Kein Mitleid mit den Opfern
Hallo zusammen!
Beim letzten Krimi, den ich gelesen habe, bin ich mir mal wieder einer Tatsache bewusst geworden, die mir beim lesen solcher Bücher schon öfter aufgefallen ist: Manchmal habe ich einfach kein Mitleid mit den Opfern, hin und wieder gönne ich ihnen ihr Schicksal sogar. Mich würde mal brennend interessieren ob es anderen ähnlich geht. Ich habe hier mal zwei Beispiele angeführt, bei denen es mir so ging.
In besagtem letzten Buch werden Wirtschaftsmagnaten von einer Terrorgruppe als Geiseln genommen und einige hingerichtet. Natürlich eine schreckliche Sache, aber wenn erklärt wird, was diese Menschen getan haben, um an ihren Reichtum zu kommen, schwindet mein Mitleid erheblich. Einer der Geiseln wird damit gedroht, seine Frau zu erschiessen, wenn er nicht die Daten für sein geheimes Bankkonto rausrückt und das darauf befindliche Geld an die Gangster zahlt. Er nimmt diese Tatsache in Kauf und streitet ab ein solches Konto zu haben, als seine Frau in Todesangst die Informationen preis gibt, nimmt er ihr das gar übel. Als er seine Strafe bekam (keine Ermordung, sondern eine massive Demütigung live im Internet) war ich doch recht schadenfroh.
In einem Van Veeteren Krimi, den ich kürzlich gelesen habe, jagt dieser eine Serienmörderin, die Männer in den mittleren Jahren umbringt. Im Laufe der Ermittlungen kommt heraus, dass die junge Frau das Ergebnis einer Gruppenvergewaltigung ist, die eben diese Männer an ihrer Mutter, damals noch ein Teenager, begangen haben. Zum einen fiebert man ja immer der Lösung des Falls entgegen, aber auf der anderen Seite hoffte ich im Stillen, dass der Kommisar zu spät kommen möge und das letzte Opfer auch noch bekommt, was es verdient.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen, denn es passiert mir, auch bei Filmen, öfter, dass ich ein Stück weit denke, dass die "Täter" mit ihrer Rache im Recht sind, oder ihr Verhalten zumindest nachvollziehbar ist, und dass die "Opfer" endlich ihre gerechte Strafe bekommen, der sie bis dahin erfolgreich entgangen sind. Das varriert natürlich mit der Schwere der vorrangegangenen Tat und mit der Art der Rache. Ein Finanzhai, der bei lebendigem Leibe angezündet wurde, war mir dann doch zu viel. Aber ihn vor Gericht zu stellen und aller Welt seine Sünden zu präsentieren fand ich gerecht.
Das sind natürlich alles fiktive Schicksale, ich weiß nicht ob ich das bei realen Personen ebenso empfinden würde. Wahrscheinlich nicht, denn der Wirklichkeitsfaktor hat doch erhebliches Gewicht bei solchen Empfindungen. Aber bei Roman- oder Fimfiguren schiessen mir häufig solche Gedanken durch den Kopf.
Ist euch das auch schon so gegangen, dass ihr den Opfern ihr Schicksal gegönnt habt, zumindest ein Stück weit? Oder seid ihr immer auf der Seite der Ermittler und hofft, dass der Verfolgte, egal wie abartig seine Tat war, davon kommt und gerettet wird? Oder meint ihr, die ausgestandene Angst, wenn der Person bewusst wird, dass und warum sie in Lebensgefahr schwebt, sei vielleicht Strafe genug?
Hallöchen,
Sicherlich kommt es darauf an, was die Opfer ausmacht. Mit einem Mörder oder Kinderschänder hat mal wohl weniger Mitleid, als mit einem unbescholtenem Bürger. Dennoch vertrete ich die Meinung, dass es kein Mensch verdient hat, auf grausame Weise aus dem Leben gerissen zu werden. Und hinrichten infolge einer Geiselnahme ist das nunmal.
Ich denke, wenn man aber solche Romane liest, wo einem vorher schon bewusst wird, dass X den Y umbringen will, weil dieser irgendwas verwerfliches getan hat, das man automatisch mit der Hauptfigur mitfiebert und man unter Umständen auch Sympathie für den empfinden.
Ich selbst habe festgestellt, dass es in seltenen Fällen in Büchern sogar besser wäre, wenn man auf der Seite des Bösen wäre - da muss man nicht so in Angst leben, was als nächstes passiert, weil man es ja selbst in der Hand hätte aber ob das eine Lösung ist, ist natürlich fraglich.
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