Gute Nachhilfe geben? Worauf kommt es an?
Um mein knapp bemessenes Studentenbudget ein wenig aufzubessern, habe ich mich dazu durchgerungen, eine Annonce zu schalten und meine Dienste als Nachhilfelehrerin anzubieten. Entgegen meiner Erwartungen, habe ich auch schon ca. 10 Anrufe von verzweifelten Eltern erhalten.
Die Schüler sind alle noch relativ jung (Klassenstufe 5-7) und ich denke mir, dass ich das doch locker schaffen müsste. Trotzdem habe ich jetzt einen Riesenbammel, weil ich ja auch möchte, dass ich den Schülern wirklich helfe. Ich bin immer recht selbstkritisch und möchte mich auf jeden Fall vorbereiten, bevor ich zu dem ersten Treffen gehe.
Nun meine Fragen an euch: Was mache ich genau bei einem ersten Treffen? Ich hatte vor, mir erst einmal die Hefte und Arbeitsbücher anzuschauen, um zu gucken, wie weit die Kinder überhaupt sind. Sollte ich Englisch mit den Schülern sprechen? Soll ich für das "Kennenlernen" auch schon Geld nehmen?
Gibt es genaue Abläufe, die ihr dann in den Stunden bevorzugt - also zunächst mal fragen, was die Woche über so gelaufen ist und dann gucken wo es hapert? Meist wissen das die Schüler doch noch nicht einmal selbst?
Ich hatte selbst nie Nachhilfe und bin wirklich sehr verunsichert, wie ich am geschicktesten verfahre. Mich würde auch interessieren, wie sich Schüler (und da gibt es hier ja einige) eine gute Nachhilfestunde vorstellen? Könnte ich auch Songtexte oder Nachrichten über die jeweiligen Interessen der Schüler einbauen, zur Motivation quasi?
Ich bin zwar keine mehr, aber hatte als Schülerin Nachhilfe und habe später auch welche gegeben. In welchen Fächern willst du denn Nachhilfe geben? Englisch oder noch etwas anderes?
Ich hatte in der Schule ein Jahr in Mathe und Französisch Nachhilfe, und bin im selben Jahr wegen der beiden Fächer sitzen geblieben. Bei mir kamen die Gründe zusammen, die du vor allem bei deinen älteren Schülern vielleicht auch antreffen wirst: ich hatte keine Lücken, sondern überhaupt keine Ahnung, außerdem null Motivation (war damals allerdings schon in der 9. Klasse). Meine Nachhilfelehrerin hat mich leider überhaupt nicht motivieren können und die Nachhilfe bestand mehr oder weniger darin, dass ich mit geschrieben habe, was sie gesagt hat, was natürlich minimalen Lerneffekt bedeutet.
Die Idee mit den Songtexten und Nachrichten finde ich sehr gut, Liedtexte habe ich mit meinen Nachhilfeschülern auch übersetzt. Wenn es eine Fremdsprache ist, wird es natürlich schwieriger bei 5.-Klässlern. Am besten, du richtest dich nach den Schülern. Probier einfach alles, was dir einfällt aus und schaue, worauf sie am besten reagieren.
Ich hatte damals irgendwo gelesen, dass hin-und-her-schaukeln den Lerneffekt fördert. Zwei meiner Schüler kamen zu uns nach Hause zur Nachhilfe und ich habe sie dann einfach mal in den Schaukelstuhl meiner Eltern gesetzt. Bei einem hat es super geklappt. Wir haben so dann immer Vokabeln gelernt, d.h. ich habe ihn abgefragt und buchstabieren lassen. Beim anderen ging es überhaupt nicht, weil er sich die Vokabeln nicht merken konnte, ohne sie aufzuschreiben. Gerade bei Sprachen ist es oft so, dass die Schüler nur die Vokabeln nicht kennen (mangels Übung), den Rest aber verstanden haben. D.h. bei solchen Kindern ist man mehr oder weniger nur "Zwangsübungspartner" und muss nicht viel erklären.
Ich würde mir an deiner Stelle auch den Kennenlerntermin bezahlen lassen. Wenn du Pech hast, musst du dich auch zu Hause noch damit beschäftigen und dir vielleicht Übungen und dein ganzes Vorgehen ausdenken.
