In eine Lüge verstrickt sein

vom 21.01.2009, 19:04 Uhr

Wie ist es bei euch? Habt ihr euch schon einmal so sehr in eine dumme Lüge verstrickt, dass ihr nicht mehr aus der Sache herauskamt und es sogar noch schlimme Folgen für euch oder andere Menschen hatte?

Meine einzige große Lüge war in der vierten Klasse. Die war aber auch schlimm genug. Es war damals so, dass ich extreme Probleme mit Mobbing in meiner Klasse hatte. Zwei meiner Klassenkameraden haben das sehr häufig übertrieben und es war gar nicht so viel psychisches, sondern eher körperliche Gewalt. Ich bin also schon mit einer gewissen Angst in die Schule gegangen und habe mich demnach auch sehr unwohl gefühlt. Nun war ich zu der Zeit auch noch im Hort nachmittags und die beiden aus meiner Klasse dummerweise auch.

Da ging es im Hort dann direkt weiter mit dem Verprügeln, Diskriminieren und Schikanieren. Einmal haben die beiden es dann total übertrieben. Wir durften als wir fertig mit essen waren aufstehen und schon rausgehen. Dann sind die beiden kurz nach mir fertig geworden und haben mich dann auf der Treppe eingeholt. Der Spielplatz war hinter der Ecke des Hauses, der Schulhof war demnach auch noch komplett leer. Jedenfalls haben die dann diese Chance genutzt und mich geschnappt, in einen Busch gezerrt und dort zusammengetreten. Der „Höhepunkt“ war dann, dass sie ein Messer dabei hatten und mich damit bedroht hatten. Die wollten mich umbringen, wenn ich irgendjemandem etwas sage. In dem Moment habe ich denen das auch aufs Wort geglaubt.

Nun hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes eine Todesangst. Dieser Vorfall lastete auch total auf mir und ich konnte es nicht vermeiden es zu Hause zu erzählen. Allerdings wusste ich, dass meine Eltern da etwas unternehmen würden und dann herauskäme, dass ich doch etwas gesagt habe. Da mir mein Leben ganz lieb war, habe ich es dann so erzählt, wie es war, nur eben erfunden, dass die beiden eine Maske getragen haben und ich daher nicht weiß, wer es war.

Interessant war, was dann so ins Rollen kam – nur durch die Tatsache, dass die beiden maskiert waren. Meine Direktorin hatte sich mit mir unterhalten und zwei Hortnerinnen haben sich die blauen Flecke von den Tritten angeschaut.

Irgendwie meinten die dann, dass die Flecken ja total alt seien usw. Das war aber nicht der Fall. Die stammten wirklich von dem Vorfall. So, nun hatte meine Hortnerin mitbekommen, dass ich mich gar nicht mit den beiden Typen aus meiner Klasse verstehe und sie wusste, dass die an dem Tag kurz nach mir rausgegangen sind. Deshalb hat sie die beiden zu sich geholt und sie direkt darauf angesprochen und ihren Verdacht geäußert. Dann haben die beiden es zugegeben und ich war letztlich aber der „Böse“.

An dem Tag bekam ich noch Ärger und die aus meiner Klasse gar nicht. Am nächsten Tag dasselbe noch einmal von meiner Klassenlehrerin. Die beiden Täter hat sie gar nicht benannt oder irgendwie kritisiert.

Schockierend aus meiner heutigen Sicht ist, dass die Maske alles ausgemacht hat. Nur deshalb war es wichtig, obwohl die Tat an sich doch das Schlimmste daran war. Als der Aspekt nicht mehr da war und es nur noch um die Gewalt ging, war das alles wieder uninteressant.

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» Tidus9 » Beiträge: 275 » Talkpoints: 2,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir ist so etwas zum Glück noch nie passiert. Und genau aus diesem Grund versuche ich auch so wenig wie nur möglich zu lügen, weil so etwas mal ganz schnell schiefgehen kann. Wie sagt man so schön: Eine Lüge kommt selten allein. Denn wenn es sich wirklich um eine große Lüge handelt, wird man meistens noch mehrere brauchen, um sie aufrecht zu erhalten. Das könnte ich allein schon aus Gewissensgründen nicht machen und aus dem einfachen Grund, dass ich mir all die Lügen gar nicht merken können würde. Es würde wahrscheinlich in einem Desaster enden.

Aber wenn man erst einmal gelogen hat, steht man natürlich vor der Wahl, wenn man darauf angesprochen wird: Entweder man denkt sich noch einmal eine kleine Lüge aus, um die Illusion aufrecht zu erhalten, oder man gesteht wirklich, dass man die Person angelogen hat und outet sich damit als Lügner. Ich denke, dass jedem in solch einer Situation erst einmal die erste Möglichkeit erträglicher erscheinen wird. Man hält die Lüge dann sowieso nur für eine kleine Lüge und man möchte ja auch niemanden verletzen, werden sie ja die meisten sagen.

