Privatschule oder öffentliche Schule

vom 06.03.2009, 17:32 Uhr

Meine Tochter ist jetzt 5 Jahre alt und ich überlege, ob ich sie auf eine Privatschule schicken soll, oder mit ihren Freundinnen auf die öffentliche Schule. Sie will natürlich dorthin, wo ihre Freundinnen sind.

Von Bekannten habe ich aber mitbekommen, dass die bei uns ansässige Privatschule sehr gut sein soll und die Kinder ganz anders fördern würde, als es die staatliche Schule tut. Außerdem würde ein Abschluss einer Privatschule in der freien Wirtschaft später viel besser angesehen werden als ein normaler Abschluss einer öffentlichen Schule. Ich weiß jetzt gar nicht was besser ist. Die Kosten halten sich in Grenzen und sollten keine Entscheidungsgrundlage dafür sein.

Was meint ihr zu dem Thema?

» Browo » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,16 »



Also ich denke kaum das ein Grundschulbesuch auf einer Privatschule ausschlaggebend für einen Arbeitgeber wäre, außerdem werden ihre Freundinnen auf eine öffentliche Schule gehen.

Für mich ist es recht eindeutig, dass sie die öffentliche Schule besuchen sollte, beim Wechsel auf eine weiterführende Schule werden ihre Freundinnen sich ohnehin auf verschiedene Schulformen verteilen, sodass der Wechsel zu einer Privatschule ihr dann leichter fallen wird. Und die Laufbahn auf der weiterführenden Schule dürfte für Arbeitgeber ohnehin weit relevanter sein als die Lautbahn auf der Grundschule.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich halte eine Privatschule generell für keine gute Lösung, und ich will auch mal stark bezweifeln, ob das spätere Arbeitgeber positiv beeinflusst. Ich könnte mir genauso gut vorstellen (wenn nicht sogar besser), dass es abschreckend wirkt. In den Jahren, in denen Kinder zur Schule gehen, werden ja noch ganz andere (soziale) Fähigkeiten trainiert, die doch letzten Endes einen mindestens ebenso großen Raum einnehmen wie die fachlichen.

Kinder, die zu einer Privatschule gehen, erleben gewissermaßen eine künstlich erschaffene Realität, die allerdings mit der tatsächlichen wenig gemeinsam hat. Dort bleiben Kinder unter sich, die aus finanziell gut gestellten Familien kommen. Wir leben aber nun mal in einer Welt der sozialen Unterschiede, in der ein solches Umfeld nur einer kleinen Minderheit zuteil wird. Einen Blick dafür, wie es in der Welt wirklich zugeht, kann sich so kaum entwickeln. Ob so eine künstliche, weitgehend konfliktfreie Welt wirklich auf das Berufsleben vorbereitet, halte ich für äußerst fragwürdig. Ich denke, dass es so den Kindern genommen wird, ein kritisches Urteilsvermögen zu entwickeln sowie den Umgang mit Konflikten zu erlernen.

Letzten Endes läuft es da ausschließlich auf akademische Führungspositionen hinaus, und ihr könnt jetzt noch gar nicht beurteilen, ob Eure Tochter das überhaupt möchte. Vielleicht möchte sie ja lieber Kassiererin werden. Das mag jetzt ein blödes Beispiel sein, aber den Werdegang eines Kindes schon so zu determinieren finde ich anmaßend. Wenn sie auf eine normale Grundschule, und später auf ein normales Gymnasium geht, stehen ihr alle Wege offen - wofür auch immer sie sich letzten Endes entscheidet.

Wenn es nun nur um die schulische Betreuung geht, ist es keineswegs so, dass Privatschüler bei Tests anderen Schülern überlegen sind. Wie das jetzt bei Grundschulen ist, kann ich nicht beurteilen, aber an den Gymnasien wurden keine Leistungsunterschiede festgestellt. Zwar bleiben Privatschüler insgesamt seltener sitzen, aber das hat sicher nichts mit höherer Intelligenz zu tun. An solchen Schulen gibt es kaum Migrantenkinder, der Schüler-Lehrer-Kontakt ist intensiver usw. Das macht aber keine intelligenteren Menschen - das "Mitschleppen" von schwächeren Schülern funktioniert so auch einfacher.

