Der Geist der Bücher - ein Buch über Bücher
Ich liebe ja Bücher in denen es um Bücher geht. Nun habe ich letzten Samstag ein Buch gekauft und gestern ausgelesen, in dem es genau darum ging. Es sollte sich um eine Reise durch die Weltliteratur handeln. Als ich dann Rezensionen dazu gelesen habe, kam raus, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Da hatte ich es bereits gekauft Dumm gelaufen aber gelesen habe ich es dann dennoch. Es heißt "der Geist der Bücher" und stammt aus den Federn von Christoph Wortberg und Manfred Theisen.
Kurz zum Inhalt: Ben hat seine Eltern verloren und lebt nun bei seiner Tante in New York. Er ist 19 und kommt mit Tante Lynn eigentich sehr gut aus, obwohl diese der totale Bücherwurm ist und ihn manchmal sehr damit nervt. Eines Tages wird Lynn entführt, lässt nur eine Hälfte eines Amuletts zurück. Als Ben das Amulett berührt, das er in einer Ausgabe von William Shakespeare's Romeo und Julia gefunden hatte, findet er sich plötzlich in Verona wieder.
Dort lernt er Mercutio und Julia kennen und muss miterleben, wie Romeo von seltsamen Schattenkriegern ermordet wird. Ganz anders als der Klassiker eigentlich enden sollte. Ben, Mercutio und Julia flüchten gemeinsam und erleben eine abenteuerliche Reise durch Bücher wie Moby Dick, Robinson Cruso, Madame Scuderi. Immer verfolt von Schattenkriegern, die nach und nach alle Figuren der Romane auslöschen, um die durch einen von ihnen zu ersetzen.
Ben erkennt, dass er die zweite Amuletthälfte und seine Tante finden muss, um die Welt der Literatur wieder in Ordnung zu bringen. Es entsteht eine wilder Lauf durch die Literatur und eine nette Liebesgeschichte.
Natürlich merkt man bereist von der ersten Seite an, dass es sich um einen Jugendroman handelt. Der Schreibstil ist einfach und verständlich, die Monologe sind teilweise sehr naiv und kindlich gestaltet und die Geschichte ist insgesamt sehr lückenhaft und wenig detailliert. Als exzessiver Leser muss man in diesem Buch vieles als gegeben hinnehmen, bei dem mir normalerweise die Haare zu Berge stehen würden Und wie bereits erwähnt ist die Geschichte keinesfalls kohärent geschrieben. Es entstehen beim Lesen Fragen, auf die sich keinerlei Antworten finden lassen und etwas mehr Tiefe würde dem Roman nicht schaden.
Auch bei den Monologen wird es einfach klar, dass das Zielpublikum deutlich jünger angesiedelt ist, als ich es bin Teilweise sind diese nämlich so naiv und unerfahren gestaltet, dass man schon schmunzeln muss. Dennoch finde ich die Idee des Buches gut, eine Reise durch die Literatur. Die Geschichte an sich hat einen Spannungsbogen und auch wenn bereits nach wenigen Seiten klar ist, wie sie endet, gibt es doch ein paar unerwartet Momente.
Für Leseratten ab 20 aufwärts ist der Roman sicherlich wenig reizvoll, hätte ich mich nicht rein vom Titelblatt verführen lassen, sondern mal reingelesen, hätte ich ihn nicht gekauft. Aber für junge Leser, im jugendlichen Alter zwischen 12 und 15, ist der Roman wirklich empfehlenswert. Zudem denke ich, dass er die Lust auf die im Buch erwähnten Bücher steigert und so auch das Lesen der anderen Romane erstrebenswert wird. Nicht übel wenn man bedenkt dass hier lauter Klassiker angesprochen werden
Kennt ihr das Buch? Mögt ihr Bücher über Bücher und regt euch dass dann auch zum Lesen eben jener erwähnten Bücher an? Also mich schon, würde ich die im Buch erwähnten Wälzer nicht kennen, hätte ich sie mir zugelegt Glaubt ihr, dass das auch auf Jugendliche so wirkt? Wird Literatur dadurch eventuell spannender?
Hallo,
das hört sich interessant an.
Ich habe mal ein ähnliches Buch gelesen. Es war von Walter Mörs und heisst die Stadt der träumenden Bücher.
