Mindestlohn für alle

vom 06.09.2007, 21:40 Uhr

Mindestlohn für alle?

Ja, mindestens 8 Euro
3
38%
Ja, mindestens 10 Euro
3
38%
Nein
1
13%
weiß nicht
1
13%
 
Abstimmungen insgesamt : 8

Ich habe gerade in der RD eine Reportage gesehen. Ein Betrieb, der Fische verarbeitet ist von Hamburg nach MeckPom umgezogen. Er bekommt Subventionen, weil er in ein schwaches Gebiet geht, in Hamburg werden die Leute arbeitslos und im neuen Werk zahlt er Hungerlöhne, dass manche Mitarbeiter trotz Vollzeitjob HartzIV bekommen. Gegen solche Missstände würde ein einheitlicher Mindestlohn reichen. In dem Beispiel hat man 5,41 brutto Stundenlohn bezahlt, dafür kann man sich am Monatsende wirklich nichts kaufen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hab grad nebenher panorama auf ARD gesehen - dort wurde sogar angepangert, dass die Bundesregierung damit wirbt, dass es vielen Menschen in Ostdeutschland schlechter geht und sie gezwungen seien, fast jeden Job zu schlechten Konditionen anzunehmen.

Besonders schlimm daran ist, dass viele gesetzeswidrige Arbeitsverträge haben - z. B. ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder Urlaubsanspruch. Viele Unternehmer haben sich damit gerechtfertigt, eben betriebswirtschaftlich zu handeln, auch wenn das gegen das Gesetzt verstoßen würde. Eine Riesensauerei wie ich finde - in dem Beitrag wurde auch angesprochen, dass solche Bedingungen vor 10 Jahren undenkbar gewesen wären.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ja, ich kenn einige Ossis, eigentlich sind es alle die überhaupt eine Arbeit haben, die viel mehr leisten müssen, als im Arbeitsvertrag steht. Eine Bekannte zb. hat Zucker oder so etwas, jedenfall muß sie auf regelmäßiges Essen und vorallem viel Trinken achten.Arbeitet in einer Bäckereikette in einem Einkaufszentrum. Dort gibt es keine Toilette im Laden, sondern sie muß dafür den Laden schließen und zur nächsten Etage laufen. Vor lauter Angst das sie auf Toilette muß isst und trinkt sie den ganzen Tag nichts. Weil sie ja von Früh bis Abends alleine im Laden ist. Wenn eine Kollegin die sie eigentlich ablösen soll gerade mal wieder krank ist (kommt da oft vor) muß sie dafür die Schicht übernehmen und steht so mal eben 14 Stunden allein da. Für einen Hungerlohn von ungefähr 750 Euro, hat Überstunden ohne Ende, aber bekommt kein Frei.

Das find ich echt schon sehr traurig. Chef sagt: "Wenn`s Ihnen nicht passt... Da ist die Tür". Da sie schon über 40 ist, weiß sie schon dass sie keine andere Arbeit bekommen würde, wenn sie kündigt und ist auf das Geld angewiesen.

» Stumpy » Beiträge: 837 » Talkpoints: 6,38 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin auch nicht von vielen Ideen der Gewerkschaften begeistert, aber wenn man sowas liest, wie das Beispiel oben drüber, dann finde ich doch, dass es viel mehr Kontrollen geben muss, damit wenigstens die gesetzlichen Mindestwerte eingehalten werden.

In vielen Bereichen kann ich verstehen, wenn aus einer 35-Stunden-Woche wieder eine 38-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich gemacht werden muss, weil produzieren in Deutschland wirklich relativ gesehen teuer ist. Aber diese Art der Ausbeutung hat damit nix zu tun. Das ist schon fast MENSCHENVERACHTEND!!!

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



betty hat geschrieben:weil produzieren in Deutschland wirklich relativ gesehen teuer ist

Nein ist es nicht, ist so eine neoliberalistische Lüge von Konzernen und für CDU Wähler. Die Lohnstückkosten, also die Gesamtkosten auf den produzierten Artikel umgelegt, sind in Deutschland kaum höher als in China oder teilweise sogar niedriger. Und mit der Standortverlagerung haben die auch zu kämpfen - bestes Beipiel Daimler: In Sindelfingen drohen sie, bei Streiks und Lohnanstieg die Produktion nach China zu verlegen, in China drohen sie, bei Lohnforderungen und Streiks die Produktion nach Sindelfingen zu verlegen :wink:, einfach gesagt.

Von welchen Ideen der Gewerkschaften kann man denn nicht begeistert sein? Flächentarifvertrag? Tarifvertrag? Bessere Arbeitsbedingungen? Also ich bin ein Unternehmerkind und werde auch niemals zu den Arbeitnehmern gehören, jedoch muss ich feststellen, dass die Gewerkschaften die einzig ernstzunehmende Arbeitnehmervertretung sind - je schwächer sie werden, desto mehr "Handlungsspielraum" haben die Konzerne und Unternehmer, am Ende gibt es bei uns amerikanische Verhältnisse, wo die Gewerkschaft nur virtuell existiert und die Arbeitnehmer ziemlich rechtlos umhergeschubst werden, wo die deutschen Gewerkschaften diese schützen.

Beispielsweise der 750 Euro Fall: Rein in die Gewerkschaft, Fall schildern, Gewerkschaft bezahlt Gerichtsprozesse um bessere Arbeitsbedingungen einzuklagen, das zuwenig bezahlte Geld einzuklagen oder, wenn der Arbeitgeber dann mobbt, diesen wieder zu verklagen und Tipps zum Verhalten zu geben (Mobbingtagebuch usw.), und wenn man gehen muss, eben ein ordentliches Arbeitszeugnis einzuklagen, wenn der Arbeitgeber einen noch einen reindrücken will. Also Möglichkeiten, die man alleine nie hätte + gute Anwälte, die man sich nie leisten könnte - und das für einen popeligen Mindestbetrag im Monat. Und wenn jeder in der Gewerkschaft wäre, würde dieses Gejammer auch mal aufhören mit "Buhu, mir gehts so schlecht auf Arbeit, ich hab da soviele Probleme.".

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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