Beim ersten Mal solltest du herausfinden, was die Kinder überhaupt wissen. Das würde ich auf Deutsch machen, so kannst du sicher gehen, dass sie dich verstehen. Dann gemeinsam die Bücher und Hefte (evtl. alte Klassenarbeiten) anschauen und fragen, was das Kind nicht verstanden hat. Wenn du Glück hast, sind es nur (kleinere) Lücken. Leider nehmen die meisten Eltern aber erst dann Nachhilfe in Anspruch, wenn das Kind schon eine Weile hinterher hängt.
Deine Schüler sind noch ziemlich jung, da besteht eine gute Chance, dass es wirklich nur Lücken sind (die du anhand von Klassenarbeiten und kurzen Befragungen am Anfang schnell herausfinden kannst). Wünsch dir auf jeden Fall viel Glück!!
Ich nehme mal an, du wirst jedem deiner künftigen Nachhilfeschüler Einzelunterricht bei ihm zu Hause geben. Oder hast du vor, ähnlich wie in einer Nachhilfeschule mit Kleingruppen bei dir daheim Unterricht zu geben? Ersteres halte ich für sinnvoller, den dann hast du die Möglichkeit, dich voll und ganz auf die Schwächen des Einzelnen zu konzentrieren und behältst die Lernfortschritte besser im Blick.
Im ersten Gespräch solltest du dir wahrscheinlich erstmal das Lehrbuch und die dazugehörigen Hefte deines Schülers anschauen. Hör deinem Schüler genau zu, lass ihn eventuell auch schon einen Text vorlesen und ihn dir übersetzen. Oder sage ein paar Sätze auf Englisch und frage ihn hinterher, was genau du gesagt hast. Auch einen kurzen Text aus dem Englischbuch kannst du diktieren.
Auf diese Art und Weise wirst du schnell feststellen, wo die eigentlichen Schwierigkeiten liegen und kannst gezielt da ansetzen, wo die größten Schwierigkeiten auftauchen. Auch wenn in der ersten Stunde das Kennenlernen und die Problemfindung im Vordergrund stehen, kannst du dafür schon Geld nehmen. Du setzt dich ja auch hier schon mit deinem Schüler auseinander und suchst nach einem Lehransatz. Das ist schon echte Arbeit.
In den kommenden Nachhilfestunden solltest du immer erstmal mit den gestellten Hausaufgaben beginnen, bevor es ans Üben und Festigen der Kenntnisse geht. Ich würde dir raten, dich vor allem in den ersten Tagen und Wochen an dem entlang zu hangeln, was Lehrbuch und Lehrhefte vorgeben und nicht schon mit Songtexten und ähnlichem beginnen.
Wichtig ist erstmal, dass dein Schüler den Anschluss in der Schule nicht verliert bzw. selbigen erstmal bekommt. Auch komplett Englisch würde ich mit dem jeweiligen Schüler vorerst nicht sprechen, sondern den Englisch-Anteil erst nach und nach langsam erhöhen - immer dann, wenn du einen entsprechenden Lernfortschritt feststellst.
Ähnliche Übungen, wie sie im Unterricht gemacht werden, kannst du anhand der vorhandenen Lernmaterialien recht schnell erstellen. Vor allem solltest du dabei nicht vergessen, auch Übungen zu erstellen, von denen du genau weißt, dass dein Schüler diese bereits beherrscht. Damit schaffst du kleine Erfolgserlebnisse, die dafür sorgen, dass dein Schüler freiwillig am Ball bleibt.
Ich habe in der Studienzeit auch jahrelange Erfahrung in Gebiet der Nachhilfe sammeln können. Zuerst solltest du dir klar werden, wie du das Verhältnis zu den Schülern handhaben möchtest. Ich habe mich generell dutzen lassen und habe mir auch viel persönliches erzählen lassen, war mehr ein Freund für die Schüler und sie haben mir sogar hin und wieder etwas geschenkt, was ich immer sehr süß fand. Wir haben dann zum Beispiel auch ein wenig über die Lehrer gesprochen, so dass mir klarer wurde, was die Lehrer selbst von den Schülern erwarten.
Des weiteren war es immer wichtig zu erfahren, was für persönliche Schicksale hinter den Kindern steckten, einer meiner Schüler erlebte beispielsweise die Scheidung der Eltern hautnah mit und hat dadurch regelmäßig schlechte Noten geschrieben. Teilweise haben wir dann noch einige Zeit nach dem Lernen zusammengesessen und über seine Gefühle gesprochen und ich habe ihm Tipps gegeben, wie man den Kopf frei bekommt, andere saßen viel am Computer und ich habe ihnen als Hausaufgabe eine Stunde Sport in der Woche aufgegeben, was die Nervosität und Konzentrationsschwäche positiv beeinflusst hat.
