Lübeck - Jugendamt ohne Feingefühl?

vom 29.01.2009, 22:48 Uhr

Hallo gestern berichtete eine Zeitung aus Lübeck über ein wie ich finde nicht ganz verständliches Verhalten vom Jugendamt Lübeck.

Am Dienstag vermissten Eltern in Lübeck ihren Sohn, der nach der Schule nicht nach Hause zurück gekehrt war. Die Eltern machten sich große Sorgen und riefen in der Schule und bei etlichen Freunden an. Sogar Nachbarn halfen beim Suchen doch alles blieb erfolglos. Doch nach drei Stunden klingelte das telefon und das Jugendamt war dran. Man erklärte den Eltern das man den Jungen direkt von der Schule abholte und in eine Pflegefamilie gab. Begründet wird dieser Vorfall mit dem Verdacht, das der Vater den Jungen mißhandelt haben soll. Er soll Zigaretten Kippen auf der Hand des Jungen ausgedrückt haben.

Der Vater bot darauf dem Jugendamt per Anwalt an aus der Wohnung auszuziehen, damit der Junge wieder zurück darf. Aber dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Das Jugendamt war erst einen Tag später zu einem klärenden Gespräch bereit. Doch der Mutter wird ein Kontakt mit ihrem Sohn verwehrt.

Ich frage mich, ob diese art vom Jugendamt vorzugehen wirklich die Richtige ist. Der Kleine muss doch ein ziemliches Trauma erleiden. Für mich ist es sehr unverständlich das das Jugendamt die Eltern so hat hingehalten. Ein sofortiger Anruf wäre meiner Meinung nach sehr wichtig gewesen. Dennoch finde ich es richtig das das Jugendamt bei dem Verdacht der Mißhandlung eingegriffen hat. Wenn auch mit sehr komischen Methoden.

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Fakt ist doch, dass der Junge zu Hause misshandelt wird. Davon zeugen die Brandwunden an der Hand. Zweifelhaft dürfte zunächst sein, wer das Kind tatsächlich misshandelt hat oder ob womöglich beide Elternteile daran beteiligt waren. Darüberhinaus kann es ja nach Lebensumständen und Verhalten des Vaters auch sein, dass es der Mutter garnicht gelingt dem Vater den Zugang zur Wohnung zu verwehren. Mal angenommen der Mann ist gealtätig, schlägt und unterjocht seine Frau. Dann ist es doch auch möglich, dass er sie auch psychisch weitgehend kontrolliert. Das könnte man mit dem Stockholmsyndrom bei Entführungen vergleichen. Es ist ja schließlich häufig, dass eine Misshandelte Frau erst viel zu spät oder garnicht zur Polizei geht oder auszieht, weil sie sich von ihrem Peiniger abhängig sieht. Entweder aus falscher Liebe, Angst, psycher Krankheit oder was auch immer. Ich würde als Jugendamt davon ausgehen, dass es dem Vater grundsätzlich möglich ist, wieder nach Hause zurückzukommen und ein Auszug nur ein Vorwand ist.

Ich finde das hier beschriebene Verhalten des Amtes als uneingeschränkt korrekt. Vielleicht hat das Jugendamt ja angerufen, als die Eltern nach ihrem Kind telefoniert haben oder als sie nicht zu Hause waren, weil sie ja nach ihm gesucht haben. Nur wenn sie dies nicht getan haben, obwohl sie es behauptet haben, können sie sich sicher sein, dass nicht vorher schon versucht wurde Kontakt aufzunehmen. Grundsätzlich geht die Sicherheit und der Schutz des Kindes vor und wenn nur der geringste Zweifel besteht, dass es dem Kind bei der Mutter besser geht und sichergestellt ist, dass es nicht weiter Misshandelt werden kann, sollte es in die Obhut der Mutter zurückgegeben werden. In Deutschland sollten die Jungendämter häufiger so entschlossen und konsequent handeln wie in diesem Fall.

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» da_freak » Beiträge: 240 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Im Nachhinein kann man zu vielem bereit sein um den Verdacht wegen Kindesmißhandlung abzuschwächen, wie zum Beispiel den die Bereitschaft des Vaters aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Wenn ich als Mutter merke, dass mein Kind durch den Vater meines Kindes oder irgendeiner anderen Person misshandelt wird, dann trenne ich mich von dieser Person und lasse diese Person nicht mehr an mein Kind heran und dass bevor sich das Jugendamt einschaltet und Konsequenzen zieht. Die Mutter scheint ja gewußt zu haben, dass der Vater das Kind misshandelt. Denn die Brandwunden kommen ja nicht von nirgendwas.

