Wegen Pfandbon Job verloren

vom 25.02.2009, 09:11 Uhr

Hallo!

Nach 31 Jahren Arbeit in einer Kaisers Supermarktfiliale in Berlin verlor eine Frau ihren Job fristlos, weil sie 2 Pfandbons im Wert von 1,30 Euro eingelöst hat. Es war nicht nachweisbar, dass die Bons von ihr waren. Der Filialleiter meint, dass sie sie gefunden hat und eingelöst hat. Dies ist eine Unterschlagung und führt zu einer fristlosen Kündigung.

Die Frau verlor die erste Instanz beim Arneotsgericht und ist weiter gegangen und auch da verlor sie. Die Richter sind der Meinung, dass eine Unterschlagung zu einer fristlosen Kündigung führt. Egal, ob es nur 1,39 Euro wäre oder sie 31 Jahre im Betrieb arbeitet.

Ich bin der Meinung, dass nach 31 Jahren Mitarbeit eine Abmahnung gereicht hätte. So wie im Bericht gesagt wurde, hat die Frau sich in den 31 Jahren nicht einmal irgendwas zu Schulden kommen lassen.

Auch jetzt sagt sie, dass es ihre eigenen Bons waren. Aber sie kann es nicht beweisen. Ich dachte immer, dass man in Deutschland beweisen muss, dass derjenige Schuld ist und nicht, dass derjenige beweisen muss, dass er unschuldig ist. Ich finde auf jeden Fall eine Kündigung zu hart. Die Frau bekommt ja nie wieder einen Job. Denn in dem Alter wird keine Kassiererin mehr eingestellt und das ist ja das einzige, was sie je gemacht hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallöchen,

mich wundert dieser Fall absolut nicht, denn bei uns in der Filiale wurde auch schon einmal eine Kassiererin wegen 0,25 Cent entlassen. Auch wegen eines Bons. Sie konnte nicht beweisen, das sie das Geld nicht eingesteckt hat und war ihren Job los. Das ist nun schon 2 Jahre her, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, denn ich habe zu dieser Zeit gerade angefangen in diesem Betrieb und bekam es somit mit.

Alles was man findet und wenn es Pfandbons sind, müssen abgegeben werden. Wenn es die eigenen sind, dann müssen diese vor den Augen des Filialleiters eingelöst werden und nicht im Alleingang. Dies habe ich seitdem gelernt, das man wenn man etwas einkauft oder an Pfand abgibt, niemals im Alleingang starten sollte. Alles muss unterschrieben werden, sodass einem soetwas nicht angehängt werden kann.

Leider kann man auch in 31 Jahren einen Fehler machen, jedoch Beschlagung, auch wenn es nur 1,30 € sind, sind ein Kündigungsgrund. Dies steht z.B. auch in meinem Vertrag, sogar in Klammern noch ganz dick und fett (und wenn es nur 0,25 € sind). Sie hat nun eben das Leid, das sie nicht mehr eingestellt werden kann als Kassiererin, da sie etwas unterschlagen hat. Dies wird nun überall vermerkt, sodass sie es sehr schwer haben wird in dieser Branche noch einen Arbeitsplatz zu bekommen.

lieben Gruß,
SybeX

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo!

Ich habe den Bericht gerade im Fernsehen gesehen und habe auch gedacht, dass die fristlose Kündigung doch übertrieben ist. Gerade, weil sich die Frau nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, denke ich auch, dass eine Abmahnung gereicht hätte. Die Frau tat mir schon etwas leid.

Das zeigt mal wieder, dass man wirklich gut aufpassen muss, was man von der Arbeit mitnimmt oder einlöst oder wie auch immer. Im Intervie sagten auch viele, dass sie schon mal etwas mitgenommen. Allerdings unabsichtlich einen Kugelschreiber eingesteckt haben oder eine andere Kleinigkeit und sowas würde ja schon genügen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich bin auch der Meinung, dass da etwas heftig reagiert wurde. Ich dachte immer, im Zweifel für den Angeklagten. Also wenn man nix beweisen kann, kann man auch zu nix verurteilen.

Meiner Meinung nach hätte auch eine Abmahnung gereicht. Der Betrag tut dem Unternehmen nicht weh und wenn die Frau sich sonst 31 Jahre nix hat zu Schulden kommen lassen, dann erst Recht. Aber das ist leider Deutschland. Und die Menschen, die am Arbeitsplatz klauen und Waren in viel höherem Wert mitgehen lassen oder andere Dinge machen, werden meisten nicht gefasst oder belangt.

Aber ich finde gut, dass sie sich gewehrt hat und die Kündigung nicht auf sich hat sitzen lassen.

