Wie fotografiert man Menschen richtig?

Meine Freundin möchte ihren Eltern zu Weihnachten 2009 etwas ganz Besonderes schenken. Also habe ich mir mit ihr zusammen überlegt, dass zum Jahresende ein sehr individueller Kalender wunderbar passen würde. Und zwar haben wir vor Fotos von ihr in ihrer Umgebung dort zu machen, die dann auf die 12 Monate aufgeteilt werden. Interessant wird dabei sein, dass sie ihr Outfit dementsprechend wechselt, sodass es zur Jahreszeit passt. Wird sicher jetzt zur kalten Jahreszeit nicht so toll sein mit einem knappen Rock oder ähnlichem herumzulaufen (was dann z.B. für den Sommer passen würde), aber wir bekommen das schon hin.

Ich bin Hobbyfotograf und kenne mich also mit dem Grundlegenden im Fotografieren aus. Technisch besitze ich auch gute Vorraussetzungen mit meiner Spiegelreflexkamera von Canon.

Mein Problem ist jetzt, dass ich bisher eher auf Gegenstände, Landschaften und Architektur fixiert war, wenn ich Fotos gemacht habe. Bilder von Menschen habe ich eigentlich nie gemacht. Deshalb bin ich da noch recht unerfahren. Damit die Fotos für das Geschenk trotzdem gut werden, benötige ich also eine entsprechende Anleitung, Tipps, Beispielbilder etc., damit ich ein Gefühl dafür bekommen kann. Es sollte schon möglichst professionell werden.

Falls jemand aus eigener Erfahrung berichten kann, wäre das auch hilfreich. Ansonsten sind hilfreiche Links und Tipps gern gesehen.

Hallo!

Also zuerst einmal solltest du auf eine gute Beleuchtung achten. Nur mit Kamerablitz wird das nix. Ganz wichtig sind auch die Einstellungen der Kamera, was Innen- bzw. Außenbereich betrifft. Wenn du beispielsweise nur Innenaufnahmen in gut augeleuchteten Räumen machst, hast du nicht so viel zu beachten oder einzustellen, als wenn du draußen bei völliger Dunkelheit fotografierst.

Da du aber vorhast, die Jahreszeiten darzustellen, wirst du wohl auch ein paar Aufnahmen in dunkler Umgebung machen. Dazu kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass du ganz unbedingt ein Stativ brauchst.
Ansonsten hat man nur unschöne verwackelte Fotos. Dann sollte deine Kamera auch eine "Nachteinstellung" haben bzw sollten sich die Belichtungzeiten einstellen lassen. Das ist auch sehr wichtig für bestimmte Details, die du sonst auf dem Foto verlierst. Da solltest du verschiedene Zeiten versuchen, da man ab und zu durch die verlängerte Belichtungszeit ein Rauschen auf den Bildern hat.

Des weiteren ist eigentlich nur deine/eure Kreativität gefragt, probiert verschiedene Posen, Orte und Tageszeiten. Wenn die Wetterverhältnisse nicht stimmen kann man das ganze oft mit Photoshop sehr schön hinzufügen (wie Regen ,Schnee, Licht, andere Effekte), ohne weitergehende Kenntnisse in dem Programm zu haben.

Was die Bildaufteilung angeht, kenne ich folgende Regeln bzw. Empfehlungen: das Verhaeltnis zwischen Landschaft und Himmel sollte immer zwei zu eins (oder umgekehrt) sein. Also niemals den Horizont genau in die Bildmitte legen.

Personen sollten ebenfalls nicht mittig im Bild stehen, lieber im rechten oder linken Drittel. Das gilt aber vor allem fuer die ueblichen Urlaubs-Sightseeing-Aufnahmen, in denen eben das eigentliche Objekt des Interesses, also ein Gebaeude, ein Berg, etc. im Vordergrund stehen soll. Da stellt man die Person eben nicht davor, sondern seitlich daneben.