Die Mutter hat die Misshandlung geduldet. Warum sollte das Jugendamt dann erlauben, dass die Mutter mit dem Kind Kontakt hat und es evt. sogar beeinflusst. Misshandelte Kinder sind sehr beeinflussbar, weil sie Angst haben und eingeschüchtert sind? Ich finde es schon richtig, dass das Jugendamt erst mal eine Kontaktsperre macht, damit das Kind zur Ruhe kommt und dem Einfluss der Eltern erst mal entkommen kann.

Dass das Jugendamt erst Stunden später den Eltern Bescheid gegeben hat, dass das Kind in einer Pflegefamilie ist kann auch Gründe haben. Sie wollten vielleicht damit herausfinden, inwieweit sich die Eltern um das Kind sorgen. Wann sie bemerken, dass das Kind nicht nach Hause gekommen ist. Ob dies richtig gewesen ist oder nicht ist fraglich. Aber wenn ein Kind in einer Familie von einem Elternteil mit Absicht Zigaretten auf der Hand ausgedrückt bekommt, dann ist jede Maßnahme ok, dass Kind dort herauszuholen. Und dass der Kontakt zur Mutter erst mal unterbunden wird ist meines Erachtens auch ok. Denn erst muss eben geprüft werden inwieweit die Mutter mit dem ganzen verbunden ist und ob sie es geduldet hat, dass der Vater des Kindes das Kind misshandelt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Fakten existieren zumindest für die Öffentlichkeit hier in ganz anderer Form! Die Berichterstattung hat hier klar gestellt, dass das Kind nicht von der Schule nach Hause kam und sofort in einer Pflegefamilie untergebracht wurde. Die Kindesmisshandlung durch den Vater ist erst mal lediglich ein Verdacht. Mehr ist erst mal gar nicht fakt! Wer nun der Schuldige ist und wer vielleicht die Augen verschlossen hat ist erst mal gar nicht bekannt!

Deswegen sollte man sich dem Thema doch möglichst objektiv nähern und nicht wild spekulieren und noch irgendwelche Anschuldigungen machen. Dass es den Verdacht der Kindesmisshandlung gab und gibt ist wohl unstrittig. Und der muss wohl in den Augen eines oder mehrerer Mitarbeiter des Jugendamtes so schwerwiegend gewesen sein, dass man sich zu diesem radikalen Schritt entschlossen hat. Sicher kann es für ein jüngeres Kind eine traumatische Erfahrung sein auf diese Art und Weise aus der gewohnten Umgebung gerissen zu werden, vielleicht ist es aber das kleinere Trauma gegenüber dem was in der Familie passierte!? Ob dieser Schritt nun unumgänglich war, das kann wohl nur intern durch das Jugenamt geklärt werden.

In meinen Augen hat übrigens nur die Presse bewiesen, dass sie kein Feingefühl besitzt: einen wirklich objektiven Bericht habe ich nicht gefunden, lediglich einen der Boulevardblatt-Qualität hat und eindeutig das Jugendamt unter Beschuss nimmt. Komischerweise sind es dann aber wieder die Blätter, die als erstes aufschreien, wenn das Jugendamt vorsichtiger war und Kinder in Familien belassen, denen es dort wirklich nicht gut geht. Ja was denn nun?

Sicher sind solche Berichte nicht verkehrt, aber bitte nach abschließender Bearbeitung durch Gerichte, Jugendämter und/oder anderen Einrichtungen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich bin geschockt so etwas zu lesen. So eine kleine Brandwunde hat jeder Kind sich mal schnell zugezogen. Meist ist es ja nicht einmal das, sondern eine alte Wunde oder Narbe. Aber dann gleich das Jugendamt zu informieren ohne erstmal ein Gespräch mit den Eltern zu suchen ist nicht ok. Und das das Jugendamt die Eltern nicht informiert und die Eltern Blut und Wasser schwitzten, weil sie denken, dass Ihrem Kind was zugestoßen ist, ich weiß nicht wie ich da reagieren würde. Leider hört man immer wieder von Vorfällen mit dem Jugendamt, die übereilt reagieren.