Darin geht es um eine Fantasywelt, in der sich alles um Literatur dreht. Jeder Mensch, nein falsch, Menschen sind dort eher selten, also jede Figur dort hat irgendetwas mit Literatur zu tun. Entweder schreiben sie selbst, oder stellen Papier her oder machen Tinten, oder züchten Schweine, um aus deren Haut Leder für Bücherienbände zu machen. Es ist wirklich kurios, wie viel sich Moers hat einfallen lassen. Man merkt, dass er in diesem Werk seine Leidenschaft für Bücher und Geschichten ausgelebt hat.
Der Protagonist ist Schriftsteller und hat wohl Begabung, ist aber noch nicht so wirklich gut. Er bekommt einen Hinweis auf einen Text, der perfekt ist. Jeder, der den Text gelesen hat, ist hin und weg, weil der Text so ohne Makel ist. Naja, Moers macht das noch etwas deutlicher. Beispielsweise gibt es so kleine Männchen, die von gewissen Leuten gezüchtet werden, mit denen man dann Experimente machen kann. Ich weiß jetzt nicht mehr wie sie heissen. Egal. Denen wird der Text vorgelesen und alle sterben sofort. Aber nicht, weil der Test so schlecht war, sondern weil sie es nicht aushalten konnten, wie gut der Text war. Das kommt allerdings erst raus, als man die Männchen später unter einem Mikroskop untersucht und entdeckt, dass sie alle ein breites Grinsen im Gesicht haben. Sie waren eben sehr sensibel.
Jedenfalls muss der Schriftsteller eine ewige Odysee durchleben und lernt dabei das ganze Land kennen. Und dabei wird dem Leser die komplette Welt der Literaturschaffenden vorgestellt. Das tolle an diesem Buch ist die Phantasie von Moers. Man möchte danach einfach selbst auch dort wohnen und schreiben.
Ich glaube, nachdem ich soviel darüber berichtet habe, werde ich mich jetzt selbst an meinen Schreibtisch setzen, und mir Stift und Papier zur Hand nehmen und eine eigene Geschichte produzieren. Vielleicht stelle ich sie dann mal hier im Forum Online. Wisst ihr ob es einen entsprechenden Threat gibt, wo sich Jungautoren austoben können. Dieses Forum wäre ja der ideale Ort dafür, weil es hier ja wirklich zu jedem Thema ein paar Leute gibt, die etwas beizutragen haben.
LG, Argyll
Hi,
Das Buch von Walter Moers, Die Stadt der träumenden Bücher, habe ich inzwischen selbst gelesen und bin begeistert. Es ist ebenfalls ein Buch über Bücher. Allerdings sehr viel ausgereifter und durchdachter als den Roman, den ich euch oben vorgestellt habe. Das Buch ist echt sehr zu empfehlen. Als Lesefreund geht einem dabei das Herz über.
In diesem Roman gibt es lebende, gefährliche, giftige Bücher. Es gibt Zwerge die nichts anderes tun als auswendig lernen, es gibt tausender Antiquariate, kurzum, es hat alles mit Literatur und Büchern zu tun. Vergleicht man nun Moers und Worthberg/Theisen, so muss man ganz klar sagen, dass das Gespann Worthberg/Theisen Anfänger sind. Moers liefert eine zu beeindruckende Welt, an die man kaum herankommt.
Dennoch waren zumindest aus meiner Sicht einige Textpassagen unnötig. Moers hat unglaublich viel Phantasie, für das Buch Die Stadt der träumenden Bücher bekam er ja auch den Phantastik-Preis 2005 verliehen. Aber genau da habe ich das Gefühl, dass er das stellenweise auch beweisen will. In manchen Passagen wird seitenweise dargestellt, welche absurden Autoren und Büchernamen es gibt. D.h. es wird nichts anderes geschrieben als seitenweise Textauszüge von Büchern, die in seiner Phantasiewelt erschienen sind.
An einer anderen Stelle rezitiert Moers seitenweise Gedichte seiner Autoren in der Phantasiewelt. Wiederum ohne dass etwas an der Handlung selbst geschieht. Diese Passagen zeugen zwar von unglaublicher Einfallskraft, aber sie hindern den Lesefluss und sie sind extrem ermüdend-ich habe diese Seiten jedes Mal überblättern müssen.
Nichtsdestotroz: die eigentliche Geschichte ist einfach umwerfend gut geschrieben, sie besitzt eine unglaubliche Dichte, man entdeckt keinerlei Lücken und obwohl sich alles in einer Phantasiewelt abspielt, glaubt man dem Autor jedes Wort. Wer also ein Buch über Bücher sucht, sollte meinen ersten Buchtipp vergessen und sich statt dessen an Walter Moers halten.
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