meistens Frauen. Um ihre Schulden zu bezahlen, die Kinder ernähren zu können, verkaufen sie eine Niere. Sie bekommen bis zu 2.000 Dollar. Den Hauptteil des Geldes – bis 85.000 Dollar - stecken Vermittler, Agenturen und Ärzte ein.

Die Organspendenbereitschaft, vor allem in Deutschland, ist nicht sehr groß. Der menschliche Organhandel ist profitabel, obwohl er verboten ist. Reiche Dialysepatienten reisen in ferne Länder, um sich eine Niere transplantieren zu lassen. Nicht überall wird der Organhandel streng überwacht. In Israel zahlen die Krankenkassen bei einer Auslandstransplantation einen Zuschuss von ca. 32,000 Dollar, weil eine Dialyse im Laufe der Jahre teurer werden würde.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Zum Glück ist es in Deutschland nur für nahe Angehörige erlaubt eine Lebendspende zu machen.


Stimmt so auch nicht mehr ganz, man kann auch einer Person die nicht zur Familie und damit Angehörigen gilt eine Lebendspende zukommen lassen. Das Gesetz dazu wurde etwas gelockert, dass man nun auch Freunden die einem nahe stehen oder längeren Bekannten Organe spenden darf. Wie genau das überprüft wird, ob man mit demjenigen "befreundet" ist, ist mir leider nicht bekannt ansonsten wäre es ebenfalls möglich das ganze vorzutäuschen und das Organ so zu verkaufen.

Organhandel gab es immer und wird es auch immer geben. Leider wurden dazu die Spender auch nicht immer gefragt gerade in den ärmeren Ländern wurden auch Menschen verschleppt, ermordet und dann ihrer Organe beraubt die teuer verkauft wurden.

Da finde ich es ehrlich gesagt besser, wenn man das ganze System ein wenig lockert und selbst darüber entscheiden kann ob man gegen einen finanziellen Anreiz eher ein Organ hergibt. Mag sein, dass sich vor allem arme Leute dazu hinziehen lassen aber wenn es dann anständig im Krankenhaus gemacht wird und nicht im Lagerkeller ist das gerechtfertigt.

Diese Maßnahmen werden ja auch eingeleitet, da immer noch zu wenige Menschen sich überhaupt Gedanken machen ob sie Organspender sein wollen nach ihrem Tod oder nicht. Die meisten finden den Gedanken eher abstoßend und wollen alles mit ins Grab nehmen - was mich erstaunt, da es dort nur verrottet. Und wenn jemand doch so gläubig ist mit dem Herz als Seele, man kann auch Organe ausschließen von der Spende.

Grundsätzlich finde ich das amerikanische System genial, dort gilt jeder Führerscheinbesitzer als Organspender im Falle des Todes, außer dieser widerspricht schriftlich dagegen. Deswegen gibt es dort auch weniger Probleme mit fehlenden Organen als in Europa.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde diese Nachricht ja mal sehr erschreckend, denn für mich ist meine Entscheidung zur Organspende eine selbstverständliche Sache und kein Grund, noch etwas Geld zu scheffeln. Durch die Organspende möchte man doch Leben retten und sich nicht finanziell bereichern, aber in Deutschland ist so etwas ja nicht erlaubt und ich kann mir auch nicht vorstellen, das das mal durchgesetzt wird, denn sonst müsste man ja immer und überall Angst haben, das man mal ohne Leber oder so aufwacht, nur weil jemand damit Geld machen möchte. Grausame Vorstellung.

Benutzeravatar

» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Grundsätzlich finde ich Organspende gegen Geld natürlich auch nicht gut. Ich meine, wie soll das denn nachher praktisch aussehen? Ich will ein neues Auto und verkauf dafür erst mal eine Niere? Oder noch krasser: Sozialhilfe gibt es erst, wenn ich meine geldbringenden Organe verkauft habe?

Ich kann aber verstehen, warum Leute in diesen armen Ländern - und Singapur zähle ich noch dazu, auch wenn es dort viel Reichtum gibt - sogar ihre Organe verkaufen. Wie sollen sie denn sonst zu Geld kommen? Mit ehrlicher Arbeit bekommen sie ihre Familien doch nicht satt. Ich weiß nicht, wie wir in solch einer Situation handeln würden. Hier in einem Sozialstaat lässt sich immer leicht reden.

Ich weiß auch nicht, wie ich denken würde, wenn ich oder einer meiner Angehörigen ein Organ bräuchte und es einfach nicht bekommt, weil es nicht genügend Spender gibt. Vielleicht wäre ich dann froh, wenn ich ein Organ kaufen könnte.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^