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» ich-bin-ich » Beiträge: 639 » Talkpoints: 9,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Dieser Fall hat mich auch sehr betroffen gemacht. Besonders nach einer derarat langen und treuen Mitarbeierschaft. Die Beweislage war eigentlich ungenau, so daß ich nicht nachvollziehen kann, daß die arme Frau auch in der zweiten Rechtsinstanz keinen Zuspruch erhalten hat.

Denkt denn da niemand an die Zukunft dieser Frau? Bestimmt ist so schon in einem vortgeschrittenen Alter, nach über 30 Jahren als Kassiererin. Wie soll sie in der heutigen Zeit noch einmal einen Arbeitsplatz finden? Mich erschreckt die Grausamkeit der Arbeitgeber, auch wenn die Klausel im Vertrag steht. So wie ich die Angelegenheit verstanden haben, steht Aussage gegen Aussage. Oder?

Ich frage mich, wie der Chef morgens in den Spiegel schauen kann. Diese Art von Schicksale sind wahrlich kein Einzelfall, aber erschrecken tuen sich micht trotzdem immer aufs Neue.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich dachte immer, im Zweifel für den Angeklagten. Also wenn man nix beweisen kann, kann man auch zu nix verurteilen.

Ein Arbeitgeber muss doch niemandem eine Schuld nachweisen wenn er ihm kündigt. In dem Fall hat der Arbeitgeber die Kündigung mit dem verloren gegangenen Vertrauensverhältnis begründet und vor Gericht wird ja dann nicht untersucht ob die Frau Schuld hat oder nicht, sondern ob ein ausreichender Grund für die Kündigung vorliegt. Deshalb war ja auch der Betrag, den sie angeblich unterschlagen hat unwichtig. Wenn man jemandem nicht mehr vertrauen kann hat das mit Fakten und Beweisen ja auch gar nicht so viel zu tun.

Ich muss sagen, ich kann die Argumentation schon verstehen und es geht ja bei so einem Job auch um mehr als einen Kugelschreiber, den man aus versehen einsteckt (das passiert mir übrigens ständig - aber ich habe auch meine Kugelschreiber schon bei den Kollegen gefunden. Zum Glück stört das hier niemanden.). Als Kassiererin hat man unter Umständen mit tausenden von Euros zu tun. Und dann habe ich es auch schon erlebt, dass es Kassiererin bei einscannen mit einer Bekannten gequatscht hat und einfach ein paar Artikel "vergessen" hat über den Scanner zu ziehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kann die Argumentation überhaupt nicht verstehen, weil sie dem Gedanken unseres Rechtsstaates vollkommen widerspricht. Daran kann man auch erkennen, dass wir uns von der Sklaverei nur unwesentlich entfernt haben und Arbeiter immernoch zweite oder dritte Klasse gegenüber "Arbeitgebern" sind.

Während selbst bei schlimmsten Verbrechen wie Mord das Gericht dem Angeklagten seine Schuld beweisen muss, so gilt im Arbeitsrecht das komplette Gegenteil und der Beschuldigte muss seine eigene Unschuld beweisen. Wer diese "Argumentation" verstehen kann, der kann sicherlich auch Hexenverbrennungen und Schauprozesse als irgendwie legitimiert umdichten.

Und wer sich ein bischen im Einzelhandel auskennt der weiß, dass diese Bongeschichte der Klassiker ist, wenn man einen unliebsamen Mitarbeiter loswerden will. Anhand der Fülle von Bondiebstählen im unter 5€ Bereich, die bisher zu Kündigungen von Kassenkräften geführt haben muss man sich schon sehr wundern.

Wie soll es wohl zu erklären sein, dass die Mitarbeiter die mit hunderten von Euro gefüllte Kasse regelmäßig unangetastet lassen, aber beim Pfandbon über wenige Euro sofort schwach werden und das Gehirn ausschalten. Das klingt nicht nur blöd, das wär es auch.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Klar ist es heftig, wenn man dann wegen eines solchen Vorfalles nach über 30 Jahren Mitarbeit fristlos gekündigt wird. Aber als Außenstehender sollte man sich vielleicht auch mal etwas genauer hinterfragen statt gleich pauschal zu urteilen.

Wenn man nämlich weitere und auch ausführlichere Berichte zu diesem Fall liest, dann findet man nämlich auch heraus, dass diese Frau kein bequemer Arbeitnehmer war und wohl daher schon länger auf der Abschussliste stand. Wären es also nicht die Pfandbons gewesen, dann hätte sich ein anderer Grund gefunden. Auch das ist alles andere als schön, aber auch nicht ganz ungewöhnlich.