Außerdem finde ich es auch nicht gut, das Kind gegen seinen Wunsch von den Freundinnen zu trennen. Das kommt womöglich noch früh genug, falls später alle auf unterschiedliche weiterführende Schulen gehen. Falls eure Tochter nun auf die Privatschule geht, kann es auch sein, dass sie über kurz oder lang von ihren früheren Freundinnen gemieden wird. Zwar mag sie da neue Freundinnen finden, aber so ein Erlebnis in der Kindheit kann schon prägend sein. Aber auch so etwas muss man in Betracht ziehen, wenn man da meint auf elitär machen zu wollen. Denn auch die jungen Mädchen werden begreifen (oder es von den Eltern erklärt bekommen), dass es sich zwar um eine finanzielle Elite handelt, aber nicht notwendigerweise um eine geistige.

» Insan1ty » Beiträge: 294 » Talkpoints: 20,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Für mich würde eine Privatschule nur dann Sinn machen, wenn die staatliche Schule in einem Einzugsgebiet liegt, wo ich um das Wohl meines Kindes fürchten müsste und Angst haben müsste, dass durch den Einfluss der anderen Kinder mein Kind sich in die falsche Richtung entwickeln würde. Da aber die Freundinnen deiner Tochter auf die staatliche Grundschule gehen werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass der genannte Grund zutrifft.

Dann gibt es natürlich noch private Gründe, die du dir nur selber beantworten kannst. Eine Privatschule gibt in der Regel einen Garant dafür ab, dass kein Unterricht ausfällt und dein Kind nicht einfach an einem Tag in der Woche früher vor der Haustür steht. Was natürlich von Vorteil ist, wenn man berufstätig ist und darauf angewiesen, dass das Kind auch wirklich die Stunden, die angegeben wurden in der Schule ist. Ein weiterer persönlicher Grund wäre das Programm der Schule, wenn die Privatschule z.B. in einer bestimmten Weise den Unterricht gestalten will und du der Meinung bin, dass das für die Entwicklung deines Kindes besser ist, dann wäre das auch ein Grund. Da wären dann die christlichen Grundschulen, die einen besonderen Wert auf die christliche Erziehung geben. Oder die "freien" Grundschulen, in denen die Kinder weitesgehend ihr Tempo und ihren Stundenplan selber bestimmen können (in Hamburg ein Projekt von Nena) Oder die Waldorfschulen, die ja auch ein bestimmtes Konzept verfolgen. Das sind aber alles Aspekte, die du dir nur selber beantworten kannst, ob du dein Kind in eine bestimmte Norm hineinstecken möchtest, oder ob es unterschiedlichen Erziehungsformen in einer normalen Grundschule erfahren soll.

Den Waldorfschulen wird übrigens wirklich nachgesagt, dass Absolventen dieser Schule, bei Arbeitgebern, die ebenfalls auf Waldorfschulen waren ehr angestellt werden. Aber das ist nur ein kleiner Arbeitgeberbereich und das Groh der Arbeitgeber legen Wert auf Individualität und auf Kompetenz und die kann man nur erlangen, wenn man möglichst vielen Eindrücken während der Persönlichkeitsfindung ausgesetzt war. Weil man so die Möglichkeit hatte seinen individuellen Charakter zu formen.

Benutzeravatar

» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn ich mich entscheiden müsste: zu 100 % eine Privatschule, staatliche Schulen entwickeln sich, auch die Gymnasien, immer mehr zu Müllhalden unserer Gesellschaft. Nicht umsonst boomen Privatschulen in Deutschland und sind restlos überlaufen, da gab es erst gestern einen langen, interessanten Beitrag auf EinsExtra.

Vorsicht bei Waldorfschulen: Waldorfschulen sind keine echten Schulen, was schon dabei anfängt, dass die wenigsten Lehrer an Waldorfschulen überhaupt soetwas wie eine pädagogische Ausbildung durchlaufen haben oder Wissen sinnvoll vermitteln können, teilweise handelt es sich hier nur um weitergebildete Arbeitslose. Auf Waldorfschulen soll in erster Linie Rudolf Steiners teils rassistische Ideologie und seine Esoterik Spinnereien vermittelt werden, echte Bildung kommt da an Platz 3 oder 4

Das Waldorfschulen extrem überschätzt und schon teils sektiererisch einzuordnen sind kannst Du auch hier genauer "nachsehen", ist eine längere, sehr gut recherchierte Dokumentation vom SWR: Wie Gut Sind Waldorfschulen?. Dort wird auch der "Abiturmythos" der tollen Waldorfschüler zerlegt - kein Wunder dass soviele das Abi schaffen, wenn nur die dazu zugelassen werden die überhaupt die Chancen dazu haben. In der Realität übrigens ein sehr kleiner Teil aller Schüler...

