Die erste Konfrontation mit dem Tod

vom 24.03.2009, 22:16 Uhr

Morgen ist es wieder so weit, der 25 zigste Tag im Monat März, steht vor der Tür. Vor etwas mehr wie zwei Jahrzehnten wurde ich das erste Mal in meinem Leben mit dem Thema "Tod" konfrontiert. Allerdings war es besonders grausam, da ich am gleichen Tag meinen achten Geburtstag feiern sollte.

Ich wunderte mich sehr, als meine Mutter nicht, wie versprochen, mich zu Hause erwartete. Seltsam fand ich auch, daß ich niemanden von meiner ganzen Familie erreichen konnte. Irgendwann holte mich meine Tante ab. Aber sie gratulierte mir nicht, sondern brachte mich zum Haus meiner Großeltern. Was dort geschah, blieb mir bis zum heutigen Tag in schrecklicher Erinnerung. Meine Tante öffnete die Eingangstür und führte mich in die Küche. Dort saß meine Mutter mit dem Rest der Familie. Aber sie beachteten mich kaum. Ich sah, wie Mama und die Anderen ihre Gesichter weinend verbargen. Erst jetzt beugte sich meine Tante zu mir hinunter und sagte mir, daß mein geliebter Opa gestorben war. Ich brach heulend zusammen. Natürlich wußte ich, daß Leben und Tod zusammen gehören, aber das überraschende Ableben meines geliebten Opas, traf mich wie ein Schlag.

Als die Trauerfeier schon einige Tage vorbei gewesen war, wollte ich wissen, wie mein Großvater gestorben ist. Man erzählte mir folgende Geschichte. Bevor er mit meiner Oma zu meiner Geburtstagsfeier aufbrechen wollte, hatte er vor seinem gleichalten Freund beim Tragen eines schweren Blumenkübels zu helfen. Mein Opa muß wohl den Topf angehoben und dabei einen Herzinfarkt erlitten haben. Wenn ich mir vorstelle, wie mein Großvater tot zusammengebrochen ist, werde ich immernoch traurig.

Einige Jahre nach dem Tod meines Großvaters habe ich in seinem Arbeitszimmer eine Geburtstagskarte gefunden, die er für mich an jenem Tag geschrieben hatte. Er wollte den Tag mit mir feiern. Stattdessen wurde mein Geburtstag sein Todestag. :(

Wie habt ihr die erste Begegnung mit dem Tod in eurem Leben erfahren? Habt ihr auch schon Erlebnisse gehabt, bei denen Freude und Trauer so dicht beisammen lagen? Findet ihr die Art und Weise in Ordnung, wie meine Familie mir den Tod meines Opas beigebracht haben? Ich mache niemanden einen Vorwurf, aber ich würde mit meinem Kind anders umgehen.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde es schon ziemlich hart, wie deine Familie dir den Tod deines Großvaters beigebracht hat. Natürlich ist das aber eine Situation, wo man vielleicht vor lauter Trauer und Schock total vergisst, dass man einem Kind das ganze schonend beibringen sollte. Es kommt wohl ganz auf die Leute an, ob sie es schaffen, in so einer Situation zumindest für die Kinder einen kühlen Kopf zu bewahren und sie zu unterstützen anstatt zu schockieren.

Ich hatte meine erste Begegnung mit dem Tod eines Menschen auch in dem Alter und zwar ist damals mein Onkel gestorben. Meine Mutter ging spätabends ans Telefon, hat geschrien und angefangen zu heulen, ihre Schuhe angezogen und ist aus der Wohnung gestürmt. Sie hat meinem erschrockenen Vater zugerufen, dass ihr Bruder tot ist, und ist schluchzend rausgerannt, um mit dem Auto zu meiner Tante zu fahren. Meine Geschwister und ich waren gerade ins Bett gegangen und sind natürlich völlig verängstigt gewesen. Meine Vater hat sich dann mit uns ins Wohnzimmer gesetzt und gesagt, dass wir warten müssen bis meine Mutter anruft und uns erzählt, was passiert ist.

