Arbeitslose = rechtsradikale Säufer, Rentner = Menschenmüll
Hallo,
in Zeiten der Krise ist man natürlich immer gern auf der Jagd nach Sündenböcken - und wer eignet sich dazu besser, als jene, die am Rand der Gesellschaft leben, mehr oder weniger am gesellschaftlichen Leben wenig teilnehmen und sozial schlechter gestellt sind. Waren es früher noch alleinerziehende Mütter, Juden oder Ausländer so scheinen es der politischen Rechten heute vor allem Rentner und Arbeitslose angetan zu haben.
Richtig ins Bewusstsein wurde mir das wieder einmal durch Aussagen verschiedener hochrangiger Mitglieder der Union (CDU/CSU, JU usw.) ins Bewusstsein gerufen, die zwar mit ihren Aussagen nicht stellvertretend für die ganze Partei stehen, wohl aber nicht ganz allein innerhalb dieser mit ihrer Meinung dastehen. Besonders kreativ waren meiner Meinung nach hier die "Fettnäpfchentreter" (Wobei das wohl noch untertrieben ist, meine Meinung: reiner Vorsatz!) Edmund Stoiber und Philipp Mißfelder, die in der Vergangenheit vor allem mit Äußerungen gegenüber Rentnern und Arbeitslosen auffielen.
Zur Kurzübersicht:
- Arbeitslose sind NPD Wähler
- Rentner ab 85 keine Leistungen wie Zahnprothesen oder Hüftgelenke gewähren
- ALG II Erhöhung kurbelt nur Tabak- und Alkoholumsatz an
Sicher steckt in jeder dieser Aussagen (mit reichlich Zynismus betrachtet) ein Stückchen Wahrheit (da man immer einen finden wird, der das Klischee erfüllt), nur muss man hier wohl reichlich idealistisch sein, um das auch so zu verstehen und nicht als plumpe und populistische Pauschalisierungen um wieder Politik auf Kosten derer zu machen, die die kleinste und schwächste Lobby haben...
Ich habe mich über diese Aussagen genauso wie fast jeder andere aufgeregt, ich lehne pauschale Verurteilungen von ganzen Gruppen generell ab und ich würde eh nie in die Versuchung kommen mein Kreuzchen bei der CDU zu machen, aber wie du schon sagst, ein Körnchen Wahrheit ist in diesen Aussagen eben doch enthalten.
Ich möchte den Politikern nun nicht eine größere Intelligenz unterstellen als sie eigentlich haben, aber es ist doch so, dass man heutzutage Schlagzeilen produzieren muss um eine Diskussion anzustoßen. Wenn sich jemand hingestellt und ein Thema vernünftig erörtert findet das höchstens im Politik Teil von seriösen Zeitungen , aber die Aussagen, die erst mal ziemlich daneben erscheinen und auf Stammtisch Niveau sind bekommen schon mal den Titel der Bild.
Im letzten Fall (die Geschichte mit der ALG II Erhöhung) wird die Diskussion über die Verwendung dieser Gelder für die Kinder ja auch vom Kinderschutzbund begrüßt, also muss es zumindest bei einigen Familien da schon ein Problem geben, dass dem Kinderschutzbund auch bekannt zu sein scheint. Sonst würden sie sich ja nicht auf diese Weise in die Diskussion einschalten.
Vielleicht muss man auch einfach mal bewusst in ein Fettnäpfchen treten und die Konsequenzen in Kauf nehmen, wenn man auf ein Problem aufmerksam machen und etwas ändern will. Bei unserer Frau Bundeskanzlerin bekommen jedenfalls nur die Themen Aufmerksamkeit, die in großen Schlagzeilen diskutiert werden. Ihr groß angekündigtes Umweltgesetzbuch ist zum Beispiel ziemlich sang und klanglos gescheitert, aber der Klimawandel macht ja auch gerade Pause, jetzt ist erst mal Finanzkrise.
Nicht der Kinderschutzbund, sondern eine bis dato unbekannte "Kinderhilfe" hat sich da zu Wort gemeldet. Hierbei muss man aber genau lesen, was die gesagt haben und was sie eben genau nicht gesagt haben. Da wurde gesagt, das circa zwei Millionen Kinder bei Alkoholikern leben und dieser Kinderhelfer aus dem Interview befürwortet deshalb Gutscheine. Es ist aber weder bekannt, woher diese Zahl stammt, noch wie das untersucht wurde, noch wer untersucht hat.
