Religion, nein danke?
Religion ist weder Mode noch Lifestyle. Religion ist vor allem eine Möglichkeit mit Alltagsängsten klarzukommen in dem man sich festen Regeln der jeweiligen Religion unterordnet und dadurch auf Erlösung hofft. Kurz gesagt verspricht eigentlich jede Religion die Erlösung nach dem Tod, solange man sich besagten Regeln bedingungslos unterwirft. Eigenständiges und freies Denken ist damit aber unerwünscht. Ich persönlich halte davon gar nichts...
Ich bin jüdisch und relativ religiös. Ich bin nicht orthodox und nicht fanatisch, aber ich bin mir meiner Religion sehr bewusst und versuche, mich nach den jüdischen Bräuchen zu richten. Wenn man mit mir eine Woche verbrächte, würde man auf jeden Fall merken, dass ich jüdisch bin.
Mein Glauben an Gott variiert. Manchmal ist er stärker, manchmal weniger stark. Im Judentum ist das Verständnis von Gott traditionell sowieso etwas anders als im Christentum. Elie Wiesel sagte einmal, dass wer mit Gott streitet, seine Existenz nicht abstreiten kann. Manchmal bin ich mit Gott unzufrieden und dann muss ich damit irgendwie klarkommen. Mein Verhältnis zu Gott hat aber mit meiner Religiösität an sich nichts zu tun, denn das Judentum ist für mich vor allem als Kultur wichtig.
Ich bin während meiner Schulzeit in den katholischen Religionsunterricht gegangen. Ich hätte nicht gemusst, hätte auch nicht wahlweise Ethik nehmen müssen oder so, aber viele meiner guten Freunde waren im katholischen Religionsunterricht und er machte auch einfach Spaß. Wir haben dort nie so wirklich über die Bibel gesprochen oder so, wir haben vor allen Dingen andere Religionen erforscht und allgemeine Themen wie Sex, Drogen und Beziehung zu den Eltern behandelt. Natürlich schwang da irgendwo die kirchliche Meinung mit, aber vor allem haben wir immer sehr viel diskutiert und unsere Ansichten ausgetauscht.
Was verstehst du unter Religion? Wenn du damit meinst, ob ich "kirchlich" religiös bin, dann muss ich das eindeutig verneinen. Wenn Religion heißt, an etwas Höheres zu glauben, dann bin ich sehr wohl religiös.
Ich kann schon nachvollziehen, warum mehr den Ethik- als den Religionsunterricht besuchenund befürworte es auch, dass Menschen einen offeneren und toleranteren Umgang mit Glauben und Religion bevorzugen.
Erst wenn sich die unterschiedlichen Religionen öffne würden und den andersartigen Glauben auch endlich beginnen zu respektieren, würde das Interesse an Religion oder dem Religionsunterrich vermutlich auch wieder zu wachsen beginnen. Nachdem die Tendenz aber derzeit in die andere Richtung geht, wird sich momentane Trend fortsetzen. Ich denke, dass Negieren der Religion bzw. Kirche ist einerseits ein Ausdruck für mehr Toleranz und Offenheit und andererseits Resignation und Enttäuschung, weil man in der Religion keinen Lösungsweg gefunden hat.
Ich bin eigentlich nicht religiös, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Nie gewesen. Meine Eltern haben mir in meiner Kindheit sogar freigestellt, ob ich zur Konfirmation gehen möchte. Ich bin nicht gegangen, weil ich zum Einen keine Lust auf den Unterricht hatte, und zum Andern just zur Zeit des Konfirmandenunterrichts die örtliche Bücherei geöffnet hatte. Das war mir wichtiger. Zudem war mir die Heuchelei zuwider, Geschenke für etwas zu bekommen, an das ich in dem Fall gar nicht glaube und auch nicht möchte.
Die Konfirmation habe ich mit 27 nachgemacht, aber nicht, weil ich plötzlich fromm geworden wäre, nein, aus dem schlichten Grund, daß ich gerne Patentante werden können möchte. Der Wunsch hat sich in den bisher vergangenen 5 Jahren zwar noch nicht erfüllt, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
In meiner Schulzeit konnten wir ab der 9. Klasse wählen (spätere Jahrgänge meines Wissens auch schon früher, zuvor hatten die "Religionsverweiger", zu denen ich auch zählte, eine Freistunde), ob wir dem Religionsunterricht beiwohnen oder lieber Ethik besuchen wollen. Ich habe bis zum Abitur Ethik besucht und fand es um Klassen interessanter als den landläufigen Religionsunterricht, der spätestens im Zweijahresturnus denselben Lehrplan wiederkäute.