Übrigens kann man in den Artikeln auch lesen, dass die Frau 50 Jahre alt ist. Sicher ist es da schwierig eine Arbeit zu finden die auch mit 1.200 Euro netto entlohnt wird. Allerdings gibt es auch für ältere Arbeitnehmer noch etliche Arbeitsstellen, die werden dann aber im Schnitt mit 800 Euro netto entlohnt und sind körperlich nicht ganz ohne. Dafür kann man diese Stellen auch ohne einschlägige Berufserfahrung bekommen. Mag zwar hart klingen, aber "die arme Frau findet ja nichts mehr" stimmt so nicht!

Übrigens steht es jedem frei sich aus dem Sklavendasein zu befreien und selbst ein Unternehmen zu gründen :wink:

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Rockefeller hat geschrieben:Ich kann die Argumentation überhaupt nicht verstehen, weil sie dem Gedanken unseres Rechtsstaates vollkommen widerspricht.

:lol: - Aha, was ist denn bei Diebstahl am Arbeitsplatz so schwer zuverstehen?

Diebstähle sind also in deinen Augen das Recht von Arbeitnehmern und wenn man dagegen vorgeht ist es Sklaverei - tolles Verständnis von Rechtsstaat :lol:. Sorry, aber dein Beitrag ist nur stumpfe Polemik, mehr nicht. Wer sich etwas mit dem Gesetz auskennt weiß, dass man auch für ein PostIt oder einen Gegenstand ohne Wert fristlos gekündigt werden kann - und das auch völlig zu Recht, da das Vertrauensverhältnis zerstört ist und es dem Arbeitgeber nicht mehr zuzumuten ist, das Beschäftigungsverhältnis fortzusetzen. Würde man hier einen Schritt weiterdenken, kommt man da auch selbst drauf, denn selbst enge Freundschaften enden auch oft ziemlich rapide, wenn der eine den anderen beklaut - egal was!

Rockefeller hat geschrieben:Wie soll es wohl zu erklären sein, dass die Mitarbeiter die mit hunderten von Euro gefüllte Kasse regelmäßig unangetastet lassen, aber beim Pfandbon über wenige Euro sofort schwach werden und das Gehirn ausschalten. Das klingt nicht nur blöd, das wär es auch.

Genauso sinnlos - was fällt wohl eher auf: Das Fehlen eines verlorenen Pfandbons von Kunde XY oder das Fehlen der Tageseinnahmen einer Kassiererin? Bitte auch mal mitdenken...

Fabienne3 hat geschrieben:Mich erschreckt die Grausamkeit der Arbeitgeber, auch wenn die Klausel im Vertrag steht. [...] Ich frage mich, wie der Chef morgens in den Spiegel schauen kann.

Genau das gleiche - Du lässt Dich also gern beklauen? Gut zu wissen, poste doch bitte mal deine Adresse ins Forum, ich glaub in Zeiten der Krise freuen sich alle über einen Ort, wo jemand so gönnerhaft ist. Gleiches gilt auch für andere Kommentare: Ist irgendwie das typische Mitleidsphänomen wo auf einmal Recht magisch gebeugt und gebrochen werden soll wegen der armen Frau und dem bösen Arbeitgeber - das dreht sich komischerweise genauso magisch um, wenn man selbst in der Position (des Arbeitgebers) sein sollte...

So gesehen habe ich keinerlei Mitleid mit der Frau - die Konsequenzen sind bekannt, wer meint es besser zu wissen muss mit ihnen leben wenn er erwischt wird. Da zählt auch nicht ob unbequem oder nicht - gerade hier sollte man besonders aufmerksam sein und mit einem missgünstigem Arbeitgeber rechnen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Gefunden heißt nicht gleich gefunden im Einzelhandel. Alles was man findet muss beim Filialleiter abgegeben werden. Es kann "jederzeit" ein Test mit einem Angestellten durchgeführt werden, indem man erkennen kann, ob man seinen Angestellten vertrauen kann oder nicht. Dies kann u.a. so erfolgen, indem man einen 5-Euro Schein im Lager irgendwo hinlegt und nur darauf wartet, ob der Angestellte ihn abgibt oder selbst einsteckt.

In meinen bisherigen Verträgen stand dies immer dick und fett und bei unterschriebenem Vertrag erklärt man sich einverstanden diese Regeln zu befolgen. Es ist dabei egal ob es nur 0,25 € sind oder 100 €, denn es geht letzendlich ums Prinzip.

Ob eine Abmahnung gereicht hätte, kann keiner von uns beurteilen, denn niemand weiß, wieviele Abmahnungen sie in ihren 30 Arbeitsjahren schon bekam. Niemand weiß von uns, wieviel Ärger sie schon mit ihren Chefs hatte und wie sie letzendlich da stand.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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