Mein Vater war ja zum Glück da. Ich weiß nicht, ob meine Mutter anders reagiert hätte, wenn er nicht da gewesen wäre. Vielleicht wäre sie da geblieben, kann aber auch gut sein, dass sie in dem Schock trotzdem losgerannt wäre. Sie hat eine Weile später angerufen und wir haben erfahren, dass unser Onkel an einem Herzstillstand gestorben ist. Er lag schlafend auf dem Sofa und als meine Tante ihn wecken wollte, damit er ins Bett geht, hat er nicht mehr reagiert. Der Notarzt konnte ihn nicht mehr wieder beleben.

Nachdem ich später auch mitbekommen habe, wie Verwandte nach langer Leidenszeit sterben müssen, denke ich, dass der Tod meines Onkels für ihn selbst "schön" war, wenn man das so sagen kann. Einschlafen und nicht mehr aufwachen, möchten doch die meisten. Natürlich ist der Schock für die Angehörigen viel größer bei einem plötzlichen Tod, aber im Nachhinein gesehen ist es besser, als eine lange Leidenszeit. Auch wenn man es weiß, dass es zu Ende geht, ist die Trauer auch nicht kleiner.

Ich hoffe, dass ich in einer solchen Situation mit Kindern auch ruhig reagieren würde und es schaffe, meine Kinder zu unterstützen. Aber man weiß ja nie, wie groß der Schock ist.

Freud und Leid liegen wirklich oft nah beieinander, aber bei dir war es ja besonders schlimm. Vor allem, weil du damals noch sehr klein warst und auch auf etwas ungeeignete Art über den Tod deines Opas informiert wurdest. Ich kann mir vorstellen, dass da bis heute immer noch ein bißchen Traurigkeit an deinem Geburtstag mitschwingt. Dabei sollte das doch ein Tag zur Freude sein.

In der Verwandtschaft meines Freundes war es vor kurzem ähnlich. Seine Cousine hatte ein Baby bekommen und ihre Mutter ist aus ihrer weit entfernten Heimatstadt zur ihr gekommen, um das Baby zu sehen und ihr in der ersten Zeit zur Hand zu gehen. Sie war natürlich total glücklich, Oma zu sein. Bis ein paar Tage später ein Anruf kam, dass ihre Mutter (also die Uroma des Babys) gestorben war. Das war ein riesiger Schock und sie hat sich große Vorwürfe gemacht, dass sie nicht da war.

Wenn einen so ein Schicksalsschlag in Momenten der Freude trifft, ist es, denke ich, noch viel härter. Man freut sich und wird aus dem Hoch plötzlich runtergerissen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Der 25.03. ist auch für mich ein sehr trauriger Tag. Vor zwei Jahren vertstarb an dem Tag meine Mutter. Sie war schon knapp zwei Jahre vorher an Krebs erkrankt. Kämpfte an sich einen Kampf der sinnlos war. Unterstützung hat sie wenig bekommen. Ich habe lange versucht sie zu begleiten, bis ich selbst an der Überforderung zerbrochen bin.

An Fasching 2007 ist sie in der Wohnung gefallen. Schuldzuweisungen sind nicht mein Ding. Aber ich verstehe bis heute nicht, warum sie mit 3 grossen Aschenbechern und einer Flasche Bier durch die Wohnung gelaufen ist, obwohl sie kaum noch laufen konnte. Warum hat mein Vater sein Bier nicht selbst kaltgestellt? etc.pp.
Ich wurde erst sehr spät darüber informiert. Es stand dann zur Debatte den Bruch zu operieren. Wobei man ihr aufgrund des Krebs und ihrer Lungenerkrankung keine Vollnarkose geben konnte. Man wollte es dann mit einer Teilnarkose versuchen. Aber man sagte ihr das es nicht sicher ist, ob sie den Eingriff überlebt. Ergebnis war dann, das sie die Teilnarkose nicht legen konnten und nicht operiert operiert wurde. Meine Mutter wurde somit zu einem bettlägerigen Pflegefall. "Wir" standen vor der Entscheidung, sie mit Heim nehmen und da Pflegen oder sie in ein Hospiz zu geben. Meine Mutter neigte zu dem Zeitpunkt zu Krampfanfällen. Für mich ein Grund sie in ein Hospiz zu geben. Mein Bruder wollte sie lieber mit Heim nehmen und zwar zu sich Heim. Ich hätte so gut wie keine Chance gehabt, meine Mutter da zu Besuchen, da es soweit ausserhalb ist und es nur eine schlechte Busverbindung gibt. Er warf mir vor, das man nur wegen mir, Mama nicht mit Heim nehmen können.

