Architekt findet bei Sanierung unberührte DDR Wohnung

„Architekt findet bei Sanierung unberührte DDR- Wohnung“ lautete eine der heutigen Schlagzeilen in der Mitteldeutschen Zeitung. Im Leipziger Stadtteil Reudnitz wurde eine Wohnung geöffnet die offensichtlich schon seit 1989 verlassen wurde und seit dem nie wieder betreten wurde. Der Bewohner hat sich nach Angaben der Zeitung vermutlich damals fluchtartig abgesetzt.

Mal abgesehen von der interessanten Unversehrtheit der Wohnung nach so langer Zeit, ich wäre bei der Öffnung wirklich gerne dabei gewesen, frage ich mich, wie ist so etwas möglich? Gibt es keinen Vermieter dem auffällt, dass er schon seit fast zwanzig Jahren keine Miete mehr bekommt? Nachbarn die nicht bemerken dass die Wohnung nicht bewohnt wird? Standen nie Handwerker vor der Tür weil in dem Haus seit dieser Zeit nichts saniert wurde? Gab es keine Energieversorger, die ihr Geld haben wollten. Ich kann das einfach nicht begreifen und hielt den Artikel erst für einen verfrühten Aprilscherz.

Was haltet ihr davon?

Von Vermieterseite her kann das durchaus passieren. Vielleicht wurde die Wohnung einfach mal als unvermietbar eingestuft und daher wurde gar nciht mehr mit einer Mietzahlung gerechnet. Entsorgen lassen kostet Zeit und Geld und wenn ein Haus sowieso erstmal leer stehen gelassen wird und es evt. später einmal zu modernisieren oder vielleicht doch mal abzureißen, dann lässt man Wohnungen einfach auch unberührt.

Bei manchen Objekten waren ja auch die Besitzverhältnisse jahelang ungeklärt, vielleicht handelt es sich ja auch um ein solches Haus. Ob es überhaupt noch Nachbarn gibt, geht aus dem Arktikel auch nicht hervor, vielleicht stand das ganze Haus ja schon seit Ewigkeiten leer.

Auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich anmuten und es kommt sicher nicht oft vor, aber ich denke, sowas kann durchaus vorkommen.

Ich denke das ist durchaus realistisch, wenn man die Umstände bedenkt. Wenn der Besitzer sich 1989 abgesetzt hat ist sein Verschwinden genau in die Wendezeit gefallen. Zu der Zeit war eh alles im Umbruch, da wird ein plötzlich verschwundener Nachbar wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen sein. Vielleicht hatte er auch nicht so viel Kontakt zu den Nachbarn und vielleicht sind zu der Zeit auch noch andere Leute weggezogen, was auch dazu beigetragen hätte, dass das Verschwinden nicht aufgefallen ist.

Wie mein Vorredner schon gesagt hat - bei nicht wenigen Objekten waren die Eigentumsverhältnisse ja jahrelang nicht geklärt. In der Zeit werden dann natürlich keine Modernisierungen durchgeführt und später hat es sich vielleicht für den neuen Besitzer auch nicht gelohnt, weil dank Abwanderung weniger Wohnungen benötigt worden sind und gerade Plattenbauten und unrenovierter Altbau wohl schlecht zu vermieten waren.

Ich habe mal ein wenig rum gesucht, und noch einen weiteren Bericht gefunden. So wie es aussieht, ist der Bewohner wohl abgehauen, weil er mit dem Gesetzt in Konflikt gekommen ist. Ich habe einen längeren Bericht gefunden, in dem auch einige Bilder enthalten sind, wer also an DDR-Nostalgie Interesse hat, der kann ja mal reinklicken Warum sich allerdings niemand schon früher um die Wohnung gekümmert hat, steht nicht da, allerdings, dass es wohl nicht so Selten ist, verlassene Wohnungen aus DDR-Zeiten zu finden, ungewöhnlich wäre eben nur, dass sich in der Wohnung keine West Produkte befinden, bis auf einen Deoroller.

Danke für den schönen Link und die Recherche, ich habe mir die Fotos gleich angeschaut. Ich finde den Fund einfach toll und kann den Architekten gut verstehen wie er sich fühlte. Wobei ich immer noch ein paar kleine Zweifel habe ob diese Nachricht nicht vielleicht doch getürkt ist. Ich denke mal, das wird noch nicht die letzte Information dazu sein.

Na, ich befürchte mal, da kann man nichts mehr herausfinden, der Fund war im letzten Sommer, also vor einem halben Jahr und die Wohnung ist nun geräumt und saniert, da wird man wohl nicht mehr all so viel hören, eventuell durch den Artikel noch Leute, die den Menschen kennen, der da mal gewohnt hat, wenn sie sich denn zu ihm bekennen wollen. Denn was da im Artikel stand, war er ja wohl kein sehr zuverlässiger Zeitgenosse. Oder er meldet sich selber, weil er gelesen hat, dass sein olles Gerümpel heute so einiges Wert ist. Du hast also doch vielleicht nicht so unrecht, dass man da noch was hören könnte.

Vielleicht sollte man auch mal mehrere Schritte zurück in das 1989 springen. Das waren ja wirklich sehr turbulente Zeiten.

Den ehemaligen Bewohner würde ich nun nicht gleich kriminalisieren. Denn in der DDR waren auch Dinge strafbar, die heute kaum vorstellbar sind. Wer weiß weswegen der Mann eingesessen hat. Und dass er sich in den Westen Deutschlands abgesetzt hat, scheint ziemlich klar zu sein. Es war ja auch bei weitem nicht der Einzige, der alles zurück ließ, im guten Glauben im goldenden Westen würden einem die gebratenen Tauben nur so in den Mund fliegen.

Und dass der fehlende Mieter nicht weiter auffiel ist wohl auch den Wirren der Wende zuzuschreiben. Denn wie schon erwähnt war er nicht der Einzige, zum anderen waren Wohnungen der entsprechenden Kombinate so unvorstellbar günstig (und das inklusive Fernheizung und Wasser), dass es wohl bei einem etwas gefüllten Konto einige Zeit gedauert hat, bis da keine Abbuchungen möglich waren. Irgendwann dann vielleicht ein neuer Besitzer und da der Wohnungsmarkt in Leipzig ohnehin mehr als gesättigt ist, ist diese Wohnung dann eben schnell mal knapp 20 Jahre unbewohnt.

Und bis die Wirrungen der Wendezeit beendet waren, dauerte es schon Jahre. Ich selbst kenne mehr als einen Haushalt, der über 10 Jahre unbemerkt nicht an das öffentliche Wassernetz (trotz schon immer bestehendem Anschlusszwang) angeschlossen waren.