Welche Digitalkamera ist für mich die Richtige?

vom 24.03.2009, 18:06 Uhr

Um der immer weiter anwachsenden Flut von unspezifischen Anfragen zur Kaufberatung bei Digitalkameras etwas entgegenzusetzen möchte ich hier einen Thread starten, bei dem der potentielle Kunde sich vorab etwas informieren kann. Nur einem informierten Interessenten kann man weiterhelfen das zu finden, das er sucht. Wer nicht weiss was er eigentlich will, dem ist nicht zu helfen, und dessen Anfragen sind auch für die Katze und müllen das Board zu. Demnach folgend ein paar Punkte die geeignet sind um sich ein genaueres Bild von den eigenen Bedürfnissen zu machen.

1. Welcher Art soll die Kamera sein. OK, digital. Aber da unterscheidet man in drei Arten.

Zunächst gibt es einmal die Kompaktkamera. Klein, leicht, weit verbreitet und auch günstig erhältlich. Die fest eingebaute Optik ist allermeistens ein Zoom, also ein Objektiv mit verstellbarer Brennweite. Der eingebaute Chip ist sehr klein. Daher drängen sich die einzelnen Pixel ab einer gewissen Anzahl in einer ungesunden Dichte, das führt zu Bildrauschen. Also bei digitalen Kameras sollte man darauf achten, dass der Chip nicht mehr als 8 Megapixel hat. Mehr ist nicht besser, sondern führt zu einem schlechteren Bild. Viele Leute wissen das nicht und wollen immer mehr Megapixel, der Markt liefert das, obwohl die Qualität dabei abnimmt. Zum Objektiv, die sind meistens ganz in Ordnung. Ich würde darauf achten, dass die Anfangsöffnung 28mm beträgt, das ist ein vernünftiges Weitwinkel. Wichtig wenn man Landschaften aufnehmen möchte. Diese Anfangsöffnung ist aber eher selten. Meistens beginnen die Optiken bei ca. 35mm. Das ist einfacher zu bauen und am oberen Ende liegt dann etwas mehr drin. Wer lieber im Telebereich fotografiert kann meinen Rat bezüglich der Anfangsöffnung vergessen.

Dann gibt es die Spiegelreflexkameras. Grösster Vorteil der Kameras, dahinter steht ein System. Das heisst die Optiken lassen sich auswechseln, gegen Optiken desselben Herstellers mit anderen Brennweiten, und somit an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Zudem gibt es weiteres Zubehör wie Blitzgeräte und Filter. Die Qualität ist hier sicherlich am Besten. Der Chip ist im Verhältnis zu den Kompaktkameras geradezu riesig, daher ist das Rauschen im Bild viel geringer und meist erst bei hoher Empfindlichkeit ein Thema. Nachteil ist natürlich der Preis und das Gewicht. Beides steht (meist) in keinem Vergleich zu einer Kompakten.

Als dritte Variante gibt es noch die sogenannten Bridgekameras. Die stehen irgendwo zwischen den beiden vorgenannten Typen. Einige sagen die Bridgekameras bieten das Beste aus beiden Welten, in meinen Augen bringen sie die Nachteile der Kompakten (kleinerer Chip, eingebautes Objektiv) mit den Nachteilen der Spiegelreflex (Grösse, Gewicht) sehr unvorteilhaft zur Geltung. Mein Tip, vergesst die Bridgekameras.

2. Meine Einsatzgebiete

Es ist immer wichtig zu wissen wozu man eine Kamera brauchen will. Was soll das Motiv sein? Das hat einen grossen Einfluss!

Will ich spielende Kinder fotografieren? Dann ist es wichtig eine Kamera ohne Auslösungsverzögerung zu kaufen. Nix ist ärgerlicher, als eine Auslösung der Kamera eine Sekunde nachdem ich auf den Auslöser gedrückt habe, dann ist der Kleine Balg schon lange aus dem Bild gerannt. Ein grosses Problem bei vielen Kompaktkameras.

Oder möchte ich hauptsächlich Landschaften auf Wanderungen fotografieren? Vielleicht noch eine Nahaufnahme mit der schönen Silberdistel am Wegesrand? Dann brauche ich darauf zu achten, dass mein Objektiv einen guten Weitwinkel hat (mindestens 28mm!) und eine vernünftige Makrofunktion.

Vielleicht interessiert mich aber die Tierwelt? Zoobesuche und Vögel im Garten? Dann brauche ich ein Objektiv mit einer langen Brennweite, am Besten auch noch lichtstark. Auch noch bei guter Qualität? Dann kommt man um eine Spiegelreflex kaum drumrum.

3. Der Preis

Extrem wichtig. Es gibt wirklich tausende von verschiedenen Digitalkameras. Bei den Kompakten wird die Auswahl unüberschaubar. Da kann es helfen wenn man einen Preisrahmen hat. Was nützt es mir wenn ich für jemanden recherchiere und mir die Finger wundschreibe, nur um dann zu hören, dass die vorgeschlagene Kamera zwar alle Kriterien erfüllt, aber leider viel zu teuer ist. Dann hätte man sich doch viel Arbeit sparen können. Also bitte immer einen Preisrahmen angeben.

Noch ein paar Allgemeine Tips. Viele Leute haben ja recht wenig Ahnung vom Fotografieren. Das ist ja nicht weiter schlimm. Aber beim Kauf sollte man sich ein paar Dinge klar machen. Zum Beispiel den Megapixelwahnsinn. Wie bereits erwähnt, Kompaktkameras mit mehr als 8 Megapixeln sind Schwachsinn, da die höhere Auflösung (die in den allermeisten Fällen nicht gebraucht wird, wer macht schon Fotos in Plakatgrösse) zu Lasten des Bildrauschens geht, und das sieht man auch auf kleinen Fotos.

Hilfreich ist zudem ein Bildstabilisator. Aber vorsicht. Es muss ein optischer oder mechanischer sein. Es gibt da noch ein paar ganz schlaue Fabrikanten, die sparen sich diese (nicht ganz billigen) Stabilisatoren und verkaufen eine hohe Empfindlichkeit als Bildstabilisator. Das ist Schwachsinn, da man einerseits die Empfindlichkeit selbst höherstellen kann wenn es einmal dunkler wird, und andererseits wird dadurch das Bildrauschen ebenfalls verstärkt.

Zu der Optik, bei den Kompaktkameras wird immer mit extremen Zoomangaben geprahlt. Wirklich beachten muss man dabei immer nur die Angaben zum optischen Zoom. Das sogenannte digitale Zoom kann man einfach vergessen. Das ist nur eine Ausschnittvergrösserung. Die kann man selbst daheim exakter auf dem Computer machen. Zudem geht eine solche Ausschnittvergrösserung immer auf Kosten der Bildqualität.

Alles nochmals in Kürze. Wenn jemand eine Kamera sucht, dann muss er angeben ob er eine Kompaktkamera oder eine Spiegelreflex möchte. Zudem muss man wissen was man fotografieren möchte und es muss ein Preisrahmen angegeben werden. Dann kann man weiterhelfen.

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Sehr nützlich sind für solche Geschichten auch Plattformen wie Geizhals beispielsweise. Dort kann man die Suche extra so einstellen, dass bestimmte Kriterien erfüllt werden, die die eigene Kamera haben sollte. So muss man nicht zig Kameras durchsuchen und die technischen Daten vergleichen, sondern bekommt schon eine Art Vorauswahl mit einem Preisvergleich wo man diese Kamera zu welchem Preis kaufen könnte.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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