Einstellungen von Menschen zum Raubkopieren

vom 07.03.2009, 23:55 Uhr

Ich mache Zeichentrickfilme als eine Art Vollzeitjob. Und ich verbringe damit wirklich viel Zeit, ich bezahle meine Zeichner, Autoren und so weiter, ziemlich fair, obwohl ich eigentlich nur eine Ein-Mann-Firma bin und deswegen direkt von meinem Einkommen abhängig.

Ich wäre sehr böse, wenn ich meine Produktionen online sehen würde. Eigentlich habe ich kein Problem mit einem gelegentlichen Runterlader. Diese Menschen kaufen dann doch oft die Originalversionen von Filmen, Büchern und so weiter. Aber die Leute, die nie für etwas zahlen - Filme oder Musik - und die Raubkopien praktisch als politische Aussage verbreiten, oder als eine Art Lebensweise, die nerven mich sehr.

„Information soll frei sein“ ja klar, aber Unterhaltung ist keine Information, ihr Esel! Was denkt ihr?

» Kameo » Beiträge: 22 » Talkpoints: 0,16 »



Ich denke, dass jede Form von Information - ob nun ein filmisches, musikalisches oder literarisches Produkt - frei für jeden Menschen zugänglich sein sollte. Natürlich muss man sehen, dass auch die Autoren/Hersteller dieser Produkte nicht leer ausgehen, denn sonst gibt es irgendwann nur noch wenige und geringwertige Produkte, außerdem finde ich Diebstahl am geistigem Eigentum auch nicht wirklich gut.

Daher würde ich die Einführung einer Kultursteuer unterstützen, die jedem Bürger für 20 Euro monatlich Zugang zu allen Informationen über ein Portal der Regierung bietet. Den meisten Bürgern würde dadurch kein Nachteil entstehen, weil die GEZ-Gebühr wegfallen könnte da diese Grundsicherung der Information durch die Kultursteuer gewährleistet wäre. Dieses Portal könnte die Downloadzahlen der einzelnen Produkte registrieren und den Kulturbetrag dementsprechend an die Autoren der einzelnen Werke verteilen. Hätte auch den Vorteil, dass die Hersteller keinen Kopierschutz mehr auf ihre Produkte bringen müssten (obwohl das ohnehin sinnlos ist, weil der innerhalb von einem Tag von irgendwem umgangen wird). Man könnte das Portal auch teilweise über Werbung finanzieren um so entweder mehr auszuschütten oder die Kultursteuer zu senken.

Diese Lösung halte ich noch immer für die Beste und zusätzlich wird es natürlich immer noch - von Leuten die es sich leisten können (und zu denen ich leider nicht gehöre) - Kunden für Hardcoverbücher, Filme auf DVD oder Musik auf CD geben, da diese einfach etwas völlig Anderes sind.

Was hälst du als Produzent davon? Und btw. was für eine Art Zeichentrickfilme machst du denn?

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Zuallererst sei mal angemerkt, dass es per Definition gar keine Raubkopie geben kann. Unter einem Raub versteht das Gesetzbuch die gewaltsame Wegnahme einer Sache. Ich kann in dem Fall aber weder das eine (gewaltsam) noch das andere (Wegnahme) erkennen. Aber lassen wir das mal und benutzen das Wort zur allgemeinen Verständlichkeit weiter, auch wenn es eigentlich nicht richtig ist.

Tja, die Raubkopien, Sargnagel und Lebenselexier zugleich. Durch die Raubkopien werden zum einen, nach Ansicht der Industrie weniger Einheiten verkauft. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute, die erst durch ihre Kopie auf ein Werk aufmerksam werden und es sich dann im Original kaufen.

Fakt ist, dass sich sehr viele Leute, die sich etwas im Netz herunterladen nie die Absicht hatten, sich das Werk auch zu kaufen. Hier von einem wirtschaftlichen Schaden zu sprechen ist meiner Ansicht nach reine Utopie. Sowohl Filme als auch Musik wurden seit Erfindung der Compact Cassette und der verschiedenen Videosysteme munter und millionenfach kopiert. Sicher ist es heutzutage ein wenig leichter geworden, dennoch ist das Phänomen des Kopierens beileibe nichts Neues in dem Bereich.

Nehmen wir das Ganze aber mal etwas genauer auseinander:

Fallbeispiel:
Ein Computerspiel wir einmal verkauft. Der Käufer setzt es auf eine Tauschbörse wo es sich geschätzt 500 Leute herunterladen. Jeder Zehnte findet das Spiel derart gut, dass er sich im Anschluss dazu entscheidet das Original zu kaufen. Macht in der Summe 51 Verkäufe auf 500 Downloads was sich in etwa mit realen Werten aus Verkaufsstatistiken und Schätzwerten der illegalen Downloads decken sollte.

