Computerbabys in der Kritik

vom 17.02.2009, 19:16 Uhr

Computerbabys gibt es tatsächlich, es handelt sich dabei um lebensechte jedoch computergesteuerte Babypuppen auch Säuglingssimulatoren genannt. Diese werden immer häufiger in Beratungseinrichtungen eingesetzt. Denn auch gut informierte und vor allen Dingen vorbereitete Mütter sind nicht selten davon überwältigt wie sehr das Muttersein sie verändert. Wie schwierig muss es da erst für junge Mütter sein, die noch nicht mal den Schritt zum Erwachsensein vollzogen haben. Den potenziellen Müttern soll mit dem Computerbaby gezeigt werden, wie hart die Prüfungen der Elternschaft sind.

Die Idee ist an und für sich nicht schlecht, jedoch steht sie nicht kritiklos da. Die Pädagogik-Professorin Anke Spies von der Universität Oldenburg hat gemeinsam mit der Psychologin Lalitha Chamakalayil die Teilnehmer eines solchen Eltern-Praktikums vor und nach dem Praktikum befragt. Das Urteil: das Computerbaby schreckt die Jugendlichen auf recht problematische Art und Weise von der Elternschaft ab. Die Jugendlichen sollen für sich zu der sozial erwünschten Einsicht kommen, sie seien zu jung für ein Baby. Das Mittel der Wahl: Die Teilnehmer werden durch das Computerbaby überfordert und scheitern zwangsläufig, ein Effekt der eventuell bewusst geplant ist zumindest jedoch in Kauf genommen wird.

Die Vertreiber der Computerbabys teilen diese Bedenken naturgemäß nicht; sie verweisen darauf, dass Jugendliche mit dem Verschwinden der Großfamilie immer weniger auf die Elternschaft vorbereitet werden. Sicher kann so ein Computerbaby recht gut ein echtes Baby nachahmen, regelmäßiges Schreien, weil es gefüttert und gewickelt werden muss, positive Rückmeldung bei guter Versorgung ist möglich. Trotzdem bleiben es Puppen, die keine Körperwärme haben, nicht riechen, ohne Mimik sind.

Übrigens zweifelt Professorin Spies nach Auswertung ihrer Studie daran, das solche Computerbabys überhaupt nötig sind. Behauptet wird gern, dass solche Eltern-Praktika nötig seien, um der steigenden Anzahl von Teenager-Schwangerschaften entgegen zu wirken. Erstaunlich aber wahr: die steigende Anzahl gibt es gar nicht. Einerseits hat das Statistische Bundesamt im Jahre 2000 die Erfassungsmethoden geändert, so dass die Zahlen aus Jahren zuvor zu Unrecht mit den aktuellen Zahlen verglichen werden. Außerdem werden Teenager-Schwangerschaften vermehrt von den Medien thematisiert und mit dramatisierten Einzel-Schicksalen wird verstärkt Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt.

Trotzdem gab es Teenager-Schwangerschaften schon immer und es wird sie trotz aller Aufklärung auch in Zukunft geben. Sinnvoller wäre es, den Jugendlichen daher aufzuzeigen, wie sich Mutterschaft und Beruf miteinander vereinbaren lassen. Und dies erst recht, wenn man bedenkt dass die Computerbabys hauptsächlich in niedrig qualifizierten Bildungsgängen eingesetzt werden. Diese Mädchen haben ohnehin genug Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz bzw. einen Einstieg ins Berufsleben zu finden. Dass durch die Säuglingssimulatoren erfahrene Gefühl der Überforderung macht das Ganze nicht besser. Dieses Gefühl zerstört unter Umständen den alternativen Lebensentwurf der frühen Mutterschaft. Wenn auch nicht sozial erwünscht ist auch ein solcher Lebensentwurf zu akzeptieren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich halte davon auch nichts. Denn meist sind Teenie-Schwangerschaften ja ungewollte Schwangerschaften. Somit steht ja meist gar nicht zur Debatte, ob die Teenager sich reif genug für ein Baby fühlen oder nicht, denn das tun wohl die Wenigsten.

Vielmehr sollte man die Aufklärung allgemein verbessern. Teenager z.B. die sich durch Einnahme der Pille in Sicherheit wiegen, obwohl diese außer Gefecht gesetzt wurde, weil sie einen Magen-Darm-Infekt hatten und erbrechen mussten, oder Teenager, die Kondome falsch benutzen, so dass diese dann platzen, sind leider nicht die Seltenheit. Von solchen Fällen habe ich früher selbst damals als Teenager in meinem Umfeld gehört, und finde, dass diese größtenteils vermieden werden können.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich halte die Anwendung des Computerbabys für sinnvoll. Es wird ja nicht bei Müttern bzw. Teenie's an gewannt, die schon schwanger sind, sondern bei Mädchen, die einen Kinderwunsch haben, weil sie denken, dass sie dann ihre Probleme damit lösen.

Und da nehme ich es lieber in Kauft, dass sie abgeschreckt ist und kein Kind mehr will, anstatt, dass sie wegen eine Meinung einer Psychologin, an dem Programm nicht teilnimmt und dann schwanger wird. Wenn sie dann alt genug ist, wir sie das Thema schon in einem anderen Licht sehen und dann sind die Eltern gefordert, die erklären müssen, dass das Computerbaby der Extremfall ist, was aber nicht die Regel ist.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde den Einsatz von Computerbabies sehr sinnvoll, und denke schon das es einige Jugendliche mit einem realen Kinderwunsch schon auf den richtigen Weg zurückbringen kann.

Klar gibt es in der Jugend viele ungewollte Schwangerschaften, hierfür ist es vllt nicht so sinnvoll denn wenn man erstmal schwanger ist, ist es eh zu spät. Ob es sinnvoll ist quasi alle Jugendlichen im Alter von 13-15 (oder jünger) mal mit einem Computerbaby zusammen zu setzen um quasi zu erzielen das sie besser verhüten, bezweifel ich, mal abgesehen davon das es wahrscheinlich zu teuer ist.

Theoretisch ist es wirklich nur sinnvoll wenn ein Kinderwunsch besteht, und ja es scheint einige Mädels in dem jungen Alter zu geben, die schon gerne ein Kind hätten. Letztlich ist aber auch das Computerbaby nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn ob den Mädels klar wird das sie mit einem Baby sich mindestens 18 Jahre eine Verpflichtung aufbürden würden, das wage ich zu bezweifeln. Es ist halt nur praktisch um zu zeigen wieviel Arbeit so ein kleiner Wurm macht.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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