Meine Kinder sind getauft und ich werde auch ihnen, wenn es an der Zeit ist, die Wahl lassen, ob sie konfirmiert werden möchten oder nicht. Es ist nichts, das man nicht später nachholen könnte. Folglich finden sich in unserem Haus auch keine religiösen Symbole, ich halte mich aber zurück, wenn meine Tochter vom Religionsunterricht in der Schule erzählt. Sie war in einem ev. Kindergarten, auch da ist Religion ja Thema. Sie darf sich gern dafür interessieren, ich bestärke weder noch rede ich dagegen.
Ich bin auch nicht religiös. Ich kann mich mit dem Glauben an Gott nicht identifizieren und möchte es auch gar nicht. Ich zweifle nicht daran, das es vielleicht noch irgendeine andere höhere Macht gibt, aber ob das nun Gott ist sei mal so dahin gestellt. Meine Familie ist auch nicht besonders religiös. Trotzdem hatte ich die Wahl, ob ich zum Konfirmandenunterricht gehen möchte oder nicht. Zwar war ich eine der Einzigen die nicht gegangen ist, aber das war meine freue Entscheidung und nach einigen schiefen Blicken hat es dann auch keinen mehr gekümmert. Somit war es vor wenigen Jahren noch "in" sich konfirmieren zu lassen. Das die Meisten es wegen des Geldes gemacht haben lasse ich auch einfach mal so stehen. Das wollte ich nämlich nicht. Entweder ich glaube an das was ich machen und mache es nicht, weil ich mir das Geld, dass bei so einem Ereignis geschenkt wird, haben möchte. Das finde ich auch sehr schade, dass viele es nur deshalb machen und nicht weil sie an Gott glauben.
In der Schule hatte ich anfangs Religionsunterricht. Allerdings konnten wir uns in der 11. Klasse für Religion oder Philosophie entscheiden und da habe ich mich für Philosophie entscheiden. Einfach um mal etwas anderes kennenzulernen. Im Endeffekt hat es mir in den zwei Jahren in denen ich es hatte sogar mehr oder weniger viel Spaß gemacht. Es wurden (meiner Meinung nach) einfach viel interessantere Fragen behandelt. Was ist Glück? Was ist Liebe? Gibt es einen Gott? Ist das was wir sehen Wirklichkeit oder nicht? Das hat mir einfach viel besser gefallen.
Ich kann von mir jedenfalls behaupten, dass mir durch meinen fehlenden religiösen Glauben nichts fehlt. Das heißt nämlich nicht, dass ich nicht an etwas anderes glauben kann. Vielleicht haben viele Menschen einfach den Glauben an Gott verloren. Durch familiäre Schicksalsschläge, steigende Arbeitslosigkeit und andere soziale Probleme.
Hammerhart hat geschrieben:Es scheint mir, dass Religion und alles, was damit zu tun hat, in letzter Zeit ziemlich aus der Mode geraten ist, und fast schon verpöhnt ist. Deswegen meine Frage an euch: seid ihr religiös? Wenn ja, wie stark äußert sich das? Wenn nicht: warum?
Siehst du das wirklich negativ das Religion keine Mode mehr ist? Ich denke wenn man ein Kreuz um den Hals trägt dann sollte das nicht nur deswegen sein weil es in Mode geraten ist.
Nun Religiös bin ich nicht und das aus vielen Gründen. Der wichtigste ist wohl das ich nicht an einen Gott glaube. Warum sollte es da irgendwo ein etwas geben das einfach mal die Welt geschaffen hat. Wie sollte man rein aus dem nichts auf diese Idee kommen? Was hätte Gott für einen Nutzen davon? Es gibt also keinen Rationalen Grund dafür das es einen Gott geben kann.
Gott ist meiner Meinung nach von Menschen konstruiert damit sie einerseits Hoffnung haben können und andererseits in ihrem Leben einen Sinn sehen.
Marx beschrieb die Religion als "Opium fürs Volk" womit er meiner Meinung nach Recht hat.
Nun ich habe aber auch einen Grund weswegen sich jegliche Religiöse Orientierung bei mir Ausschließt. Angenommen es gäbe einen Gott warum lässt er all das Leid dieser Erde zu? Zwei Weltkriege,Holocaust , Massensterben ,aufgrund mangelnder Nahrung sowie diverse andere Kriege.
