Rettung oder Pleite? Was ist richtig?
Hallo zusammen,
während ich die letzte halbe Stunde quer durchs Internet gesurft bin und den ein oder anderen Artikel über unsere Banken-/Wirtschaftskrise gelesen habe, da stellt sich mir mehr und mehr die Frage: Was wäre im Fall unserer Banken richtig gewesen? War die Rettung richtig, oder hätte die Pleite mehr Sinn gemacht?
Unsere Politiker sind über alle Parteien hinweg der Meinung, dass die Banken wie z.B. die Hypo Real Estate "Rettungswürdig" sind. Warum soll aber eine Bank gerettet werden, die in den letzten Jahren solche Misswirtschaft betrieben hat und ohne eine Verstaatlichung bzw. ohne Zuschüsse in Milliardenhöhe überleben kann? Die Zeche wird somit doppelt und dreifach bezahlt.
Auf der anderen Seite stehen Personen wie Jim Rogers (Hedgefondsmanager und Schriftsteller), die der festen Überzeugung sind, dass man Firmen die rechnerisch pleite sind auch hätte bankrott gehen lassen sollen. Laut Jim Rogers hätten uns in diesem Fall 2 bis 3 schwere Jahre bevor gestanden. Stattdessen wird durch die Rettungspakete und Konjunkturpakete alles verschlimmbessert und uns stehen nach seiner Meinung 10 bis 15 schwere Jahre bevor, da sich die Probleme verschärfen könnten und in die Länge ziehen könnten.
Meine persönliche Meinung ähnelt der von Jim Rogers. Als ich das erste mal gehört habe, dass die Hypo Real Estate und einige andere Banken unter staatliche Rettungsschirme schlüpfen war der erste Blitzgedanke "Willkommen zurück ihr Volkseigenen Betriebe (DDR lässt grüßen)". Wie realistisch dieser Gedanke war, das wird sich in den nächsten Monaten oder auch Jahren zeigen.
Der zweite Gedanke war: Wenn wir jetzt anfangen Banken und Autobauer zu retten, warum stört es die Regierungen auf einmal? Wieso ließen sie dann eigentlich in der Vergangenheit soviele mittelständische Unternehmen pleite gehen? Schließlich arbeiteten und arbeiten im Mittelstand deutlich mehr Menschen als in den Großbetrieben. Daran schloss sich der Gedanke, dass man auch solche Betriebe hätte vor die Wand laufen lassen müssen, da es sich in meinen Augen schlichtweg um eine Marktbereinigung handelt, in der alles was nicht funktioniert und/oder schlecht ist vom Markt verschwindet und nur die gesunden, funktionierenden Unternehmen bzw. Konzepte übrig bleiben, die wirklich einen Mehrwert für Mensch und Markt bedeuten.
Auch ich bin der Meinung, dass man durch Abwrackprämie und alle anderen Pakete alles nur hinauszögert, denn wenn das Geld hierfür ausgegeben ist und die Banken wieder Staatseigentum sind, dann kommt die Wucht der Krise doppelt auf die Marktteilnehmer zu. Denn jetzt wird investiert, davon steigt aktuell die Nachfrage, aber wenn diese Nachfrage befriedigt ist, bricht sie wieder weg und wir fangen wieder von Vorne an.
Fazit: Weg mit allem, was nicht funktioniert und übrig bleibt das, was wir (die Verbraucher) brauchen bzw. wollen.
Wie seht ihr das? Soll eurer Meinung nach ein marodes Unternehmen gerettet werden, oder soll es vom Markt verschwinden?
Ich bin auch der Meinung wie du. Ich finde, dass eine Pleite das richtige währe. Es gibt viele kleinere Unternehmen, die in der Summe das doppelte und dreifache an Arbeitskräften durch eine Pleite entlassen mussten, als große Automobilhersteller. Sind das schlechtere Arbeitskräfte, weil sie z.b. Mechaniker bei einer kleineren KFZ Werkstatt waren und nicht bei Oper & Co.? Nein, entweder alle oder niemand.
Man hört nun ja auch immer mehr von mittelständischen Unternehmen, die nicht wenige Leute beschäftigen und noch positive Umsätze schreiben, aber nun kurzfristig 20.000 Euro brauchen. Die Regierung hat dies abgelehnt und die Banken geben trotz der guten Bonität keinen Kredit. Warum hilf man denen nicht wenigstens mit einem Kredit von Staat. Da bekommen wir wenigstens das Geld zum größten Teil zurück. Statt Milliarden den Banken zu schenken, die unsere Kinder dann abarbeiten müssen.
Viele erfolgreiche Unternehmer und auch Wirtschaftsexperten melden sich nun zu Wort und sagen, dass das Blödsinn ist, was der Staat macht. Sie sind auch der Meinung, dass die Manager dafür haften müssten, was sie verbockt haben. Und dass man denen doch kein Geld geben darf, wenn man zum einen, andere nicht unterstützt und zum anderen die selber Schuld ist.
Ich Klartext sagte ein Textilunternehmer mal; Er habe sein Geld mit weniger Prozenten, aber dafür sicher angelegt. Andere konnten den Hals aber nicht voll genug bekommen und sind an die Börsenlotterie gegangen. Und nun in der Krise hat er genug Geld, um nicht einzubrechen und die anderen haben mit durch ihre Habgier, alles verloren. Mit welchem Recht bekommen die nun Geld von Staat geschenkt. Und damit meinte er auch die Kurzarbeit.
