Welche Fähigkeiten braucht man für Informatik Ausbildung?
Mein zwölfjähriger Sohn besucht mit gutem Erfolg das Gymnasium und steht dieses Jahr vor der Entscheidung, in welchen Zweig er weitergehen möchte. Zur Auswahl stehen Sprachen, Sport, Informatik und Technik. Seine Noten sind eigentlich in allen Gegenständen gleich gut, er selbst meint, er könnte ja in die Informatikrichtung gehen. Er spielt nämlich gerne Computerspiele und meint, dass er dann „den ganzen Schultag über“ Computerspiele testen, spielen und entwerfen darf.
Ich denke aber, dass er für solch einen Zweig noch mehr Voraussetzungen braucht als nur das Spielen von Computerspielen. Er will mir das aber nicht glauben und da er gerade in einem nicht ganz einfachen Alter ist, ist es auch sinnlos, mit ihm zu diskutieren. Welche Begabungen sind denn förderlich, wenn man in eine Schule mit Schwerpunkt Informatik gehen will?
Also wenn ihn die Informatik interessiert, dann soll er ruhig in den Kursus gehen, aber mit "den ganzen Tag Computerspiele testen" ist da nicht viel. Die Informatik ist ein sehr theoretisches Thema, wie ist der Aufbau eines Computers, wie arbeiten die Komponenten zusammen, wie verarbeitet der Computer Daten. Das sind erst einmal alles nur Spezifikationen, er muss ein neues Zahlensystem lernen, damit erlernt er auch das Rechnen neu und so weiter.
Das ist Vergleichbar mit einem Automechaniker, der fängt ja auch nicht gleich damit an, richtig tolle Porsches zur Probe zu fahren, sondern damit die Werkstatt auszukehren und sich die Finger schmutzig zu machen. Eigene Spiele entwerfen wird er nach ein paar Jahren(!) Informatik Unterricht vielleicht mal können, aber bis dahin ist es viel Arbeit und er braucht eine Menge persönliches Engagement das niemand würdigen wird, ausser er selbst, solange bis er dann wirklich mal etwas auf die Beine stellt.
Ich glaube jedoch, im Informatikkursus wird erst einmal die Bedienung des Rechners und diverser Standardsoftware (Word, Excel, Internet Explorer und so weiter) gelehrt. Er sollte sich daher erst einmal genauer erkundigen, was denn nun Thema sein wird, wird beigebracht, wie man einen Computer bedient, oder wie man einen Computer programmiert?
Es ist beides sinnvoll zu erlernen, wenn man das Interesse mitbringt.
Informatik mit Computerspielen gleichzusetzen ist leider ein weitverbreiteter Irrtum unter (jüngeren) Schülern. Das wird am Gymnasium bestimmt nicht gelehrt. Vielmehr geht es - wie crissi schon ausgeführt hat, um den Umgang mit dem Computer, um Arbeit mit Standardsoftware (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Computergrafik, Präsentationen); erst in höheren Klassen (ab 11) kommt Programmierung hinzu.
Auf jeden Fall sind auch mindestens grundlegende mathematische Kenntnisse nötig!
Wir haben im Informatikkurs auch mal ein Computerspiel programmiert, und zwar Schiffe versenken. Das hatte natürlich eine wahnsinnige Komplexität. Und wir haben natürlich auch Computerspiele gespielt, wenn wir mit einer Aufgabe fertig waren und uns langweilig war. Das hatte aber mit Unterricht dann auch wenig zu tun.
Und selbst das ging nur, weil ich mich da schon hobbymäßig einige Jahre mit Programmierung beschäftigt habe und damals auch schon 2 Programmiersprachen kannte. Alle anderen haben sich schon bei einfachen "Hello World"-Programmen völlig überfordert gefühlt.
Heutzutage sieht es real eher so aus, dass im "Informatik"-Unterricht wirklich nur einfachste EDV-Kenntnisse vermittelt werden. Oder vielleicht wird mal eine Homepage erstellt. Das liegt aber auch eher daran, dass nur wenige Lehrer wirklich Programmiersprachen beherrschen. Es gibt dann natürlich immer Schüler, die wesentlich mehr drauf haben als die Lehrer.
Ich persönlich würde eher in Richtung Technik gehen. Da gibt es eher schon Lehrer, die einem noch etwas interessantes beibringen können.
Also ich kann jetzt nur von meinen Erfahrungen sprechen (Informatik Leistungskurs, Informatik Studium).
Informatik ist ein sehr weit gefasstes Thema. Es gibt praktische Informatik (Lösung und Umsetzung von Problemen), theoretische Informatik (Themen wie formale Sprachen, Berechenbarkeit, Komplexität) und technische Informatik (hardwareseitige Grundlagen).
Computerspiele haben erstmal absolut nichts mit Informatik zu tun. Man sollte sich auch den Namen "Informatik" genauer anschauen. Im Grunde ist dies die Abkürzung von Informations-Mathematik.
In der Unterstufe ist Informatik sehr unspektakulär. Kann mir vorstellen, dass dort Dinge wie "Woraus besteht ein Computer?" oder "Wie programmiere ich eine Webseite?" und der Umgang mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, etc. behandelt werden.
Sollte man später richtig in die Informatik einsteigen wollen sind auf jeden Fall gute mathematische Kenntnisse von Vorteil.
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