Der Lernplan sollte immer direkt auf den Schüler abgestimmt sein, dafür hatte ich ein Heft, in das ich eingetragen habe wann Klausuren anstehen, was wir wann wiederholt haben und welche Übungen gut oder schlecht liefen. Die Stunden füllte ich mit vielen, vielen Wiederholungen des (grammatischen) Grundwissens, denn daran haperte es meistens. Sobald diese Grundlagen da waren, haben wir Textarbeit gemacht, oft hatte ich dazu Themen vorbereitet, die zum Hobbybereich der Schüler passten oder konkrete Anwendungen von Wissen darstellte.
Hin und wieder waren auch fiktionale Fantasygeschichten dabei, das kam immer gut an. Englisch gesprochen habe ich erst mit den älteren Schülern, mit den Jungen nur immer wenige Minuten. Zu mehr waren die wenigsten fähig. Grade bei Jungs kam es auch immer gut an wenn englische Filmkritiken oder Videospielrezensionen gelesen wurden.
Das Wesentlichste war aber immer, dass den Schülern Struktur beigebracht wurde: Lernen direkt wenn etwas Neues in der Schule durch genommen wurde und nicht einen Tag vor der Arbeit zum Beispiel. Oder ruhiges Sitzen und Denken bis die Aufgabe fertig ist und nicht zwischendurch eine rauchen oder auf Klo gehen, sich und das eigene Können selbst einschätzen können, etc.
Je nachdem Druck der Schüler aushielt, habe ich unvorbereitet vollkommen fremde Aufgabentypen (z.B. ein Gedicht schreiben, Beschwerdebrief an ein Hotel, etc) gestellt und die Meisten waren dann überrascht, wie viel sie eigentlich schon konnten. Und ein paar Tipps fürs richtige Spicken sind auch nie verkehrt, einige Schätzchen haben sich nämlich dadurch immer konsequent eine 6 eingehandelt obwohl sie auch ohne Spicker eine 3 hätten schaffen können.
Also ich finde schon das du direkt am ersten Tag Geld einnehmen kannst, immerhin opferst du ja Zeit deiner Freizeit und außerdem machen das so gut wie alle Nachhilfe Lehrer. So war es bei mir und so habe ich es auch mit meinen Nachhilfe-Schülern gemacht. Vor dem ersten Treffen kann man sich noch nicht besonders gut vorbereiten, da man ja noch überhaupt nicht weiß was der Schüler kann, womit er Hilfe braucht und was er gerade im Unterricht durch nimmt.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass du sein/ihr Vertrauen gewinnst. Ich empfehle auch direkt am ersten Tag zusammen die Hausaufgaben zu machen So bekommt man mit was für ein Thema der Schüler durch nimmt und womit er Probleme hat. Wenn dir ein bestimmtes Thema schon vorgegeben wurde worauf du konkret eingehen sollst, dann würde ich dem Schüler sagen, die Hausaufgaben alleine zu Hause zu machen, ihm aber anbieten sie zu kontrollieren. Bei Wiederholung eines Themas sollte man erstmal wissen womit genau der Schüler Probleme hat. Im Idealfall weiß der Schüler das und man kann ihn direkt fragen, ohne jegliche Übungen aus zu üben, oder alle Hefte durch zu gucken.
Also würde ich sagen, dass wenn du ein konkretes Thema wiederholen sollst, dann suche dir passende Übungen zum Thema bzw. um die Schwachstellen des Schülers zu verbessern raus. Sollst du jedoch einfach mit ihm den Stoff der auch gerade in der Schule durch genommen wird üben, so mache mit ihm auf jeden Fall zusammen die Hausaufgaben und außer den Aufgaben aus den Bücher gibt es vielleicht noch Übungen aus anderen Bücher oder du findest etwas im Internet.
Zunächst einmal danke ich euch von ganzem Herzen, diese "Community" (um mal gleich ein englisches Wort einzubauen) ist wirklich sowas von auf Zack, unglaublich. Den Tipp mit dem Vorlesen und ein wenig Übersetzen lassen, werde ich auf jeden Fall beherzigen.
Momentan geht es vorrangig um den Englischunterricht und Schüler, die im Durchschnitt die Note 4 haben. Den meisten Eltern wurde (noch) nicht geraten einen Nachhilfelehrer zu Rate zu ziehen, was sie aber dennoch taten. Somit habe ich die stille Hoffnung, dass die Lücken noch nicht ganz so groß sind.