Nun gibt es mehrere Arten die Sache zu betrachten:
- Es wurden auf 500 Downloads lediglich 51 Einheiten abgesetzt, macht eine finanziellen Schaden von 449 Einheiten x Verkaufspreis.

- Es wurden auf 500 Downloads ganze 51 Einheiten abgesetzt. Das entspricht einem Verhältnis von 10:1. Ohne die Möglichkeit des Downloads wäre die Warscheinlichkeit X% höher, dass sich der Kunde das Originalspiel kauft.

- Es wurden durch 500 Downloads 50 zusätzliche Einheiten verkauft aufgrund der Werbewirkung auf den Kunden. Die Werbung war kostenlos und erbrachte dennoch eine Effektivität von 10%. Diese Effektivität liegt weit über dem Kosten-Nutzen Verhältnis anderer Werbemethoden.

Sicher ist es ärgerlich, wenn jemand etwas in Anspruch nimmt, ohne dafür die entsprechende Leistung zu erbringen. Auf der Gegenseite steht aber auch der (kostenlose) Werbeeffekt der nicht von der Hand zu weisen ist.

Als Beispiel möchte ich hier mal ein Filmprojekt anführen bei dem ich mitgewirkt habe. Der Titel ist "Damnatus - der Feind im Innern". Auf diesen Film hat die Community lange gewartet und als er dann als Torrent verfügbar war, brachen die Downloads all unsere Erwartungen. Wir haben keine genaue Zahlen, aber hätte jeder der den Film runtergeladen hat uns auch nur 5 Euro Gewinn eingebracht, könnte sich nun jeder aus dem Team wohl zumindest ein sehr schönes Auto leisten. Das ist Geld, das uns zwar theoretisch zusteht (weil wir ja die Urheber sind), dennoch hätten wir durch den freien Verkauf niemals solche Gewinne einfahren können. Hätten wir nur 1/10 davon, was runtergeladen wurde auch tatsächlich verkauft, wäre das ein gigantischer finazieller Erfolg gewesen.

Dem ist aber nicht so, und das ist auch gut so. Warum das gut ist, will ich ebenfalls erläutern:
Durch die große Anzahl der Downloads ist unser Filmteam in bestimmten Kreisen sehr bekannt geworden. Diese Bekanntheit kommt uns bei unserer aktuellen Produktion, die diesmal auf eine kommerzielle Verwertung ausgelegt ist zugute. Es gibt viele Leute, die aufgrund der "kostenlosen Probe" nun auch dazu bereit sind, für das nächste Werk ein Entgelt zu entrichten. Diese Bekanntheit hätten wir durch simple Werbemaßnahmen nie erreichen können.

Es gibt also nicht nur schlechte Seiten an der Thematik, sondern eher einen grauen Brei, bei dem es sehr müßig ist herrauszufinden ob er nun eher dunkler oder doch eher heller ist.

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo Kameo,

mir geht es da ganz ähnlich wie Dir, da ich diverse Seiten im Internet betreibe in die ich sehr viel Arbeit und Mühe und das nicht erst seit gestern hineingesteckt habe. Bei mir ist das Problem meiner Meinung nach noch extremer, da ich nicht nur durch die Menschen die von meinen Seiten Inhalte klauen sowieso geschädigt werde durch Traffic den ich bezahlen muss, sondern ich auch noch dabei zusehen "darf", wie diejenigen mit meiner geistigen Arbeit Geld verdienen!

Ja ich weiß, man kann alles mögliche dagegen machen und das habe ich auch schon durch und bin stets hinterher, nur bringt mir das auch nur für den Moment etwas, aber nicht dauerhaft. Mit entstehen Mühen, mir entstehen Unkosten und Aufwände und ich habe das Nachsehen. Ich bin hier der gleichen Meinung, dass irgendwelche Kinder die meinen soetwas lustig zu finden mich mal wirklich sonstwo können (entschuldigt die Ausdrucksweise), nur hört der Spaß eben da auf, wenn meine Existenz direkt von dem schamlosen Verhalten anderer bedroht wird, die hier ganz realistisch betrachtet mit meiner Arbeit Geld verdienen! Sei es damit, dass sie sie verkaufen oder eben umsonst anbieten aber dafür z. B. über Werbeeinnahmen verdienen.

Hier kann man auch nicht wie derjenige vor mir von einem "Werbeeffekt" sprechen, da hier Urheberschaft und Quelle in der Regel dreist unterschlagen werden und das ganze so massenhaft verbreitet wird, dass ich mich selber von irgendwelchen Deppen als "Kopierer und Nachmacher" beschimpfen lassen muss!

Also: Der Gelegenheitskopierer nervt mich nach anfänglichem Ärger kaum noch, der "kommt wenigstens wieder" und hier mag das mit der Werbung zutreffen - aber das war es auch schon!

» Hic Habitat » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,16 »



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