Sie kam in ein Hospiz. Ein Hospiz das uns empfohlen wurde und absolut nicht den Versprechungen entsprach. Zwischen mir und meinem Bruder war so gut wie Funkstille. Wir gingen uns eher aus dem Weg. Dadurch das ich krankheitsbedingt nicht arbeitete, konnte ich meine Mutter zu den Zeiten besuchen, zu denen er auf der Arbeit war.

Am 23.3. passierte dann was in meinem Leben, was mich total aus der Bahn warf. Ich wusste nur, ich muss, egal wie, Mama besuchen. Das war das letzte Mal das ich sie halbwegs ansprechbar und lebend gesehen habe. Und der Besuch war generell nicht schön. Geprägt eher von der Fragerei meiner Mutter, wo denn mein Vater bleibt. Oder so Sprüchen wie: Ach du bist ja auch mal da. Ich war jeden Tag mehrere Stunden dort.

Am 24.3. rief mich mein Bruder an. Er sei ins Hospiz gekommen und Mama hätte geschlafen und irgendwas sei komisch gewesen. Von den Schwestern, die man da erst suchen musste, hat er dann gesagt bekommen, sie habe morgens einen grösseren Krampfanfall gehabt und man habe ihr Medikamente gegeben, von denen sie nun Schlafen würde. Als ich kam erzählte er mir, die Schwestern hätten zu ihm gesagt, er soll ihr Sagen, das sie gehen darf. Wach war sie nicht. Er fand das total daneben. Bis dahin hatte er nicht begriffen, das seine Mama auch mal Sterben wird. Ich blieb dann bei ihr. Versuchte verzweifelt meinen Vater zu erreichen. Mama wurde nicht wirklich wach. Hatte noch Krampfanfälle. Und ich stand hilflos dabei und klingelte verzweifelt nach den Schwestern die nicht kamen. Dann musste die wieder weg um Medikamente zu holen etc.

Ich bin dann irgendwann heim. Mein Vater blieb da und schlief auch da. Die Nacht habe ich schlecht geschlafen, obwohl es schon die dritte wache Nacht war. Um kurz nach 6 Uhr klingelte das Telefon und mein Bruder war dran. Mama sei Tod, er würde nun ins Hospiz fahren. Kurze Zeit später rief heulend mein Vater an.

ich machte mich mit einem Taxi direkt auf den Weg. Half der Schwester noch Mama zu waschen und neu anzuziehen. Ich glaube, das habe ich irgendwie einfach noch gebraucht.

Morgen ist der zweite Todestag. Mein Vater, mein Bruder und seine Freundin und ich werden zusammen auf den Friedhof fahren. Der Kontakt ist nicht der Beste. Es schwingt viel mit das ich Schuld bin am Tod meiner Mutter. Ich mache mir selbst viele Vorwürfe. Hätte ich nur und so weiter.

Mich belastet viel am Tod meiner Mutter. Vieles was ich gar nicht in Worte fassen kann.

Mir macht der morgige Tag Angst. An sich hätte ich einen Termin bei jemand gehabt, mit der ich hätte Reden können. Der Termin ist kurzfristig abgesagt worden und ich stehe vor einem grossen Loch.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Hallo

Leider ist es so, dass man den Tod nicht stoppen kann. Egal ob jemand an einer Krankheit, bei einem Unfall oder anderen Sachen sein Leben verliert, oder sein Leben selbst beendet. Es ist immer ein großer Schock für alle.

Ich selbst habe meine erste Erfahrung mir dem Tod erst recht spät gemacht. Ich kann mich zwar noch erinnern, dass ein paar Bekannte oder Freunde meiner Mutter und ihrem damaligen Lebensgefährten gestorben sind, aber sie haben das immer von mir fern gehalten. Im Nachhinein war ich eigentlich froh darüber.