Mein Problem liegt immer auch ein wenig darin, die Schüler einzuschätzen. Ich will sie natürlich auf keinen Fall überfordern, aber unterfordern ist selbstverständlich auch nicht gut. Das mit den Lernerfolgen habe ich mir auch schon überlegt, denn ein großer Teil der Arbeit wird ja auch sein, die Schüler zu motivieren.
Habt ihr eventuell noch Vorschläge, wie ich mich selbst vorbereiten könnte? Oder soll ich einfach so, mit meinem Studienwissen sozusagen, zur ersten Stunde erscheinen? Ich glaube, ich mach mir momentan einfach zu sehr selbst Stress. Auf jeden Fall werde ich mir ein Notizbuch mitnehmen, um aufzuschreiben, wie weit die jeweiligen Schüler überhaupt sind, die im übrigen zu mir nach Hause kommen werden (um nochmal schnell eine weitere Frage zu beantworten).
Ich denke, es ist auch wichtig, dass du eine andere Atmosphäre hin bekommst, als in der Schule. Damit meine ich keine freundschaftliche Ebene, denn du sollst ja nicht den Freundeskreis erweitern, sondern die Englischkenntnisse.
Was ich meine ist, dass du vom althergebrachten Konzept "Aufgabe geben, Schüler arbeiten lassen/Fehler korrigieren" ein großes Stück wegkommen musst. Ganz weglassen kannst du das natürlich nicht, denn so sieht die Realität an den Schulen nun mal aus. Aber an diesem Konzept ist der Schüler ja bereits gescheitert, dass aufzugreifen füllt zwar deine Kasse, aber bringt dem Schüler im Zweifel nichts.
Ich würde empfehlen, sich durchaus die Aufgaben anzugucken und dann den Fehler bzw. die Schwierigkeit genau zu definieren. Einerseits aus dem offensichtlichen, andererseits aus den Rückmeldungen des Schülers. Und sich dann, wenn man den Schüler einschätzen kann eine eigene Aufgabe ausdenken, deren Inhalt ihm liegt und mit der er sich identifizieren kann. Löst er diese Aufgabe, dann anhand dieser Aufgabe die eigentliche Aufgabe, an der er gescheitert ist erklären.
Der Unterschied ist folgender: Anhand der gleichen Aufgaben ist wie in einen Fluss werfen und zu hoffen, dass man es irgendwie hin bekommt, dass er sich über Wasser hält. Das kann klappen, oft klappt es aber leider nicht. Losgelöst vom angst machenden Element (Fluss/nicht lösbare Aufgabe) geht es um das Wesentliche, die eigentlichen Lerninhalte. Also wie verhalte ich mich gegenüber einem schwer zu durchquerenden Fluss, welche Möglichkeiten habe ich, wie sollte ich nicht schwimmen, wie gehe ich nicht direkt unter.
So gewinnst du das Vertrauen, die Aufmerksamkeit und förderst gleichzeitig die Stresstoleranz. Lernschwache Schüler entwickeln einen regelrechten Tunnelblick für das schwierige Fach, sehen nur noch die schwierigen Aufgaben, aber nicht das, was dahinter steht.
Erst schnell sehen, was die Lehrer sehen wollen und wie so eine Arbeit aufgebaut ist. Das wechselt von Schule zur Schule und von Lehrer zu Lehrer. Auch immer abfragen, was gerade in den letzten Tage aus dem Buch durch genommen wurde um gleich raus zu bekommen, was in der nächsten Klassenarbeit drankommt. Denn den ganzen Stoff, speziell die Geschichten aus dem Buch, komplett zu lernen, überfordert nun und bringt nicht viel.
Und ganz kleine Schritte machen und vor allem viel motivieren. Ich habe damals zwei schwere Fälle gehabt, die auch schon vorher professionelle Nachhilfe hatten und die hat nichts gebracht, weil da ganz allgemein der Stoff behandelt wurde und die dadurch die wirklich wichtigen Geschichten aus dem Englischbuch bei der Arbeit nicht beherrschten. Vielleicht erinnerst du dich auch mal an deine Schulzeit, dann weißt du wie frustrierend das sein kann. Also viel motivieren.
