Canyoning Erfahrungen

Immer wieder lese ich in Outdoor Zeitschriften etwas über Canyoning und frage mich dabei, ob das auch etwas für mich sein könnte. Nun ist der Spaß nicht gerade billig und ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so schön ist, wie es beschrieben wird, oder ob es gefährlich ist. Neugierig bin ich aber und überlege, ob ich es mal ausprobieren sollte.

Ich meine, sich in Wasserfällen abzuseilen, in Gumpen zu springen und sich Rinnen herunterrutschen zu lassen, ist sicherlich nicht ganz ungefährlich. Die Guides werden zwar darauf achten, dass möglichst nichts passiert, doch wie groß ist das Verletzungsrisiko?

Hat jemand von euch schon mal eine Canyoning Tour gemacht? Wo war das und wie fandet ihr es? Ich bin für jeden Hinweis und Tipp dankbar.

Eins ist beim Canyoming sicher, es ist ein sehr schönes Naturerlebnis. Aber nicht für jedermann geeignet. Ich hätte es früher gerne mal mitgemacht, hatte aber dann doch Bedenken. Etwas hat es auch mit Bergsteigen gemeinsam. Höhenangst und Schwindel schließen das Hobby aus. Die meisten geführten Touren in Deutschland gehen wohl nach Bayern, Berchtesgadener Land.

Du musst körperlich gut auf der Höhe sein, denn Fitness wird erwartet. Angst vor Wasser ist verpönt. Eine entsprechende Ausrüstung mit Helm soll schützen. Angst bekommt man sicherlich manchmal, aber Angst von Anfang an zu haben, das wäre ein Hindernis. Natürlich ist das kein braver, ungefährlicher Sport. Unvorhergesehenes kann dir das Genick brechen, wenn du nicht aufpasst.

Zusätzlich zum Canyoning kannst du in Kombination das Rafting gleich mitbuchen. Da geht es durch reißendes Gewässer und über Stromschnellen zum Ziel. Ein Adrenalinkick und Nervenkitzel ist dir ganz sicher. Wenn du also wirklich willst, dann buche es und schiebe es nicht auf die lange Bank. Davon hast du nichts.

Ich habe schon einmal eine Canyoning Tour gemacht. Das ist aber schon mehrere Jahre her. Ich war da so etwa zwischen 20 und 25 Jahren und es war einfach toll, wobei ich auch zu den Angsthasen gehöre. Es gibt ja unterschiedliche Schwierigkeitsstufen, somit brauchst du generell vor eine Überforderung keine große Angst haben. Es sollte allerdings schon die Grundeinstellung passen.

Bei uns fing die Tour damit an, dass wir uns von einer Brücke ins Wasser abgeseilt haben. Das war gleich einmal die allererste Herausforderung. Gefährlich war es nicht. Aber es ist vom Kopf her ein guter Einstieg. Sich einmal auf die Tour einzulassen.

Ein weiterer für mich sehr bleibender Eindruck war dann die "Wasserfallrutsche". Die war wirklich nicht ohne. Schon bei den Erklärungen und der Gefahrenhinweise wurde mir etwas mulmig und ja, das war für mich ein Grenzfall, zwischen Mut überwinden und Überforderung. Das Gute beim Canyoning ist, dass du immer wieder entscheiden kannst, ob du das machen möchtest, oder nicht. Wenn du den Wasserfall dann warum auch immer doch nicht rutschen möchtest, kannst du auch zu Fuß gehen. Ist natürlich nicht Sinn und Zweck vom Canyoning, aber gibt einem eben doch das gute Gefühl, etwas "entspannter" an so eine Tour zu gehen.

Jedenfalls habe ich die Wasserfallrutsche dann auch sehr heftig empfunden. Ich weiß nicht mehr, wie viele Meter das waren. Ich war nur darauf fixiert, meine Arme ganz eng bei meinem Körper zu lassen und ich weiß noch, dass ich dann während dem Fall doch recht überrascht war, dass das mit der Luft ziemlich eng wurde. Weil irgendwie war ich glaube ich so naiv, dass ich dachte, dass ich während dem Fall wie Jesus oben auf dem Wasser wandle und noch Luft holen kann oder so. Das war dann natürlich nicht so. Bereits während dem Fall ist man wie unter Wasser.

Man tost ja mit dem Wasser gemeinsam hinunter. Gut, der Fall an sich dauert nun ja nicht lange, aber gefühlt war es für mich dann doch recht lange. Dann donnert man trotz Schwimmweste ziemlich tief ins Wasser. Das war bei mir auch der einzige Punkt der Tour, wo ich etwas die Orientierung verloren habe. Aber die Schwimmweste zieht dich dann ja eh in die richtige Richtung nach oben. Trotzdem: es dauerte für mich gefühlsmäßig ewig, auch wenn ich nicht wirklich Angst verspürt habe, aber die Luft wurde dann schon irgendwie für mich knapp.

Ein zweiter für mich bleibender Eindruck war dann der Sprung von einem Felsen in einen kleinen Strudel. Das war nicht so wild wie bei dem Wasserfall, und war für mich perfekt, weil ich meinen Mut überwinden musste, aber nicht in den Überforderungsbereich hinein ging. Der Sprung war super, auch hier taucht man natürlich ziemlich tief unter und dann ist man eben wie in einer Waschmaschinentrommel drinnen. Es war spannend zu sehen, ob und wie man da selber wieder raus kommt. Ich habe es nicht geschafft. Aber es steht ja ein Guide daneben und wirft dir ein Seil zu und mit dem kommt man dann gut raus.

Am Ende der Tour, waren wir wieder bei einem kleinen Wasserfall. Diesmal aber sehr nett. Wir stürzten uns nicht den Wasserfall hinunter, dafür war er auch "zu klein". Das Wasser floss über einen kleinen Felsvorsprung. Dahinter war wie eine kleine Höhle, das war gerade so groß, dass man sich dahinter quer hinlegen konnte. Das haben wir dann eben auch gemacht und das war schon sehr nett.

Einen Flying Fox gab es während der Tour dann auch noch. Das war kurz nach der Wasserfallrutsche. Den habe ich dann ausgelassen, weil ich irgendwie vom Wasserfall noch genug hatte. Und ebenso gab es bei einem Punkt die Möglichkeit von etwas höher ins Wasser zu springen. Das hat dann aber auch nur mein Bruder gewagt. Alle anderen haben auch das ausgelassen.

Insgesamt habe ich die Tour in ganz toller Erinnerung. Ich freue mich sehr, dass ich einmal so eine Tour gemacht habe. Inzwischen bin ich bald doppelt so alt. Die gleiche Tour würde ich nicht mehr machen. Dafür würde ich mich momentan nicht fit genug fühlen. Aber es gibt sicher auch noch mehr abgeschwächte Touren, die ich durchaus noch einmal machen würde. Wie bereits gesagt: Die Abstufungsmöglichkeiten finde ich toll beim Canyoning. Es ist an sich ein tolles Naturerlebnis, auch wenn ich Wasserfallrutschen und Co in Zukunft nicht mehr mitmachen würde.