Und bei Fällen, wo sie reagieren müssten, weil mehrere Anzeigen vorliegen, siehe Lea-Sophie aus Schwerin, da tut sich nichts. Es gab ja mal einen ähnlichen Fall mit den Jugendamt, da ging es um Kinder die von Ihrem Sportlehrer misshandelt wurden. Er hat sich an den Kindern vergangen. Er war auch schon wegen solchen Taten vorbestraft. Daraufhin wurde der Mann zuerst festgenommen, kam aber wieder frei. Er lauerte den Kindern dann immer in der Schule auf und die Kinder hatten Angst zur Schule zu gehen. Da weder die Schule noch die Polizei was unternahmen, entschlossen sich die Eltern, die Kinder von der Schule zu nehmen und auf einer anderen Schule anzumelden. Ja, nur das Jugendamt verbot dies.

Sie meinten, dass wenn die Eltern die Kinder auf eine andere Schule schicken, dann nehmen sie Ihnen die Kinder weg. Ich meine jeder von uns hier kann verstehen, was in den Eltern vorging und dann so eine Reaktion vom Jugendamt? Wie es ausgegangen ist weiss ich leider nicht, aber man hört leider Gottes immer wieder von solchen Fällen. Ich habe das Gefühl, dass das Jugendamt sich gerne bei Eltern einmischt, bei denen was zu holen ist. Ist selbst hab auch mal eine kurze Zeit im Heim gelebt und habe nur Stress mit dem Jugendamt gehabt, weil die trotz aller Argumente nicht bereit waren, mich in einer eigenen Wohnung zu betreuen.

Ich habe Lehrer aus meiner Schule (ich war eine ziemlich gute Schülerin) gebeten mit denen zu sprechen, was sie auch taten, aber ich konnte machen was ich wollte. Andere Mädels aus dem Heim, die wirklich Betreuung brauchten, um die kümmerte sich niemand. Die schwänzte die Schule und ahmen Drogen mit 14 Jahren, aber das interessierte niemanden. Ein Mädchen hauste in dem Heim, in Ihrem Zimmer wie ein Messe, aber auch das war den egal. Aber mich hatten sie auf dem Kicker. Ich bin dann mit fast 18 einfach dort abgehauen, nachdem ich meinen Abschluss in der Tasche hatte und bin dann bis zu meinen Geburtstag untergetaucht.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Fakten existieren zumindest für die Öffentlichkeit hier in ganz anderer Form! Die Berichterstattung hat hier klar gestellt, dass das Kind nicht von der Schule nach Hause kam und sofort in einer Pflegefamilie untergebracht wurde. Die Kindesmisshandlung durch den Vater ist erst mal lediglich ein Verdacht. Mehr ist erst mal gar nicht fakt! Wer nun der Schuldige ist und wer vielleicht die Augen verschlossen hat ist erst mal gar nicht bekannt!

Nachdem das Jugendamt die Eltern mit dem Vorwurf konfrontiert hat, bietet der Vater an auszuziehen. Dies ist ein Schuldeingeständnis, wozu sollte er sonst ausziehen, wenn er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen? Somit wird sehr wohl zum Fakt, dass das Kind zu Hause misshandelt wurde. Zu klären bleibt allerdings noch, inwiefern die Mutter daran aktiv oder in Form von unterlassener Hilfeleistung beteiligt war.

Nur weil ein Gericht das noch nicht amtlich festgestellt hat, ändert das nichts an den Tatsachen (jedenfalls so wie sie aus dem Eröffnungspost zu entnehmen sind - der Link funktioniert im Moment bei mir nicht).

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» da_freak » Beiträge: 240 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bei solchen Berichten ist es immer schwierig wirklich objektiv an die Sache heranzugehen, schließlich kennt man die Fakten nicht. Die Berichterstattung zu solchen Themen ist meist sehr reißerisch.

Mir tun manchmal die Mitarbeiter im Jugendamt leid, denn egal was sie tun - es kann fast nur falsch sein. Nehmen sie wegen eines vagen Verdachts ein Kind aus einer Familie und später stellt sich der Verdacht als falsch heraus, dann werden sie an den Pranger gestellt. Prüft das Jugendamt erst die Hinweise und handelt deshalb zeitverzögert oder wegen mangelnder Beweise gar nicht, dann ist es noch viel schlimmer.