Darüber hinaus bedeutet zwei Millionen Kinder bei Alkoholikern nicht, dass jeder Alki automatisch Arbeitslos ist. So würde man immer nocht bei der Wahrheit bleiben, würde man behaupten, dass von diesen zwei Millionen Kindern lediglich eines bei einem arbeitslosen Alki lebt, die 1.999.999 Kinder die übrig blieben hingegen bei berufstätigen Alkis untergebracht sind. So geht es also in der Aussage des dubiosen Kinderhelfers eher darum, sämtliche Elternrechte aller Eltern einzuschränken, Kinder grundsätzlich per Gutschein zu erziehen und diese Gutscheine eben bei "Kinderhilfen" und ähnlichen fragwürdigen Vereinen einzulösen beziehungsweise verwalten und überprüfen zu lassen.
Das ist doch ein schreckliches Menschenbild, dass dieser Mensch hat. Also immer genau lesen und nachdenken, was gesagt wurde. Dieser Mensch hat weder Interesse an Kindern in Armut, noch an Kindern generell. Sein Interesse gilt seinem Verein und wie er für diesen mehr Macht über fremde Kinder bekommt. Und wenn irgendwo ein Onkel um die Ecke kommt und ganz doll Interesse an euren Kindern hat, dann seid ihr ja auch vorsichtig und verscheucht den. Hier passiert das Gleiche und er erfährt ironischerweise teilweise Zustimmung. Gewusst wie, kann man da wohl nur sagen.
Hi zusammen,
pauschalisieren kann man das auf keinen Fall. Das schlimme daran ist, dass die meisten Menschen, die solche Aussagen treffen, den ganzen Tag selber nur Talkshows schauen und Bild-Zeitung lesen. Denn sonst könnten sie nicht solch ein Bild von den Arbeitslosen bekommen.
Wie Rockefeller schon gesagt hat, gibt es immer einen, der genau auf dieses Bild passt, aber leider neigen wir Menschen dazu, dass gleich auf die komplette Personengruppe zu projezieren. So schlimm wie es ist, ist es doch leider wahr.
Vielmehr sollte sich unsere Politik darum kümmern, dass für unsere Kinder von Anfang an eine vernünftige Betreuung stattfindet. Eine Betreuung, in der nur ausgebildete Erzieher arbeiten und die bei Bedarf auch ganztags greift. Außerdem kann es nicht sein, dass Kindergärten in den Ferien erstmal schließen, da ja die Erzieher auch mal Urlaub brauchen. Welches berufstätige Elternteil kann es sich erlauben, während 4 Wochen Schließzeit in den Sommerferien Urlaub zu nehmen? Das ist so gut wie unmöglich.
Wie gesagt, die Politik sollte nicht oben anfangen etwas zu ändern, und somit Symptome behandeln, sondern ganz einfach dort Anfangen, wo die Fehler liegen. Denn nur eine "Krankheit" die an der Wurzel behandelt wird heilt aus. Alles andere ist wie das rumdoktern an Puppen, halt wie in Kindertagen.
Ich finde das eine Frechheit, dass Politiker, die Hartz 4 erfunden haben und somit auch die Gleichstellung von Menschen, die 25 Jahre gearbeitet haben, finanziell auf die gleiche Stufe zu stellen, mit denen die man also „assozial“ bezeichnen würde und sich dann noch heraus nehmen, diese alle über einen Kamm zu schären.
Ich möchte nicht ganz leugnen, dass viele Eltern leider das Geld, welches laut Hartz 4 Satz für die Kinder vorgesehen ist, in Tabak und Alkohol investieren. Aber wenn das so ist, dann stelle ich mit drei Fragen.
1. Wo bitteschön ist da der Staat, der das Jugendamt aufstocken müsste, damit kein Kind mehr unter seinen alkholabhängigen Eltern leiden muss?
2. Was können die Millionen anderen Kinder dafür, deren Eltern sich sehr wohl um sie Sorgen, aber nicht genug Geld haben, dank Hartz 4, um die Bedürfnisse zu befriedigen?
3. Warum erzieht sich den der Staat dieses „Pack“ anstatt Bildung mehr zu fördern, damit es gar nicht soweit kommt?
Die Diskussion kam ja dadurch ins Rollen, dass das oberste Sozialgericht entschieden hat, dass sie Bemessumgsgrundlage der Hartz 4 Satzes für Kinder verfassungswidrig ist. Er möchte einfach, dass sie Ämter nachweisen, wie sie darauf gekommen sind. So wie es die Gesetzte fordern. Momentan ist es so, dass irgend ein Beamter sich gedacht hat, Kind ist in der Regel 40 % kleiner als ein Erwachsener, also bekommen sie 40 % weniger als ein Erwachsener. Dies ist aber rechtlich nicht vertretbar und soll nach gebessert werden.
