Ärztefehler? Und dann?

vom 12.03.2009, 09:32 Uhr

Angst vorm Zahnarzt? Viele Leser werden auf diese Frage wahrscheinlich antworten: "Ja, die habe ich." Ich persönlich gehöre nicht zu den Leuten, die sich vor Zahnärzten fürchten - obwohl ich schon ziemlich schlechtere Erfahrungen mit den Herren in Weiß gemacht habe.

Es fing vor zwei Jahren mit einem kleinen Schmerz an. Ein Arzt bei mir in der Nähe wollte daraufhin gleich vier Blomben erneuern. Für mich klang das nach Aktionismus. Ich habe daher meine alte Praxis in meiner alten Heimat (365 km entfernt von meinem Wohnort) aufgesucht. Der Arzt dort empfahl mir eine Wurzelfüllung und riet mir dringend, die etwas aufwändiger zu machen. Von der Krankenkasse wird nur eine bestimmte Bohrung übernommen. Er sagte, notwendig und sinnvoll sei es, die Bohrung breiter und tiefer zu machen und zusätzlich die Wurzelkanäle mit einem Laser zu desinfizieren.

Leider unterbrach er die Behandlung ständig. Das lag nicht an Einwirkzeiten von Betäubung oder anderen Medikamenten. Das lag vielmehr daran, dass er mehrere Patienten gleichzeitig behandelte. So war mein Zahn dann auch rund eine Stunde lang offen. Ich frage mich, was eine teure Laser-Desinfektion hilft, wenn man den Zahn derart Bakterien aussetzt, die zwangsläufig eindringen, wenn die Wurzelkanäle derart lange frei liegen - ohne das daran gearbeitet wird.

Die Schmerzen waren in der Folgezeit größer. Als ich Ostern 2007 wieder vor Ort war, konnte der Zahnarzt sich keine Zeit nehmen. Erst zwei Monate später erfolgte die nächste Behandlung, der Arzt sah anhand von Röntgenbildern, dass er den Wurzelkanal verlassen hatte. Er wollte daher die Wurzel bei einer Kiefer-OP kappen.

Das geschah dann auch, mein Zahnfleisch wurde aufgeschnitten, der Kiefer aufgebohrt, die Wurzelspitze wurde abgetrennt. Was mir mein "guter Arzt" (entgegen seiner eigentlichen Pflichten) nicht verriet: Er füllte dann Rinder-Ersatz-Material in den Knochen. Eigentlich müsste er darüber aufklären. Leider hat auch die OP die Schmerzen nicht beseitigt. Im Gegenteil.

Ein anderer Arzt wollte mir daraufhin aufwändig (Kostenunkt 1000-2500 Euro) Zahnersatz verpassen, mein jetziger Arzt sagt, man könne nichts machen. Trotzdem bleibt ein konstantes Brennen im Mundraum. Weder Krankenkassen noch Verbraucherschützer können und wollen wirklich helfen. Ich finde es schlimm, wie Patienten alleine gelassen werden und Ärzte mit derartigen Fehlern dann davon kommen.

» Siebente » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,13 »



Hallöchen,

solche "tollen" Erlebnisse habe ich leider auch zur Genüge erlebt und ich habe daraus ein Resultat gezogen : Man muss sich letzendlich immer selbst drum kümmern und sich mehrere Meinungen einholen, bzw. sich Informationen einholen, denn letzendlich bekommt man nur die Hälfte erzählt.

Ich fahre für einen Zahnarztbesuch auch 130 km, denn ich habe hier in meinem jetzigen Wohnort keinen ordentlichen Zahnarzt gefunden, der für mich akzeptabel ist, sodass ich lieber die 130 km auf mich nehme und zum Zahnarzt meines Vertrauens (und dem meines Sohnes) fahre als hier zu einem zu gehen. Auch mein Lebensgefährte geht seitdem wir zusammen sind zu meinem Zahnarzt, da er hier nicht wirklich positive Erlebnisse beim Zahnarzt erlebte.

Das einzige was ich hier gefunden habe ist ein super Hausarzt, den ich auch keinesfalls wechseln möchte. Jedoch wars das auch schon. Da ich an einer chronischen Krankheit leide (einer Schlafkrankheit) musste ich "jahrelang" drum kämpfen ernst genommen zu werden. Letzendlich habe ich mir alle Informationen aus dem Internet oder von Ärzten, die sich darauf spezialisiert sind (auch im Ausland) geholt und konnte mich gegen die Ärzte hier wehren. Erst dann bekam ich die Behandlung, die ich auch gebraucht hatte und so konnte ich letzendlich richtig behandelt werden. Aber das war eine lange und harte Zeit.

Gerade bei Zahnärzten bemerke ich immer, das sie einem nicht alles erzählen und so kostenaufwendige Behandlungen vorschieben, die unbedingt gemacht werden müssen. Letzendlich ist es doch so, das diese Behandlung gar nicht gemacht werden "müssen", sondern dies eine Art "Luxus" ist, die nicht notwendig ist. Kaum einer informiert sich und lässt sich auf solche Behandlungen ein und schon ist der Geldbeutel etwas leerer und die des Zahnärztes etwas voller. Ob die Behandlung einem soviel gebracht hat, ist eine andere Sache.

lieben Gruß,
SybeX

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich sehe das genauso: Natürlich sollte man bei den Ärzten seines Vertrauens bleiben - und im Notfall dafür auch größere Distanzen zurück legen. Das habe ich eine Zeit lang gemacht. Wegen meiner Zähne bin ich ja immer noch in meine alte Praxis gegangen, leider war mein bisheriger Arzt dort nicht mehr, so dass ich an denjenigen geraten bin, der mir meinen Zahn dann doch nicht korrekt behandelt hat.

Trotzdem ist das grundsätzliche Problem da: Es ist schwierig, einen Arzt zu finden, dem man wirklich Vertrauen kann und der wirklich an allererster Stelle nur und ausschließlich das Wohl der Patienten hat. Ich habe selber lange gesucht. Der Arzt, der mir 1000 - 2500 Euro für einen Zahnersatz berechnen wollte, war auch eine Empfehlung. Früher war er wohl recht human, hat zum Beispiel auch Studenten für kleines Geld behandelt. Inzwischen will er seine immer schickere Praxis und seine Familie offenbar ordentlich versorgen und hat dafür die Preise drastisch nach oben geschraubt.

Für mich ist ein grundsätzliches Problem, dass unser Gesundheitssystem sehr bürokratisch ist, aber sich nicht auf Qualität ausrichtet. Wenn man auch die aktuelle Diskussion hört (die Ärzte sagen, dass sie nicht genügend Geld pro Patient bekommen), hat man mitunter auch den Eindruck, dass Patienten ohne viel Aufhebens als gesund erklärt werden, damit sie nicht für den (aus Ärztesicht mageren) Festbetrag immer und immer wieder kommen.

Wichtig wäre, wenn es eine echte Qualitätskontrolle gäbe und wenn auch die Krankenkassen besser an der Seite der Patienten kämpfen würden. Es ist billiger, wenn ein Patient in 1-2 Arztbesuchen ordentlich behandelt wird und seine Schmerzen los wird als wenn Patienten 10 mal zum Arzt gehen müssen (weil - wie in meinem Fall - die Schmerzherde nicht beseitigt werden) und die Kosten sich dadurch für Kasse und Patient immer weiter steigern.

» Siebente » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,13 »



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