Strengere Gesetze im Hinblick auf Amokläufe?
Das Problem hierbei ist nicht die Umsetzung solcher Ausraster, sondern die Ursachen. Der Täter war depressiv und deswegen in Behandlung, die offenbar nicht angeschlagen hat, oder jedenfalls nicht ausreichend. Außerdem fühlte er sich scheinbar von niemandem richtig ernst genommen, von den meisten seiner Mitmenschen verarscht und ausgelacht. Inwiefern diese Sicht der Dinge der Realität entspricht, ist unklar, denn psychisch Kranke haben oft eine verzerrte Weltsicht, ein bischen was wird aber sicher dran gewesen sein. Ungewöhnlich ist so etwas leider nicht.
Waffengesetze, Sicherheitsbestimmungen an Schulen und Regelungen für Computerspiele und Filme zu verschärfen wird nichts nützen wie hier schon mehrfach gesagt wurde. Worauf man vielleicht stattdessen mal sein Augenmerk richten sollte, ist das, was heutzutage an den Schulen abgeht. Mobbing gehört zum Alltagsgeschehen an den meisten Schulen, wird allgemein toleriert und akzeptiert, oder zumindest hingenommen. Außenseiter werden von ihren Mitschülern gedemütigt, verleumdet oder körperlich misshandelt. Der ganze "Spaß" wird mit Handykameras gefilmt, herumgeschickt oder auf Youtube veröffentlicht. Nichtbeteiligte Mitschüler oder Lehrer sehen weg oder unterstüzen die Täter(Ja, auch Lehrer, ich habe einen solchen Fall selber erlebt!); die Opfer solcher Aktionen stehen meist alleine, werden nicht ernst genommen oder noch zusätzlich verspottet, weil sie außerstande sind sich zu wehren.
Die Situation in vielen Familen ist ähnlich kathastrophal: Kinder und Jugendliche werden vernachlässigt und ignoriert, auch von ihren Eltern gedemütigt und misshandelt, um das Thema nur mal kurz anzureissen.
Wie es in diesem konkreten Fall aussieht, weiß bislang noch keiner so genau, aber in derartiger Alltag treibt einen sicherlich eher zu solchen Taten, als es jeder Horrorfilm und jedes Ego-Shooter-Spiel je könnte. Bevor man also alle Schuld auf Medien und Sicherheitsbestimmungen schiebt, sollte man eher an den Ursachen für solche Vorfälle etwas zu ändern versuchen. Aber natürlich ist es viel einfacher, zu sagen, dass die Computerspiele und die böse Musik schuld an allem waren. Denn diese Dinge lassen sich ja auch relativ leicht verbieten, die sadistische Volks-Mentalität, die oft schon Grundschukinder an den Tag legen, zu verändern ist bedeutend schwieriger, darum behaupten wir einfach, dass es daran niemals liegen kann.
Mobbing in Schulen und Probleme zu Hause sind sicherlich nicht die einzigen Faktoren, die solche Vorfälle auslösen, spielen aber eine deutlich wichtigere Rolle, als ihnen bislang zugestanden wird. Wer sich von seinen Mitmenschen akzeptiert oder gar geschätzt fühlt, sei es in der Schule/am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, und sich zu Hause geborgen und ernst genommen fühlt, der geht nicht los und erschießt Menschen, egal wie viele Killerspiele er zockt, wie viele Horrofilme er anschaut oder was auch immer. Psychische Erkrankungen stellen natürlich Sonderfälle dar, aber auch Depressionen oder Aggressionsprobleme können durch das Umfeld ausgelöst oder gefördert werden.
Kurz und gut: Ich halte absolut nichts von der Verschärfung irgendwelcher Gesetze, denn damit wird am Problem vorbei reformiert. In meinen Augen sind das alles nur Alibi-Lösungen, weil das eigentliche Problem sehr viel schwerer zu lösen ist.
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