Wie kann es sein, dass immer mehr Automobilhersteller Kurzarbeit anmelden und die Wartezeit auf einen PKW momentan bei mindestens 3 Monaten liegt? Und das war auch vor der Krise nicht anders. Meine Mutter hat vor 2 Jahren einen Neuwagen gekauft und musste auch 4 Monate warten. Die müssten doch eigentlich für eine gewisse Zeit genug zu tun haben. Nein, sie nehmen das Kurzarbeitergeld vom Staat dankend an, denn damit sparen sie auf Staatskosten Lohnkosten ein.
Außerdem war es schon immer so, dass in einer Wirtschaftskrise alles zusammengebrochen ist, damit kleinere Bürger und Unternehmer auch die Chance hatten, das für sich zu nutzen und Firmen zu öffnen. Die Karten wurden sozusagen neu gemischt. Ein einfacher Blumenverkäufer eröffnete z.B. eine kleine Bürgerbank und wurde damit reich. Aber unsere Politiker sitzen in den Aufsichtsräten von Banken und von Opel & Co. und möchten natürlich weiter Milliarden für ihre „Arbeit“ dort kassieren. Daher versuchen sie alles um eine Schließung zu vermeiden.
Außerdem ist es für mich nicht verständlich, warum Manager keinen Verantwortung übernehmen müssen. Die Firma meldet, dass sie ohne Steuergelder schließen muss und nur zwei Wochen später, bezahlen sie ihren Managern Millionen hohe Prämien aus.
Wenn wir den großen weiter unser Geld schenken, wird nie ein Mittelständler eine Chance auf dem Markt haben, den er muss jede Krise selbst bewältigen ohne Hilfe. So hat der Staat bzw. die Konzerne uns aber in der Hand und die Einkommensschere wird immer weiter auseinander klaffen.
Also an einigen Stellen muss ich sagen vergleicht ihr Äpfel mit Birnen. Man kann nun mal nicht jedes Unternehmen unterstützen und das so tun, dass man die Verwendung der Gelder auch halbwegs kontrollieren kann. Wenn tausende Mittelständler ein paar Tausend Euro beantragen, wie soll man da noch überprüfen ob sie wirklich das Geld brauchen oder ob da nur ein Chef abkassieren will oder ob die Firma vielleicht auch mit dem Geld Pleite geht?
Und zum Beispiel HRE. Diese Bank wurde ja nun mittlerweile mit einer Summe von 102 Mrd. Euro gestützt. Vieles davon sind noch nur Garantien und wurden nicht direkt ausgezahlt. Das bedeutet aber trotzdem, dass der HRE Unsummen an Geld fehlen, die sie nur dank der Garantien sich irgendwo leihen kann. Nun lasst diese Bank Pleite gehen. Dann würde ein Verlust von noch viel mehr als 100 Mrd. Euro entstehen. Nicht direkt für uns oder dem Staat, aber trotzdem würde viele andere Staaten, Banken und Investoren ihr Geld nicht wieder sehen was sie dort investiert haben.
Lehman hat doch gezeigt was passiert, wenn man eine wichtige große Bank Pleite gehen lässt. Es entsteht ein Domino-Effekt und noch viel mehr geraten in Schwierigkeiten, da in diesen Banken zu viel Geld steckt, was sonst verloren geht. Genau das ist aber eben bei dem Mittelständler um die Ecke anders. Dort geht zwar auch Geld verloren aber in einem überschaubaren Rahmen und dort hängen an einem Betrieb auch oft keine tausenden Arbeitsplätze.
Bei der Automobilindustrie ist dies aber eben der Fall. Es geht ja nicht nur darum die Autobauer selber zu retten, sondern auch die ganzen Zulieferer, die dann gleich mit dicht machen können. Deswegen sollte man wichtige große Unternehmen und Banken schon retten.
Allerdings sollte man dies nicht zum Nulltarif machen. Wenn der Staat Unternehmen und Banken mit viel Geld hilft, sollte er dafür auch Anteile an dem Unternehmen bekommen um irgendwann wieder Teile des Geldes zurückzubekommen. Im Grunde macht er ja nichts anderes als ein normaler Investor und dieser gibt sein Geld ja auch nicht einfach so an ein Unternehmen. Da wäre es vielleicht sinnvoller mit einem Staatsfond aufzutreten und direkt Aktienpakete zu kaufen. Man kann ja auch mehr bezahlen als der normale Aktienpreis ist. Im Fall HRE würde es wohl nicht viel nutzen, wenn der Staat als einzige Hilfe alle Aktien für 2 Euro gekauft hätte. Aber er muss in jedem Fall beteiligt werden.
Und was daran so schlimm ist verstehe ich sowieso nicht. Zumal der Vergleich mit der DDR ja auch nicht ganz richtig ist. Dort waren die Betriebe zumindest rein formal keine Staatsbetriebe, sondern gehörten dem Volk, was wohl einige auch gern zum Anlass nahmen ein Stück ihres Eigentums mit nach Hause zu nehmen
Trotzdem können auch Staatseigene Betriebe Sinn machen, wenn sie unter wirtschaftlichen und ökonomischen Gesichtspunkten geführt werden. Wenn solche Betriebe so eine Katastrophe wären, dass daran unser Wirtschaftssystem zu Grunde gehen würde, warum sagt keiner was gegen das Konstrukt der Landesbanken. Die Bundesbank erwirtschaftet sogar Jahr für Jahr Milliardengewinne. Warum gibt es dann soviel Widerstand bei der Bahnprivatisierung?
Im Grunde ist der Staat in den meisten Fällen doch nichts anderes als ein Mehrheitseigner und ob das nun ein Hedgefond ist, ein einzelner Großaktionär oder eben der Staat ist doch egal, solange das Management das Unternehmen vernünftig führt.
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