Nach dem Tod den Körper der Medizin geben
Ich besitze seit meinem 18. Lebensjahr einen Organspendeausweis. Mir ist es relativ egal, was mit meinem Körper nach meinem Tod passiert, ob aufgeschnitten, Körperteile abgetrennt, verbrannt, in Scheiben geschnitten oder als Ausstellungsobjekt bei Gunther Hagens "Körperwelten".
Es ist mir wichtig, das nach meinem Tod noch jemandem geholfen wird, zum Beispiel mit meiner Einwilligung zur Organspende. Und das, was dann noch übrig bleibt, kann gerne der Forschung zur Verfügung gestellt werden. das erspart den Hinterbliebenen wenigstens die Beerdigungskosten.
Und ob meine Familie, also meine Eltern, mein Mann etc damit einverstanden sind oder nicht, wäre mir dann auch egal. Ok, es ist vielleicht für die Hinterbliebenen, besonders für eventuelle kleinere eigene Kinder, etwas "blöd", wenn man nicht begraben wird, weil sie dann keinen richtigen Ort zum trauern haben. Also jetzt wo meine Kinder noch kleiner sind, würde ich das vielleicht doch nicht machen mit der Forschung, wegen dem trauern halt. Aber wenn die Kinder schon groß sind, warum nicht.
Auch ich besitze einen Organspendeausweis. Ich finde es wahnsinnig wichtig etwas für kranke und hilflose Menschen zu tun. Wenn ich gestorben bin, merke ich doch eh nichts mehr. Und wenn ich in einer Notsituation bin, bin ich auch froh wenn mir geholfen wird!
Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, wenn mehr Menschen Organe spenden würden dann würde auch der Schwarzhandel mit Organen nicht so blühen. Jeder kann etwas tun womit er anderen Menschen helfen kann. und jeder kann in die Situation kommen einmal Hilfe zu benötigen.
Ich finde, dass dieses Thema sicher einen Überlegung wert ist, weil man eben weiß, man kann dann vielleicht anderen noch helfen. Sei es nur durch die Forschung oder Organspenden. Also man tut auf jeden Fall was gutes.
Was ich dabei noch sehr positiv finde, dass sich dann die Partner/Kinder die Begräbniskosten, die laufenden Kosten für Blumenschmuck am Grab, die Grabkosten selbst etc. ersparen. Eine Beerdigung kostet eh gleich immer so viel.
Meine Mutter hat ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Da hat sie immer ein Schreiben in der Geldtasche, damit man dann weiß, falls man sie tot findet, was mit ihr geschehen soll. Sie hat dieses Formular schon vor ca. 5 Jahren ausgefüllt. Irgendwann hat sie mir das so nebenbei erzählt.
Und jetzt die andere Seite:
Ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass es bei meiner Mutter kein Begräbnis geben wird oder auch kein Grab. Für mich ist es zum Beispiel so, wenn mir danach ist, möchte ich schon ans Grab gehen können. Und wenn es keines gibt tue ich mir da schwer. Ich finde man kann auch eine Kerze daheim anzünden und auch daheim an den Verstorbenen denken, aber am Grab ist es dann doch was anderes.
Mir hilft es zum Beispiel sehr, wenn jemand gestorben ist und ich es noch nicht wirklich realisiert habe, hilft mir das Grab sehr dabei. Mein Schwager ist am 05. Oktober 2007 beerdigt worden. Ich habe es lange nicht verstanden, dass er nicht mehr kommt. Ich habe oft seine Stimme gehört, oder habe mir auch eingebildet, dass ich ihn irgendwo gesehen habe. Als wir dann zu Allerheiligen am Grab standen und eine Kerze angezündet haben. habe ich es langsam verstanden, dass er nicht mehr kommt. Ich bin dann eine Woche später noch einmal ans Grab gegangen und dann habe ich es wirklich verstanden, dass er nicht mehr kommt.
Meine Mutter hat jetzt auch wieder geheiratet und ihr Mann ist auch nicht sehr begeistert davon. Weil er auch denkt, es gehört einfach, dass es ein Grab gibt. Uns ist natürlich klar, das wir trotzdem eine Verabschiedung machen können, aber es ist halt nicht das gleiche. Gerade in letzter Zeit habe ich mir oft Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein wird, wenn es kein Grab gibt.
Ich kann nur sagen, man sollte sich vorher mit der Familie darüber unterhalten, was jeder davon hält und was er darüber denkt. Und man sollte sich bei dieser Entscheidung wirklich Zeit lassen. Meine Mutter hat sich diese Zeit zum Beispiel nicht genommen und mir hätte es aber sicher gut getan. Vielleicht würde ich dann auch anders darüber denken.
Es kommt darauf an, wie gemeint ist, dass man seinen Körper der Medizin geben würde. Ich würde meinen Körper nicht für so etwas wie die Ausstellung "Körperwelten" hergeben. ich möchte schon, dass mein Körper normal beerdigt werden kann.
Ich habe auch dauernd hin und her überlegt, ob ich einen Organspendeausweis ausfüllen soll. Seit einigen Monaten habe ich nun auch einen. Ich habe wirklich lange gebraucht, um mich dazu zu entschließen. Ich weiß auch nicht, ob ich ihn für ewig mit mir rum tragen werde. Aber ich denke mir auch, dass ich dann sowie so nichts mehr mitbekomme und vielleicht einem anderen Menschen noch ein längeres Leben ermöglichen kann,
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