Davon mal ganz abgesehen, ist es in den Zeiten der Wirtschaftskrise und steigenden Arbeitslosenzahlen, ein Schlag ins Gesicht, für die Menschen, die gerade arbeitslos werden, wenn man die sozial so herabsetzt. Gerade Selbständige rutschen gleich ins Hartz 4 und bekommen erst gar kein Arbeitslosengeld 1.
Nicht der Kinderschutzbund, sondern eine bis dato unbekannte "Kinderhilfe" hat sich da zu Wort gemeldet.
In meiner Zeitung steht "Kinderschutzbund", kann aber natürlich sein, dass die sich verschrieben haben.
Dieser Mensch hat weder Interesse an Kindern in Armut, noch an Kindern generell. Sein Interesse gilt seinem Verein und wie er für diesen mehr Macht über fremde Kinder bekommt.
Das kannst du genauso wenig wissen wie irgendjemand hier dir das Gegenteil beweisen kann. Also immer genau lesen und nachdenken, bevor man eine Aussage über einen fremden Menschen trifft.
Wie gesagt, ich bin mit den Aussagen dieses Mannes so keinesfalls einverstanden, aber ich finde es gut, dass das Thema dadurch auf den Tisch kommt und so vielleicht auch über Alternativen zum mehr Geld an die Eltern überweisen nachgedacht wird. Längerfristig hätten Kinder sicher mehr von besserer Bildung und Betreuung als von 100 Euro mehr im Monat auf den Konten ihrer Eltern. Wie meine Vorredner ja auch schon angemerkt haben.
Ich denke, dass diese weitverbreiteten Pauschalisierungen hier auf beiden Seiten absolut deplatziert sind.
Die CDU ist keine schlechte Partei an sich, auch wenn einige Leute einen Mangel an Respekt und Sozialkompetenz haben. Ebenso wählen Arbeitslose nicht pauschal radikale Parteien vom rechten und linken Rand.
Mit Sicherheit gibt es ein Fünkchen Wahrheit in vielen zynischen Aussagen - allerdings sollte man solche Aussagen grundsätzlich mit einem ausreichenden Maß an Reflektiertheit betrachten.
Sehr gerne wird ja gesagt, dass die Politik immer auf Kosten der Schwachen geht. Das sehe ich so nicht. Wir leben in einem Land, in dem jeder die Chance hat, stark zu werden - auch wenn es für den ein oder anderen vielleicht ein bisschen schwerer sein mag. Realistische Ziele sind für jeden erreichbar und die Politik in unserem Land schafft ein adäquates Umfeld dafür.
Da hier einige mich wohl missverstehen: Ich sage nicht dass diese Aussagen zynisch sind (was bei der weitestgehend humorfreien Zone CDU/CSU sowieso gelogen wäre), sondern dass man diese populistischen und pauschalisierenden Aussagen schon als Zyniker betrachten müsste um diesen überhaupt irgendetwas positives abzugewinnen! Dass diese Aussagen keine echten Wahrheiten beinhalten ist mir klar.
Ebenso werden Arbeitslose eben nicht als Wähler der Parteien des linken und rechten Randes dargestellt, sondern fast Ausnahmsweise als Wahlvolk des rechten Randes!
Dass man heute nur noch mit Schlagzeilen den Sprung in die Medien schafft - und dann auch nur mit der reißerischsten - sehe ich genauso. Dummerweise verändert das aber nichts bzw. entwickelt sich im besten Fall zum Eigentor für die Partei (siehe Roland Koch in Hessen, Edmund Stoiber jeweils vor der Bundestagswahl) welches im Anschluss nur noch ohne Ergebnis debattiert wird, da sich alle bewusst sind, dass es hirnfrei ist, aber man eben darüber reden muss um so zu tun, dass es einen kümmert.
@Nachtflugzeug:
Natürlich geht Politik nicht nur auf Kosten der Schwachen, man braucht sie ja spätestens im Wahlkampf als Stimmvolk - aber dass hierzulande jeder die gleichen Chancen hätte ein bestimmtes Niveau zu erreichen trotz unterschiedlicher Startpunkte ist vielleicht in der Theorie noch richtig, in der Praxis aber die Ausnahme von der Regel.
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