Direkt frontal zur Kamera stehen und in die Kamera schauen wirkt oft etwas kuenstlich und gestellt. Lieber seitliche Ansichten ausprobieren. Und natuerlich sollte die Person nie einfach nur so dastehen, sondern ein bisschen posieren, meist ergibt sich das aber aus dem Hintergrund, was man machen kann. Z.B. bei einem Baum halb dahinter verstecken und hervorschauen, den Baum seitlich umarmen, dagegenlehnen o.ae.

Bei Gegenlicht hilft es oft, den Blitz einzuschalten, damit die fotografierte Person nicht "im Dustern" steht, sondern richtig beleuchtet wird.

Wichtig ist neben dem technischen (gute Ausleuchtung, richtiger Weißableich), vor allem, NATÜRLICHKEIT, nichts gestelltes, nichts starres. Du musst schauen, dass sie sich wohl fühlt und, naja wie soll ich´s sagen, dir vertraut und sich fallen lässt, praktisch wenn´s die fotografierte Person deine Freundin ist

Auch deine Stimmung ist wichtig, die überträgt sich auf die Fotografierte. Deshalb bleib selbst als Fotograf nicht still stehen, bewege dich natürlich, laufe herum, gehe einmal auf Distanz und dann komme ihr mit der Kamera wieder ganz nah, rede mit ihr, auch sie soll mit dir reden.

Ich finde die Serienbildfunktion der meisten Kameras bei Aufnahmen mit Menschen ganz gut. Denn die Mimik und Gestik ist so vielfältig und fliessend, dass man meistens den "richtigen" Moment mit dem Auslöser verpasst und die Serienbildfunktion erhöht da die Chance

Ansonsten gilt wohl vieles ähnliches wie bei Architektur und Natur auch: Das Motiv genau in der Mitte wirkt meistens öde, lieber nach links oder rechts oder oben oder unten schieben. Versuch Bewegung einzufangen, interessante Blickwinkel oder auch Details oder Nahaufnahmen können echt gut wirken!

Probieren, spielen und entdecken!

Viele wichtige Aspekte wurden bereits genannt. Einen Tip habe ich dennoch noch für Dich.

Bei Fotografien von Menschen im Portrait-Stil wirkt es am besten, wenn der Hintergrund leicht unscharf ist, so dass vom Hauptmotiv, in diesem Fall der Person, nichts ablenkt. Hintergrundschärfe erhälst Du durch die Wahl einer großen Blende, die durch eine ziemlich kleine Zahl beschrieben wird (F 3.0 - F 4.0 wären hierbei angemessen).

Einen optimalen Weißabgleich empfinde ich auch als sehr wichtig. Ein Stativ sowie Fernauslöser gehören zur Standardausrüstung für einen ambitionierteren Hobbyfotografen, sind allerdings bei Portraitfotos nicht so wichtig wie bei Landschaftsaufnahmen. Bei Fotos von Menschen sollte man auf Langzeitbelichtungen, für die man ein Stativ unbedingt benötigt, verzichten. Kein Mensch kann wirklich unbewegt sitzen oder stehen bleiben, selbst wenn es zunächst so scheint.

Ich habe keinen technischen Tip für dich, dafür aber einen ganz entscheidenden, der bis jetzt nur leicht angerissen wurde zum Thema Natürlichkeit. Selbstverständlich sollen Bilder nicht gestellt rüberkommen, doch für manch einen gestaltet es sich sehr schwierig genau in so einem Moment nicht gestellt zu erscheinen. Ein wenig wie bei dem guten alten Spruch: "Sag/Erzähl doch mal was!". Da fällt einem ja meist auch nichts Spannendes ein.

Ich finde es daher sehr wichtig, dass man dem Model Anweisungen gibt. Viele Menschen wissen ihre Mimik und Körpersprache nicht gezielt einzusetzen und wissen daher, ohne sich im Spiegel zu sehen, auch nicht ob sie krumm stehen, entspannt aussehen oder verkniffen grinsen.

Wenn man wirklich schöne (annähernd professionelle) Bilder hinbekommen möchte, kann man sich ja auch vorher mal Werbebilder oder andere Aufnahmen anschauen und Anregungen zu Posen holen. Das Model könnte vorher auch schon ein paar Posen vor dem Spiegel üben. Während des Shootings hilft dann wirklich die Anweisung durch den Fotografen.