Ich mache dafür jetzt viele Erfahrungen mit dem Tod. Es sind viel zu viele Leute die in den letzten 3 Jahren um mich herum gestorben sind. Meine erste Erfahrung mit dem Tod hatte ich vor 3 Jahren, als der Opa meines Freundes gestorben ist. Ich kannte seinen Opa nicht sehr gut, aber es hat mich trotzdem sehr mitgenommen. Und ich war dann auch noch diejenige die es meinem Freund sagen musst. Wir sind dann noch ins Krankenhaus gegangen um uns von seinem Opa zu verabschieden. Ich habe dieses Bild noch heute vor mir.

Es war für mich wie gesagt das erste Mal und ich habe mir unzählige Fragen gestellt. Hatte er Schmerzen? Hat er noch was mitbekommen? Ist er jetzt wirklich an einem besseren Ort? Gibt es den Himmel wirklich? Weiß er, dass wir noch oft bei ihm waren? Teilweise recht kindische Fragen, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Aber ich habe es dann so akzeptiert. Der Tod gehört ja leider zum Leben dazu,

Dann hatten wir Gott sei Dank 1,5 Jahre keinen einzigen Todesfall in der Familie oder im Bekanntschaftskreis. Darüber war ich sehr froh, denn ich hatte noch immer mit dem Tod seines Opas zu tun. Und dann traf es uns wie einen Schlag. Am Donnerstag, den 27. September 2007 um 10.17 Uhr erhielt ich einen Anruf von meinem Schatz, dass sein Bruder mit dem LKW einen Unfall hatte, der LKW halb im Graben liegt und sein Bruder verschwunden ist. Ich war geschockt. Ich habe mir dann den restlichen Tag frei genommen (es hatte keiner was dagegen, weil ich so verwirrt war in meinem Schockzustand, es machten sich noch alle Sorgen) und hab meine Schwägerin angerufen. Wir sind dann zum Unfallort gefahren und haben ihn 6 Stunden lang gesucht. Es war ein Hubschrauber zum Suchen da, mehrere Suchstaffeln, einige davon mit Hunden und viele freiwillige Helfer. Wir konnten ihn aber nicht finden. Wir haben dann noch den ganzen Freitag gesucht, aber leider auch ohne Ergebnis.

Am Samstag kam dann der Anruf, dass er gefunden wurde von meinem Schatz. Wir waren alle ziemlich fertig und ich habe mich schon für den Bruchteil einer Sekunde gefreut, bis mein Schatz dann sagte, dass er Tod ist. Er hatte sich erhängt. Dann mussten wir noch zu der Fundstelle fahren, danach auf die Polizei, mein Schatz musste ihn identifizieren. Danach sind wir zur Bestattung gefahren. Das Leben lief wie ein Film an mir vorbei. Wir sind fast daran zerbrochen, dass sein Bruder nicht mehr da ist. Wir haben auch sehr lange gebraucht, bis wir es verstanden haben, dass sein Bruder nicht mehr anruft, oder zur Türe reinkommt. Wir machten uns alle Vorwürfe, weil wir in so lange nicht gefunden haben. Nicht einmal das mehr als bewegende Begräbnis hat uns dabei geholfen das zu verstehen. Am Begräbnis waren wir beide kurz vor dem Zusammenbruch. Seine Mutter ist vor unseren Augen zusammengebrochen. Wir konnten alle nicht mehr.

Erst 2 Monate später hatten wir die Kraft zum Grab zu gehen. Da haben wir dann verstanden, dass er nicht wieder kommen wird. Wir sind lange dort gestanden und haben geweint. Etwa 4 Monate danach konnte ich dann so halbwegs damit umgehen.

Dann kam schon der nächste Todesfall. Ein Arbeitskollege von meinem Freund. Kurz darauf starb eine ehemalige Nachbarin von mir und dann noch ein ehemaliger Schulkollege meines Freundes.

Mittlererweile habe ich den Tod akzeptiert und ich weiß auch, dass man ihn nicht aufhalten kann. Ich habe viel darüber gelesen und das hat mir sehr geholfen. Bei einem Seminar lerne ich dann eine Klopftechnik kennen (M.E.T.) und der Trainer hat mir auch dabei geholfen, weil ich in Tränen ausgebrochen bin, als es um das Thema Tod ging Seit er mir dabei geholfen hat, kann ich leichter damit umgehen.