Warum sollte ich an diese Abartige Gestalt glauben die all das zulässt?
Nun viele Sagen das Leid dieser Erde geschieht weil die Menschen sich so entschieden haben. Für mich ist das unterlassene Hilfeleistung.
Trotz meiner Beweggründe habe ich den Religionsunterricht besucht, weil ich doch verstehen wollte warum ein Großteil unserer Gesellschaft an Christlichen Werten festhält bzw was der Reiz am Glauben ist. Bis heute bin ich zur oben genannten Erkenntnis gekommen.
Von Religionen halte ich leider gar nichts mehr. Dafür habe ich schon zu vieles miterlebt. Im Grunde genommen sind das auch nur profitorientierte Organisationen die sich einen Dreck um Nächstenliebe scheren. Sorry, das ist aber nur meine Meinung und soll keineswegs einen gläubigen Christen oder Muslimen beleidigen.
Vielmehr sehe ich es so, dass man keine Religionen braucht um an Gott oder an einen Schöpfer zu glauben. Denn das tue ich. Aber dazu brauche ich nunmal kein Gotteshaus dem ich was spenden "muss", oder einen Papst der meint ein besserer Christ zu sein, oder der Meinung ist er hätte eine bessere Connection zu Gott als alle anderen. Sorry, aber was ist das denn bitte noch für ein Glaube? Und die ganzen Dinge, die er sonst so von sich gibt, auf die möchte ich erst gar nicht eingehen. An Gott glauben und beten kann ich auch allein.
Ich kann es auch gut nachvollziehen das sich die Jugend nicht für die Kirche interessiert. Ich habe es selber nie getan auch wenn meine Eltern es versucht haben mich so zu erziehen. Ich war schon ewig nicht mehr in der Kirche und hab auch nicht vor wieder hinzugehen da es mir einfach schwer fällt an so einen Unsinn zu glauben.
Ich will jetzt mich nicht weiter zu diesen Thema äußern, weil ich das schon oft genug im echten Leben mache, aber stellt euch mal eine Frage und denkt an die Geschichte der Religionen: Wenn es einen Gott gibt, hätte er dann zugelassen, dass die Religionen ihn so in den Dreck ziehen und es immer noch tun? Als geschichtliche Anregungen nenne ich nur ein paar Stichworte: Kreuzzüge, Fegefeuer, Päpste, Holocaust, Islamisten, usw.
Als typischer Bayer wurde ich übrigens natürlich christlich erzogen.
Hammerhart hat geschrieben:Es scheint mir, dass Religion und alles, was damit zu tun hat, in letzter Zeit ziemlich aus der Mode geraten ist, und fast schon verpöhnt ist. Deswegen meine Frage an euch: seid ihr religiös? Wenn ja, wie stark äußert sich das? Wenn nicht: warum?
Deine Frage kann ich nicht so klar beantworten. Zum einen muss ich sagen, dass ich nicht an Gott glaube. Ich bin katholisch erzogen, aber ich habe den Glauben an Gott verloren. Für mich ist Gott auch keine Figur, die mir Hoffnung gibt. Sicherlich glaube ich daran, dass dort oben irgendetwas oder jemand ist, aber ob es Gott ist, das mag ich so nicht sagen. Also würde mich wahrscheinlich die Mehrheit als nicht religiös bezeichnen.
Mir geht es mit meinem Glauben aber nicht so, weil ich finde, dass Religion uncool ist oder aus der Mode geraten ist. Ich habe den Glauben an Gott verloren, weil ich das Verständnis für viele Vorgänge nicht mehr habe und viele Dinge für mich einfach fehlen, um an Gott glauben zu können. Auch mit dem Hintergrund, dass ich sehr viel über die Kirche gelesen habe und immer noch lese, auch Geschichtliche Hintergründe, machen es mir sehr schwer, an Gott zu glauben.
Bei mir äußert sich das gar nicht. Ich gehe nicht in die Kirche, aber ich rede auch nicht darüber. Wenn andere in die Kirche gehen, respektiere ich das, denn jeder soll seinen Glauben haben. Ich gehe auch zu einer Kommunion in die Kirche, wenn ich eingeladen bin, denn ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen. Aber ich persönlich empfinde nichts dabei, wenn ich in einer Kirche bin. Ich habe irgendwie wohl meinen eigenen Glauben und der besteht zum Großteil aus Hoffnung und dem Glauben, dass dort oben jemand ist, der für mich aber nicht Gott heißt.
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