Ich habe damals aus meinen Nachhilfeschülern keine Experten machen können, aber habe es geschafft einmal aus einer fünf auf dem Zeugnis eine drei zu machen und aus beim anderen sogar eine zwei. Und zugegeben ich war selbst in der Schulzeit eine Vierer Schülerin in Englisch und musst das alles später nachholen. Daher wusste ich aber, dass viele nur versagen, weil sie einfach die Grammatik nicht verstehen und frustriert sind, dass sie lernen und es bessert sich nichts. Also mach deine Schüler aus selbstbewusst. Gib ihnen ruhig das Gefühl, dass sie es fast perfekt beherrschen (den aktuellen Stoff jedenfalls), damit sie bei der Arbeit in der Schule nicht aus Angst einen Blackout haben.
Also im Grunde ist es wichtig nicht besonders professionell vorzugehen, sondern einmal das System der Lehrer anhand der Arbeiten/Klausuren zu verstehen. Dann kannst du meist auch genau sagen, welche Geschichte abgefragt wird und in wie fern und du kannst dich gezielt darauf stürzen.
Bei meinem eigenen Bruder habe ich auch Nachhilfe gegeben und dass erst vor wenigen Monaten, weil die professionelle Nachhilfe nichts gebracht hat und habe es nach dem gleichen Prinzip gemacht wie damals. Und das nur per Telefon, weil ich so weit weg wohne. Und er sagte, dass nichts davon, was er bei den „Profis“ gelernt hat in der Abschlussprüfung dran war, aber dafür alles das, was ich mit ihm gemacht habe. Und den Hinweis, gaben mir auch hier nur die alten Arbeiten und der Stoff der letzten 2-3 Englischstunden aus der Schule.
Und teste mit hinterlistigen Fragen, ob sie den Stoff auch begriffen haben, ober bloß keine Lust haben. Und wenn sie es nicht verstanden haben, dann fängst du geduldig von vorne an. Letzten Endes zählt für die Eltern auch nur die Note in der nächsten Klassenarbeit und nicht, dass du er geschafft hast, den Stoff aus zwei Jahren nachzuholen. Denn das kannst du ehe nicht. Konzentriere dich nur auf den aktuellen Stoff.
Ich arbeite schon seit vielen Jahren als Nachhilfelehrer und möchte dir auch ein paar Tipps geben.
Bevor man mit dem Unterricht beginnt, ist es sinnvoll eine kleine Gesprächsrunde zu führen. Hier sollten alle anwesend sein - Schüler, Eltern und Nachhilfelehrer. Zunächst sollte man für eine entspannte und freundliche Atmosphäre sorgen. Dann sollten zusammen folgende Punkte geklärt werden:
• Wie kam es zu den Lernschwierigkeiten (Lehrer erklärt schlecht, zu große Klasse, Schüler oder Lehrer waren längere Zeit krank oder andere Günde
• Was soll mit der Nachhilfe erreicht werden?
Natürlich eine bessere Note. Vorsicht: Manche Eltern haben hier überzogene Ansprüche. Man sollte gleich zu Beginn der Nachhilfe klar machen, dass vermutlich erst Wissenslücken vom vorhergehenden Stoff geschlossen werden müssen und eine Verbesserung der Note nicht sofort passiert. Wie lange es dauert bis eine Verbesserung eintritt, kann man nicht vorhersagen, weil jeder Schüler eine andere Auffassungsgabe hat. Aber nach einigen Wochen ist eine Verbesserung realistisch. Aber man sollte sich nicht nur auf die Noten konzentrieren. Auch das Lernen zu lernen ist wichtig (Was ist für ein erfolgreiches Lernen wichtig? Wie lernt man sinnvoll Vokabeln? usw.)
• Wie häufig soll der Nachhilfeunterricht erfolgen? Üblich ist regelmäßig einmal die Woche. Immer nur kurz vor einer Klassenarbeit Nachhilfe zu geben ist in der Regel nicht sinnvoll. Auf diese Art kann man keine Wissenslücken schließen und es bleibt zu wenig Zeit zum Lernen. Eine Nachhilfestunde dauert bei mir 60 Minuten oder 90 Minuten. Je nachdem wie gut sich der Schüler konzentrieren kann und wie viel Übungsbedarf vorhanden ist. Bei meinen Schülern sind 60 Minuten Einzelunterricht meistens ausreichend.
So ein Gespräch zu Beginn kann einige Zeit dauern. Man sollte sich diese Zeit aber nehmen. So kann man den Schüler gleich zu Beginn besser kennen lernen. Gerade bei jüngeren Schülern spielt das persönliche Umfeld eine große Rolle.