Man muss aber bei allen Fehlern (die sicherlich teilweise fatal sind) auch sehen, dass die Jugendämter manchmal wegen diverser Vorschriften und Richtlinien gar nicht anders handeln können - wohl wissend dass sie möglicherweise einen großen Fehler machen. Ich jedenfalls würde diesen Job nicht machen wollen.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Naja, ich mein, im Endeffekt ist es doch egal wie das Jugendamt in entsprechenden Fällen handelt - Die Leute sind IMMER mit allem unzufrieden und finden, man hätte ganz anders handeln müssen.

Handelt es zu nachläsisg und wenig überspitzt, dann ist am Ende wieder das Geschrei groß und man unterstellt den Mitarbeitern dort, sie würden die Probleme nicht erkennen und sich nicht darum bemühen und das Wohl der Kinder stünde nicht an erster Stelle,

Handelt es aber so wie jetzt und ist rigoros (was ich richtig finde, wenn eine Misshandlung vorliegt), dann kommen auf einmal wieder Leute und haben Mtileid mit den Eltern und finden das Jugenamt eiskalt und total abgedreht.

Es ist doch wirklich schwer, einfach der Gesellschaft mal etwas recht zu machen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Auch Experten sind der Meinung, dass die Jugendämter eine höhere Instanz braucht, die sie kontrolliert. Das gibt es bisher nicht. Sie können tun und lassen was sie wollen. Wir oft gab es schon den Fall, dass Eltern Ihre Kinder weggenommen wurden und sich später herausstellte, dass nichts an den Vorwürfen dran war. Sie sind zu Gericht und haben das Sorgerecht zurück bekommen und ein Urteil in der Hand, dass die Kinder sofort zurück sollen. Und dann reagiert das Jugendamt nicht und rückt die Kinder nicht wieder raus. Wenn nicht mal mehr ein Gericht was zu sagen hat beim Jugendamt, wer dann?

Ich stimme dem zu, dass nicht alle die beim Jugendamt arbeiten, die Arbeit nicht ernst nehmen, aber leider haben die noch zu viel Macht. Und diese setzten die meiner Meinung nach an der falschen Stelle ein. Eigentlich reicht ein Verdacht, um die Familie mal zu besuchen. Das muss auch nicht weiter begründet werden. Was ja auch so ok ist. Das sollen die dann machen. Aber wenn sich eindeutig raus stellt, dass nichts dran ist, dann müssen die auch bereit sein, dies einzusehen. Wenn jedoch eine Beschwerde über eine Familie kommt und dem nicht nachgegangen wird und sei es nur durch einen Besuch, dann habe ich dafür kein Verständnis.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das Jugendamt hat hier meines Erachtens nach durchaus mal richtig und vor allem rechtzeitig gehandelt.

Der Junge selbst muss ja angegeben haben, dass der Vater ihm diese Brandwunden zugefügt habe-würde er dies bestreiten, hätte das Jugendamt keine Handhabe.

So gesehen mutet auch die Reaktion des Vaters sehr sehr dubios an-man zieht nicht aus, wenn man unschuldig ist. Mehr noch, es würde dem Kind ja auch nicht helfen, denn bei einer Mutter, die einem solchen Treiben einfach zusieht (sie wäre verpflichtet, sofort Anzeige zu erstatten) ist das Kind in keinem Fall gut aufgehoben. Auch dann nicht, wenn die Mutter aus Angst nichts unternähme, so wäre sie dann faktisch nicht in der Lage, ein Kind zu erziehen-dazu gehört auch, das Kind vor Gefahren zu schützen bzw. Gefahren abzuwenden, was hier nicht geschehen ist.

Die Angst vor Jugendämtern ist sowieso unbegründet. In der Regel handeln die erst, wenn es zu spät ist. Das das Jugendamt wahrlos Kinder grundlos in Pflegefamilien steckt hält sich hartnäckig, das tun die aber meist wirklich nur in extremsten Fällen wie dem geschilderten. Ansonsten haben Eltern zum Leidwesen viele Kinder doch erstaunlich viele Rechte, oft deutlich mehr als sie Pflichten haben.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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