Das hat jetzt sehr gut getan mir das alles von der Seele zu schreiben. Ich habe noch nie so detailliert mit jemanden darüber gesprochen.

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» Lillylein1987 » Beiträge: 564 » Talkpoints: 3,55 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meinen ersten Kontakt mit dem Tod hatte ich mit etwa 6 oder 7 Jahren. Damals war meine Oma gestorben und ich konnte mit dem Thema nicht wirklich was anfangen. Mir war bewusst, das ich sie nicht mehr wieder sehe, aber ich hab nicht wirklich einen großen Verlust dabei empfunden.

Ein paar Jahre später dann der Tod beider Urgroßmütter. Auch da hab ich nicht wirklich Trauer empfunden. Der grosse Absturz kam bei mir erst 94 als mein Opa gestorben ist. Denn an ihm hing wirklich und selbst heute, wenn mir das Datum an dem Tag nicht wirklich bewusst ist, merke ich, das ich vollkommen neben der Spur bin. Das ist am Todestag wie an seinem Geburtstag so. Und ich hatte damals wirklich über Wochen mit Schlafproblemen zu kämpfen. Allerdings musste ich damit auch allein fertig werden. Ich hatte da nicht wirklich Unterstützung in der Familie, weil jeder die Trauer für sich allein aufgearbeitet hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich war auch 8 als mein Großvater starb. Er wohnt mit meiner Oma zusammen im Erdgeschoss, meine Eltern, meine Schwester und ich in der oberen Etage.

Zu meinem Opa hatte ich kein besonders herzliches Verältnis, er war ein eher distanzierter und strenger, kühler Mann. Schon seit ich ihn kannte krank, bereits mit 56 zwei Herzinfarkte und schwere Lungenprobleme aufgrund seiner schweren Arbeit, so dass er Frührentner wurde, viel spazierenging, im Garten werkelte oder mich mit zu Wanderungen nahm.

In der Nacht in der er starb deutete nichts darauf hin, ich hörte ihn wie so oft noch husten bevor ich einschlief. Dann weckte mich Lärm im Haus. Ich wusste genau was ich geträumt hatte. Und zwar wie ich mit meinem Opa versteken spielte und er plötzlich ganz klein wurde, ein Zwerg - und sich unter dem Auto verstecken konnte. Er ist einfach geschrumpft! Ich wusste, dass er jetzt irgendwie woanders ist, eine andere Welt betreten hat. Die Zwergenwelt. Und war irgendwie irritiert, ich wusste schon, dass es sowas nicht gab. In dem Moment öffnete meine Mutter die Zimmertür. Sie kam nur weinend auf mich zu und nahm mich in den Arm. Es war so merkwürdig, dass sie nichts zu sagen brauchte. Dass ich es einfach wusste, dass mein Opa gestorben war. So seltsam, dass wir noch oft über diese Geschichte sprechen bei uns zu hause, weil ich zwischendurch immer mal dachte, dass sich da mein Gedächtnis vielleicht irrte. Aber nein, sie hatte wirklich nicht gesagt, was war und sie wusste auch, dass ich es verstanden habe.

Ich weiss nicht, ob es die "richtige" Art gibt eine Todesnachricht zu überbringen und wie du es schilderst, war es sicherlich ein Schock - ich kann allerdings auch die Tante verstehen, dass das etwas so wichtiges ist dass es die Mutter sagen wollte. Und vor den Kindern die Trauer zu verbergen - ich weiss nicht ob ich das könnte - oder wollte. Ich bin allerdings noch nicht in der Situation gewesen einem Kind den Tod eines geliebten Menschen mitteilen zu müssen.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Ich finde deine Familie hätte es dir schonender beibringen können, aber sie standen wohl selbst unter Schock.