Hauptproblem von staatlichen Schulen sind einfach:
- die stetig erhöht werdenden Klassengrößen,
- die nachweislich immer schlechter werdenden Lehrkräfte (da die, die gut sind heutzutage ins Ausland oder an Privatschulen gehen aufgrund schlechter Perspektiven in Deutschland, ich sag nur: befristete Verträge),
- das teils rückständige, verkorkste Bildungssystem (PISA),
- die Inaktualität staatlicher Schulen gegenüber privater,
- und für viele auch: das fast völlige Fehlen von Migranten und sozial Schwachen, gerade in Berlin und im "Pott" sowie anderen Metropolregionen einer der treibenden Gründe, sein Kind auf eine private Schule zu schicken.

Klar, dass diese Entwicklung alles andere als positiv ist, gerade in Berlin und Metropolregionen befürchtet man dadurch große Probleme aufgrund fehlender sozialer Durchmischung und drohender Ghettobildung, was auch durchaus realistisch ist, da z. B. durch den Migrantenanteil an Schulen in Berlin (Wedding: teils 90+ %) die zudem oft noch aus sozial schwachen Familien kommen kaum mehr ein echter Unterricht im klassischen Sinn (durch die Lehrer selbst zugegeben) möglich ist.

Sicher ist: Privatschulen machen Kinder auch nicht schlauer, nur ist die Wahrscheinlichkeit hier um ein Vielfaches höher, dass die Kinder durch die intensive Betreuung konstantere Leistungen auf hohem Niveau erzielen und dass mögliche Probleme und Schwächen frühzeitig erkannt werden und gegengesteuert wird. Dass Kinder von Privatschulen leistungsmäßig nicht signifikant über den staatlichen Schulen liegen liegt auch darin begründet, denn hier liegt der Schwerpunkt darauf, möglichst homogene Klassen zusammenzustellen, wo sich eben nicht begabte Schüler wie auf staatlichen Schulen langweilen und schlechte Schüler überfordert sind und so zu Störfaktoren werden (wie auf staatlichen Schulen), auch wenn der Trend in letzter Zeit mehr und mehr zu leicht heterogenen Klassen führt (10 - 20 % der Schüler leistungsschwächer / leistungsstärker als die Masse), da dies die Gesamtleistungen der Klasse (und das oft als fehlend vorgeworfene soziale Bewusstsein) sogar steigert.

Deutlicher Nachteil (meiner Meinung) von Privatschulen: Es setzt damit eine Elitenbildung ein durch das völlige Loskoppeln von bestimmten Teilen der Gesellschaft, die es so nicht einmal auf staatlichen Gymnasien gibt - aber davon hat man oder sein Kind sowieso nichts, so zynisch wie es ist!

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


In deinem Fall würde ich das Mädel auch noch nicht auf eine Privatschule schicken. Deine Tochter wäre von ihren Freundinnen getrennt, und ich glaube auch nicht, das spätere Arbeitgeber sich dafür interessieren, auf welche Grundschule deine Tochter gegangen ist. Schicke sie erst mal in eine staatliche Grundschule, und nach der 4. Klasse kannst du sie dort ja immer noch anmelden.

Wir standen jetzt auch vor der Entscheidung, ob unser Sohn auf eine Privatschule geht oder auf ein staatliches Gymnasium. Wir haben uns dann für ein stattliches Gymnasium entschieden, weil die Schwerpunkte da eher zu unserem Sohn gepasst haben.

Benutzeravatar

» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde die Frage von der Grundschule abhängig machen, um die es geht. Erkundige dich, wie das Leistungsniveau der Schule ist, das hat auch ganz viel mit dem Einzugsgebiet zu tun. Die Grundschule legt ganz ihrem Namen nach einen Grundstein, aber nicht nur im Wissen, sondern auch in den Techniken, Wissen zu erlangen.

So hab ich die Grundschule z.B. mit Leichtigkeit mit einem Top Notenschnitt verlassen, aber das lag daran, daß bei uns von 26-27 Kindern in der Klasse gerade mal 6 wirklich Deutsch konnten, als wir eingeschult wurden. Das Niveau war während der ganzen 4 Jahre so dermaßen niedrig, daß ein solcher Durchschnitt absolut kein Problem war und ich meistens vor Langeweile bald eingeschlafen bin.