Aber damit lügen sie sich im Prinzip selbst an, denn jeder wird wissen, dass man eigentlich nicht noch einmal lügt, um jemand anderes zu schützen, sondern eigentlich, um sich selber nicht die Blöße geben zu müssen, das fällt daher wohl eher unter Selbstschutz und davon kann man wohl bei den meisten ausgehen und die meisten werden sich das auch eingestehen müssen, wenn sie näher darüber nachdenken. Ebenso falsch kann die Annahme sein, dass das die letzte Lüge ist und man danach ehrlich sein wird. Je öfter man in einer bestimmten Sache lügt, desto schlimmer wird es eigentlich und desto schlimmer ist auch das Gefühl beziehungsweise die Situation darauf angesprochen zu werden, da wird jeder sich erst einmal weiter für Variante 1, eine neue Lüge, entscheiden, einfach weil viele zu feige sind, um dann in so einer Situation die Wahrheit zu sagen.

Meistens kann so etwas erst beendet werden, wenn die ganze Sache auffliegt, was natürlich unendlich unangenehm für alle Beteiligten ist. Tausend Mal unangenehmer, als wenn man einfach von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte. Teilweise klärt sich die Sache auch schon vorher. Wenn der Lügner entweder seinem schlechten Gewissen nicht standhalten kann oder weil er sich in seiner Lüge einfach selber nicht mehr zurecht findet und einfach somit nicht mehr in der Lage ist, sie aufrecht zu erhalten. Das ist in meinen Augen fast genauso schlimm, wie wenn man beim Lügen erwischt wird. Von daher kann ich wirklich jedem nur dazu raten, am besten überhaupt nicht zu lügen, die Wahrheit ist meistens wesentlich weniger schlimm als die Folgen einer Lüge es sein können.

Aber trotzdem verstehe ich auch, warum du damals in dieser Situation gelogen hast. Gerade, wenn man noch sehr jung ist, kann man die Folgen seines Handelns noch nicht besonders gut einschätzen und begeht gerade in diese Richtung schnell mal einen Fehler. Im Nachhinein kann man da nur noch aus seinen Fehlern lernen, aber sicher ist es auch wichtig, dass an so eine Erfahrung mal gemacht hat, vielleicht nicht in diesem Ausmaße, aber ich bin mir sicher, dass du damals deine Lektion gelernt hast.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das kann doch echt nicht wahr sein, dass das damals so abgelaufen ist bei dir oder (Ich will dich jetzt nicht in Frage stellen ich bin nur so schockiert). Es ist einfach schrecklich das sowas auf Deutschen Schulhöfen ständiges aufs Neue abläuft!

Es tut mir wirklich Leid für dich was da abgelaufen ist und es macht mich ehrlich gesagt wütend dass sich deine Lehrer damals als Lehrkraft für die Grundschule bezeichnen durften! Bei so einem Fall kann man doch nicht die Augen einfach zu kneifen! Ich mein klar, lügen ist falsch und sowas soll man Kindern auch früh beibringen, aber so extrem Frühkriminelle in einem solchen Ausmaß mit Todesdrohungen unbestraft lassen? No Go!

Ich kann das einfach nicht verstehen dass das so ablaufen kann. Schließlich hast du auch nur zum Selbstschutz gelogen was in deinem damaligem Alter total normal war! Ich drifte jetzt zwar vielleicht ein bisschen vom Thema ab aber ich bin einfach total empört! Mit dem Mobbing wird das sowieso immer schlimmer in den Schulen das fängt auch viel früher an heutzutage... Gegen sowas sollte aggressiv vorgegangen werden das ist meine Meinung dazu.

Aber um auf dein eigentliches Thema zurück zu kommen: Das Problem mit der Lüge kenne ich, lügen tut sowas jeder mal das liegt einfach in der Natur des Menschen ;) Ich habe mal gelogen als ich gerade neue Freunde, die für mich total cool rüberkamen, kennen gelernt habe. Ich wollte einfach auch so sein wie sie. Ich meine sie mochten mich auch wohl so aber trotzdem wollte ich auch irgendwie was besonderes sein.

Ich hab einfach bei allen über meine Herkunft gelogen ich hab erzählt ich sei zur Hälfte Ausländerin. In meinem Umfeld waren viele zur Hälfte Ausländer ich wollte einfach irgendwie dazu gehören, hab mir sogar von der Sprache Schimpfwörter rausgesucht die ich dann angewendet hab (das war ziemlich unreif aber ich war auch erst 14).

Naja irgendwann als meine Freunde meine kleine Schwester kennen gelernt hatten kam das alles raus und keiner hat mir mehr so wirklich vertraut. Kontakt habe ich immer noch mit den Leuten aber richtig gute Freunde werden wir wohl nie wieder werden (was eigentlich schade ist). Aber wenigstens hab ich daraus gelernt ;)

Also ich kann dich zwar verstehen aber dein Fall ist trotzdem ziemlich hart, das ganze hätte nie so ablaufen dürfen!

» Tomsschatzz » Beiträge: 46 » Talkpoints: -0,98 »



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