Meine ersten Erfahrungen machte ich als meine Haustiere starben. Am nächsten ging mir der Tod meines Meerschweinchens da ich zu ihm eine besondere Bindung hatte. Ich war damals 11 Jahre alt. Es war erst 2 Jahre alt und wurde ganz plötzlich krank. Wir fuhren zum Tierarzt und der machte uns nicht viel Hoffnung. Meine Mutter musste damals noch Zeug für das Meerschweinchen besorgen. In dieser Zeit starb mein Meerschweinchen in meinen Armen.

Die erste Erfahrung die ich mit dem Tod eines Menschen machte das war dann der Tod eines Schulkameraden der damals in meiner Klasse war. Wir bekamen es damals von den Lehrern mitgeteilt das er verunglückt war.

Dann kam die erste Erfahrung mit einem geliebten Menschen die mir sehr nahe ging. Etwa Mitte Dezember rief mich meine Mutter an und teilte mir mit das meine Oma ins Krankenhaus kam und das es sehr schlecht aussehen würde. Dieser Anruf kam sehr überraschend da ich noch am Abend zuvor mit ihr telefoniert hatte. Ich erfuhr dann das meine Oma in der Nacht ins Krankenhaus eingeliefert werden musste da sie Gehirnblutungen hatte. Sie konnten sie aber wegen Herzproblemen nicht operieren und setzten sie daher ins künstliche Koma. Ihr Herz schlug aber weiterhin sehr schwach und um sie untersuchen zu können mussten sie sie wieder aus dem Koma erwachen lassen. Aber sie erwachte nicht mehr sondern bekam noch eine weitere Gehirnblutung und ihr Herz hörte ganz auf zu schlagen. Ich bekam dann am 22. Dezember von meiner Mutter die Nachricht das meine Oma verstorben war.

Meine Tochter ist erst drei aber ich habe sie von Anfang an dran teil haben lassen. Als die Uroma ins Krankenhaus kam erzählte ich ihr davon. Ich erklärte ihr auch warum die Uroma da war und wir zündeten Kerzen für sie an. Als meine Oma dann verstorben war erzählte ich ihr das die Uroma nun bei den Engelchen wäre. Und auch nun fragt meine Tochter immer wieder mal nach der Uroma und schaut sich ihre Bilder an.

Es ist schwer mit der Trauer umzugehen und wir hatten kein schönes Weihnachtsfest. Weihnachten wird wohl nun auch nie wieder so sein wie es mal war.

» lassie222 » Beiträge: 219 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe auch sehr früh meine ersten Erfahrungen mit dem Tod von lieben Menschen gemacht. So richtig darüber gesprochen habe ich mit niemanden darüber. Mein Mann kennt zwar die Geschichten aber wenn ich etwas erzähle davon dann erzähle ich es mit Abstand und lasse es dann nicht zu nah an mich ran. Aber wenn ich mal wieder so Momente habe dann weine ich immer noch aber nur wenn ich alleine bin.

Ich war 4 Jahre alt als ich meinen Bruder der noch ein Säugling war fand. Ich bin in sein Zimmer gegangen und er lag da und er war Tod. Ich werde diese schrecklichen Bilder niemals vergessen. Er war ganz fleckig im Gesicht. Meine Mutter kam auch herrein und war geschockt und hat geschrien. Ich bi dann damals zu meiner Oma abgeschoben worden da meine Mutter damit nicht klar gekommen ist.

Dann als ich so 13 Jahre alt war und ich in der Schule saß sollte ich zum Lehrer in den Vertrauensraum. Meine beste Freundin damals sollte mitgehen. Das ganze war schon komisch und ich wusste schon das etwas passiert sein muss. Der Lehrer sagte mir dann das mein Vater einen Autounfall gehabt habe. Er hat mir zwar nicht gesagt das er tot ist aber ich wusste es schon. Auf dem Schulhof haben die Schüler vorher schon von einem Unfall gesprochen wo keiner überlebt hat. Nur wusste zu diesem Zeitpunkt keiner das es mein Vater war. Ich bin rausgestürmt und irgendeine andere Lehrerein hatte mich aufgefangen. Ich bin den ganzen Tag wie versteinert dagesessen und ich wolte auch nicht nach Hause. Meine Mutter hatte sich Sorgen um mich gemacht da mein Lehrer mich nur nach Hause schicken sollte. Das war schon eine sehr schlimme Zeit für mich, die mich auch heute noch prägt.