Der Bruch kam dann beim Wechsel auf das Gymnasium. Da traten dann die Defizite hervor und die waren gewaltig. Ich habe zwar trotzdem mein Abitur ohne Ehrenrunden und mit einem ganz anständigen Schnitt geschafft und ich habe jetzt einen gut bezahlten Job, aber ich hätte einen besseren Abschluß haben können, wenn ich in der Grundschule damals gelernt hatte, was es heißt zu lernen. Das kann man später nur noch schwer wieder nachholen, zumal dir auf dem Gymnasium keiner mehr zeigt, wie das geht, die haben keine Zeit dafür und auch keine Lust, denn dafür sind eigentlich die Grundschulen da.

Klingt komisch, aber ist wirklich so, Lernen muß man lernen.

Wenn es eine staatliche Schule mit einem guten Ruf und zufriedenen Eltern ist, sehe ich keinen wirklichen Grund, dein Kind auf die Privatschule zu schicken, dann wird sie auch dort eine gute Grundausbildung bekommen. Sollte es auch so eine Problembezirksschule sein, wie meine damals, spricht allerdings alles für die Privatschule.

» kuyashinaki » Beiträge: 113 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke nicht, das Privatschulen grundsätzlich besser sind als staatliche Schulen. Zwar haben Privatschulen natürlich mehr Mittel, um zum Beispiel neueres Unterrichtsmaterial zu kaufen, aber gerade in Grundschulen sind auch in den staatlichen Varianten die Lehrkräfte normalerweise noch hochmotiviert und die "Schulqualität" unterscheidet sich nicht wirklich von der in Privatschulen. Sicher gibt es da auch unterschiede, aber ich würde nicht davon ausgehen, dass staatliche Grundschulen grundsätzlich oder meistens schlecht sind.

Ich persönlich war auf einer Privatgrundschule und einem öffentlichen Gymnasium. Bei der Grundschule handelte es sich um eine Schule der jüdischen Gemeinde, in der meine Eltern Mitglieder waren, und sie wollten eben gerne, dass ich die Möglichkeit habe, meine Religion voll auszuleben. Das wäre für mich auch der einzige Grund, eine Privatschule auf jeden Fall einer öffentlichen Schule vorzuziehen: Wenn die Privatschule irgendeine bestimmte pädagogische, politische oder religiöse Ansicht vertreten würde, in der ich meine Kinder aufwachsen lassen möchte.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also wenn das Geld wirklich keine Rolle spielt würde ich auch zur Privatschule tendieren, egal was der zukünftige Erstklässler dazu meint. Ich habe kein Vertrauen mehr in unser staatliches Bildungssystem. Überalterte und demotivierte Lehrer, marode Gebäude und hoffnungslos veraltete Technik sprechen nicht gerade für optimale Lernerfolge. Sicherlich würde ich mir umfassende Informationen zur Schule einholen, auch mal den Tag der offenen Tür besuchen oder mit ehemaligen Absolventen das Gespräch suchen.

Auch dass alle Freunde in diese Schule gehen ist kein Argument was großes Gewicht hat. Die Freunde werden sowieso auf die verschiedensten Klassen aufgeteilt, niemand weiß wie die Klassen in späteren Jahren verteilt werden oder ob sogar die Schule mangels geringer Schülerzahlen später vielleicht geschlossen wird. Ich habe an mir und später auch bei meinem Sohn beobachtet dass die alten Freundschaften aus dem Kindergarten oder der Nachbarschaft sowieso meistens nicht mehr so intensiv weiter gepflegt werden, es gibt ja viel Neues und die Interessen verlagern sich irgendwann.

In dem Alter würde ich dem Kind absolut kein Mitspracherecht einräumen, sie wissen einfach nicht was gute Bildung oder beste schulische Voraussetzungen wert sind. Frage doch dein Kind mal was es werden will oder ob es später einmal Heiraten und Kinder haben möchte, die Antworten werden dem Alter des Kindes entsprechend sein und letztendlich für eine seriöse Lebensplanung auch nicht taugen.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mein Kind lieber erst einmal zu einer ganz normalen Grundschule schicken. Schließlich sind da auch alle anderen Kinder; eine Extra-Privatschule würde ich vielleicht dann empfehlen, wenn das Kind in der Schule gemobbt wird oder nicht mitkommt. Generell denke ich, dass es Kindern guttut, wenn sie an das staatliche System gewöhnt werden und nicht andauernd "in Watte gepackt" werden.

» maulende myrte » Beiträge: 12 » Talkpoints: 5,89 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^