Nun komme ich zum Unterricht selbst. Zunächst ist es wichtig eine Lernatmosphäre herzustellen. Bevor du mit dem Unterricht beginnst, kannst du ruhig kurz über die Schule oder über ein aktuelles Ereignis reden. Das lockert die Atmosphäre auf.
Während dem Unterricht ist es sehr wichtig im Dialog mit dem Schüler zu bleiben. Stelle dem Schüler Fragen und lasse diesen häufig zu Wort kommen. Wenn der Schüler eine Frage stellt, dann zeige Interesse und Begeisterung. Und guter Nachhilfelehrer liebt Fragen und ermuntert Schüler dazu (in der Schule haben viele Schüler hier sehr negative Erfahrungen gemacht). Du bekommst so eine Rückmeldung und kannst besser beurteilen, ob der Schüler den Stoff verstanden hat. Manchmal ist es notwendig einen Schritt zurückzugehen. Passe dich dem Lerntempo des Schülers an.
Ansonsten fahre ich im Nachhilfeunterricht zweigleisig. Ich erkläre natürlich den aktuellen Lernstoff, aber wiederhole auch frühere Themen, um Wissenslücken zu schließen.
Zu Beginn neigt ein Nachhilfelehrer häufig dazu, zuviel Stoff in eine Nachhilfestunde zu packen. Dabei besteht die Gefahr, dass der Schüler von Wissen überhäuft wird und am Ende wenig hängen bleibt. Besser ist es weniger Stoff durchzunehmen und diesen dafür ausführlicher besprechen. Dann folgen Übungen zur Festigung.
Meine Schüler müssen im Nachhilfeunterricht eher wenig schreiben. Viel mehr reden oder diskutieren wir über das Thema. Dann erst erfolgen Übungen oder Aufschrieben.
Nun noch zu deinen Fragen:
Mein Problem liegt immer auch ein wenig darin, die Schüler einzuschätzen.
Genau deshalb habe ich weiter oben geschrieben, dass es wichtig ist, im Dialog mit dem Schüler zu bleiben. Halte keine Vorträge, sondern führe mit den Schülern Gespräche und lasse dir das Gelernte auch ab und zu von den Schülern erklären. Du merkst dann schnell, wenn etwas nicht verstanden wurde. Vor allem der Blickkontakt zu den Schülern ist wichtig. Die Augen sprechen Bände. Wenn ein Schüler den Stoff verstanden hat, kann man das meistens gut in seinen strahlenden Augen erkennen. Wenn etwas nicht verstanden wurde, ist das gewöhnlich ebenfalls in den Augen erkennbar.
Habt ihr eventuell noch Vorschläge, wie ich mich selbst vorbereiten könnte? Oder soll ich einfach so, mit meinem Studienwissen sozusagen, zur ersten Stunde erscheinen?
Für einen Nachhilfeunterricht kann man sich nicht sehr viel vorbereiten. Du sollst dem Schüler schließlich nicht dein Programm aufdrängen, sondern individuell auf den Schüler eingehen. Aber es wäre schon gut, wenn du wissen würdest, welcher Stoff in dem Schuljahr (eventuell auch im vorangegangenen Schuljahr) durch genommen wurde. Du kannst dir z.B. das Inhaltsverzeichnis kopieren. Schaue dir die Themen an. Als "Englisch-Experte" weißt du welche Themen aufeinander aufbauen und wo eine Wiederholung des Stoffes sinnvoll ist.
Nein, fürs kennen lernen sollte man erstmal kein Geld nehmen. Du musst das Kind mögen und das Kind auch dich, sonst ist der Umgang miteinander zu schwierig. Man lernt auch einfacher, wenn man es von jemandem beigebracht bekommt, wo die Chemie stimmt.
Und natürlich muss man sich auf die Nachhilfestunden vorbereiten. Zunächst muss man schauen,wie weit das Kind ist, beziehungsweise wo seine Probleme liegen. Die können ganz unterschiedlicher Natur sein. Die einen haben NULL Ahnung und wieder andere haben einfach Lücken oder grammatikalische Probleme, über die sie sich nicht hinwegmogeln können, wieder andere verstehen englische Texte nicht usw.
Dann musst du auch noch schauen,was gerade im Unterricht durch genommen wird. Und so kannst du dir dann die Stunden aufbauen. Ich würde niemals Nachhilfe geben, ohne Vorbereitung. Klar, akribisch deinen Plan abarbeiten kann man das auch nicht, flexibel muss man sein, aber wenigstens grob.
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