Gewerkschaften und das Insider-Outsider Problem

vom 18.02.2009, 10:46 Uhr

Heute berichte ich euch mal über das Insider-Outsider Phänomen, dass bei Lohnverhandlungen von Gewerkschaften mit Arbeitgebern besteht. Es geht darum, dass man ja einen Beitrag zahlt um Mitglied der Gewerkschaft zu sein. Dieser Beitrag wird für die Bezahlung der Funktionäre und natürlich für Rückstellungen für den Streikfall verwandt. Wird ein Gewerkschaftsmitglied arbeitslos, so tritt es in der Mehrzahl der Fälle aus der Gewerkschaft wieder aus.

Tritt die Gewerkschaft nun in Lohnverhandlungen, passiert beim Arbeitgeber folgendes: Die Produktionskosten abseits der Löhne werden konstant gehalten, genauso wie Umsatz und Gewinnmarge. Also ist eine Erhöhung der Löhne eine Erhöhung der Personalkosten. Wenn jeder mehr Lohn bekommt, muss die Anzahl der Mitarbeiter sinken. Die Gewerkschaft kennt dieses Kalkül natürlich. Das Problem ist nur, dass die Insider, also Gewerkschaftsmitglieder ja Arbeit haben, somit daran interessiert sind, einen höheren Lohn zu kriegen.

Die Insider sind weniger daran interessiert, ob es nachher vielleicht weniger Insider und mehr Outsider gibt. Erst wenn das Risiko Outsider zu werden, sehr groß ist oder die Zahl der Insider, also der Beitragszahler der Gewerkschaft klein wird, spielen die Interessen der Outsider wieder eine Rolle. Es besteht also der Konflikt, dass Outsider, also Arbeitslose, bei Lohnverhandlungen gar keine Interessenvertretung haben und so im Prinzip eine Spirale eintreten könnte, also bei jeder erneuten Lohnverhandlung der Lohn auf kosten mehr Arbeitsloser steigt. Das funktioniert natürlich nicht ewig, weil eine gewisse Anzahl Arbeiter zur Produktion eben erforderlich ist. Allerdings wird dann die Wahrscheinlichkeit immer höher, dass Firmen ins Ausland abwandern und so weiter.

Was in den letzten Jahren in Deutschland nun zu einer Senkung der Sockelarbeitslosigkeit geführt hat, war eine relative Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften. Das heißt, dass Tarifabschlüsse in letzter Zeit relativ niedrig ausgefallen sind, was die Unternehmen dazu veranlasst hat, mehr Leute einzustellen (mehr Arbeitskraft zu gleichem Preis steigert die Produktivität). Diese Lohnzurückhaltung wurde wahrscheinlich durch den Staat und die Öffentlichkeit, die sich beide relativ stark für Lohnverhandlungen interessiert haben, verursacht. Beide traten regulierend auf die Erwartungen der Gewerkschaftsmitglieder auf, so dass Gewerkschaftsfunktionäre keine verbitterten Verhandlungen führen mussten, sondern schon mit relativ geringen Erfolgen bei ihren Mitgliedern punkten konnten.

So, ich hoffe das war etwas interessant und verständlich! Ansonsten nachfragen.:-)

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe selten so einen Unsinn gelesen. Hier wird einfach behauptet, dass das Boot voll wäre und es keinen Platz gäbe.

In Wahrheit wollen die Unternehmer nichts von ihren Riesengewinnen abgeben und die Gewerkschaften sorgen wenigstens für etwas Umverteilung. Die Arbeitslosen sind das Produkt der Geldgier raffgieriger Unternehmer, die genug Gewinn machen und alles andere ist reiner Quatsch.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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