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» lissy02 » Beiträge: 621 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo!

Es fällt nicht jedem leicht, in so einer Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und zu versuchen, so etwas seinen Kindern schonend beizubringen. Sie haben es bestimmt nicht mit voller Absicht gemacht, sondern waren vor lauter Schock und Trauer bestimmt selbst am Boden zerstört.

Ich wurde in den letzten 2 Jahren sehr häufig mit dem Tod konfrontiert, da drei Verwandte von uns verstorben sind, aber das schlimmste war vor etwa einem halben Jahr, also sich ein guter Freund von mir das Leben nahm. So etwas hatte ich noch nie erlebt, denn bisher war es nur so, dass ich den Tod von älteren Menschen wie meinem Opa oder meinem Großonkel mitbekomme habe. Doch mein Kumpel war erst 18 und warf sich vor den Zug. Das ist etwas ganz anderes, als wie wenn ein älterer Mensch aus der Verwandtschaft stirbt, was natürlich auch schlimm ist.

Doch das war schlimmer als alles andere, vorallem weil meine Freunde und ich uns immer fragten: Warum? Warum hat er das getan? Kein Abschiedsbrief, gar nichts! Mittlerweile haben wir aufgehört uns das zu fragen, denn wir bekommen ja doch keine Antwort, egal wie lange wir noch überlegen und spekulieren. Das war eine sehr schlimme Erfahrung in meinem Leben!

» Christin13 » Beiträge: 115 » Talkpoints: 0,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

Die erste Begegnung mit dem Tod hatte ich nicht mit einem Menschen, sondern mit dem Haustier - dem Hamster - meiner Obermieterin. Das klingt sicherlich alles schrecklich, aber ich war damals 5 oder 6 und wahnsinnig neugierig, was das Thema Tod betraf. Ich habe immer gerne Dokumentationen darüber gesehen, Bilder angesehen und ab der 1. Klasse dann auch kleiner Berichte dazu gelesen. Ich weiß noch, dass einmal auf Ki.Ka. ein Kurzfilm am Karfreitag kam. Der hieß "Anja und der Totengräber". Und ich habe am Bildschirm gehangen, wie andere Kinder bei Walt Disneys 101 Dalmatiner.

Jedenfalls erzählte mir die Obermieterin einmal, dass vor ein paar Wochen ihr Hamster gestorben war und sie ihn unter dem Podest an den alten Gleisen vergraben hatte. Ein paar Tage später holte ich Schaufel und Handschuhe und machte mich zu den Ausgrabungsarbeiten bereit. Der Ort, wo das Tier in einer Schachtel begraben lag, war nicht sichtbar für Leute, die nicht unmittelbar den ganzen Tag ihren toten Hamster bewachten.

Voller Spannung und Erwartung, wie denn nun ein verwester Körper aussieht, grub ich. Als ich die kleine, weiße Schachtel nun aber in der Hand hielt, stieg mir ein sehr unangenehmer Geruch in die Nase und ich dachte: "So riecht also der Tod." Letztendlich siegten aber doch Moral oder Furcht und ich vergrub die Kiste ungeöffnet.

Der erste Mensch, den ich aus meinem engeren Bezugskreis verlor, war 2007 meine Oma. Da war ich 9. Klasse und alles war unbegreiflich. Ich habe so gut wie nicht geweint, vielleicht 1, 2 Tränen flossen, aber es fühlte sich eigentlich nur merkwürdig an, obwohl meine Oma sozusagen der Mittelpunkt meines Lebens war. Bei der Beisetzung wollte ich nicht dabei sein und ich wollte sie auch nicht noch einmal sehen, nachdem sie in ihrem Bett friedlich eingeschlafen war. Ich konnte nicht. Ich konnte trotz meiner ungebrochenen Faszination für solche Dinge, dem Tod wieder nicht ins Auge blicken.

Heute ist das leichter geworden, denn ich bin auf dem Weg Altenpflegerin zu werden und habe viele weitere Erfahrungen in diese Richtung gemacht. Es macht mir nichts mehr aus - oder zumindest ist der Tod für mich verständlicher geworden.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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